Hallo Ihr,
obwohl das Ganze schon mehr als 24 Stunden her ist, bin ich immernoch ganz zitterig. Lena hatte gestern im KiGa einen schlimmen Unfall bzw. Sturz.
Auf dem Weg zum KiGa haben wir darüber gesprochen, daß ja ab heute die Ferien wieder vorbei sind und demnach auch (fast) alle Kinder und auch wieder alle Erzieherinnen da sind. Und Lena freute sich, daß vor allem ihre Lieblingserzieherin (Ine) wieder da ist. Sie sagte, sie will gleich auf sie zurennen und sie dann ganz doll knuddeln.
Im KiGa angekommen traf ich meine Freundin und wunderte mich, denn sie bringt ihren Sohn (Lenas besten Freund Simon) sonst viel früher. Sie sagte, sie habe sich heute spontan einen Tag frei genommen. Wir haben uns dann noch kurz unterhalten und Lena zog in der Zeit Jacke und Schuhe aus und Hausschuhe an. Dann guckte sie den Gang entlang, sah am anderen Ende im Frühstücksbereich ihre Lieblingserzieherin sitzen und wollte gerne gleich zu ihr. Ich sagte also "Ja klar, flitz zur Ine und sag ihr guten Morgen, ich komme mit Natalie nach!" und wendete den Kinderwagen. Da hörte ich einen Knall -- und dachte mir erstmal nicht viel dabei. Dachte, Lena sei vielleicht irgendwo gegengedutzelt (passiert ihr öfters mal). Dann aber hörte ich sie schreien, so schlimm wie noch nie. Und zeitgleich lief Erzieherin Ine auf mich zu und schrie immer nur "Weg ! Weg ! Aus dem Weg !!!" Da wußte ich, es mußte was passiert sein, denn Ine ist sonst IMMER cool und gelassen, egal wie schlimm es auch kommt. Ich rannte also nach vorne und sah Lena - sie kniete auf dem Fußboden in einer Blutlache (tschuldigung), denn ihr lief das Blut in Strömen das Gesicht hinunter. Irgendjemand hatte ihr bereits Tücher aufs Gesicht gedrückt, so daß man zunächst gar nicht sehen konnte, wo es blutete und wie schlimm es war. Irgendwer sagte dann, ich müsse mit ihr zum Arzt fahren, aber da war Ine wieder bei uns und sagte, sie ruft lieber den Rettungswagen. Lena schrie weiterhin wie am Spieß und alle Kinder standen um uns herum. Man hat uns dann in einen leerstehenden Gruppenraum gesetzt und wir haben Lena notdürftig den Kopf mit einem Druckverband verbunden. Als wir die Tücher vom Kopf genommen haben, sah ich es: eine riesige Platzwunde senkrecht auf der Stirn, die von der Nasenwurzel bis fast zum Haaransatz ging. Noch schlimmer -- sie war nicht nur riesig lang, sondern klaffte auch ganz weit auseinander, ich konnte bis runter auf den Knochen sehen. Und das mir; ich kann eigentlich noch nicht mal Blut sehen, geschweige denn sowas -- und dann auch noch beim eigenen Kind. Unter mir drehte sich der Boden und ich war kurz vorm Zusammenklappen. Zum Glück war meine Freundin (die früher mal Arzthelferin war) die ganze Zeit bei uns und sagte nur "Hey jetzt nicht ! Reiß Dich zusammen, das geht jetzt nicht." Sie spülte Lena den Mund aus und wir beruhigten sie weiter.
Der Rettungswagen kam dann -- nach endlosen 10 Minuten -- und nahm uns beide mit ins KH. Der Verband (den ich wohl angelegt habe; wurde mir im Nachhinein jedenfalls erzählt, ich selber konnte mich nicht mehr erinnern; dachte, eine der Erzieherinnen hätte ihn angelegt) wurde gelobt, da würden sie jetzt auch gar nicht drangehen, bis wir im KH wären.
Lena weinte immernoch, inzwischen schrie sie nicht mehr aber wimmerte und jaulte, es war furchtbar. Meine Freundin versprach, Natalie mit nach Hause zu nehmen (ein SEGEN, daß sie heute einen Tag frei hatte !!) und auch meinen Mann im Büro anzurufen.
Im KH kamen wir dann erstmal in die Chirurgie. Eine Schwester säuberte Lenas Gesicht, machte den Verband ab, betrachtete den klaffenden Riß und meinte, der sei so schön kerzengerade, vielleicht könnte man ihn auch mit Fibrinkleber kleben anstatt zu nähen; wir sollten mal den Doc fragen. Als der dann kam, bejahte er die Frage. Lena wurde vorgewarnt, daß der Kleber etwas brennt (tat er dann auch -- mein armes Kind) und anschließend kamen Pflaster drauf. Wir sollten nochmal rüber zum Kinderarzt des KH, damit der auch nochmal einen Blick drauf wirft.
Ab da war mein Kind wieder das alte -- langsam kehrte die Farbe wieder in ihr Gesicht und sie plapperte und plapperte wie immer und war wieder recht fit.
Dann konnte sie mir auch erzählen, wie es passiert war: im Frühstücksbereich war es wohl feucht auf dem Fußboden, dort ist sie ausgerutscht und mit der Stirn gegen ein Stuhlbein geknallt. Dabei sind die sogar abgerundet, aber die Maus hatte wohl richtig Speed drauf.
Beim Kinderarzt hat man uns dann erstmal eine Stunde (!) warten lassen. Dann wurden Temperatur und Blutdruck gemessen -- alles ok. Eine recht mürrische Kinderärztin püfte dann noch die Reflexe (auch die waren absolut unauffällig und normal) und meinte dann, sie würde uns aber gerne 48 Std. im KH behalten. Lena weinte sofort wieder, sie wollte nach Hause und flehte, daß wir nicht dortbleiben sollten. Ich fragte, ob das wirklich notwendig sei, denn sie war ja wieder fit, war nicht bewußtlos oder hatte erbrochen.
Die Ärztin wurde noch mürrischer und zählte mir stattdessen auf, was alles passieren könnte ... Gehirnerschütterung (die sich erst fast 3 Stunden nach dem Sturz bemerkbar macht ?), Ödeme, Hirnblutungen, irreversible Schäden, teilweise mit Todesfolge ... Im KH würde man ihr stündlich in die Augen leuchten und Pupillenreflexe testen. Also DAS kann ich zuhause auch ! Sie war aber kniesig (klar, da ihr ja Gelder durch die Lappen !), ich mußte also unterschreiben, daß ich entgegen ärztlichem Rat das KH wieder verlasse. Ich versprach, ihr stündlich in die Augen zu leuchten und aufzupassen und wenn mir Lena irgendwie "komisch" vorkäme, würde ich wiederkommen. Daraufhin meinte sie nur "Dann kann es schon zu spät sein !" Sehr nett, vielen Dank !
Als ich heimkam, war mein Mann schon zuhause. Er hätte heute eigentlich Seminar gehabt, hat es spontan abgeblasen und ist sofort nach Hause gekommen. Er hat Lena gleich in Empfang genommen. Ich bin Natalie einsammeln gegangen, hab Lenas Sachen aus dem KiGa geholt (dort hat mich Ine dann erstmal in den Arm genommen; sie meinte ich wäre immernoch käseweiß) und für ein Mittagessen gesorgt (Lena hat sich Spaghetti gewünscht; das war dann auch das erste, was ich heute gegessen habe). Anschließend hab ich mit unserem KiA telefoniert. Er sagte, wir sollten am Mittwoch morgen bei ihm vorbeikommen. Er beruhigte mich auch und sagte, daß es unwahrscheinlich sei, daß da noch was "nachkäme". Ich sollte sie gut beobachten, aber ich bräuchte sie nicht (wie die Ärztin im KH gesagt hatte) auch nachts stündlich wecken, um die Pupillenreflexe zu testen. Wenn sie bis abends zum Schlafengehen fit sei, dann sollte ich sie um Himmels willen schlafen lassen.
Lena tut nichts mehr weh, außer wenn sie die Stirn runzelt, wie sie sagt.
Zum Glück war meine Freundin da und zum Glück hat sie auch Natalie mitgenommen. Trotzdem ging mir das alles sehr nah ...
Deswegen mußte ich´s wohl auch jetzt so ausführlich aufschreiben, und Euch zutexten :o)
Wer bis hierhin durchgehalten hat, danke fürs Lesen. Und sorry, wenns teilweise so wirr ist ...
Liebe Grüße
Moon