Hallo Anja,
meine Freundin hat eine Tochter, die jetzt gerade 18 geworden ist. Ich halte sie sprachlich für hb, und sie hatte und hat teilweise bis heute genau diese Probleme. Sie konnte schon als kleines Kind derart ausrasten, exzessive Wutausbrüche. Meine Freundin hat sie dann immer versucht zu umarmen, auf den Schoß zu nehmen (wenn das ging) oder irgendwie zu halten, bis der Anfall vorbei war. Es hieß, das Kind brauchte die körperliche/emotionale Nähe, besonders in diesem Moment. Die Tochter hat auch heute noch manchmal solche Wutausbrüche. Ich mag sie trotzdem total gern, weil sie ein sehr außergewöhnlicher Mensch ist -- ich denke gerade dadurch, dass sie ihre eigenen Emotionen besonders stark empfindet. Das ist bei positiven total schön, bei den negativen dann umso verletzender für ihr Gegenüber. Ich denke, es kann nicht darum gehen, deiner Tochter die Intensität ihrer Gefühle abzutrainieren. Wichtig wird sein, dass sie lernt, mit dieser Heftigkeit umzugehen und dass sie andere Wege findet, ihre Agressionen loszuwerden (die Tochter meiner Freundin macht z.B. viel Sport, bes. Fußball!). Sie muss sich selber kennen lernen, spüren, wann so eine Situation kommt, wie sie vielleicht anders reagieren könnte und sich auch dann nicht dafür zu hassen, wenn ihr wieder mal so ein "Ausrutscher" passiert -- denn das wird sich nicht verhindern lassen, aber dann wäre es wichtig, dass sie in der Lage ist, sich zu entschuldigen. Das sind alles Dinge, für die sie jetzt vielleicht noch zu klein ist, aber sie kann sie im Laufe ihrer Jahre lernen. GANZ wichtig ist natürlich, dass ihr als Eltern zeigt, dass ihr sie auch dann ganz doll liebhabt, wenn sie ihre Wutausbrüche hat. Vielleicht könnt ihr jetzt schon zusammen mit ihr überlegen, was sie anders machen könnte in so einer Situation, z.B. dafür sorgen, dass der Frust und die Enttäuschung über etwas nicht so mächtig in ihr werden -- indem sie sich an etwas besonders schönes erinnert oder sich vor Augen hält, wie lieb ihr sie habt usw. Ich wünsche dir jedenfalls viel Kraft und ein ganz weites Herz für deine Tochter!
LG Ruth

Liebe Anja
Ach ja, hört sich echt schwer an. Aber ich kann dir nur einen guten Rat geben: dein Kind wird daran wachsen und mit Stärke daraus hervor gehen. Kein Genie hat es je leicht gehabt, viele sind daran zerbrochen (siehe Jim Morrison *großer Fan bin*) und das meist nur, weil die Familie nicht hinter ihnen stand. Halte zu deiner Tochter, was immer sie auch tut, dann weiß sie, dass sie so geliebt wird wie sie ist und das vom wichtigsten Menschen in ihrem Leben, ihrer Mutter. Damit kannst du nichts falsch machen. Akzeptiere sie so wie sie ist und verteidige sie auch notfalls anderen gegenüber. Du bist ihre Mutter und mußt sie beschützen. Dann findet sie auch die Kraft eines Tages selber mit sich klar zu kommen und sie wird auch ihr inneres Gleichgewicht finden.
Ich wünsche euch ganz viel Kraft.
LG von Katja und Luzia 17,5 Monate, die auch immer noch nicht allein läuft und dafür singt.