Hallo,
danke das Du noch daran gedacht hast. Sehr sehr schlimm war es über die Weihnachtsfeiertage gewesen, eigentlich war ihr Mann nicht wirklich anwesend gewesen. Er sass einfach dort, hat alles über sich ergehen lassen. Er ist in einer Obhut eines Psychiaters, nachdem er die ersten vier Wochen komplett in einer Psychiatrie in Andernach verbracht hat.
Er wird noch sehr sehr lange brauchen, bis er diese Situation bewältigen kann. Manchmal kommt es mir so vor, als wenn er in seine Kindheit zurückgekehrt ist. So hilflos so unsicher. Ich hätte niemals gedacht, das auch ein Mann solch ein Verhaltensmuster zeigen kann.
Wir stellen uns oft auch die Fragen
Warum, Was hat sie gefühlt, wieso hat sie nicht darüber gesprochen...
Manchmal bilde ich mir auch ein mit ihr sprechen zu können, aber ich weiss genau das mir nie eine Antwort gegeben wird.
Diese Ungewissheit frisst einen wirklich innerlich auf und man weiss einfach anfangs nicht wie man Ihr Herr werden soll.
In meinem Herzen wird meine Cousine immer die bleiben, die ich kannte: Lustig, immer für einen Scherz bereit, aber auch melancholisch und diese Seite wurde von keinem von uns richtig war genommen..
Das sind Vorwürfe die man sich selbst macht, das kann auch keiner einem ausreden.
Worüber wir mehr als sehr froh sind, das diese Geschichte nicht in die Öffentlichkeit gelangt ist. Denn sowas wäre für manche Zeitungen ein gefundenes Fressen. Ich glaube, das würde die ganze Situation noch unerträglicher und schmerzhafter machen.
Wir versuchen unser Leben mit normalen Dingen zu füllen. Aber auch manchmal kommt bei mir immer wieder etwas hoch..Die Reaktion auf Alex Ihr Posting hier zum Beispiel. Sowas kenne ich nicht von mir, aber es passiert.
Genauso wie ich mich Anfangs bei uns auf den Bahnhof gesetzt habe und den Zügen zugeschaut habe. Bei jedem einfahrenden Zug stellte ich mir vor, wie es gewesen ist. Das wurde schon krankhaft, denn man fühlt sich plötzlich wie von einem Magnet angezogen. Da wusste ich, jetzt ist meine Grenze erreicht. So kann es nicht mehr weitergehen und ich ging zweimal wöchentlich zur Psychiaterin. Es hat sehr geholfen und sie meinte, das dies eine Art Trauerbewältigung von mir sei, aber ich solle mich nicht so tief da reinsteigern.
Gott sei Dank habe ich die Kurve bekommen und trauere jetzt auf meine Weise indem ich Ihr still in meinem Kopf und in meinem Herzen ein frohes Weihnachtsfest, ein schönes neues Jahr und ein schönes Leben wünsche, dort wo sie jetzt ist.
Ich versuche mein Leben wieder normal zu leben, wieder lustig zu sein. Aber hinter jeder lustigen Sache,steht dann auch wieder ein Abgrund. Es ist wie eine Maske, die man sich selbst vorspielt. Aber es muss weitergehen, es bleibt nichts anderes übrig.
Nur was ich nun vom Tod gelernt habe, auch wenn es noch so verrückt klingen mag: Für den der sterben will,ist es manchmal die Erlösung, das gesuchte Ziel. Aber für die Hinterbliebenen beginnt eine lange Qualvolle Reise, Schmerzen die nicht nur einmalig und spitz sind, sondern dumpfe immer wiederkehrende Schmerzen die man nicht ausmerzen kann. Dies würde mich immer, egal wie schlecht es mir auch gehen würde von solch einer Sache abhalten.Das Leben was ich geschenkt habe auch, denn ich habe mir jetzt innerlich geschworen, das ich für das Leben was genommen wurde, soviel Leben schenken möchte, wie es uns körperlich, emotional und auch finanziell möglich ist. Ich will sehen wie das Leben in mir wächst, wie ich etwas schaffe, was dafür da ist um glücklich, froh und auch anstrengend zu sein. Nichts auf der Welt könnte mich jemals wieder glücklicher machen als nochmal ein Kind in die Welt zu setzen was LEBEN DARF.
Irgendwann wenn Dimo alt genug ist, werden wir ihm behutsam die ganze Geschichte erklären und dann wird wieder alles hoch kommen. Aber ich finde auch er hat ein Recht die Wahrheit von uns zu erfahren und nicht von tratschenden Leuten in einem 1000 Seelen Dorf.
Die versuchen schon alles kaputt zu reden und haben nun Ihren täglichen Plausch, obwohl dies glücklicherweise auch nachgelassen hat.
Auch wenn man immer meint, es geht nicht weiter, findet man doch wieder einen WEg um zu überstehen, zu überleben und zu kämpfen. Ich wünschte meine Cousine hätte dies auch getan...
Aber vielleicht ist dort, wo sie nun ist, alles besser und sie hat ihr geliebtes, heissersehntes Kind gesund und munter in Ihren Armen und schaut auf uns herunter.. Ich bete das es so ist.
Danke nochmals das du noch daran gedacht hast, es hilft mir auch weiter die ganze Sache zu verarbeiten. Es zeigt mir- wir sind mit unserem Schmerz nicht allein.
Eine schöne Woche und einen schönen Abend
Alles liebe Tanja und Dimo