Hallo Mädels,
bin vor einer Stunde mit Talissa daheim angekommen. Da die gerade ein Video schauen möchte, es hier in Strömen regnet, hab ich Zeit zum Schreiben.
Ich bin völlig erledigt. Mein Gott kann man sich langweilen. Aber das nur am Rande, denn es gibt weder Radio noch Fernsehen dort. Lediglich WM-Spiele von Deutschland dürfen geschaut werden.
Bisher gab es 4 Gespräche, 1 Videoaufnahme und viel Beobachtung. D.h. die Pädagogen und Kinderkrankenschwestern kümmerten sich viel um Amelie, beshcäftigten sich mit ihr.
Die Aussage, die mir wohl am besten tat, und hier noch NIE von jemandem gesgt wurde, war, dass die Ärzte dort finden, dass Amelie kerngesund ist. Denn wäre sie krank, würde sie sich nicht so toll entwickeln. Auch Haut, Augenfarbe etc. lassen keine Austrocknung erkennen. Sie meinen: Amelie reicht die Menge, die sie trinkt. Sie ist halt ein zierliches kleines Persönchen, aber mit soviel Power dahinter. Die hätte sie ja nicht, wenn sie nicht gestärkt wäre. Recht haben sie!
Zuerst haben wir die neue Taktik entwickelt, dass Amelie wenn sie schreit, nichts zu trinken bekommt. D.h., kein Trinken, wenn sie sagt NEIN.
Die "Anordnungen" heute sind wohl die besten und auch nur unter stationärer Bedingung machbar.Mein Mann tut mir schon bissl leid, denn er muß das jetzt beginnen und durchhalten. Amelie wird seit heute mittag nur noch alle 4 Stunden gefüttert, nur im Wachzustand und nur wenn sie möchte. Möchte sie nach einem 2. Anbieten (5min nach dme 1. Mal) immer noch keine Flasche, muß sie weitere 4 Stunden warten.
Das Problem ist nämlich, und da weiß ich, dass sie recht haben, dass Amelie nicht weiß, das Hunger durch Trinken gestillt wird. Sie hat ja immer so geschrien, dass wir sie dann viel im Schlaf gefüttert haben. D.h. sie ist mit einem "Aua"-Gefühl im Bauch eingeschlafen und mit einem "Mir-gehts-gut"-Gefühl aufgewacht. Sie verbindet die Flasche nicht mit dieser "Heilung", sondern denkt Papa/Mama haben ein Zaubermittel, was sie im Schlaf glücklich macht.
Amelie muß nun lernen, dass der Hunger nur mit der Flasche gestillt werden kann. Außerdem bekommt sie ab heute nachts nur noch Wasser. Abends/Nachts sind ihre starken Trinkmahlzeiten, das muß aber auf den Tag verlagert werden. So soll sie nachts mit Wasser vertröstet werden. Das bedeutet für Florian jetzt sicher schlaflose Nächte.
Außerdem nur noch 4-5 Mahlzeiten am Tag, was sich durch die 4-Stunden-Regelung ja ergibt.Ihrer Erfahrung nach akzeptieren die Kinder das nach etwa 1 Woche. Amelie darf maximum 15 Minuten gefüttert werden und nur im Gruppenraum. Sprich, nicht im stillen Kämmerlein (wie bisher), wo es ruhig ist. Wir essen ja auch nicht abgeschottet.
Viele Veränderungen für die Maus diese Woche. Ich bin gespannt, wie Männe das packt. Und ich vermisse die Motte schon. Aber die ärzte meinten auch, sie haben den Eindruck, Amelie ist super glücklich und zufrieden, und ihre Mama (meine Wenigkeit) sehr gestresst, kaputt und einfach nur dauermüde. So wurde ich quasi beurlaubt für diese Woche und soll mir bewußt diese Auszeit nehmen. Sie werden mich auch nicht anrufen, wenn es sehr schwer ist. Männe bekommt alle Unterstützung. Wenn er nicht mehr kann, Hilfe braucht ist immer eine Fachkraft da. Und die dort kümmern sich wirklich super.
Man hat aber rundherum sehr sehr viel Zeit. Daheim ist man ja immer noch am Werkeln, tut dieses und jenes. Dort hatte ich nur Amelie. Die war/ist noch dazu völlig überdreht. So viele neue Eindrücke, eine neue Umgebung, ein anderes Bett, mit 7 anderen, viel größeren Kindern am Tisch etc. Sie schläft sehr unausgeglichen und schlecht dort. Nachts um 2 Uhr putzmunter, nur als Beispiel.
Aber das Personal ist echt super, da kann ich nix sagen. Amelie hat ihre eigene Ärztin, eigene Logopädin, eigene Pädagogin. Die betreuen auf Station NUR Amelie, kein weiteres Kind. Und die haben sich viele Gedanken um sie gemacht. Das hat man besonders heute im Gespräch gemerkt.
Wenn das mit dem Trinken dann erstmal klappt, so meinen Sie, dann kann man sich auf die Beikost konzentrieren. Da muß Amelie dann lernen, dass der Löffel nicht zum Spielen da ist.
Ein Bespiel: Am Woende haben sie für Amelie Fruchtzwer geholt und sie hat da bissl aus dem Becher geleckt, wenn man ihn an den Mund gehalten hat. Aber vom Löffel hat sie nichts genommen.
Zwei wichtige Tipps für uns am Rande:
1.) Bei Amelie jegliche Art von Essenseinführungs"vorschriften" vergessen. D.h. Fruchtzwerge, Puddings etc. sind erlaubt.
2.) KEIN Kind braucht Wasser, Tee, Säfte zusätzlich am Tag. Milch und Brei reichen vollkommen aus.
Amelie bekommt nachts nun Wasser, um sie vom Milchtrinken nachts wegzuführen. Ob sie es trinkt, andere Frage. HAt sie bisher ja nie.
So, das war nun arg viel und sicher total durcheinander. Hoffe, ihr seht es mir nach!
VLG, Nicki, die nun Wäscheberge bewältigen geht