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Zum Thema Stillen - Achtung sehr langer Artikel

Was Frauen Lust macht
Muttermilch statt Männerschweiß: Einer aktuellen US-Studie zufolge braucht es keinen männlichen Lockduft, um das Blut der Frauen in sexuelle Wallungen zu bringen. Der Odor stillender Mütter und ihrer Babys reicht.
Forscherinnen um Martha McClintock von der Universität Chicago setzten kinderlose Frauen zwischen 18 und 35 Jahren zwei Monate lang einem Duftgemisch aus Muttermilch, Mutterschweiß und Babyspeichel aus. Das Ergebnis: Das Bouquet des Sekretgemischs regte offenbar das Sexualverlangen der Testpersonen an.
Die Studie ist unter dem Titel Social chemosignals from breastfeeding women increase sexual motivation von Martha McClintock et al. ist im Fachblatt Hormons and Behavior (Bd. 46, S. 362) erschienen.
Zur Originalstudie (pdf-File)
Probandinnen wussten nicht, was sie testeten
Ziel der Studie war herauszufinden, ob der Duft stillender Mütter und ihrer Babys auf die sexuelle Motivation anderer Frauen einen Einfluss hat. Um das Ergebnis nicht durch vorgefasste Meinungen zu verfälschen, wurde den Probandinnen weder verraten, was sie schnüffelten, noch warum.
Die Forscherinnen ließen sie in dem Glauben, an einer Studie zur Geruchswahrnehmung während des Menstruationszyklus teilzunehmen.
Die rund 90 Probandinnen wurden in zwei Gruppen geteilt. Die eine Gruppe bekam Wattepads mit dem Mutter-Baby-Duft und rieb ihn sich mehrmals täglich unter die Nase; die Kontrollgruppe erhielt mit Kaliumphospat getränkte Pads, die den Duftpads in Aussehen und Konsistenz zum Verwechseln ähnelten.
Wie der Mutter-Baby-Duft gesammelt wurde
Die Forscherinnen um Martha McClintock konnten für ihre Studie 26 stillende Mütter gewinnen. Wattepads in ihrem BH und unter ihren Achseln sammelten Schweiß, Muttermilch und Babyspeichel. In der Sammelzeit mussten die Mütter auf Nahrungsmittel verzichten, die den natürlichen Duft der Muttermilch verändern - wie etwa Knoblauch, Zwiebel oder Curry. Und auf Deodorants oder parfümierte Seifen.
Mutter-Baby-Duft macht Lust auf Sex
Die Frauen bewerteten jeden Tag ihre sexuelle Befindlichkeit. Das Ergebnis: In der Duftgruppe erhöhte sich bei den gebundenen Frauen das sexuelle Verlangen nach ihrem Partner um 24 Prozent; bei den alleinstehenden - deren Motivation an ihren sexuellen Fantasien gemessen wurde - um 17 Prozent. In der Kontrollgruppe stellten die Forscherinnen keine Steigerung der Lust auf Sex fest.
Überraschend der Zeitpunkt der Luststeigerung: "Der Effekt trat besonders in der zweiten Hälfte des Menstruationszyklus nach dem Eisprung auf, also wenn das sexuelle Verlangen normalerweise abnimmt", so Martha McClintock.
Sind Pheromone verantwortlich?
Die Frage ist nun, ob hinter den anregenden Mutter-Kind-Düften Pheromone stecken. Dafür müsste laut McClintock unter anderem nachgewiesen werden, dass das Duftgemisch in der normalen, täglichen Interaktion mit stillenden Müttern und ihren Kindern wirksam wird.
Dass Mutter-Baby-Düfte andere Frauen zur Fortpflanzung anregen, macht McClintock und ihren Kolleginnen zufolge aus evolutionärer Sicht durchaus Sinn: Sie signalisieren, dass innerhalb der Gruppe genug Ressourcen vorhanden sind, um eine Mutter und ihr Baby zu versorgen.
Mit Pheromonen kommunizieren
Pheromone sind Stoffe, die von Vertretern einer Art abgegeben werden und bei anderen Artgenossen eine bestimmte Reaktion auslösen. Sie werden zur Kommunikation innerhalb der Art verwendet. Im Tierreich ist ihre Wirkung unumstritten. So warnen bei Wespen Alarmpheromone vor Gefahr; Spurpheromone weisen den Ameisen eines Staates den richtigen Weg. Sexualpheromone locken paarungswillige Partner an. Pheromone werden über den Geruch oder den Geschmack wahrgenommen.
Mehr zu Pheromonen bei Wikipedia
Einfluss auf den Menschen unbewiesen
Ob Pheromone beim Menschen die sexuelle Motivation und das Fortpflanzungsverhalten beeinflussen, ist Gegenstand wissenschaftlicher Diskussion. Bewiesen werden konnte es bisher nicht, schreiben die Forscherinnen in ihrer Studie.
Doch gibt es Hinweise: Laut dem Evolutionsbiologen Karl Grammer vom Wiener Ludwig-Boltzmann-Institut für Stadtethologie nehmen Frauen den urinösen Geruch des männlichen Pheromons Androstenon nur rund um ihren Eisprung als neutral bis leicht positiv wahr. Ansonsten empfinden sie ihn als negativ. Männer beurteilen unter dem Einfluss von Kopulinen, weiblicher Vaginalsekrete, Frauen als attraktiver.
Für andere Forscher sind Pheromone als Mittel zur menschlichen Fortpflanzungsverlockung ein Auslaufmodell. Jianzhi Zhang und David Webb von der Universität Michigan glauben, dass das Farbsehen die Pheromone entbehrlich gemacht hat und dass der Mensch im Lauf seiner Evolution seine Fähigkeit Pheromone wahrzunehmen verloren hat.
Martina Gröschl
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