Nabend nochmals!
So. Nachdem ich vorhin angesichts der neusten Trotzanfall-Katastrophe vom heutigen Nachmittag auf der Suche nach irgendwas Hilfreichem in meinem Bücherschrank gewühlt habe und mir ausgerechnet die schon immer ungeliebte Lotte Schenk-Danziger in die Hände fiel, muss ich jetzt einfach mal was hier reinschreiben.
Mein Kind trotzt. Hartnäckig und ausgiebig und auch aus unerfindlichen Gründen. Sie ist lebhaft und hat einen starken Willen. Einerseits bewundere ich das, andererseits treibt es mich an meine grenzen ? und darüber hinaus.
Es gibt Leute, die einfach nur dämlich glotzen, dann welche, bei denen man verständnisvolles Wiedererkennen bemerkt und solche, die sich auf die Wangen beißen müssen, um über mein Rumpelstilzchen nicht laut lachen zu müssen.
Es gibt auch solche, die zu mir kommen und mich dazu beglückwünschen, was für ein durchsetzungsstarkes Persönchen ich da habe.
Dann gibt es die Netten, die sich in der Bahn oder sonstwo erbarmen und mit kleinen Gesprächen Charlotte ablenken. Denen könnte ich die Füße küssen!
Ja, und dann gibt es eben auch die Leute, die die Polizei rufen wollen, weil man mit einem ?LASS DASS! AAAARRMMM! BRÖTCHEN! AAAAARM!? brüllenden Kind an der Hand, unter Aufbringung der letzten Selbstbeherrschung, zur Haltestelle geht.
Wahrscheinlich müsste ich jetzt die Toleranz aufbringen und das politisch korrekt total lobenswert finden, dass die Leute so aufmerksam sind...
Aber ehrlich: Dazu fehlen mir die Nerven!
Ich finde die Frau von heute Nachmittag einfach nur behämmert.
Ich kenne die ganzen tollen pädagogischen Tipps und Kniffe zur Vermeidung von Trotzanfällen: Nur keine Konfrontation suchen! Den Willen des Kindes so weit es geh gewähren lassen.
Vor allem aber diese ?Machen Sie in keinem Fall dieses oder jenes?-Ratschläge...
Da steht dann als konkreter Verhaltenstipp allenfalls, man solle die Persönlichkeit des Kindes schätzen, bei ihm stehen bleiben, wenn es wütet, es Liebe spüren lassen und und und... BLA und BLA und BLA. Sorry, anders kannich es nicht mehr sehen.
Für friedlichere Kinder mag das funktionieren. Wer aber ein Kind mit stärkerem Temperament hat, der kann sich von sowas wirklich nur noch vergackeiert fühlen.
Wo bitte steht denn einfach mal ? ganz konkret -, wie man Trotzanfälle verhindert bei notwendigen Dingen?
Soll ich bei meinem laufunwilligen, weil auf Getragen-Werden beharrendem Kind, das sich mitten auf der Straße vor meine Beine wirft, uns beide zu Fall bringt und schreit wie am Spieß, sitzen bleiben und es inmitten der mich überfahrenden Autos liebkosen?
Soll ich trotz meiner permanenten Rückenschmerzen das Kind in aller Liebe gewähren lassen und es schleppen, schleppen und schleppen ? in der Hoffnung, dass sich das Problem dann erledigt, wenn sie ihren ersten Freund mit Führerschein hat, der sie dann durch die Gegend kutschieren kann? (Hat meine Oma mich deshalb immer gefragt, ob mein jeweiliger Freund ein Auto hatte?... *grübel*)
Soll ich aus lauter Liebe ihren Forderungen nach unbegrenztem Süßigkeiten-Nachschub Folge leisten? Karies und Übergewicht als Liebesbeweis? Aber dafür kein Trotzanfall?
Soll ich mit ihr nicht mehr einkaufen gehen, wenn sie keine Lust dazu hat?
Was mache ich bitte, wenn mein Kind im Beisein seiner Eltern nicht einen Schritt selber laufen will?
Wenn sie es aber im KiGa, bei den Tanten, bei den Großeltern mit Jauchzen und viel Elan problemlos macht? (O-Ton: ?Sie ist kiiiilomeeeterweit gelaufen!?)??
Ich kann sie einfach nicht mehr tragen! Und ich will es auch nicht. Zwischendurch, ja. Aber nicht kilometerweit! Sie kann prima selber laufen. Also bitte.
Ich bin ratlos.
Muss ich meinen Mann und meine Tochter demnächst bei der Polizei identifizieren kommen?
Bin ich demnächst stadtbekannt?
Hängt morgen beim Bäcker ein Fahndungsfoto mit dem schweißüberströmten Antlitz meines Mannes? (Sein gehetzter Blick wird best. als Wahnsinn interpretiert oder so... *bittergrins*)
Und dann finde ich dieses supertolle Buch, und da lese ich so unglaublich hilfreiche Sachen. Nun ist mir alles klar:
Natürlich hängt Trotz mit der ?Erziehungsfähigkeit? der Mutter zusammen. Kurz: je ?erziehungsfähiger?, desto untrotziger.
Denn ? so schreibt uss Lotte ? Trotz muss nicht sein, Trotz ist nur ein Indikator für eine emotional gestörte Mutterbindung. Aha! Trotz gibt es nur bei uns, es ist ein Zeichen für die Missachtung der kindl. Persönlichkeit.
Sowas kann zu ernsthaften frühkindl. emotionalen Konflikten führen, die schwere Neurosen begründen.
Und überhaupt ist die ?überempfindliche Schwangere? schon die Wurzel allen Übels. Schließlich ist sie labil und hat ganz viele operative Geburten und in der Folge dann Kinder, die ?Trotz und andere Verhaltensauffälligkeiten? zeigen.
Jaja, wobei die Lotte in ihrem Büchelchen zu bedenken gibt, dass aber auch das Ausbleiben der Trotzphase (die es doch eigentlich nicht geben sollte/ dürfte) verdächtig ist: Auch das kann auf einen falschen erzieherischen Führungsstil hindeuten...
*kreiiiisch*
Sorry, eigentlich ziemlich sinnlos. Aber mir ist gerade danach.
Ziemlich frustrierte Grüße, Rosine (?empfindliche Schwangere?, ?Trotzkind-Mutter? und ? last but not least - ?erziehungsunfähig?)
PS: Eigentlich finde ich, dass man Bücher nicht wegschmeißen sollte. Aber heute mache ich evtl. mal eine Ausnahme.