Nabelschnurbluteinlagerung
Vielen Dank für Eure Antworten und bis bald - Iris (36 SSW)
Re: Nabelschnurbluteinlagerung
da ich selbst Blut- und Knochenmarkspender bin, habe ich mich bei der
letzten Schwangerschaft bereits informiert. Hier in der CH ist das völlig
unbekannt und ich habe es dann auch sein lassen, einfach weil mir
weder Vor-, noch Nachteile richtig bekannt wurden. Bin gespannt,
welches Antworten Du kriegst... wer weiss, vielleicht hat sich
diesbezüglich ja einiges geändert in den letzten 3 Jahren...
Regula
Re: Nabelschnurbluteinlagerung
in meinen Augen ist das totaler Quatsch und rausgeschmissenes Geld. Grund: Die Forschung und auch ethischen Richtlinien in Deutschland ist heute noch gar nicht so ausgerichtet, dass Dir irgendwer garantieren kann, dass das eingelagerte Blut (und das damit verbundene gezahlte Geld) auch wirklich sinnvoll genutzt werden kann. Habe außerdem gehört, dass man auch gar nicht sicher ist, ob die eingelagerte Menge aus der Nabelschnur überhaupt nicht zu wenig ist. Ich war auch hier bei 9monate mal im Chat zum Thema (mit zwei Pro-Einlagerungs-"Experten") und den fand ich auch nicht wirklich informativ - es hieß immer nur einlagern, einlagern, einlagern aber richtig stichhaltige Argumente dafür kamen meiner Meinung nach nicht. Wenn Du was sinnvolles machen willst mit dem Blut, dann spende es an die DKMS - das kostet nix und wird dann ALLEN zur Verfügung gestellt. Meine Meinung: Wenn das jeder machen würde, dann bräuchte man über Vita34 und Co. gar nicht nachdenken...
LG
chiaras.mum
schliesse mich 100% an. lg und o.T.
eingeschlichen...
ich habe mir irgendwann mal aus dem Sept./Okt.-Forum ein sehr informatives Posting rauskopiert(vielleicht ist das eine Entscheidungshilfe):
NABELSCHNURBLUT-EINLAGERUNG
Damit man motiviert ist, alles zu lesen, hier ein kleine Übersicht:
- "Bericht aus Brüssel, Mai 2004"
- Bericht Magazin PlusMinus 1.6.2004
- Bericht des "Patientenprojektes"
- Bericht des Hebammemverbandes (im Antwort-Posting)
Man sollte diese Informationen (mindestens?) mit gleichem Stellenwert in Betracht ziehen, wie die entsprechenden Informationen der Firmen VITA34, CyroSafe, etc.
Mit freundlichen Grüßen,
Björn M. Albrecht
---------------------------------------------------------
BERICHT aus BRÜSSEL zu gesundheits- und sozialpolitischen Themen, Mai 2004
Nabelschnurblutbanken ? Kritik von der Europäischen Ethikgruppe
Die Europäische Gruppe für Ethik (EGE) legte am 16. März 2004 eine Stellungnahme über die ethischen Aspekte bezüglich der Aufbewahrung von Nabelschnurblut vor, die bereits im Jahre 2001 Kommissionspräsident Romani Prodi
in Auftrag gegeben hatte. Die EGE ist eine von der Europäischen Kommission eingerichtete, unabhängige Expertengruppe zu ethischen Fragen, die dem Generalsekretariat zugeordnet ist. Vorsitzender der Gruppe ist der schwedische Philosoph Göran Hermeren.
Grundsätzlich begrüßt die EGE alle Forschungsaktivitäten aus Nabelschnurblut, die für den Patienten von Nutzen sein können und betont, wie wichtig für Transplantationen die Sammlung von Nabelschnurblut durch öffentliche Einrichtungen ist. Diese öffentlichen Blutbanken sollen stärker zusammenarbeiten, um eine ausreichende Bereitstellung blutbildender Stammzellen der verschiedenen
Arten zu garantieren. In diesem Zusammenhang begrüßt die EGE-Gruppe die kürzlich verabschiedete Richtlinie zu menschlichen Geweben und Zellen.
Mit aller Deutlichkeit verurteilt die EGE-Gruppe die kommerzielle Verwendung und Aufbewahrung von Nabelschnurblut und fordert entsprechende Aufklärung
insbesondere für schwangere Frauen, denen diese Dienste gegen viel Geld aufgedrängt werden. Nach Meinung der EGE sollen über die kommerziellen Blutbanken kein Verbot verhängt werden, aber alle Werbeaktivitäten, die in diese
Richtung abzielen, sollten von öffentlichen Behörden angemessen kontrolliert werden. Nach dem jetzigen Stand der Forschung bringt die Aufbewahrung von Nabelschnurblut für die autologe Verwendung in therapeutischer Hinsicht keinen Nutzen, da die Verwendung in den ersten 20 Lebensjahren äußert selten ist (1:20.000) Außerdem sollten die Produkte nicht länger als 15 Jahre gelagert werden.
PlusMinus 1.6.2004, ARD:
?Nabelschnurblut enthält nur zum Zeitpunkt der Geburt eine Vielzahl von wertvollen Zellen, die das Leben bewahren können.? Mit solch kernigen Sätzen umwirbt die Leipziger Firma Vita 34 werdende Eltern. Die im Nabelschnurblut enthaltenen Stammzellen sollen in Zukunft ungeahnte Heilungschancen bei verschiedenen Krankheiten ermöglichen. So verspricht es zumindest Vita 34. Rund 20.000 Nabelschnurpräparate konnte der Marktführer bisher einlagern. Aktueller Preis: pro Einlagerung 1.950 Euro für 20 Jahre. Im Ernstfall sollen die Stammzellen dem Spender dann zur Verfügung stehen. Es müsse nicht erst ein geeigneter Fremd-Spender gesucht werden.
Die Visionen
Krebs, Rheuma, Diabetes, Schlaganfall und die Schaffung von neuen Organen in Bioreaktoren werden unter anderem als mögliche Anwendungsgebiete gepriesen. Ein Geschäft mit der Hoffnung. Denn bisher ist keines der bei Vita 34 eingelagerten Präparate je zum Einsatz gekommen. Und Kritiker sind überzeugt: Die Präparate werden auch niemals einen Nutzen für die Spender haben.
Die Realität
?Es wird in absehbarer Zeit keine ernstzunehmenden Therapien geben, die sich auf diese kommerziell eingelagerten Stammzellen stützen?, betont der Dresdner Professor Gerhard Ehninger. Der renommierte Krebsforscher ist ein Verfechter öffentlicher Nabelschnurblutbanken, die ihre Spenden jedem potentiell Erkrankten zur Verfügung stellen. Diese Blutbanken bringen solche Stammzellen aus der Nabelschnur tatsächlich zur Anwendung. Bei der Leukämie im Kindesalter. Aber immer nur fremde Zellen.
Mit eigenen Stammzellen kann die Krankheit nicht behandelt werden. Denn mit den Zellen wird auch das Immunsystem des gesunden Spenders übertragen.
Das Problem mit den eigenen Zellen
?Das individuelle Wegsperren der Zellen hilft niemandem?, kritisiert Ehninger. Und braucht ein Erwachsener tatsächlich eigene Stammzellen, könne man diese problemlos aus dem Knochenmark gewinnen. Die im Nabelschnur enthaltenen Zellen würden für Erwachsene eh nicht ausreichen. Eine Einlagerung sei also völlig überflüssig: ?Warum soll ich dann alte, eingelagerte Zellen verwenden, wenn ich frische zur Verfügung habe.?
Fremde Zellen sind besser als eigene
Gerhard Ehninger ist Mitbegründer der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS), der weltweit größten Einrichtung dieser Art. Hier sind über eine Million potentielle Spender registriert. Ihre im Knochenmark eingelagerten Stammzellen werden erst dann entnommen, wenn sie für einen möglichen Empfänger gebraucht werden. Auch hier kommen immer fremde, gesunde Zellen bei Krebspatienten zum Einsatz.
Geld für nichts?
Ob die Stammzellen aus dem Nabelschnurblut jemals gebraucht werden, ist also fraglich. Die von der EU-Kommission eingesetzte Gruppe für Ethik kommt zu dem Ergebnis: ?Die Legitimität kommerzieller Nabelschnurblutbanken (...) sollte in Frage gestellt werden, da sie eine Dienstleistung verkaufen, die gegenwärtig keinen wirklichen Nutzen bezüglich therapeutischer Möglichkeiten hat.?
Dieser Text gibt den Inhalt des Fernseh-Beitrages von [plusminus vom 1. Juni 2004 wieder, ergänzt um Zusatzinformationen der Redaktion. Eventuelle spätere Veränderungen des Sachverhaltes sind nicht berücksichtigt.
Patientenprojekt:
Nabelschnurblut:
Eine medizinische Lebensversicherung nur für Reiche?
Werdende Eltern stehen den vielfältigen Angeboten des Gesundheits-marktes rund um die Geburt ihres Kindes oftmals ratlos gegenüber.
Verschiedenste Leistungsanbieter versuchen sich auf diesem einträglichen Markt mit einer unüberschaubaren Produktpalette zu behaupten.
Neben den von Krankenkassen übernommenen Standarduntersuchungen, werden mittlerweile eine ganze Reihe von individuellen Gesundheits-leistungen von Gynäkologen, Hebammen und Heilpraktikern angeboten, die nicht mehr zum Leistungsumfang der Krankenkasse gehören und aus eigener Tasche bezahlt werden sollen.
Dazu gehört auch die Möglichkeit der Einlagerung von Nabelschnurblut in privaten Blutbanken. Für die Summe von mindestens 1800 Euro bieten einige Firmen die private Konservierung des Nabelschnurblutes über einen Zeitraum von 20 Jahren oder gar lebenslang an. Das aufgereinigte Blutzellpräparat stünde dann, so werben die kommerziellen Anbieter, im Falle einer schweren Erkrankung des Kindes oder dessen Familie für lebensrettende Therapien jederzeit abrufbar zur Verfügung.
Wer möchte diese medizinische Lebensversicherung nicht gern für sein Kind abschließen?
Aber, ist das ohnehin knappe Geld in diesem Falle auch wirklich sinnvoll angelegt?
Nabelschnurblut - warum so kostbar?
Wanderte das Nabelschnurblut nach der Entbindung früher komplett in den Krankenhausmüll, so gilt es heute als wertvolle Ressource für Stammzellen, die derzeit in erster Linie zur Therapie von bösartigen Erkrankungen des blutbildenden Systems herangezogen werden.
Die im Nabelschnurblut enthaltenen Stammzellen können zu verschiedenen Zelltypen des Blutes heranreifen (z. B. roten, weißen Blutkörperchen und Blutplättchen) und sind z. B. bei einer Leukämie eine potentielle Alternative zur herkömmlichen Knochenmarkstransplantation.
Nabelschnurblut kann risikolos direkt nach der Geburt entnommen, aufbereitet und in einer Nabelschnurbank eingelagert werden. Spezialisierte, öffentliche Großzentren wie z.B. die Universi-tätsklinik Düsseldorf haben sich zu einem Netzwerk in Kooperation mit internationalen Institutionen zusammengeschlossen. Das dort eingelagerte Nabelschnurblut wird in der Regel bei er-krankten Patienten als Fremdspende (ähnlich der klassischen Organtransplantation) zur lebens-rettenden Behandlung eingesetzt.
Bei einer kommerziellen Einlagerung bleibt das Nabelschnurblut persönliches Eigentum. Glaubt man den Werbebroschüren der Firmen, sollen das entsprechende Kind, eventuelle Geschwisterkinder oder andere Familienangehörige bei Bedarf auf dieses Stammzellpräparat zurückgreifen können.
Allerdings müssen alle Firmen, die eine kommerzielle, private Nabelschnurbluteinlagerung an-bieten, eine Herstellungserlaubnis für derartige Blutprodukte besitzen. Derzeit verfügen kommerzielle Anbieter jedoch nur über eine Zulassung für Präparate zur autologen (Eigen-) Spende. Das konservierte Blut darf dabei lediglich an das Kind, bei dessen Geburt das Nabelschnurblut entnommen wurde, nicht aber an Geschwisterkinder, Familienangehörige oder Dritte abgegeben werden.
In der Behandlung Leukämie-kranker Kinder, so die Experten, kommen jedoch vorwiegend sogenannte allogene (Fremd-) Spenden zum Einsatz. Forschungsergebnisse lassen vermuten, daß die Leukämie-Erkrankung bereits im Nabelschnur durch nachweisbare genetische Verände-rungen der Blutzellen angelegt ist und eine autologe Transplantation den erneuten Ausbruch einer Leukämie induzieren könnte. Darüber hinaus fehle bei der Transplantation von eigenem, autologen Nabelschnurblut, der von Ärzten erwünschte "graft versus leukemia" Effekt; eine Reaktion der trans-plantierten Blutzellen, die zur Zerstörung noch vorhandener bösartiger Blutzellen des Kindes führt.
Gegen die von den Firmen propagierte mögliche Anwendung bei der ganzen Familie (allogen) spricht ferner, dass die Stammzellzahl im Nabelschnurblut für einen Erwachsenen in der Regel zu gering ist und zumeist nur für Kinder bis zu einem Gewicht von 30-40 kg ausreicht. Der tat-sächliche Einsatzbereich privat eingelagerten Nabelschnurblutes reduziert sich folglich derzeit auf ein Minimum.
Spezialisten aus Klinik und Wissenschaft weisen daraufhin, dass die private Einlagerung von Nabelschnurblut lediglich auf der Hoffnung in eine rasche Entwicklung der Forschung und neue therapeutische Optionen beruht. In den Richtlinien der Bundesärztekammer (1999) heißt es dazu: es gebe derzeit keinen medizinischen Grund, Blutstammzellen aus Nabelschnurblut für das eigene Kind aufzuheben. Die Einlagerung sei daher zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht notwendig.
Da das Nabelschnurblut neben den blutbildenden Zellen, noch weitere Stammzellen enthält, verweisen die Firmen auf das zwar wissenschaftlich noch nicht bestätigte, aber möglicherweise vorhandene Potential der Zellen, als "Ersatzteillager" zur Reparatur geschädigter Organe dienen zu können. Doch ob diese, als nahezu unbegrenzt angepriesenen Möglichkeiten der Nabelschnur-Stammzellen in die Realität umgesetzt werden können und ob sich daraus ein therapeutischer Nutzen ergibt, ist derzeit noch vollkommen unklar. Die werbewirksamen Versprechen der Firmen müssen demnach kritisch diskutiert werden.
Sinnvoll scheint allerdings die Sammlung von Nabelschnurblut einer schwangeren Mutter, wenn bereits ein Geschwisterkind erkrankt und transplantationsbedürftig ist. Dort findet sich häufig auch eine Gewebeübereinstimmung, die die Sammlung des Blutes rechtfertigt. In diesem Falle ist aber auch die Spende und Transplantation in Kooperation mit einer öffentlichen, nicht privaten Institution ohne enorme Zusatzkosten denkbar!
Neben vorhandenen medizinischen Bedenken, bleiben ethische und moralische Fragen, die von Experten und Laien gleichermaßen kontrovers diskutiert werden. Kritiker befürchten, dass selbst im positiven Falle, die potentiellen Behandlungsmethoden nicht allen Patienten zur Verfügung stehen werden, sondern vermutlich eine Exklusivtherapie für wenige Privilegierte bleiben; selbst diejenigen, die jetzt vielleicht noch das Geld für die Gewinnung und Lagerung des Zellpräparates aufbringen konnten, werden sich eine Therapie aus dem privaten Ersatzteillager vielleicht nicht leisten können.
So stellt sich neben den Gedanken um das Allerbeste für das eigene Kind, doch die Frage, ob es nicht sinnvoller ist, durch Nabelschnur-blutspenden in Banken öffentlicher Einrichtungen, die Entwicklung der Forschung, mögliche Erkenntnisse zu forcieren und nach dem Solidaritätsprinzip allen zugänglich zu machen?
hier geht's noch weiter...
Stammzellpräparate als "biologische" Lebensversicherung?
Ein heißes, undurchsichtiges Thema, das sich offensichtlich anbietet für gute Geschäfte bei gleichzeitig nicht gesicherter Datenlage und einem hohen Angstpotential bei den angesprochenen Eltern. Wer kann besser dazu Stellung nehmen als ein ausgewiesener Fach-mann auf diesem Gebiet, der die aktuelle Forschung kennt und so die Situation bestens beur-teilen kann. Der BDH hat bisher keine Stellungnahme zu diesem Thema herausgegeben, deshalb freue ich mich umso mehr über diese Einschätzung der Situation auf dem Markt der Einlagerung von Nabelschnurblut und bedanke mich herzlich bei Herrn Prof. Klingebiel. (Magdalene Weiß)
Stammzellen
Hämatopoetische Stammzellen sind die noch sehr unreifen Vorläufer der Knochenmark- und Blutzellen, die sich später in die entsprechenden Zelltypen differenzieren. Im Knochenmark sind 1,5% der einkernigen Zellen Stammzellen, im Blut 0,1-0,2%, im Nabelschnurblut 0,8-1,2%. Sie werden aufbereitet und dem Patienten wie eine Bluttransfusion verabreicht (trans-plantiert). Übertragungen eigener (autologe) oder fremder Stammzellen (allogene Transplanta-tion) werden vor allem bei Leukämie-Patienten durchgeführt nach einer Hochdosis-Chemotherapie oder -Bestrahlung, die das körpereigene Knochenmark zerstört hat.
Erstmals 1989 wurde von einer erfolgreichen Übertragung von Nabelschnurblut-Stammzellen eines Mädchens auf deren fünfjährigen Bruder berichtet, der an Fanconi-Anämie erkrankt war. Seitdem verzeichnet die Transplantation von Nabelschnurblut einen rasanten Anstieg, Nabel-schnurblutbanken wurden aufgebaut und Standards für den Austausch von Nabelschnurblut-Produkten wurden entwickelt. Die Bundesärztekammer hat 1999 Richtlinien zur Transplanta-tion von Nabelschnurblut erlassen.
Seit einigen Jahren werben kommerzielle Firmen mit der Möglichkeit, Nabelschnurblut nach der Geburt aufzubereiten und einzufrieren (kryokonservieren), um für eventuelle spätere Er-krankungen eine Art biologische Lebensversicherung zu haben. Für diesen Service verlangen die Firmen von den Eltern einen vierstelligen Euro-Betrag. Experten bezweifeln jedoch einen Nutzen der Kryokonservierung von Nabelschnurblut.
Obwohl weltweit inzwischen über 1500 Nabelschnurblut-Transplantationen durchgeführt wurden, verzeichnet das deutsche pädiatrische Register für Stammzell-Transplantation in Frankfurt nur etwa drei Kinder pro Jahr, denen Nabelschnurblut transplantiert wird. In ande-ren europäischen Ländern wie Italien oder Spanien werden sehr viel mehr Nabelschnurtrans-plantationen als bei uns durchgeführt.
Das größte Problem ist die begrenzte Zellmenge des Nabelschnurbluts (ein Zehntel der Menge bei Knochenmark-Transplantationen). Sie führt dazu, dass die gefährliche Phase der Aplasie, in der der Körper ohne kompetente Immunabwehr auskommen muss, nach einer Nabelschnur-blut-Transplantation ungefähr 14 Tage länger ist als nach einer Knochenmark-Transplantation. Die lange Aplasie führt bei Kindern zu einer transplantationsassoziierten Sterberate von bis zu 39 Prozent (bei Erwachsenen bis 59 Prozent). Wegen der geringen Zellzahl kommen für eine Nabelschnurblut-Transplantation als Empfänger praktisch nur Kinder unter 30 Kilogramm (unter 10 Jahren) in Frage. Ein großer Vorteil der Nabelschnurblut-Transplantation liegt in dem vergleichsweise seltenen Auftreten einer Transplantat-gegen-Wirt-Reaktion. Diese gefürchtete Komplikation, bei der die transplantierten Zellen den immunologisch wehrlosen Empfänger angreifen, ist eine der Hauptursachen der transplantationsassoziierten Mortalität.
Trotzdem sind die Stellungnahmen zahlreicher Fachgesellschaften, wie der American Academy of Pediatrics, der Bundesärztekammer oder des Wissenschaftlichen Beirats der Britischen Gy-näkologen, bisher eindeutig: Eine anerkannte Indikation zur Konservierung von Nabelschnur-blut des eigenen Kindes als "biologische Lebensversicherung" wird nicht gesehen �? und zwar aus folgenden Gründen:
? Kinder mit Leukämie können heute in den meisten Fällen durch alleinige Chemotherapie geheilt werden. Eine Stammzell-Transplantation ist relativ selten indiziert (auch wenn sie in einzelnen Fällen lebensrettend sein kann). Außerdem geht man heute davon aus, dass ein Großteil der Leukämien bei Kindern schon pränatal entstehen, so dass bei Transplantation von Nabelschnurblut unter Umständen die pränatal entstandenen (prä)leukämischen Zellen mitübertragen würden. Eine Transplantation eigener Nabelschnurblutstammzellen wurde deshalb bisher nur in seltenen Ausnahmesituationen durchgeführt.
? Bei angeborenen Stoffwechselerkrankungen oder Immundefekten macht eine körpereigene Nabelschnurblut-Transplantation ebenfalls wenig Sinn, da die Stammzellen denselben ge-netischen Defekt in sich tragen.
? Wie sich körpereigene Nabelschnurblut-Stammzellen bei kindlichen Tumoren auswirken, wird zur Zeit noch getestet. Bisher gibt es noch keine Therapie mit sicher nachgewiesener Effektivität. Außerdem können in diesem Fall Stammzellen aus dem Blut des betroffenen Kindes gewonnen werden. Wegen der kürzeren Dauer der gefährlichen Aplasie würde die-sem Verfahren selbst dann der Vorzug gegeben werden, wenn eingefrorenes Nabelschnur-blut zur Verfügung steht.
? Auch die Hoffnung, in Zukunft aus Stammzellen verschiedene Körpergewebe, zum Bei-spiel Herzmuskulatur oder Nervengewebe, herstellen zu können und so eine Art Ersatz-teillager bereitzuhalten (etwa für die Therapie bei Parkinson-Krankheit oder nach einem Herzinfarkt), ist aus Expertensicht kein Grund für das Einfrieren des eigenen Nabel-schnurblutes. Geeignete Stammzellen können bei Bedarf problemlos aus Knochenmark oder Blut gewonnen werden. Ob hingegen die über Jahrzehnte eingefrorenen Nabelschnur-blut-Stammzellen dann noch brauchbar sind, weiß momentan niemand vorherzusagen.
Nach Meinung der Fachleute gibt es nur zwei sinnvolle Indikationen zur Nabelschnurblut-spende: die so genannte "gerichtete" Spende für ein Geschwisterkind, das an einer angeborenen Stoffwechselkrankheit oder einer malignen Erkrankung leidet, oder eine "ungerichtete" unei-gennützige Spende für eine öffentliche Nabelschnurblutbank.
Katharina Kerlen-Petri, Nina Drexelius
Wir bedanken uns bei Prof. Dr. Klingebiel, Direktor der Klinik für Kinderheilkunde III am Universitätsklinikum Frankfurt/M. für die fachliche Beratung.
Ein lesenswerter Artikel zu diesem Thema findet sich im Deutschen Ärzteblatt, Jg. 99, Heft 19 vom 10.5.02. Eine Kopie dieses Textes kann gegen einen frankierten Rückumschlag bei der HF-Redaktion angefordert werden.
Anbei hier noch ein Artikel aus der Zeitschrift Bioskop zum Diskussionsthema.
Stammzellen aus Nabelschnurblut können lukrativ sein, aber ein therapeutisches Wundermittel sind sie nicht
Artikel erschienen in: Bioskop Nr. 21, März 2003, Seiten 6+7
Olga von Bock (Frankfurt a.M.), Wissenschaftsjournalistin :
Profitabler "Abfall"
Stammzellforschung ist ein Politikum. Kein Klon-Experiment, keine Debatte um das Embryonenschutzgesetz kommt ohne den Hinweis auf segensreiche Perspektiven der Stammzellforschung aus: Verheißen wird Gewebeersatz aus dem Labor für bislang unheilbare Krankheiten. Kritik wird in der Regel nur dann laut, wenn mit embryonalen Zellen experimentiert werden soll. Dabei kann auch die Verwertung von adulten Stammzellen aus Nabelschnurblut problematisch sein - und finanziell lukrativ.
WissenschaftlerInnen, PolitikerInnen und Medien stellen Stammzellen gern als neue Wunderwaffe der Biomedizin gegen noch unheilbare Krankheiten dar. Tatsächlich ist bisher nicht einmal bekannt, warum und in welche Körperzellen sich Stammzellen verwandeln können. Unklar ist auch, ob das Therapiekonzept "Stammzellentransplantation" wirklich heilen kann: Nach welchen Regeln sich transplantierte Zellverbände wo im menschlichen Körper anordnen, ist bisher jedenfalls ungewiss. In Tierversuchen wuchsen Leberzellen zuweilen im Gehirn heran oder Nervenzellen im Herz.
Die umstrittenen embryonalen Stammzellen haben unkalkulierbare Wirkungen: Sie scheinen sich im Labor nicht nur in alle Zelltypen verwandeln zu können, sie neigen auch dazu, besonders aggressive Tumore auszubilden. Auch Versuche mit künstlich hergestelltem Gewebe verliefen bislang anders als wissenschaftlich erhofft und medial propagiert: Pankreasinselzellen verlernen ihre Fähigkeit, Insulin auszubilden, oder bestimmte Leberzellen zeigen nur einen Bruchteil ihrer ursprünglichen Entgiftungsleistung. Kurzum: Stammzellforschung ist, trotz aller Euphorie, noch reine Grundlagenforschung.
Als eine Variante der Stammzelltherapie werden heute auch Knochenmarktransplantationen verstanden, wenngleich sie bereits seit über zwanzig Jahren erfolgen, vor allem bei der Behandlung von an Leukämie (Blutkrebs) erkrankten Kindern. Bei dem Eingriff wird das Blutsystem der PatientInnen zerstört und durch Knochenmark eines Spenders ersetzt, wobei die im fremden Knochenmark enthaltenen, Blut bildenden Stammzellen für Heilung sorgen sollen.
Seit Mitte der 90er Jahre werden für die Leukämietherapie verstärkt Stammzellen aus der Nabelschnur benutzt, die ebenfalls als Blut bildend gelten. Der "wertvolle Abfall" - so die Sprachregelung der Düsseldorfer Nabelschnurblutbank - kann ohne körperliche Belastungen während der Geburt entnommen werden, falls die Mutter zugestimmt hat. Den Frauen wird vermittelt, dass ihr Nabelschnurblut ausschließlich nicht-kommerziellen Zwecken diene und leukämiekranken Kindern zur Verfügung gestellt werde. Das Nabelschnurblut wird eingefroren und in öffentlich betriebenen Blutbanken eingelagert, von wo es über ein europäisches Netzwerk anonym für Transplantationen verteilt werden kann.
Inzwischen haben auch Geschäftsleute das Nabelschnurblut entdeckt. Gegen Gebühr von mehreren tausend Euro bieten diverse Firmen an, Nabelschnurblut aufzubewahren - und zwar als potenzielles Therapeutikum für das Kind selbst (autolog) oder auch für Familienangehörige für den Fall, dass sie irgendwann schwer erkranken. Allerdings ist medizinisch umstritten, ob diese Stammzellen überhaupt autolog verwendet werden können. Die Menge der Stammzellen im Nabelschnurblut reicht jedenfalls nur für Kinder, die weniger als 40 Kilogramm wiegen. Trotzdem sprechen Betreiber privater Blutbanken von "biologischer Lebensversicherung", wenn sie für die kostspielige Nabelschnurblutkonservierung werben.
Doch auch als seriös geltende, "nicht-kommerzielle" Forschung, die einen "therapeutischen Nutzen" verheißt, ist fragwürdig. Aufgrund der schweren "Nebenfolgen" sind Stammzelltransplantationen - ob aus Knochenmark, Blut oder Nabelschnurblut - ohnehin nicht die Therapie der Wahl. Erst wenn die radio- und chemotherapeutische Behandlung gescheitert oder erneut eine Leukämie entstanden ist, versucht man die Stammzellenübertragung. Die Heilungschancen für die meist kleinen Kinder von drei bis sieben Jahren sind gering. Mögliche Abstoßungsreaktionen können qualvolle und tödliche Folgen haben. Die Kinder müssen während der Behandlung in isolierter, steriler Umgebung leben. Jeder Kontakt mit Menschen ist gefahrvoll. Beispielsweise können die Schleimhäute - vom Nasenrachenraum bis zum Darm - so stark entzündet sein, dass selbst das Schlucken des eigenen Speichels so schmerzhaft ist, dass die PatientInnen es ohne hohe Morphingaben nicht ertragen und einfach den Speichel aus dem Mund laufen lassen. Wächst das Transplantat nicht an, haben die Kinder keine Überlebenschance. Und selbst wenn die Transplantation als gelungen gilt, können die fremden Zellen nicht nur die restlichen Leukämiezellen, sondern auch Gewebe und Organe des Empfängers zerstören. Das kann zum Tode führen oder sich so schlimm auswirken, dass sich die Haut am ganzen Körper schält oder die Betroffenen ihr Leben mit Hilfe künstlicher Beatmung verbringen müssen.
Der Weltmarkt für Zell-Therapien werde bis zum Ende dieses Jahrzehnts auf über 30 Milliarden Dollar geschätzt, sagt die Firma des Professors.
Ein therapeutisches Wundermittel ist die Stammzelltransplantation in ihrer seltenen klinischen Anwendung bei Leukämie also nicht. Aber sie ist lukrativ: Im Durchschnitt kostet die Einlagerung von leicht zu beschaffendem Nabelschnurblut den öffentlichen Zentren nicht mehr als 600 Euro. Wird das Präparat irgendwann zur Behandlung von Blutkrebs eingesetzt, können 15.000 Euro in Rechnung gestellt werden. Und: Mit dem Boom der Stammzellforschung und auf dem Hintergrund einer restriktiven Gesetzgebung in Sachen embryonaler Stammzellen, verfügen die öffentlichen Blutbanken zudem über begehrtes Forschungsmaterial! Je nach Blutbank werden 30 bis 60 Prozent der Proben gar nicht für Transplantationen verwendet. Da drängen sich Fragen geradezu auf: Was geschieht mit den Blutpräparaten? Werden sie vernichtet? Verkauft? Zu Forschungszwecken genutzt? Wer profitiert von der gratis überlassenen Substanz?
Kommerzielle Firmen sind immerhin durch privatrechtliche Verträge mit den Eltern gebunden und verpflichtet, die Präparate zu konservieren und über deren Verbleib aufzuklären. Dagegen haben öffentliche Banken weit mehr Spielraum. Der große Anteil an Blutpräparaten, deren Stammzellenmenge für den klinischen Einsatz zu gering ist, darf arzneimittelrechtlich weder eingelagert noch als "Spende" weiter gereicht werden. Einige Banken geben an, sie würden diese Präparate entsorgen und keinesfalls verkaufen. Andere nutzen das Material kommerziell.
Beispiel Freiburg: Die Koordination der an der dortigen Universität betriebenen Blutbank obliegt einer Mitarbeiterin der Firma Metreon Bioproducts. Diese GmbH ist ein gemeinsames Tochterunternehmen des Pharmamultis Schering und der Freiburger Firma CellGenics, die 1994 vom Freiburger Uniklinikum gegründet worden ist. CellGenics entwickelt, produziert und vermarktet Zell- und Proteinpräparate sowie Materialien für die "ex-vivo"-Bearbeitung von Zellen. Schwerpunkt ist die Arbeit an adulten Stammzellen. Zu diesem Zweck unterhält CellGenix weltweite Kooperationsbeziehungen insbesondere zu Unternehmen und Forschungseinrichtungen in Nord- und Südamerika. Die Verbindung zur Freiburger Nabelschnurblutbank ist für die Produktionsperspektiven ideal.
Beispiel Düsseldorf: Dort leitet Professor Peter Wernet die größte europäische Nabelschnurblutbank, eingerichtet an der Düsseldorfer Universität. Außerdem ist Wernet Gründer des Start-up-Unternehmens Kourion Therapeutics AG, die Investoren mit der Hoffnung auf ganz große Geschäfte lockt. Der Weltmarkt für Zell-Therapien werde bis zum Ende des Jahrzehnts auf 30 Milliarden US-Dollar geschätzt, sagt die Aktiengesellschaft des Professors. Kourion hat Kooperationsverträge mit diversen Firmen abgeschlossen und hält einige Patente zur Stammzellforschung mit Nabelschnurblut. Die forschungspolitische Strategie der rot-grünen Landesregierung von Nordrhein-Westfalen, Universitätseinrichtungen zu Firmengründungen und Patentanmeldungen zu bewegen und dafür zu belohnen, hat sich für Kourion ausgezahlt. Das Unternehmen hat öffentliche Fördermittel in Höhe von 4,8 Millionen Euro kassiert.
Von Patenten und Profiten ist allerdings nicht die Rede, wenn Frauen via Medien, Internet oder Geburtsvorbereitungskursen zur Nabelschnurspende gebeten werden. Die Freiburger Blutbank appelliert an die Nächstenliebe: "Sie können Leben schenken - noch einem Kind."
Re: Nabelschnurbluteinlagerung
ich hatte auch vor Nabelschnurblut für die Allemeinheit zu spenden spenden.Da kann ja im Bedarfsfall auch das eigene Kind von profitieren.Bei mir geht es aber nicht weil ich Rhesus negativ bin und Medikamente gegen eine Rhesus Unverträglichkeit bekommen werde.
Hätte ich das eher gewusst, hätte ich mir viel Kopfzerbrechen ob ja oder nein zur Einlagerung sparen können.Ich glaube es ist auch nicht in jedem Krankenhaus möglich, frag doch lieber mal in Deinem nach.
Ute 30+6
Re: Nabelschnurbluteinlagerung
Vielen Dank noch einmal und besonders an Uli. LG von Iris
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