Jetzt muss ich mich auch mal ausheulen.
Seit Mai ist mein Mann beruflich in Berlin. Wir waren dazu gezwungen, weil hier ein Job ein Griff ins Klo war und seine alte Firma ihn zwar wieder nehmen wollte, aber nur für Berlin (er ist Journalist). Seitdem wohnt er dort in einer spartanischen Singlewohnung, ich bin Nähe München. Wir müssen das alles finanzieren mit 80% des alten Gehaltes und entsprechend wenig Geld ist in der Kasse.
Ich muss jeden Tag zwei Kinder beaufsichtigen, noch dazu den Hund (den ich VOR diesem Berufsproblem wollte und den ich jetzt "nur" deswegen natürlich auch nicht hergeben möchte). Er kommt nicht jedes Wochenende heim, a) weil wir uns die viele Fliegerei gar nicht leisten könnten und b) weil er dann lieber mal länger hier bei uns ist.
Letzte Woche war er incl. den beiden Wochenenden hier.
Vorher hatte ich schon die Krise, zwei Kinder in einer ekelhaften Phase, kaum Schlaf, viel zu organisieren. Und von ihm dauernd nur mal hier eine kurze Mail, mal dort eine SMS oder ein hübscher Anruf à la "treffe mich gleich noch mit XYZ auf ein Bier". Ich habe damals schon gesagt, ich finde es zum Kotzen, ich hocke hier rum und habe den Stress und er macht lockere Party. Jaaaa, er könne das ja einsehen, und wenn er dann da wäre, würde er mir den Rücken frei halten, wir würden viele Ausflüge machen etc. pp.
Am Tag seiner Ankunft (Do auf Fr) habe ich 15 Stunden am Stück geschlafen, so fix und fertig war ich vom schlaflosen Dauerheul-Adrian. Unternommen haben wir: einen Tag mit den Kindern im Märchenwald. Punkt. Legoland hatte er vor, das fiel ins Wasser. Am Tag vorher war aber noch die Rede von "trotzdem gehen", ich habe extra noch ein Regendach für den Kinderwagen besorgt. Das war's. Er hat sich verabredet: mit einer Bekannten aus der Uni-Zeit auf den Spielplatz (er und Saskia, sie und ihre Tochter - "Du kannst dich dann zu Hause mit Adrian ausruhen" - spitze, nicht?). Er war bei einem Helge-Schneider-Konzert (das hatte er mich vorher gefragt, ich habe ja gesagt, aber nicht gewusst, dass man dafür mit der Begleitung, ausnahmsweise mal männlich, auch noch vorher essen gehen muss und hinterher noch ein Glas trinken = er war 8 Stunden weg).
Durch einen Planungsfehler hatte ich einen guten Freund von mir für das Wochenende eingeladen. Der kam Freitag, wir haben abends alle zusammen gespielt, Samstag war ich mit diesem Freund im Kino (Nachmittagsvorstellung, ich war ca. 5 Stunden weg). Sonntag hatte mein Mann schon eine Verabredung zum Spielen klar gemacht (mit dem Mann von Mittwoch).
Fazit der 10 Tage: ich war einen Nachmittag weg. Groß ist mein Bekanntenkreis ja hier eh nicht. Aber ich hätte halt auch gern mal mit IHM was zusammen gemacht. Allerdings habe ich diesmal gedacht, ER müsste ja mal Initiative zeigen. Gut, das Wetter war beschissen, aber andere Männer schaffen es doch auch dann, ihren Frauen mal zu zeigen, dass sie noch was wert sind?
Montag früh ist er geflogen. Montag Abend war er schon wieder auf der Rolle, mit einer Kollegin aus München. Da konnte er dann leider nicht mal anrufen, dass er gut angekommen ist. Es kam nur eine Kurzmail aus dem Büro. Gestern hat er sich vom Büro aus gemeldet, obwohl er da ja eigentlich keine Zeit hätte. Was er abends gemacht hat, ich weiß es nicht. Heute rief er aus einem Lokal an, "um gute Nacht zu sagen". Er ist mit einer alten Klassenkameradin unterwegs.
Diesmal bin ich ausgeflippt. Geht's echt noch?! Zwei Singlefrauen innerhalb von drei Tagen. Immer schon einen Trinken gehen, während ich hier mit zwei heulenden Kindern rumhänge. Ich sehe nur selten mal was anderes als Gautings Straßen oder halt, wenn ich mit den Kindern irgendwen besuchen fahre, auch mal andere Gegenden.
Natürlich muss er nicht daheim hocken, natürlich ist es logisch, dass ich hier die ganze Arbeit machen muss. Aber trotzdem, ich habe eine derartige Hasskappe auf gerade. Ich finde, das Verhalten von ihm hat die Grenze des Unsensiblen schon weit überschritten. Schon lange habe ich immer den Eindruck, er pickt sich die Rosinen aus dem Familienleben raus (wie eben so einen Auflug in den Märchenpark), aber der Rest geht ihm sonstwo vorbei. Ich finde, es ist auch ein Akt der Wertschätzung, eben mal NICHT jeden Abend um die Häuser zu ziehen, sondern auch mal daran zu denken, was ICH hier mache. Vielleicht mal was Nettes schicken, oder mal anzurufen.
Ich bin derart sauer :-((
Und wenn ich was sage, dann kommt: aber du fährst doch morgen weg! Ja! Ich tue es. Ich fahre mit ZWEI Kindern PLUS Hund für drei Tage zu meiner Freundin nach Koblenz. Schön. Vorhin rief die an und erzählte mir: Morgen kann sie erst nach 19 Uhr, Freitag muss sie bis spät arbeiten. Samstag hat sie Freunde zum Grillen eingeladen. Ich frage mich, was soll ich da :-( DARÜBER hätte ich zum Beispiel gern mit ihm geredet. Kann ich aber nicht, denn Monsieur sitzt ja fröhlich im Lokal. Und wenn ich auf seine Frage sage, dass es mir gerade NICHT gut geht, ist die Verbindung schlecht.
Sagt mir doch bitte mal, wie man ihn am besten auf 500 Kilometer Entfernung würgen kann :-(
Nicole