Kennt ihr das auch? Es gibt manchmal einfach so Tage, an denen man am besten im Bett bleiben sollte. Heute war einer von diesen Tagen ? vor allem für unseren Großen. Heute Morgen auf dem Weg zum Kiga kam er mit seinem Roller einem Auto zu nahe. Die Folge: ein winziger Kratzer und eine winzige Delle ? aber dennoch: Wir bzw. die Versicherung müssen den Schaden ersetzen. Der Vormittag und der Nachmittag verliefen zunächst einmal ohne weitere Vorkommnisse. Als mein Mann nach Hause kam, sind die beiden dann noch in einen kleinen Baumarkt bei uns um die Ecke gefahren. Mein Mann ließ sich gerade vom Verkäufer beraten, als er ein lautes Klirren und Scheppern hörte und sich schon gleich seinen Teil dachte: Unser Sohn hatte einen der Tischbrunnen umgeworfen. Und der war nun ? wie könnte es anders sein ? hinüber. Ersetzen brauchte mein Mann in diesem Fall den Schaden allerdings nicht. Er kam dafür mit einer neuen Schleifmaschine nach Hause, die er aus lauter ?Scham? gekauft hat ;-)
Ist ja alles nicht so schlimm, aber mir tut unser Großer so Leid. Er hat Wahrnehmungsstörungen, spürt sich selbst nicht richtig und ist deshalb leider häufiger ziemlich tollpatschig ? u. a. aufgrund seiner Unruhe, denn wenn er still sitzt, spürt er sich nicht. Er merkt auch, dass mit ihm etwas anders ist als mit anderen Kindern und hat jedes Mal, wenn er mal wieder etwas fallen lässt oder etwas umwirft, irgendwo gegen läuft oder etwas übersieht, schon so einen Blick in den Augen, der mir zeigt, wie unangenehm ihm das Ganze ist und wie sehr er hofft, dass es keiner mitbekommen hat. Dabei sehen wir schon über viele seiner ?Tollpatschigkeiten? hinweg. Allerdings müssen wir ihm natürlich dennoch häufiger sagen, dass er aufpassen soll ? vor allem wenn Paulchen in seiner Nähe krabbelt und er das nicht so recht mitbekommt.
Er bekommt wegen seiner Schwierigkeiten bereits zweimal wöchentlich Frühförderung und auch wir tun alles Erdenkliche, um ihm dabei zu helfen, ?Kontakt zu sich selbst aufzunehmen?. Dennoch: Manchmal bin ich ganz verzweifelt, weil ich nicht weiß, was ich noch machen soll und wie ich ihm weiterhelfen kann. Und hin und wieder bin ich auch ganz einfach mal richtig sauer, nämlich dann, wenn ich am Ende meiner Kräfte bin, weil er mich mal wieder zur Weißglut getrieben hat (wenn auch sicher nicht immer aus Absicht). Dabei hat er natürlich ganz viele gute Seiten und ich habe ihn schrecklich lieb. Aber die guten Seiten übersieht man an solchen Tagen leider auch wieder leicht (obwohl ich mir Mühe geben, ihn mehrfach täglich zu loben).
Was ich mit meinem ganzen Sermon jetzt sagen wollte? Weiß ich eigentlich auch nicht so genau. Ich glaube, ich wollte meine Gedanken einfach nur aufschreiben, um sie zu ordnen. Aber vielleicht hat ja jemand noch einen Tipp, was wir noch machen könnten? Manchmal bin ich nämlich ziemlich überfragt.
Ganz liebe Grüße von einer sehr nachdenklichen Simone