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Zur Stillumfrage

Es haben 28 Frauen geantwortet, davon wollen 25 (89 %) stillen. Das entspricht fast exakt einer Studie zum Stillen (SuSE-Studie), nach der 90 % der befragten Mütter es nach der Geburt mit dem Stillen versucht haben. Dennoch lag der Anteil der ausschließlich gestillten Säuglinge schon bei der Entlassung aus der Klinik bei nur noch 73%, 14 Tage nach der Geburt bei nur noch 60%, am Ende des zweiten Lebensmonats nur noch bei 42 %. Woran liegt es, dass zwar die meisten Frauen stillen wollen, dennoch aber nach kürzester Zeit viele ganz abgestillt haben oder zumindest nur noch teilstillen?
Das Hauptproblem sind hier leider nach wie vor schlechte Stillinformationen und schlechte Unterstützung schon im Krankenhaus. Deshalb mein immer wieder wiederholter Appell: Wenn ihr stillen wollt, informiert Euch JETZT in der Schwangerschaft. Verlaßt Euch nicht darauf, dass Stillen ganz natürlich ist und daher schon klappen wird. Verlaßt Euch nicht darauf, dass Ärzte, Schwestern und Hebammen gegebenenfalls schon wissen werden, wie sich Probleme vermeiden und wenn nötig überwinden lassen. Macht Euch selber schlau! Das stärkt außerdem das Vertrauen in die eigene Stillfähigkeit und hilft, gute Ratschläge von letzendlich eher stillverhindernden Tips zu unterscheiden.
Der beste Tipp, den ich in meiner ersten Schwangerschaft bekommen hatte, kam von meiner Cousine. Sie empfahl mir, mich nicht nur über Schwangerschaft und Geburt zu informieren, sondern mich unbedingt schon vor der Geburt auch gründlich zum Thema Stillen schlau zu machen. Denn während sicher sei, dass das Kind auf die Welt käme, auch wenn ich nicht den blassesten Dunst hätte, habe man sich das Stillen schnell verdorben, wenn die ersten Anfangsschwierigkeiten auftauchen und jede Hebamme, jede Schwester, jeder Arzt gibt irgendwelche anderen, widersprüchlichen Tipps. Leider liegt mit dem Stillwissen unseres Gesundheitspersonals oft einiges im Argen. Kommt dann noch motivierend die Mutter oder Schwiegermutter hinzu, die ja "auch nicht stillen konnte" und drängt das Kind verhungere ja und brauche jetzt mal was "Richtiges", dann ist es nicht weit zum Zufüttern und häufig auch bald zum ungewollten und frühzeitigen Abstillen.
Mir hat dieser Tip trotz Anfangsschwierigkeiten mit blutigen Brustwarzen und eines extrem heftigen Milcheinschusses geholfen, die ersten 10 Tage durchzuhalten und im Endergebnis meinen Großen 6 1/2 Monate voll und bis er 2 1/2 war und sich selbst abgestillt hat, weiterzustillen. Das Stillen mit der Kleinen war dann schon fast unproblematisch, allerdings wäre ich als unerfahrene Stillmutter vielleicht schon daran gescheitert, dass sie wenige Stunden nach der Geburt die Brust verweigert und das Gesicht verzogen hat, als würde ich ihr etwas ganz besonders ekliges anbieten. Ich habe sie einfach mit ins Bett genommen, die Brust 5 cm vor ihrer Nase und gemeint, was anderes gibt's nicht - und nach einer guten halben Stunde hat sie eifrig getrunken. Was wäre wohl gewesen, wenn ich ihr stattdessen - da sie ganz offensichtlich hungrig war - eine Flasche gegeben hätte?
Da die meisten in unserer Kultur das Stillen nicht mehr bei Mutter, Schwester, Freundinnen und anderen Frauen als selbstverständlich erleben, vielmehr zu unserem Bild von einem Baby Fläschchen beinahe zwangsläufig dazugehören, gebe ich diesen Tipp an alle Schwangeren, die stillen wollen, weiter:
INFORMIERT EUCH, lest, was ihr zum Stillen in die Finger bekommt (und nicht nur die Broschüren der Babynahrungsindustrie - wie gut wären wohl Nichtrauchertipps von Marlboro?!), kauft ein gutes Stillbuch, das auch mit ins Krankenhaus kann, besorgt Euch für den Fall des Falles keine Pulvermilch, sondern die Telefonnummern der nächsten Stillberaterinnen und geht durchaus auch schon vor der Geburt mal in eine Stillgruppe. Ich leite selber eine solche und würde wirklich gerne häufiger Schwangere sehen, und nicht immer erst die Probleme, wenn im Krankenhaus und in der ersten Zeit schon unheimlich viele vermeidbare Fehler passiert sind.
In meinem Stilltreff gebe ich den Müttern folgende wichtige Punkte mit auf den Weg: Wenn das Baby geboren (engl. "born") ist,
BALD stillen
OFT stillen
RICHTIG stillen
NUR stillen
(Die Anfangsbuchstaben ergeben das Wort "BORN")
BALD STILLEN: Gewöhnlich ist das Baby ca. 20 Minuten nach der Geburt so weit, dass es stillen möchte, und es erleichtert die Stillbeziehung, wenn es zu diesem Zeitpunkt auf dem Bauch der Mutter liegt, statt gewogen, angezogen, etc. zu werden und damit auch stillen kann. Wird die Stillmöglichkeit in der ersten, meist sehr wachen und aufmerksamen, Stunde verpaßt, kann es 1 1/2 Tage dauern, bis das Kind wieder richtig am Stillen interessiert ist.
OFT STILLEN: Vergiß alle Regelungen, die die Stillhäufigkeit einschränken. Ein Neugeborenes sollte *mindestens* 8 bis 12 Mal in 24 Stunden stillen, auch häufigeres Stillen ist völlig in Ordnung, sogar sehr gut um die Milchproduktion in Gang zu bekommen, Milchstau und Brustentzündung zu vermeiden. Auch neigen Babys desto weniger zu Neugeborenengelbsucht, je häufiger sie gestillt werden, da das Kolostrum die Darmtätigkeit anregt und das Bilirubin mit dem Stuhlgang ausgeschieden werden kann. Teegaben dagegen führen nur dazu, dass das Kind weniger an der Brust trinkt, helfen aber nicht, das Bilirubin loszuwerden.
Bedenke, dass Schreien ein sehr spätes Hungerzeichen ist. Bei meinem Sohn habe ich noch gewartet, bis er sich meldet - meine Tochter habe ich angelegt, sobald sie zu "suchen" angefangen hat, sobald sie an den Händen gesaugt hat oder auch einfach nur, wenn sie nach einem längeren Schläfchen wach wurde. Alle Schwestern haben sich gewundert, wie friedlich es in unserem Zimmer ist, denn die Kleine hat in 3 Tagen Krankenhaus kein einziges Mal geschrieen. Und gelb wurde sie auch viel weniger als ihr großer Bruder...
RICHTIG STILLEM - vor allem richtig anlegen. Richtiges Anlegen ist das A und O erfolgreichen Stillens und macht auch für Dich das Stillen schmerzfrei (zumindest nach einer kurzen "Abhärtungsphase".) Wichtig ist, dass das Baby ein großes Stück Brust - nicht nur die Warze - im Mund hat, dass es mit dem Bauch zu Dir, nicht mit verdrehtem Hals oder Körper daliegt, dass seine Zunge unter der Brust hat und damit die Brust "melkt", dass es die Lippen nach außen gestülpt hat. Hast Du auch nur die leisesten Zweifel an der Anlegetechnik, ziehe eine Stillberaterin hinzu. Am besten suchst Du Dir die entsprechenden Telefonnummern schon heraus und nimmst sie mit ins Krankenhaus.
NUR STILLEN - wenn das Baby bis zum Milcheinschuß mehr als das Kolostrum bräuchte, würde es mit einem Teefläschchen in der Hand auf die Welt kommen. Gewöhnlich ist ein Neugeborenes mit ausreichend Reserven gerüstet, dass es problemlos einige Tage bis zum Milcheinschuß mit kleinen Mengen Kolostrum auskommen kann. Außerdem ist Kolostrum ausgesprochen nahrhaft und versorgt das Kleine in den ersten Tagen mit allem, was es braucht. Bevor ich mich zum Zufüttern entscheide, würde ich in jedem Fall verlangen, dass mir ein Arzt erklärt, dass es wirklich notwendig ist. Wenn es tatsächlich sein muß, sollte man auf jeden Fall zu Alternativen zur Flasche suchen, um sich nicht gleich eine Saugverwirrung einzufangen, die in einem Teufelskreis zu weiteren Problemen mit der Milchmenge und dann zum Abstillen führen kann. Hier kommen z.B. Fingerfütterung oder Becherfütterung in Betracht. Auch einen Schnuller würde ich übrigens zumindest bis das Stillen einige Wochen bestens eingespielt ist, vermeiden. Manche Babies schnullern über ihren Hunger hinweg - die Brust wird nicht ausreichend stimuliert - die Milchbildung geht zurück...
Bezeichnend ist auch, dass alle drei Frauen, die in der gestrigen Umfrage angegeben haben, nicht stillen zu wollen, es bei einem vohergehenden Kind erfolglos versucht haben. Auch hier sähe es vielleicht ganz anders aus, wenn das Stillen beim ersten Kind kompetent unterstützt worden wäre!
Freddy
Bisherige Antworten

Super - Danke :-)

Danke für diesen Beitrag und die Mühe, die Du Dir damit gemacht hast!
Ich hatte beim ersten Kind auch Probleme mit dem Stillen. Warum?
Weil meine Umwelt negativ eingestellt war
Weil die Klinik nicht hilfreich war - das Personal war damit überfordert, ungeduldig
Weil ich dann nervös war
Weil meine Nachsorgehebamme eine unmotivierte Niete war - war nicht mal vor der Geburt da um uns kennen zu lernen, kam dann auch selten nach der Geburt, wollte aber 10 Besuche abrechnen!
Weil ich nicht wusste, dass man sich schon vorher intensiver damit auseinander setzen kann, z.B. mit Stillberatung, ich dachte das ist Hebammensache, aber es gibt auch die Stillberater!
Wenn Ihr stillen wollt, dann nutzt die Möglichkeiten, denn ich denke wirklich: stillen ist das natürlichste und beste was ich meinem Kind geben kann!!!

Danke für deine Mühe!!!

ist echt super, dein Beitrag und hat mir noch einige neue Tipps gegeben, obwohl ich schon alles gelesen habe, was mir zum Stillen in die Hände kommt. Meine Hebi hat mir noch ein Buch empfohlen, welches ich mir jetzt auch bald besorgen werde. Es heißt "Das Stillbuch" von Hannah Lotrop und soll sehr gut sein.
GGLG Hexlein 29+0

Ja, das ist das ultimative Buch

Re: Danke für deine Mühe!!!

Hallo Hexlein,
ich persönlich bevorzuge Das Handbuch für die stillende Mutter von der La Leche Liga.
Das Geschwafel von Hannah Lothrop geht mir auf den Geist und ich konnte mich nicht zwingen, das Buch auch wirklich zu lesen. Als Nachschlagewerk ab und zu mal ganz nett, aber ansonsten *würg*.
LG
Claudia

Noch ein Tip

Sollte die Warze doch in den ersten Tagen blutig-wund werden, hat mir folgendes geholfen - altes T-Shirt: Löcher für Warzen reinschneiden, da Luftheilung/-Trocknung das Beste ist und für's rausgehen "Abstandhalter" durch Milchauffangschalen von z.B. NUK oderMeleda in der Apotheke zu bestellen. LG Nona

Re: Zur Stillumfrage

Hi Freddy,
vielen Dank für die vielen Tipps. Ich habe es bei der ersten auch nicht hin bekommen mit dem stillen... Und warum nicht?? Weil ich zu verkrampft und unsicher war. Da ich eine fiese Säuglingschwester hatte und einen KS lief alles daneben!! Die Säuglingsschwester war ein Drache hat mir das Kind angelegt und war sowas von ungeduldig...
Da ich mich noch kaum bewegen konnte habe ich mich gar nicht getraut zu klingeln umdas Kind von einer auf die andere Seite zu legen.. Als ich nach der Vollnarkose aufgewacht bin hatte ich nur einen Gedanken. Ich muß mein Kind anlegen aber es hieß immer nur später!! Ich wurde immer nervöser..Nach 24 Stunden bereits wollte ich nicht mehr und war fix und fertig...
Außerdem habe ich irgedwie große scham zu stillen und immer Angst jemand könnte rein kommen und zuschauen.
Tja, wie geht man mit solchen Problemen um?? Diesmal wird es nicht anders KS wahrscheinlich wieder Vollnarkose. Bin ich schon zum scheitern verurteilt?? Ich möchte aber so gerne... Und wie klappt das mit nem 2 jährigen daneben. Kann ich dem Bedürfnis des Neugeborenen immer und uberall gestillt zu werden überhaupt nachkommen?? Oder sollte ich nict doch die Flasche geben damit ich Nachts vielleicht nicht jede Stunde wach sein muß??? Schaff ich das alles??
Tja, es ist vielleicht keine einfache Frage mit dem stillen aber versuchen will ich es!!
lg Maria 31+0

Re: Zur Stillumfrage

Hallo Maria,
ich hatte einen Not-KS mit PDA und sobald ich annähernd fit war, wurde ich gefragt, ob ich es schon mit dem Stillen probiert hätte. Als ich "nein" gesagt habe, wurde eine der Stillberaterinnen gerufen und sie hat mit vielen Tricks meine Tochter zum Andocken und Trinken gebracht. Ohne sie wäre das Unternehmen Stillen zum Scheitern verurteilt gewesen. Zum Umdocken habe ich mir immer Hilfe kommen lassen, bis ich den Trick raus hatte, meine Tochter auf meinen Bauch zu legen und mich mir ihr auf die andere Seite zu rollen. Das Stillen im Liegen habe ich als sehr entspannend empfunden und wir sind beide regelmäßig dabei eingeschlafen.
Du kannst Dir z.B. eine Mullwindel über die Brust hängen. Die ist dünn genug, daß Dein Baby noch Luft bekommt, aber dicht genug, daß niemand was sehen kann. Ansonsten gewöhnt man sich daran.
Geh in eine Stillgruppe und laß Dich beraten. Mit der richtigen Hilfe können eigentlich alle Frauen stillen, aber die meisten kommen erst dann, wenn es schon viel zu spät ist oder geben gleich auf.
Mit ein bißchen Übung hat man beim Stillen beide Hände frei und kann dann den Großen gut vorlesen.
Abstillen oder auf Zwiemilch umsteigen kannst Du immer noch.
LG
Claudia

Buchtip?

Hallo Freddy,
danke für die guten Infos.
Ich bin fest entschlossen, meine Zwillinge zu stillen.
Da es meine ersten Kinder sind, noch dazu Zwillinge, stelle ich mich schon mal auf Schwierigkeiten ein.
Ich habe mir eine Nachsorgehebamme gesucht, die Stillberaterin ist (eigentlich brauch ich sie NUR dafür).
Ich habe auch das Buch von Hannah Lothrop, habe aber schon mehrmals gelesen, daß es von der LLL ein besseres Buch geben soll.
Kennst Du Dich damit aus und kannst mir einen Tip geben, welches ich mir noch anschaffen könnte?
Danke schonmal,
Jo, 24+6

Re: Buchtip?

Von der AFS gibt es ein Faltblatt zum Thema, das man sich herunterladen kann, unter afs-stillen mit dem üblichen rundherum und dann unter AFS-Publikationen.
Meine englische Ausgabe des "Handbuch für die stillende Mutter" der LLL - übrigens sowieso ein sehr gutes Buch - enthält immerhin 7 Seiten zum Stillen von Zwillingen. Die neueste deutsche Ausgabe ist allerdings eine Übersetzung der 6. Auflage, während ich die 7. Auflage habe, ich gehe aber davon aus, dass auch in der 6. die Frage recht ausführlich behandelt wird.
Das LLL-Heft zum Thema Zwillinge findest Du auf den Seiten der lalecheliga - mit dem üblichen davor und dahinter, im Shop. Es handelt sich um eine Ausgabe des "BuLLLetin" mit Erfahrungsberichten etc. Ich weiß nicht, ob es auch noch ein Infoblatt gibt, am einfachsten wendest Du dich an eine der beiden LLL Online Beraterinnen (beide spitze!), Biggi Welter bei rund-ums-baby oder Denise Both bei den Rabeneltern (rabeneltern punkt org, dann Forum, dann Stillberatung).
Super, dass Du stillen wirst! Bei meinem letzten Stilltreff - ich leite eine Stillgruppe - war eine Mutter mit 4 Monate alten Zwillingen und sie war die einzige, die einfach spaßeshalber gekommen war, nicht wegen Problemen. Obwohl es ihr am Anfang im Krankenhaus wirklich schwer gemacht wurde (die Zwillis kamen 7 Wochen zu früh), stillt sie die beiden jetzt völlig problemlos voll!
Freddy
Sohn, 5 1/2 Jahre alt, selbst abgestillt mit 2 1/2
Tochter, fast 3, wird noch gestillt
Krümel, ET 17.9.05

Danke!

Hallo Freddy,
danke für die Infos, da gehe ich gleich mal stöbern.
Der Bericht von der Zwillingsmama, die trotz Frühgeburt stillt, macht mir echt Mut. :-)
Dann schaffen wir das auch!
Viele Grüße,
Jo

Bald stillen?

Hallo,
ich habe mein erstes Kind ein Jahr lang gestillt, aber unter großen und langen Anfangsschwierigkeiten, und das war nur möglich, weil es mein erstes Kind war.
Ich hatte nach der Geburt einen hohen Vaginalriß, der ewig genäht werden mußte, sogar vom Primar, und so sind die 20 min rum gewesen, ohne daß ich stillen anfangen probieren konnte.
Danach zeigte er grundsätzlich wenig Interesse am Stillen, er isst heute noch wenig und ungern, und ich mußte in der Klinik schon zufüttern, weil er auch schon leicht auf die Welt kam. aber nach drei Monaten habe ich es erreicht, voll zu stillen.
Aber was empfiehlst du, wenn eben diese wichtige erste Phase,wenn das Baby interessiert am Stillen wäre, aus solchen Gründen vorbeigeht?
lg Katha
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