Mal was ganz anderes...
ich hab mal ne Frage an euch!
Ich habe einen Bruder, der 6 Jahre alt ist. Er hat seit einiger Zeit einen Freund(8 Jahre) der schon sehr lange an Krebs erkrankt ist. Jetzt ist es leider so weit, dass die Ärzte nichts mehr für den Jungen tun können. Er ist voller Metasthasen(?) bis in den Kopf und sie warten nur noch, das sein Herz aufhört zu schlagen.
Das ist sicherlich alles schon schlimm genug für meinen Bruder, denn mit sechs Jahren schon einen Freund zu verlieren muß sehr hart sein. Der Hammer ist aber jetzt, daß meine Mutter mit dem Jungen zu der Beerdigung gehen will! Ich finde das unmöglich!!! schlimm genug das er schon so früh mit dem Tod konfrontiert wird, muß das sein, das er da schon auf eine Beerdigung geht. Vor allem will meine Mama Ihm erzählen, das Patrick jetzt ein Stern am Himmel ist und dann die Beerdigung. Vorallem kann ich mir vorstellen, das das für die Psyche eines Kindes der Horror sein muß...
Was haltet Ihr davon, habt Ihr schonmal Erfahrungen mit solchen Situationen gemacht?
LG
Sandy
Warum denn nicht?
was ist so schlimm an einer Beerdigung?
Das ist doch das Beste, was sie machen kann.
Ich finde es selbstverständlich, dass der Junge mitgehen soll, auch er soll Abschied nehmen dürfen und auch wenn es in diesem Moment schwer ist, ist es für den Jungen auch der Abschied vom Freund.
Der Junge wird auch so mit dem Tod konfrontiert, er weiß ja, dass der Freund stirbt/gestorben ist.
Erst wenn er nicht Abschied nehmen kann, wird er evt. darunter leiden!
Mit 6 Jahren ist er alt genug, zu verstehen, dass der Junge jetzt eben nicht mehr lebt und dass der Körper dann begraben wird. Die Idee mit dem Stern finde ich auch gut.
Was soll daran schlimm sein?
Ich fände es viel schlimmer, wenn der Freund dann einfach "weg" ist, was erzählt man dem Jungen dann?
Der Tod gehört zu der Gesellschaft dazu, auch wenn es für alle hart ist.
Unter eine Käseglocke kann man auch den Jungen nicht stecken, der Freund ist ja auch weg.
Selbst jüngere Kinder werden mit dieser Begründung mit zu Beerdigungen genommen.
Ich habe, mit entsprechender Vorbereitung der Kinder, gute Erfahrungen gemacht (mit Kindern auf Beerdigungen).
Simone (Erzieherin)
teil 2
Aber auch der Junge soll trauern können und er hat mit dem Grab einen Platz, wo er hingehen kann, wenn er traurig ist.
Nur so können die Kinder begreifen, was geschehen ist.
Er soll auf jeden Fall mit zur Beerdigung gehen, denn er sieht auch, dass viele Leute trauern und er nicht alleine damit ist.
Ihn einfach auszuschließen halte ich auf jeden Fall für falsch.
Mit dem Tod umgehen muss er so und so - und mit der Beerdigung schafft er das evt. leichter.
Oder wie soll er das sonst verarbeiten? Was soll dem Jungen sonst erzählt werden?
Es gibt auch einige gute Bilderbücher zum Thema, wenn Interesse besteht, dann such ich die mal raus.
gruß
simone
Sorry, habe das Gleiche ohne deins zu lesen...
Re: Mal was ganz anderes...
ich weiss, es ist ein miserabler Vergleich, aber als ich ein Kind war und mein Meerschweinchen starb, war es fuer mich sehr schlimm, dass es kein Grab gab und ich mich nicht verabschieden konnte. Meine Eltern hatten das Tier gleich zur Obduktion gebracht und dann war es "weg". Ich finde, eine Zeremonie kann dabei helfen, sich zu verabschieden und den Tod zu akzeptieren.
LG
Berit
Re: Mal was ganz anderes...
also ich finde auch das es das beste ist was Deine Mutter machen kann.Ich denke mal das Dein Bruder weis das sein Freund krank ist.Meine Nichte war ungefähr gleich alt wie Dein Bruder als mein Opa gestorben ist.Mein Neffe sogar noch zwei jahre jünger.Mein Opa hatte auch Krebs und es gab keine Chance mehr für ihn.Meine Schwester hat die Kids mit ins Krankenhaus genommen,so wußten sie das der Uropa krank ist.Sie hat den beiden dann erklärt das Opa nicht mehr lange bei uns bleiben wird,das er sehr krank ist und es keine Medizin für ihn gibt die ihn gesund macht.Als er dann gestorben war hat sie sich mit ihnen zusammen gesetzt und ihnen gesagt das Opa uns jetzt verlassen hat und jetzt zu Oma in den Himmel geht.Auch bei der Beerdigung waren sie dabei.Sie haben auch geweint klar,aber es war wirklich das beste.Beide haben es sehr gut verkraftet.Meine Nichte redet auch manchmal mit ihm.Da schaut sie dabei in den Himmel.Oder sie kommt auch mal und fragt ob wir Opas Grab besuchen.Ich finde das viel besser als erst mal erklären zu müßen warum die Person nicht mehr da und wenn sie dann älter sind und es herausbekommen was wirklich los ist,ist das noch viel schlimmer.Aber das ist eben meine Meinung
LG Tascha
Re: Mal was ganz anderes...
Daniela
Re: Mal was ganz anderes...
Gerade wenn du mit Kinder anfaengst Trauerarbeit zu leisten, kannst du sehr viel von ihnen lernen, weil sie natuerlich mit Leben und Tod umgehen, und die Angst nich nicht haben die wir haben.
Ich selber hatte eine Freundin die mit 10 Jahren an Krebs gestorben is, und wenn ich mich an viele Gespraeche mit den Eltern erinnere, so kann ich jetzt sagen das sie mich stark gemacht haben und nein ich hab keinen seelischen Schaden genommen.
Meine Kids wurden vor 2 Jahren mit dem Tod konfrontiert als ich unsere Tochter in der 23. Woche verlor, wir durften sie beerdigen, ich habe viel mit den Kids gearbeitet und hab sogar durch den antuerliche Umgang mit dem Tod von meiner mittleren viel gelernt.
Ich habe Respekt vor deiner Mama, das sie so offen fuer die Problematik is, sie macht es richtig.
Denk dran Leben und Tod ist der normale circle of live
LG Claudia
Re: Mal was ganz anderes...
Ich glaube auch, das Kinder mit dem Tod anders bzw. besser umgehen können, als wir denken!
Ich finde Sandys Mutter auch bemerkenswert, das sie so offen ist!
Ich als Erwachsener durfte damals nicht auf der Beerdigung meines besten Kumpels dabei sein und ich muß sagen, dieses Abschied nehmen hat mir doch sehr lang sehr gefehlt!!!!!
Wollte eigentlich noch mehr schreiben, aber irgendwie fehlen mir die richtigen Worte dazu! Nur soviel, meinen Vorschreiberinnen kann ich mich nur anschließen und ich finde die Einstellung von Sandys Mutter sehr gut!
LG Mona
Mmhh..
das ist eine wirklich schwierige Frage, aber ich tendiere auch dazu zu sagen, dein Bruder solle mit zur Beerdigung gehen. Allerdings finde ich wichtig, dass vorher UND nachher jemand (deine Mutter) mit ihm darüber spricht. Er sollte vorbereitet sein- soweit das geht. Ich habe in der Sterbebegleitung unter anderem im Krankenhaus und in einer Kinderklinik gearbeitet und weiß aus eigener Erfahrung, dass es superwichtig ist, dass Menschen Abschied nehmen können. Das sollte auch dein kleiner Bruder dürfen. Vielleicht kann Deine Mutter etwas überlegen, was er seinem Freund sozusagen als Abschiedsgruß mitgeben kann. Die üblichen Blumen ins Grab sind da sicher dem Kind nicht angemessen. So kritisch wie Du das Ganze siehst, sehe ich es nicht. Ich denke wie auch andere schon schrieben, dass Abschiednehmen eine wichtige Funktion für die Psyche hat. Es gibt übrigens auch ganz hervorragende Bilderbücher, die sich mit dem Thema Tod und Sterben auf kindgemäße Weise auseinandersetzen. Das wäre als Vorbereitung ganz gut.
Alles Gute
Ulrike
Re: Mal was ganz anderes...
ich kann mich da meinen Vorrednerinnen nur anschließen. Ich finde das auch ganz gut. Da er ja sowieso mit dem Tod konfrontiert wird, lernt er gleichzeitig, wie es dann weitergeht. Außerdem wäre das eine gute Gelegenheit anschließend Deinem Bruder den christlichen Glauben näher zu bringen. Natürlich nur wenn man das auch will.Das mit dem Kleinen tut mir sehr leid!!!!!!!!!!!
Wenn Kinder so elendig zu Grunde hehen fragt man sich immer wieder nach dem warum.
LG
Claudia
Re: Mal was ganz anderes...
Nur mit dem Stern hätte man mir nicht kommen dürfen. Aber die Gewissheit, dass mein Opa jetzt im Himmel ist, war für mich schon bedeutend.
ÜBrigens ist mein Opa an einem Herzinfarkt gestorben, ich hatte im Gegensatz zu deinem Bruder keine Möglichkeit, mich vorher darauf einzustellen.
Gruß Jutta
würden wir auch so machen...
Cedrik ist glube ich auch ein ziemliches Ausnahmekind, er kann mit sowas ganz fantastisch umgehen und von daher würden wir es so machen.
Wäre er ein hypersensibles Kind wo wir der Meinung wären er würde das nicht überstehen...gut...aber im Normalfall würden wir ihn immer mitnehmen.
Der Tod gehört zum Leben und das kann auch ein 6 Jähriger schon sehr gut verstehen und der hat längst nicht so viele Ängste dabei wie ein Erwachsener. Ihr projektiert in das Kind die Angst wenn ihr ihn davor schützen wollt!
Also von mir ein klares PRO!
LG Mel
Danke an alle
erstmal ein großes DANKE an alle die mir geantwortet haben. Ich habe auch gestern mit einer Bekannten gesprochen, die Erzieherin ist und die sagt das selbe wie Ihr. Vielleicht hab ich das doch zu eng gesehen.
Wir werden sehen was kommt...
LG
Sandy
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