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Ich nehme morgen Abschied von meiner Mutter.

Jetzt bin ich schon ne Stunde wach, weil mich das Thema doch ziemlich beschäftigt, aber ich will um diese Uhrzeit niemanden aus dem Bett klingeln, deshalb schreibe ich es Euch auf. Oft hilft es ja, die Dinge die da geschehen nochmal zu sortieren.
Kurz vorneweg: Meine Eltern sind geschieden. Mein Vater ist mit uns vier Geschwistern vor 23Jahren ausgezogen zu seiner Tante. Meine Mutter ist Alkoholabhängig und hat uns oft alleine zu Hause gelassen wenn mein Vater zur Arbeit war (4 Schichten) Wir waren damals 1,2,5 und 10 Jahre alt. Ich war die fünfjährige.
Nach der Trennung wurde ich meiner Mutter zugesprochen, weil ich auf biegen und brechen bei ihr bleiben wollte. Nachdem ich desöfteren mit in irgendwelchen Spelunken war (mein Vater, der Chef meines Bruders usw. haben mich regelmässig dort abgeholt) bin ich dann mit zu meinem Vater.
Wir hatten anfangs noch Kontakt zu unserer Mutter, aber immer waren irgendwelche besoffenen Kerle mit anwesend, so das es abbrach. Interesse ihrerseits bestand nicht. Im Alter von ungefähr 16 Jahren hab ich sie gesucht und gefunden, es gab zwei Treffen. Sie hat sich zwar gefreut, aber danach nie den Kontakt gesucht. Ich hatte für mich abgeschlossen.
Das einzige was ich dann immernoch mitkriegte war aus Erzählungenmeiner Oma, die regelmässig Ämtergänge usw mit ihr erledigte. Sie wurde zwischenzeitlich bedroht von den Kerlen die da auch rumhängen. Meine Mutter weiß das sie viel Enkel hat, als sie mal in der Stadt meinen Bruder mit Sohn traf hat sie nichtmal gefragt wer das ist. Für uns vier ist das Thema also durch.
In letzter Zeit hatte ich öfter son Gefühl von "ich will sie nochmal sehen" das hat sich so latent eingeschlichen. Als ich meine andere Oma damals bewußtlos im Haus fand, hatte ich auch so ein Gefühl. Ich hab dmals früher Feierabend gemacht und bin einfach zu ihr hingefahren, im Auto weinte ich schon und konnte es mir nicht erklären, bis ich sie fand. Dieses Gefühl ist wieder da.
Gestern morgen ziemlich früh klingelt dann auch hier das Telefon. Meine Oma. Sie wollte mir mitteilen das meine Mutter aufgeschwemmt mit viel Wasser und Leberversagen im KKH liegt. Ufff. Über den Tag habe ich das bei Seite geschoben. Am Nachmittag rief ich meinen großen Bruder an und fragte ob er nochmal hinfährt. Er verneinte. Oma hatte ihn schon am Vortag angerufen und das erzählt und er würde nicht hinfahren. Dazu kommen die ewigen Vorwürfe meiner Oma, das mein Bruder und ich Schuld sein an der Sucht meiner Mutter. Ich sagte "okay, dann fahre ich auch nicht" Auf keinen Fall werde ich da allein hinfahren. Abends klingelte hier nochmal das Telefon. "Wenn wir fahren, dann nur zu viert." mein Bruder. Gut, wir haben uns auf Sonntag nachmittag geeinigt, die anderen beiden kommen mit. Und danach werde ich diese ganze Geschichte abschließen. Ich will nicht mehr.
Ich habe dann am Abend noch ein sehr langes Telefonat mit meiner Oma gehabt. Wir haben über diese dauernden Vorwürfe gesprochen, gestritten wie auch immer. Und weil ich diesen Teil zuende bringen will habe ich ihr unmißverständlich klar gemacht, das keiner von uns Kinder Schuld ist. Das sie heir nix mehr zu nörgeln hat (wir leben menschenunwürdig, meine Kinder sind nicht recht erzogen..) Sie hat gestern begreifen müssen das Geld geben nix mit Herzlichkeit zu tun hat. Das wir uns alle nur sporadisch bei ihr melden weil es keine emotionale Bindung gibt usw. Ich habe ihr gesagt, ich werde sie öfter anrufen und einladen aber sie darf nie wieder nörgeln! Sie soll mir nicht vorhalten welche Summen sie mir schon geschenkt hat usw. Das ist unsere letzte Chance ein Oma Enkel Verhältnis aufzubauen und wir sollte diese nutzen.
Sie weinte noch weil ihr immer wieder die leeren Augen meiner Mutter erscheinen. Ich kenne diesen leeren Blick von meiner anderen Oma, und ich habe richtig Angst vor morgen. Meine Oma ist schon seit 2,5 Jahren tot, aber mir erscheinen Segmente der Geschehnisse immernoch. Ich werde also morgen diesen Weg mit meinen Geschwistern gehen. Und dabei wollten wir nur ne ganz normale Familie sein.
Mein Mann sagte, wenn so etwas mit seinem Vater wäre (er hat eine ähnliche Geschichte) er würde nicht hinfahren, aber er ist Einzelkind. Wir sind vier und können uns schützen.
Merkwürdig ist, das mich das Thema enorm beschäftigt, ich aber nicht besonders traurig bin. Ich kann das gut abschalten und hier einen normalen Tag verleben undich kann das Grübeln usw zulassen, ganz bewußt.
Danke das ich das mal loswerden konnte. Ich schreib auch gleich noch ein Positiv Posting. LG von der grübelnden Nicole
Bisherige Antworten

Re: Ich nehme morgen Abschied von meiner Mutter.

Oh Mann, Nicole, da muss man mal laut ausatmen.
Leider sind soeben meine beiden Bettgesellen wachgeworden und hüpfen mir über die Tastatur des Laptops.
Gut, dass ihr nochmal gemeinsam den Weg geht!
Liebe Nicole ich wünsch euch alles, alles Gute und auch wenn es für Dich schon abgeschlossen ist, 'ne ordentliche Portion Kraft für die bevorstehende Zeit.......sei lieb gegrüsst, eine an dich denkende uli

Re: Ich nehme morgen Abschied von meiner Mutter.

Hallo Nicole,
du hast eine sehr bewegende Geschichte. Ich wünsche dir morgen alle Kraft dieser Welt. Dir und deinen Geschwister.
Ich denke es ist das richtige , vielleicht hättest du es eines Tages bereut es nicht getan zu haben. Auch hoffe ich das du zu deiner Oma ein gutes Verhältniss aufbauen kannst und es beide wollen. Aber alte Menschen zu ändern ist sehr schwierig.
Und das dein Mann auch von einem dritten Kind spricht ist doch klasse. Ich drücke dir alle Daumen. Ich hätte auch gern ein zweites aber meiner hat wenigstens nun mal gesagt er möchte auch eins. Das ist wenigstens schon mal etwas.
Liebe Grüße Heike

Re: Ich nehme morgen Abschied von meiner Mutter.

liebe nicole,
ich wünsche euch viel kraft morgen! ich habe ziemlich schlucken müssen, als ich das gelesen habe. ich habe ja keinen kontakt mehr zu meinem vater, allerdings sind da viele andere sachen vorgefallen nach der scheidung meiner eltern... wir sind auch vier, aber ich wüßte nicht, ob ich die kraft hätte, ihn im kh zu besuchen!
nicole, ich bewunder dich!!! aber lass dir von keinem ein schlechtes gewissen einreden, hörst du???
glg, silja

Re: Ich nehme morgen Abschied von meiner Mutter.

liebe nicole,
ich sag jetzt ganz einfach nicht viel dazu, ausser, dass ich dich verstehe und einfach mal *drücke* und dir und deinen geschwistern viel viel kraft wünsche!!!
ich finde es gut, dass ihr abschied nehmt...
doris

Re: Ich nehme morgen Abschied von meiner Mutter.

phu. guten morgen nicole!
man, sowas ist wirklich aufwühlend. ich kann wohl einiges nachfühlen... sei froh, daß du geschwister hast die dir beistehen, die wissen worum es geht. ich hoffe es gibt dir die kraft die du brauchst.
so ein abschied ist wichtig, und manchmal auch reinigend.
Ich hoffe der tag wird nicht all zu belastend für dich, und du kannst ein stück vergangenheit fallen lassen.
Alles erdenklich gute für morgen, und ganz dick die daumen gedrückt für nächsten freitag der hoffentlich POSITIV wird!!!! :)))
glg,
sandy

Re: Ich nehme morgen Abschied von meiner Mutter.

Liebe Nicole, ich wünsche dir viel Kraft für morgen, der Abschied ist bestimmt wichtig für euch, schön dass ihr Geschwister so zusammenhaltet und füreinander da seid.
Zu der Sache mit dem "Gefühl" - meine Oma hatte das auch, immer wenn es jemandem, der ihr nahe stand, sehr schlecht ging, wurde sie vorher unruhig und hat sogar einmal schlimmes verhindert.
Ich denk an euch, lg, Heike
P.S Dein Positivposting ist schön, wollte dein Mann seinen Vater mit der Bemerkung schon mal vorsichtig aufs Dritte einstimmen...

Re: Ich nehme morgen Abschied von meiner Mutter.

Hallo Nicole,
ich hab dein Posting jetzt mit Tränen in den Augen gelesen.Es tut mir wirklich leid!!
Ich find es aber gut das ihr 4 nochmal hingeht Abschied nehmt und dann das Ganze für euch beenden könnt.
Ich hoff deine Omka hat jetzt begriffen was du meinst und nimmt die Chance wahr.
Ich drück dir für morgen die Daumen das es nicht sooo schlimm wird!!
LG DAni

Re: Ich nehme morgen Abschied von meiner Mutter.

Huhu,
ich wünsch dir ganz viel Kraft für den Besuch bei eurer Mutter. Es ist bestimmt nicht leicht für dich, vor allem (oder gerade deshalb) weil eure Beziehung nicht die normale Mutter-Kind-Beziehung war.
Alles Liebe
Claudia
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