Hallo ihr Lieben.
"La Le Lu, nur der Mann im Mond schaut zu, wie die kleinen Babys schlafen, drum schlaf auch du."
Morgen ist es schon 1 1/2 Jahre her, das diese Melodie die kleine Schnecke ins Paradies begleitet hat. Die Spieluhr sitzt seit dem Tag in unserem Wohnzimmerschrank, ich würde sie so gerne noch einmal anhören, aber ich trau mich nicht. Ich habe Angst, das dann wieder etwas schreckliches passiert.
"Ich sitze in meinem Zimmer und weine...weil ich solche Angst um dich habe. Lieber Gott, du darfst sie nicht sterben lassen, sie ist doch noch viel zu klein! Ich liebe dich so sehr mein Schatz. Wie gerne würde ich jetzt mit dir tauschen."
Diese Worte habe ich in der Nacht als die Not-OP war in das Tagebuch geschrieben, das Lara Marie bekommen sollte wenn sie groß ist, um zu verstehen woher die große Narbe an ihrem Bauch kommt. Sie wird es niemals lesen.
"Wenn dir etwas passiert werde ich nie wieder froh. Der Gedanke, das du sterben könntest, schnürt mir die Kehle zu." Diese Angst war so erdrückend, lastete so schwer auf mir. Ich war ganz allein im Krankenhaus, Stephan war zu Hause. Ich Schaf hatte ihm gesagt er solle lieber schlafen, er könne ja sowieso nichts tun. Heute würde ich nicht mehr versuchen so stark zu sein. Ich habe gelernt das ich auch Schwächen zeigen darf. "...werde ich nie wieder froh" Sie ist tot, aber ich bin doch wieder froh. Natürlich ist es nicht mehr so wie früher, aber ich bin dennoch richtig glücklich mit Nicolas. Und ich bin sehr froh, das ich das zulassen kann.
Heute Abend ist sie wieder da, diese gemeine Frage nach dem WARUM. Warum mußte sie sterben? Warum frage ich überhaupt nach dem warum? Wo doch sowieso hier keiner eine Antwort hat. Heute Abend drehen sich die Gedanken wieder viel um die Nacht und den Morgen vor 18 Monaten. Heute Abend habe ich zu viel Zeit darüber nachzudenken. Stephan ist nicht da, morgen ist er auch den ganzen Tag weg. Ich find es schade, lieber hätte ich den Tag mit ihm gemeinsam verbracht, aber er muß beruflich nach Wolfsburg. Tja Melanie, pech gehabt! Da muß ich eben allein durch...
Wie sie so friedlich in ihrem kleinen Sarg liegt...die Erinnerungen daran sind ganz nah. Sie war so schön aber eiskalt, ohne Leben, einfach tot...wie eine Puppe aus Porzellan. Ich traue mich gar nicht im Tagebuch weiter zu lesen. Ich weiß wie das endet. Ich werde viele Tränen weinen und morgen mit ganz starken Kopfschmerzen aufwachen. Die Erinnerung wieder aufleben zu lassen ist anstrengend, aber trotzdem will ich es so. Ich habe sonst Angst zu vergessen.
18 Monate. Manchmal denke ich "So lange schon?" weil mir ist, als seien wir gerade noch aus der Kinderklinik mit dem Taxi nach Hause gefahren. Manchmal denke ich aber auch "erst 18 Monate?" Sie ist doch schon so lange nicht mehr da, sie fehlt mir doch schon so eine lange Zeit.
So viele Tränen sind bei mir gerade gar nicht geflossen, aber lang ist es geworden. Ich danke euch für's zulesen und wünsch euch eine gute Nacht. Jetzt muß ich erstmal nach dem Nicolas schauen, ob es dem gut geht. An so Tagen wie heute kommt leider auch die Angst um ihn wieder zurück...
Bis dann,
Melanie mit Lara Marie für immer im Herzen und Nicolas fest im Arm