Liebe Tanina,
spinnen tust du sicher nicht. Ich glaube sogar, dass diese Gedanken jeden mal erwischen. Wenn man dann noch einen vorhandenen medizinischen Grund hat, werden einen diese Gedanken bestimmt noch öfter heimsuchen. Das ist halt das "Muttertier" in dir. Du willst deine Kleinen bestmöglich versorgen und auch immer versorgt wissen. Und du spürst, wie sehr deine Kinder an dir hängen. Man kann sich nicht vorstellen, dass man ersetzbar ist und weiß, was es schon für ein Drama bedeutet, wenn man nur mal kurz aus dem Raum ist. All dies löst auf der einen Seite das schöne Gefühl aus, gebraucht zu werden, auf der anderen Seite beklemmt es, weil man nicht mehr nur für sein eigenes Leben verantwortlich ist. Aber wann sind Kinder wirklich fähig, für sich selbst zu sorgen und überhaupt auf dich zu verzichten? Ich merke es jetzt an mir: Meine Mama hat mir kurz vor Silvester erzählt, dass sie seit fast 5 Jahren Lungenkrebs hat. Sie wollte mich damit nicht belasten. Dabei haben wir ein so inniges Verhältnis und wohnen seit 2 Jahren auch wieder in einem Haus (in 2 Wohnungen). Aber nun hat sie Atemnot und ist nicht mehr belastbar und keiner weiß, wie lange es noch geht. Ich bin 29 Jahre, glücklich verheiratet, habe einen tollen Sohn, und bin mit 18 ausgezogen und seit dem sehr selbstständig. Aber trotzdem: Ich brauche meine Mama! Sie war immer da, sie war für unsere Zukunft miteingeplant, ich kann und will sie nicht hergeben!!! Allein der Gedanke treibt mir Tränen in die Augen. Du siehst, egal wann, die Mama irgendwann zu verlieren steht jedem bevor (zumindest ist diese Reihenfolge normal). Wir wissen nie wann, es kann auch einfach durch einen Unfall passieren. Das Leben der anderen wird weitergehen. Vor meinem Tod habe ich nicht die geringste Angst. Mir wird es danach gut gehen. Aber was ist mit den Menschen, die ich zurücklasse. Sie werden weinen und erstmal nicht weiter wissen. Das macht mir Kummer und immer wieder denke auch ich darüber nach, obwohl ich nicht krank bin. Aber wir dürfen uns von unseren Ängsten nicht beherrschen lassen. Wir leben und jeder Tag ist wichtig, denn unsere Kinder lernen durch uns jeden Tag etwas, dass sie fürs Leben stärkt. Und Angst sollte etwas sein, dass sie nie haben müssen. Wenn du sie hast, lege die Hand auf dein Herz, spüre wie es schlägt und sage dir, dass es seinen Dienst gut macht und dich nicht im Stich läßt. Und sollte dir jemals etwas zustossen, obwohl du deine Kinder noch nicht "so groß" hast, wie du hofftest (und glaub mir, sie werden nie "so groß" sein), dann wird ihr Leben weitergehen und es hätte einen Sinn. Sie wären nie allein. Und auch mein Leben müßte ohne Mama weitergehen, auch wenn ich noch nicht weiß wie...
Ich drück dich! Liebe Grüße von Ines (die gerade lange mit Mama zusammen geweint hat...)

Ich danke Dir sehr für Deine Zeilen - sie sind sehr tröstlich! Ich wünschte, ich könnt Dir auch Trost geben, denn Du hast eine wirklich konkreten Grund, Dir Sorgen zu machen. Ist Deine Mama in guten Händen und bekommt eine gute Therapie? Man kann, je nach Art des Krebses, eine Menge machen und vor einer Chemo muß man nicht mehr solche Angst haben wie früher - meine Oma hat gerade mehrere hinter sich wegen Darmkrebs, sie hat keinerlei (!!!) nennenswerte Nebenwirkungen gehabt! Ich drücke Deiner Mama und Deiner ganzen Familie dolle die Daumen! Und was Du sagtest bzgl. keine Angst vor dem Tod - das kann ich bestätigen. Durch einen Autounfall habe ich einmal dem Tod ins Auge gesehen, wie man so sagt, eine "Todesranderfahrung", seit der weiß ich, daß niemand Angst haben muß. Aber, wie Du auch sagtest, die, die nach mir kommen??? Es soll noch viel Zeit vergehen. Aber das bestimmt letztlich jemand anders, wollen wir ihn Gott nennen? Oder Schicksal? Jedenfalls war es tröstlich zu lesen, daß man mit solch selten erwähnten Gedanken nicht auf Unverständnis stößt! Ganz im Gegenteil! Ich danke Dir noch einmal ganz herzlich und wünsche Deiner Mama alles, alles Gute und Gottes Segen! Wenn Du nicht an Gott glaubst, nimm es einfach als guten Wunsch! Deine Anke

Liebe Anke,
Chemo und ähnliches lehnt meine Mum strikt ab. Ihr Bruder starb und auch ihr Vater starben schon an Lungenkrebs und die Chemo-Zeit ihres Bruders wollte sie nicht durchleben. Aber seit ich es weiß, machen wir viel alternativ. So gehen wir auch nächste Woche wieder nach Bremen zu einem Heiler. Leider sind in diesen 5 Jahren viel kostbare Zeit flöten gegangen, die zum Heilen dienlich gewesen wären. Aber nun müssen wir schauen, was noch irgendwie geht. Ich glaube auch fest daran, dass es Engel gibt und auch Gott in irgendeiner Form. Und ein Leben danach mit Sicherheit. Das hier kann nicht alles gewesen sein...
Alle Liebe Deine Ines

Liebe Ines! Das ist mit Sicherheit nicht alles gewesen! Wenn du magst und es Dich interessiert, schreibe mir übers Profil, dann kann ich Dir berichten, was mir bei meinem Autounfall geschehen ist und was ich in Bezug auf den nahen Tod erlebt habe. Es war interessant und sehr schön. Wie gesagt, wenn Du magst, melde Dich übers Profil! Deine Anke

Hallo meine Liebe,
da kämpft Vernunft gegen Intuition.
Wenn Deine Vernunft es nicht schafft, dann geh doch los und lass Dich durchchecken.
Wobei ich diese Ängste oder Gedanken für völlig normal halte.
Mein Beispiel:
Wenn Chrisitian nicht da ist, und es ist Schlafenszeit, dann verriegel und verrammel ich hier alles. Ich nehm mein Handy mit hoch und lausche jedem Geräusch. Schmiede in meinen Gedanken notfall Pläne für den Fall das jemand kommt und uns was will. Ich seh Marius dann immer schon oben auf dem Dach an der Leiter wie er Emma festhält....
Also entweder sind wir bekloppt, oder jeder hat diese Gedanken. Ich denke das Zweite stimmt.
Allerdings wenn das eher ein Gefühl als ein Gedanke ist würde ich ohne zu zögern zum Arzt. Ich kann mich da ziemlich auf meine Gefühle verlassen. LG Nicole

geht mir genauso. allerdings hab ich momentan wenigstens keine beunruhigenden körperlichen symptome. aber ein zwicken an der falschen stelle und ich werd halb wahnsinnig. eben wegen meiner kinder. schlimmer noch die angst vor einer naturkatastrophe oder dgl. da mach ich mir immer sorgen, dass ich meine kinder nicht ausreichend beschützen kann. sehr quälend diese ängste! das beruhigende dran ist: sie sind so normal! meine mutter hatte sie auch - und hat sie jetzt wegen der enkelkinder wieder.
diese ängst sind der grund, warum ich keine weiteren kinder haben will, obwohl ich gerne 6 gehabt hätte ...
lg, julia mit tim (2,5) und luke (5m)

Liebe Julia! Wie beruhigend, daß es Dir auch so geht! Aber die Sache mit weiteren Kindern würde ich mir überlegen! Laß` noch ein wenig Zeit ins Land gehen! Ich habe drei Kids und würde, wenn ich nicht schon 38 wäre, sicher noch mehr bekommen, trotzt aller Ängste... Ganz liebe Grüße von Anke mit Ronja (9), Stella (fast 8) und Ole (6M) :-)

Hallo Tanina,
ich kenne dieses Gefühl auch nur zu gut. Mir geht es ähnlich... Meine Mutter ist mit 30 Jahren während sie mit meiner kleinen Schwester schwanger war an Brustkrebs erkrankt und kein Arzt hat sie ernst genommen. Alle meinten nur, dass es total normal sei, Knoten während der SS in der Brust zu haben. Na ja, nach 9 Monaten SS war der Knoten noch immer da und mit nur 35 Jahren ist meine Mutter gestorben und hat 3 kleine Kinder zurückgelassen. Ich erinnere mich sogar nicht mal mehr an meine Mutter...so klein war ich. Und ich bekomme die pure Panik, wenn ich daran denke, dass ich Paulina alleine lassen müsste und sie so wie ich ohne Mutter aufwächst. Nur beim Schreiben jetzt schon laufen mir die Tränen über das Gesicht. Ich selbst bin jetzt 28 Jahre und mir fehlen nur 2 Jahre zu dem Alter, an dem meine Mutter an Brustkrebs erkrankt ist. Ich denke sogar sehr oft darüber nach, ob wir nicht lieber kein 2. Kind bekommen sollten,denn was ist, wenn ich auch mit 35 sterbe? Dann sitzt mein Freund ganz alleine mit den Kindern und was wird aus ihnen?
Ich kann mich nicht an meine Mutter erinnern, die einzigen Dinge, die ich weiss, haben mir mein Vater oder meine Oma erzählt. Ich führe jetzt ein kleines Tagebuch für Paulina, in dem ich ihr viel von mir erzähle, wie ich die SS mit ihr erlebt habe, wie die GEburt für mich war, die erste Zeit mit ihr, etc. Wenn ich einmal nicht mehr sein sollte, dann hat sie so wenigstens eine Erinnerung an mich. Ich gehe regelmässig zur Krebsvorsorge und lasse mich durchschecken und hoffe nur, dass ich den Krebs nicht erben werde, das ist das einige, was ich tun kann.
Wie du siehst, Tanina, du bist nicht alleine mit deinen Ängsten. Helfen konnte ich dir jetzt auch nicht richtig, aber vielleicht hilft es schon ein bisschen, zu wissen, dass du nicht alleine bist mit deinen GEfühlen?
Ganz liebe Grüsse,
Isabel mit Paulina 30Wochen

Hallo, liebe Isabel! Ich danke Dir für Deine sehr persönlichen Zeilen! Sie haben mich sehr betroffen gemacht. Wie mag Deiner Mutter wohl zumute gewesen sein bei der Diagnose und dem Bewußtsein, drei Kleine zurückzulassen? Grusel... Und ihr habt es trotzdem geschafft! Und Du tust alles, um Vorsorge zu treffen, mehr kannst Du nicht tun! Ich wünsche Dir alles Gute und Gottes Segen (wenn Du magst...), mögest Du gesund uralt werden und Deine Familie samt Urenkelchen genießen! Deine Anke mit Ole

Hallo Tanina!
Ich bin froh das Mal jemand dieses Thema anspricht, denn mir geht es genauso, meine Mutter nennt es Lebensangst und ich denke damit hat sie nicht unrecht, früher als wir klein waren hatte sie es ständig und auch heute noch manchmal! Ich denke immer ich alleine habe so "einen Knall" weil ich z.B. schon bei dem Gedanken daran das ich sterben könnte und meine Kinder nicht aufwachsen sehen könnte oder noch viel viel schlimmer das eins meiner Kinder Leukämie oder irgend eine andere schlimme Krankheit bekommen könnte oder irgendwelche Dinge in dieser Richtung passieren könnten unkontrolliert anfange zu heulen. Es gibt Tage an denen kann ich besser damit umgehen und dann denke ich, ja, solche Dinge passieren, aber ändern kann man sie nicht und dadurch das man die Tage die man hat damit verbringt darüber nachzudenken was wäre wenn ändert man auch nichts sondern man verschwendet kostbare Zeit anstatt sie zu genießen und sich einfach zu freuen und glücklich zu sein! Dann sehe ich das alles klar und versuche es auch, also einfach glücklich sein und die Tage mit meiner Familie genießen und dann an manchen Tagen liege ich Abends im Bett und komme gar nicht raus aus den schlimmen Gedanken, steigere mich hinein, denke z.B. was ist wenn ich morgen tot umfalle und Jannis mit seinen nicht ganz 2 1/2 Jahren steht plötzlich mit seinem 7 Monate alten Bruder alleine i.d. Wohnung und weiß nicht was tun oder solche schrecklichen Dinge! Oder auch ganz egoistische Dinge bringen mich zum weinen, was ist wenn ich nicht mehr bin und meine Kinder vergessen mich und haben eine "neue" Mama die sie lieben?! Dabei wäre mir natürlich das Wichtigste das sie glücklich sind, egal wie!!!! Und ich habe Angst vor der Hilflosigkeit wenn z.B. eins meiner Kinder schwerkrank würde und sein Vertrauen wäre auf mich gerichtet und ich könnte nicht helfen.... Diese Dinge und Gedanken machen mich fertig aber an Tagen wie heute, die Sonne scheint, die Kinder sind gesund und munter, da versuche ich glücklich zu sein und ich habe das Gefühl das heute ein Tag ist wo es klappt! Wahrscheinlich hat wirklich jeder diese "Lebensangst" nur der eine kommt halt gut damit klar und andere (so wie leider ich....) können nicht so gut damit umgehen?!
Liebe sonnige ;0) Grüße
Tina

Liebe Tina! Ich danke Dir ganz dolle für Deine Zeilen! Es ist so unendlich beruhigend zu hören, daß es vielen hier so geht wie mir. Dafür ist doch unser Forum auch da, oder? Ich freue mich über so viele Beiträge und so viele wirklich persönliche Dinge, die beschrieben werden. Die Sache, daß die Kids auf einmal alleine in der Wohnung sind, beschäftigt mich auch, gruselig, einfach schrecklich. Und genau wie bei Dir kommen diese Gedanken mal mehr, mal weniger. Ich lenke mich dann bewußt ab, was mir leider nicht immer gelingt. Nun ja, es ist, wie gesagt, beruhigend zu wissen, daß wohl viele von uns "so einen Knall" haben! Ganz liebe Grüße von Anke :-)