Heute vor vier Jahren machte ich mir große Sorgen. Es war Sonntag Abend und ich war ca. 4 Wochen vor ET und hatte seit Stunden keine Kindsbewegungen gespürt und mein Bauch war deutlich geschrumpft. Ich hatte auch regelmässig ein unangenehmes Ziehen und vermutete das es Wehen waren. Am nächsten Morgen hatte ich eh einen Termin bei meinem FA. Ich schlief sehr schlecht. Zur Info, ich war jung, grad zwanzig, gesund und hatte kein Handy und keinen PC und kaum Ahnung. Das man Anspruch auf eine Hebamme hat etc. wusste ich alles nicht. Erst kurz vorher hatte ich meinen FA gewechselt weil mir bei der Anmeldung im KH gesagt wurde das es nicht so ganz normal sei wenn kaum Werte im Mutterpass stehen etc. Der Unterschied war heftig, der neue FA kümmerte sich richtig. An diesem Montag morgen dann (17.12.) war es sehr glatt und da wir etwas ausserhalb wohnten war nicht gestreut und nicht geräumt. Es war schwer mit dem Auto bis zum FA zu kommen der normalerweise 10min entfernt liegt. Bei normalen Bedingungen liegt das KH 40min entfernt. An diesem Tag sollten es 2 Stunden werden. Eigentlich war ich nach dem FA Termin bei meiner Mutter zum Reibekuchenessen eingeladen. Ich freute mich so sehr darauf. Beim FA wurde per Ultraschall festgetellt das kaum noch Fruchtwasser da sei und es wurden mehrere CTGs mit Pausen dazwischen gemacht die allesamt grenzwertig und nicht wirklich gut waren. Ich hatte alle 20min regelmässige Wehen. Der Muttermund war einen halben cm offen und der Hals kompl. Verstrichen. Der FA meinte die Madame müsste raus, er schrieb eine Einweisung mit dem Hinweis das ein Wehenbelastungstest gemacht werden sollte. Zu mir meinte er das wird die Wehen kräftig ankurbeln, es sieht alles gut aus, morgen wäre die Maus da?? Völlig durcheinander, ängstlich aber hauptsächlich voller Freude ging ich raus aus der Praxis in die Telefonzelle gegenüber und rief meinen Mann an der vor Weihnachten immer viel Stress im Büro hat. Ich erzählte ihm kurz alles und merkte das er nebenbei arbeitete. Dann fragte er kurz nach: Also du sollst jetzt ins KH zum Wehenbelastungstest? Und ich: Ja genau. Und er: Gut, pass auf ich muss hier weitermachen, ich gucke das es nicht zu spät wird und komm dann heute Abend irgendwann nach ins KH, bis dann, tschau. Aufgelegt. Da stand ich im Glatteis mit Wehen und musste noch die Tasche fertig packen und die auch irgendwie noch 3 Etagen weiter runter bekommen, dann die lange Fahrt im Schnee ins KH und dort den weiten Weg vom Parkplatz bis ins KH mit der schweren Tasche machen und das alles allein? Naja, ich rief meine Mum an um das Essen abzusagen und fing an zu heulen und erzählte das mein Mann nicht mal kommt. Sie (eine sehr kompetente Frau!) meinte nur: Fahr nach Hause und zwar vorsichtig und leg dich auf die Couch und beweg dich nicht. Aufgelegt. Dort lag ich und plötzlich kam mein Mann sehr aufgeregt zur Tür reingestürmt. Meine Mum hatte meinen Dad angerufen und der hatte meinen Mann kräftig zusammengefaltet!! Das hätte ich gern gehört!! Jedenfalls stammelte er was von: Entschuldige, ich hab gearbeitet, ich hab nicht verstanden das wir jetzt schon ein Kind bekommen, ich dachte die machen nur so ne Untersuchung und an das Glatteis hab ich nicht gedacht. Dann brauchten wir 2 Stunden. Und leider hatte ich dann so ein Pech mit dem Krankenhaus. Bis hierhin klingt doch alles so gut. Aber nein, es wurde kein Wehenbelastungstest gemacht, wurde als unnötig abgetan. Ich bekam einen Coctail und Gel auf den MuMu und das ja mehrfach. Und Wehentropf. Und KEINE PDA und niemand kümmerte sich um mich. Es war schrecklich. Ich hatte Angst und spürte die ganze Zeit das es meiner Maus schlecht geht. Nach 42 Stunden richtigen ordentlichen Geburtswehen incl. 5 Std. Wehenkrampf alles ohne Hilfe und ohne PDA wurde endlich der KS gemacht bei knappen 2cm Muttermund. Der KS wurde so lange rausgezögert weil sie mit dem Kopf schon so tief ins Becken verschraubt war. Vom Schnitt bis zu dem Moment wo sie endlich rauskam dauerte es 44 min. Sie wurde sofort in eine anderes KH verlegt. Ich durfte sie nicht sehen. Keiner wusste ob sie durch kommt. Am schlimmsten war der Moment wo mein Mann vor mir steht und unendlich viele Tränen laufen über sein Gesicht und er sieht mich an und sagt: Was soll ich tun? Soll ich mitfahren oder bei dir bleiben? Und ich sage mit gebrochenem Herzen: Fahr mit und sag ihr das ich sie liebe. Sag es ihr tausende von Malen?
Er fuhr und ich lag 2 Std. ganz allein im Kreissaal. Dann kam ich ins leere 3 Bett Zimmer. Niemand fragte wie es mir geht. Eine Stunde später kamen 2 Frischentbundene mit Baby und Mann aufs Zimmer. Es war der blanke Horror. Es war der 20.12. Am 24.12. abends durfte sie zu mir ins KH zurück. Sie war ein schwaches kleines Mädchen was große Mühen hatte überhaupt etwas zu trinken. Sie wurde vor mich hingestellt mit dem Hinweis das sei meine und ich dachte nur: Oh Gott, wer sagt mir das das stimmt? Die sehen doch alle gleich aus hier? Und dann nahm ich sie zum ersten Mal in die Arme 4 ½ Tage nach ihrer Geburt. Und ich weinte und mein Herz platzte vor Liebe und ich schwor ihr sie nie wieder allein zu lassen.
Und heute sitze ich wie die letzten 3 Jahre auch wieder hier und laufe ständig an ihr Bett und weine und weine. Dort liegt sie schlafend und gesund. Nur die Brille auf dem Nachtisch erinnert daran das ihr Sehnerv stark geschädigt wurde bei der Geburt aber sie mahnt mich auch daran zu denken das es genauso gut auch das Hirn hätte treffen können.
Diese Tage jetzt sind so schwer für mich. Ich frage mich ob das jemals besser wird??? Ich sehne mich immer noch danach mit ihr eine schöne Geburt zu haben und vor allem vermisse ich die ersten Momente, Stunden, Tage so unendlich stark?.. Aber ich bin auch so dankbar das sie dort liegt und schläft und so gesund ist und sich unendlich auf ihren Geburtstag freut.
Und ich bin so dankbar das ich euch habe und das hier rauslassen kann und ich bin so glücklich über die vielen Mails die ich in den letzten Tagen bekommen habe. Es hilft mir so sehr in dieser schweren Zeit jetzt. Ich freue mich sehr auf meine Bücher und bin wirklich absolut gerührt über die Menschen die es hier gibt. Danke für jeden der sich die Zeit genommen hat und das hier gelesen hat. In meinem Umfeld versteht es einfach niemand. Ich werde stirnrunzelnd angeguckt und werde gefragt was das soll, ich hatte doch jetzt schon 4 Jahre mit ihr, was sind da schon die ersten 4 Tage und ändern kann man eh nichts und anderen geht?s noch schlechter etc. das weiss ich alles und trotzdem ist das jetzt wieder eine heftige Zeit für mich. Das Herz brennt einfach. Danke das ich mich hier so aufgehoben fühlen darf. Von Herzen Zouti