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Wenn Sie ein Stier-Kind haben...

Es ist fröhlich, zärtlich und anschmiegsam, tüchtig, energisch und praktisch, es ist häufig ausgelassen, aber selten unbändig, es ist freundlich zu alten Tanten und geduldig im Umgang mit der kranken Hauskatze: das Stierkind erweist sich über weite Strecken seiner Kindheit als ein liebevolles, wenig problematisches Familienmitglied.
An manchen Tagen ist es allerdings nicht wiederzuerkennen. Da brüllt es, dass die Wände wackeln, wirft sich tobend zu Boden und bearbeitet den Teppich mit den Fäusten, oder bockt mit der Sturheit eines Maultiers vor sich hin.
Der Dickschädel eines Stier-Kindes hat schon so manche Eltern zur Verzweiflung gebracht. Wenn ein Stier-Kind sich etwas in seinen eigensinnigen Kopf gesetzt hat, ist es davon nur schwer wieder abzubringen - schon gar nicht mit Strenge.
Die Frage: »Verflixt noch mal, wirst du wohl endlich aufhören, mich um ein Eis anzujammern?« ist, wenn sie an ein Stier-Kind gestellt wird, rein rhetorisch aufzufassen. Jeder, der einen kleinen Stier kennt, weiß, dass er nicht aufhören wird, mit zäher Beharrlichkeit sein dringendes Bedürfnis nach einer Portion Eis weiter vorzutragen. Er will eins - und deshalb verlangt er es, immer und immer wieder.
Ihn dann anzufauchen: »Du kriegst keins - und damit basta!« hat wenig Sinn. So was entmutigt ihn nicht, sondern verstärkt seine Beharrlichkeit. Viel eher ist er Einwänden zugänglich, die an sein Gefühl und an seine Fairness appellieren. Die Bitte» Ich weiß, dass ich dir ein Eis versprochen habe, aber trotzdem würde ich es dir lieber erst morgen kaufen - ich habe so schreckliches Kopfweh und mag jetzt nicht auf die Straße gehen; ich hab dich ganz lieb, wenn du jetzt aufhörst zu betteln!« hat schon eher Aussicht auf Erfolg...
Schlimm wird es, wenn sich der Eigensinn des Stier-Kindes mit seiner Unfähigkeit, Kränkungen zu vergessen, paart. Verlangen Sie von einem kleinen Stier, dass er eine Tante, die sich bei ihrem letzten Besuch ihm gegenüber sehr ungerecht benommen hat, mit einem Kuss begrüßen soll, und Sie werden Ihr blaues Wunder erleben!
Finster dräuend wird das sonst so freundliche Kind, das Gästen im allgemeinen umgänglich und manierlich begegnet, den Kopf senken, die Arme auf dem Rücken verschränken und unverrückbar stehen bleiben wie ein Eichenbaum mit jahrhundertealten Wurzeln. Auf die Aufforderung »Nun mach schon - ich frage dich, ob du der lieben Tante Gabriele nicht ein Küsschen geben willst?« wird es lediglich mit einem festen Zusammenpressen seiner Lippen reagieren. Und weder Drohungen noch freundliche Überredungskünste können es veranlassen, der »lieben Tante Gabriele« die Ärmchen um den Hals zu legen. Ein Stier-Kind vergisst nicht so einfach, dass die» liebe Tante Gabriele« den Abendtisch, den der kleine Stier beim letzten Mal mit so viel Mühe und besonderer Liebe gedeckt hatte, spöttisch als» Wirrwarr« bezeichnete.
Erst wenn Tante Gabriele sich zu einer Entschuldigung aufrafft, wird der kleine Stier ihr zögernd die Hand reichen. Es dürfte allerdings eine Weile dauern, bis er ihr wieder mit seiner alten Herzlichkeit begegnet.
Ansonsten sind Stier-Kinder bei aller Dickschädeligkeit nicht unzugänglich. Alles, was praktisch und vernünftig klingt, leuchtet ihnen ein. »Hochgestochene« Argumente hingegen prallen an ihnen ab. Antworten Sie einem Stier-Kind, das maulend anfragt, warum es Englisch-Vokabeln lernen soll, nicht hochtrabend, der Mensch habe die Verpflichtung, seinen Geist zu trainieren, sondern sagen Sie: »Weil wir vielleicht im Sommer nach England fahren. Dann bist du nicht immer auf uns angewiesen, sondern kannst auch allein etwas unternehmen.« Das ist eine Antwort, die ein Stier-Kind akzeptiert
Misstrauen Sie Ihrem Stier-Sprössling nie! Stiere sind offen und ehrlich. Die Wahrscheinlichkeit, dass Ihr Stier-Kind Sie belügt oder Ihnen wichtige Vorkommnisse verschweigt, ist kaum gegeben. Der kleine Stier wird lediglich gekränkt und beleidigt sein, wenn er merkt, dass Sie seinen Worten nicht glauben oder seine Behauptungen stets nachprüfen. Vertrauen Sie ihm und lassen Sie ihm einen gewissen Freiheitsraum !
Lesen Sie nicht, was er seinem (seiner) Brieffreund(in) schreibt, durchstöbern Sie seine Schultasche nicht und fordern Sie nicht, dass er Ihnen besonders genau berichten soll, was auf der Kinderjause »alles passiert« ist! Er wird Ihnen genug erzählen, wenn Sie ihn von sich aus kommen lassen, statt durch inquisitorisches Fragen seinen Dickschädel zu provozieren.
Stier-Kinder sind überraschend früh selbständig. Diese Selbständigkeit sollten Sie respektieren. Stiere mögen es nicht, wenn man sie ständig zu gängeln versucht und ihnen jeden ihrer Schritte vorschreibt. Der Stier macht seine Aufgaben, ohne dass Sie ihm sagen müssen, in welcher Reihenfolge er sie zu erledigen hat, und er hält seine Hefte in Ordnung, ohne dass Sie ihm anzuschaffen brauchen, wann er sie mit neuen Einbänden versehen muss.
Günstig wird es auch sein, wenn Sie dem Stier frühzeitig ein - nicht zu hohes, aber ausreichendes - Taschengeld in die Hand drücken. Er hat Freude am Umgang mit Finanzen und wird in der Regel sparsam und vernünftig sein. Die Gefahr, dass der kleine Stier sein Taschengeld bereits am Tag, an dem er es erhält, bis auf den letzten Groschen in Kaugummi oder Olympioniken-Bildchen anlegt, um tags darauf Nachschub zu fordern, ist gering. Der Stier-Sprössling geht mit seinem Taschengeld umsichtig um, und wenn er beschlossen hat, auf den dritten Band »Pippi Langstrumpf« zu sparen, dann wird er vorübergehend auf Kaugummi und andere Kleinigkeiten verzichten.
In der Schule sind Stier-Kinder fleißig, umgänglich und aufmerksam. Sie begreifen manchmal etwas langsam, aber wenn sie einmal etwas begriffen haben, dann merken sie sich's fürs Leben. Stier-Kinder lernen nicht rasch, aber gründlich, sie drücken sich oft umständlich aus und denken bisweilen schwerfällig, aber sie sind ordentlich und pflichtbewusst, und bereiten Lehrern wie Eltern wenig Schwierigkeiten.
Bei ihren Klassenkameraden sind Stier-Kinder in der Regel beliebt, weil sie freundlich, fair und gelassen sind. Nicht selten werden sie zu Klassensprechern gewählt - nicht ihrer rhetorischen Brillanz wegen, die lässt oft zu wünschen übrig, sondern weil sie sich durch Umsicht, Zuverlässigkeit und Vertrauenswürdigkeit auszeichnen.
Daheim brauchen Stier-Kinder viel Liebe, Behaglichkeit und eine fixe Ordnung. Überraschungen lieben sie gar nicht. In einem Haushalt, in dem es ständig drunter und drüber geht, fühlen sie sich unsicher und unglücklich. Andere Kinder finden´s vielleicht lustig und abenteuerlich, wenn die Eltern plötzlich verreisen und sie selber zur Großmutter oder zu Freunden. der Familie übersiedeln müssen - Stier-Kinder reagieren auf derlei Neuigkeiten verstört und verschreckt. Sie wollen am liebsten schon im März wissen, wohin die Ferienreise im Sommer gehen wird, und schätzen es durchaus nicht, wenn sie an ihrem Geburtstag statt der sonst üblichen Schokoladetorte plötzlich eines Eisbombe vorgesetzt bekommen.
Sofern man ihre Flexibilität nicht überfordert, sind Stier-Kinder zärtliche, liebevolle, sonnige Sprösslinge, die ihren Eltern - von gelegentlichen Wutausbrüchen abgesehen - viel Freude machen.
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