Ich muss mich mal ausheulen, bin total fertig und weiß nicht, was ich
jetzt machen soll. :-( Ach Mensch, das hat mir gerade noch gefehlt!
Oh Gott, das wird jetzt ein Riesensermon. Wer keine Zeit hat, bitte nicht
weiterlesen. ;-)
Eigentlich waren wir mit Ladis' Tagesmutter ja sehr glücklich. Okay, sie
ist ein sehr temperamentvoller Typ, erzählt immer gleich ganz viel und
kommt manchmal auch etwas vorschnell mit irgendwelchen Ideen oder
Urteilen an, aber Ladis ist dort glücklich, das ist ja die
Hauptsache.
Seit er jetzt diese chronische Ohrengeschichte hat, gab es allerdings
immer mehr Konflikte. Ich fand des öfteren, dass sie da übervorsichtig
war ("Hilfe, er hat 37,5 Fieber, sofort zum Arzt!"), und sie fühlte sich
irgendwie nicht ernstgenommen und war mit unserem Vorgehen nicht
einverstanden.
Zum Hintergrund: Bei den ersten beiden MOE haben wir Antibiotika
gegeben, und jedes Mal war das Problem nach 2 Wochen wieder da. Mit
der dritten MOE sind wir zu einem neuen KiA, der uns erklärt hat, wie wir
ohne AB dagegen vorgehen können, was seiner Aussage nach
*meistens* möglich und sinnvoll ist (stimmt auch mit der Aussage
mehrerer Kinderkrankheitenbücher überein, in die ich reingeschaut
habe). Gleichzeitig hat er einen Abstrich gemacht. In der Folgewoche
kam das Ergebnis, und es stellte sich heraus, dass Ladis ein Bakterium
hat, das gegen orale Antibiotika resistent ist (zumindest gegen die, die
für Kinder zugelassen sind). Es gäbe höchstens ein intravenöses, aber
das fand der KiA etwas verfrüht. Er riet zum Abwarten, Beobachten und
weiterhin Freihalten der Nase etc. Wir machten dann erst mal eine
homöopathische Konstitutionsbehandlung, die etwas Besserung brachte.
Ganz weg ging es aber nie. Ladis Ohr läuft immer mal aus und dann
wieder nicht und dann wieder doch. Er reibt auch ständig an beiden
Ohren. Auf die Dauer kann so etwas zu Vernarbungen führen, deswegen
muss man es im Auge behalten.
Anfang der Woche sprachen Lorenz und ich ab, dass ich nächste Woche
noch mal mit Ladis zu unserem neuen KiA gehe zur Kontrolle und
Absprache des weiteren Vorgehens. Vorgestern hatte Ladis dann bei der
Tagesmutter starken Ausfluss aus dem Ohr, wirkte aber nicht so, als ob
er Schmerzen hätte. Sie meinte aber direkt, es sei alles ganz schlimm, er
wäre ja auch so quengelig, etc. Ich meinte, wenn er Ohrenschmerzen
hat, sieht das anders aus, und quengelig sein kann ein Kind auch aus
anderen Gründen - meines Erachtens steckt er in einem krassen
Entwicklungsschub, außerdem kriegt er gerade einen Eckzahn. Das war
ihr als Erklärung wohl nicht monokausal genug.
Gestern rief sie dann ohne Absprache das Gesundheitsamt an (!) und
meinte, die wären ganz empört gewesen und sie könne das alles nicht
verantworten und das sei total gefährlich und wir müssten sofort zum
Facharzt oder in die Klinik, und laut Gesundheitsamt könne es
überhaupt nicht sein, dass ein Bakterium resistent gegen alle Antibiotika
sei. Ich meinte, ich hätte extra noch einen Bekannten gefragt, der
Facharzt für Mikrobiologie und Anästhesie ist und sich mit Antibiotika
hervorragend auskennt, und der hätte uns das bestätigt. Das hat sie
total weggewischt und eine Riesenthermik gemacht, was ich etwas arg
übertrieben fand. Habe dann aber für morgen nachmittag einen Termin
bei unserem KiA gemacht.
Lorenz sagte ihr heute morgen, wir hätten einen Termin gemacht und
würden den KiA auch um eine Überweisung zu einem HNO-Arzt bitten.
Daraufhin meinte sie, eigentlich wolle sie ja eh nicht mit ihm, sondern
mit mir reden, denn wir (also sie und ich) hätten ein
Kommunikationsproblem. Das war mir neu. Heute mittag sprach sie an
und erklärte ihr noch mal, was wir vorhaben, was im Prinzip genau das
ist, was sie möchte. Ich erklärte ihr aber auch noch mal, warum wir uns
bisher so verhalten haben, wie wir es getan haben, weil ich dem
Eindruck entgegentreten wollte, wir würden unser Kind vernachlässigen
(so schien es bei ihr anzukommen). Außerdem bin ich der Ansicht, dass
es unsere und nicht ihre Sache ist, wie wir mit der Gesundheit unseres
Kindes umgehen, solange er nichts Ansteckendes hat und fit genug ist,
um von ihr betreut zu werden.
Sie fing an, sich total aufzuregen, und meinte, ich würde ihr aus Prinzip
immer widersprechen, ich würde ihre jahrelange Erfahrung mit Kindern
nicht respektieren, würde nichts ernstnehmen, was sie sagt etc. Ich hielt
ihr entgegen, ich sei schließlich immer, wenn sie angerufen und gesagt
hätte, dass Ladis krank sei, direkt gekommen und mit ihm zum Arzt
gefahren, was sie denn sonst erwarten würde? Dann fing sie mit dem
Thema Schlaf an. Vor acht Wochen hatte sie mir noch vorgehalten, Ladis
hätte ein Schlafproblem und wir sollten ihn nachts schreien lassen (!).
Jetzt liegt auf einmal alles an den Ohrenschmerzen. Ich hatte sie gefragt,
ob es möglich wäre, Ladis vormittags nicht gerade drei Stunden schlafen
zu lassen, denn er war in der letzten Zeit oft nachts über längere Zeit
wach und einfach kein Stück müde, hat tagsüber dafür enorm viel
geschlafen. Das fand sie total unmöglich, denn er sei schließlich krank
(Hallo? Er hat kein Fieber, ist lebhaft, lacht, isst normal... krank???), und
wenn er nachts schon nicht schliefe, müsse er es doch tagsüber tun.
Außerdem wäre er immer den Rest der Zeit total knatschig, wenn sie ihn
weckt. Ich meinte, okay, wenn er knatschig sei, dann solle sie ihn halt
nicht wecken, aber sie hörte überhaupt nicht mehr auf, sich über mich
aufzuregen.
Die Krönung war dann, dass sie beschloss, mit mir könne man nicht
reden, ich wäre aus Prinzip gegen sie, würde ihr gar nicht zuhören,
immer unterbrechen und so weiter. Sie würde extra schon immer, wenn
ich zum Abholen komme, Ladis ihren Mitarbeiterinnen geben, damit sie
nicht mit mir reden muss (!). Sie würde sich jetzt einfach weigern, mit
mir zu sprechen, und nur noch das Nötigste klären (getrunken,
geschlafen, gegessen). Sprach's, verschwand nach drinnen und knallte
die Tür zu.
Ich: Hallo? Ladis war schon ganz verstört von dem Streit, also habe ich
ihn erst mal nach Hause gebracht und gestillt, dabei nur geheult. Ich
habe dann mit meinem Mann gesprochen, und der hat auch die Welt
nicht mehr verstanden und war der Ansicht, das Problem liege ganz
sicher, wenn überhaupt, nur zum geringsten Teil an mir.
Okay - es mag sein, dass die Tagesmutter und ich vom Temperament
her nicht ganz unähnlich sind. Ich weiß, ich neige tatsächlich dazu, viel
zu reden und andere zu unterbrechen, und bin manchmal etwas
vorschnell. Bloß, wenn das auf mich zutrifft, dann auf die Tagesmutter
erst recht und noch viel mehr! Im Gegensatz zu ihr würde ich aber nie
das Gespräch mit jemandem aufkündigen, vor allem nicht, wenn
Kooperation so wichtig ist wie beim Verhältnis Eltern - Tagesmutter. Ich
habe sie ja auch nicht beschimpft oder so, was vielleicht noch eine
Rechtfertigung wäre. Es ist mir auch wirklich noch nie passiert, dass mir
Leute gesagt haben, sie würden sich davor drücken, mir begegnen zu
müssen, weil ich so furchtbar unerträglich sei!
Ich habe den Eindruck, sie kommt einfach nicht damit klar, dass wir
nicht gleicher Meinung sind und mit der Situation nicht so umgehen, wie
sie das für richtig hält. Das geht so weit, dass ich den Eindruck habe, sie
hätte gern, wir würden den Kinderarzt wechseln, weil unser KiA eben
auch nicht ihre Ansichten vertritt. Sie denkt, sie hat mehr Erfahrung mit
Kindern, und das sollte uns als Maßstab dienen. Aber sie kann doch
nicht ernsthaft erwarten, dass alle Eltern ihrer Meinung sind, und es
muss doch wohl klar sein, dass es _unser_ Kind ist und seine Gesundheit
_unsere_ Sorge ist, egal ob es das erste oder fünfzigste ist! Und auch
wenn ich noch nicht zwanzig Kinder vor Ladis betreut habe, kann ich
doch beurteilen, ob er Schmerzen hat oder einen Entwicklungsschub!
Aber wenn ich ihr das sage, findet sie, dass ich rechthaberisch bin. :-((
Ich bin total fertig. Ladis ist gerne dort, aber wenn das Verhältnis
zwischen uns angespannt ist, wird das nicht an ihm vorübergehen, und
ich denke, dass das ein großes Problem für Kinder ist. Ich kann ihn doch
nicht von einer Person betreuen lassen, die solche Vorbehalte gegen
mich hat!
Mein Mann hat angekündigt, heute nachmittag noch mal den Versuch zu
unternehmen, mit ihr zu reden (da sie mit mir ja nicht mehr will). Wenn
dabei nichts Befriedigendes herauskommt, werden wir uns nach einer
neuen Betreuungslösung umsehen müssen, und das wird nicht einfach.
Und schon gar nicht schnell gehen. :-(((
Ach Mensch. Sagt mir doch mal was dazu. Sehe ich das alles völlig
falsch? Ich bin echt frustriert und unglücklich und weiß nicht, wo das
enden soll.
Liebe Grüße
Johanna