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@ Savi und alle Mütter von "Beikostverweigerer"

Ich habe da einen interessanten Bericht gefunden.
Vielleicht interessiert er euch:
Wieviel soll ein Kind essen?
Dr. Gonzales über den Nahrungsbedarf eines Kindes. Vortrag von
Dr. Carlos Gonzales auf der LLL-Europa-Konferenz 2000 in
Nottingham zusammengefasst von Denise Both, IBCLC
Dr. Carlos Gonzales ist Kinderarzt in Barcelona. In den letzten
zwölf Jahren hat er Vorträge bei zahlreichen La Leche Liga-
Konferenzen gehalten. Er gründete ACPAM (eine katalanische
Stillorganisation), organisiert Stillkurse für medizinisches
Fachpersonal in ganz Spanien, übersetzte Veröffentlichungen der
Weltgesundheitsorganisation (WHO) ins spanische und ist
Mitglied des Medizinischen Beirates von LLLInternational. Dr.
Gonzales ist Vater von drei gestillten Kindern. 1999 hat Dr.
Gonzales sein Buch "Mi nino no me come" (Mein Kind will nicht
essen) veröffentlicht und mit diesem Thema beschäftigte sich auch
sein Vortrag in Nottingham. "Mein Kind isst nicht(s)" - das ist einer
der Sätze, mit denen Kinderärzte fast täglich in ihrer Praxis
konfrontiert werden. Besorgte Mütter berichten entsetzt, wie wenig
ihre Kinder essen und schildern mit welchen Tricks sie versuchen,
Nahrung in ihr Baby oder Kleinkind hineinzuzwingen. Der Kampf
ums Essen spielt sich täglich ab und letztlich gibt es nur Verlierer.
Dr. Gonzales erklärte in seinem Vortrag, dass er nun nicht ein
Patentrezept liefern mag, mit dem erreicht wird, dass das Kind isst,
sondern er will erklären, warum das Kind nicht isst. Zunächst
einmal gibt es drei Gründe, warum ein Kind nicht isst: es gibt
nichts zu essen, das Kind hat keinen Hunger oder das Kind ist
krank. Der erste Grund ist in unserer Gesellschaft meist
auszuschliessen. Ein gesundes Kind isst in der Regel wenn es
hungrig ist, allerdings nicht immer das, was die Mutter möchte und
schon gar nicht so viel wie es nach den Vorstellungen der Mutter
essen müsste. Verwunderlich ist dabei, dass die Kinder noch nicht
verhungert sind, obwohl sie laut Aussage der Mütter "nichts"
essen. Gestillte Babys lehnen oft feste Nahrung über einen langen
Zeitraum ab, nicht selten bis zum Alter von acht Monaten oder gar
einem Jahr. Die Mutter verzweifelt und das Kind leidet, weil
ständig versucht wird, es zum Essen zu überreden oder gar zu
zwingen.
Wie kommt es nun dazu, dass (anscheinend) immer mehr Kinder
die Nahrungsaufnahme verweigern? Und ist es notwendig ein
Kind zum Essen zu zwingen? Dr. Gonzales vergleicht, wie sich die
Empfehlungen, wann das Baby feste Nahrung erhalten
beziehungsweise wie lange es ausschliesslich gestillt werden
sollte, im Verlaufe der letzten 100 Jahre verändert haben. Dann
hat er das "Phänomen" der nicht essenden Kinder sowie die
Sorge der Mütter, dass Ihre Kinder nicht essen, anhand der
diesbezüglich in Kinderpflegebüchern auftretenden Ratschläge
beleuchtet und einen erstaunlichen (oder vielleicht doch nicht
erstaunlichen) Zusammenhang gefunden: Anfang des 20.
Jahrhunderts wurde in spanischen Büchern zur Säuglingspflege
eine Zeit von zwölf Monaten mit ausschliesslicher
Muttermilchernährung empfohlen. Gleichzeitig findet sich nirgends
ein Hinweis in diesen Büchern, wie mit einem Kind zu verfahren
sei, das nicht essen will. Je weiter das Jahrhundert fortschreitet,
um so jünger sollen die Kinder laut den Empfehlungen der
diesbezüglichen Bücher sein und: um so mehr Ratschlage gibt es,
was mit einem Kind zu tun sei, das nicht essen will. Wird zu
Beginn der dreissiger Jahre noch nur ganz kurz auf dieses Thema
eingegangen, so sind 30 Jahre später schon seitenweise
Abhandlungen zu finden, was mit einem die Beikost (im Alter von
drei bis sechs Monaten) verweigernden Kind zu tun sei und die
Seitenzahlen zu diesem Thema werden von Jahr zu Jahr mehr.
Wie viel Nahrung braucht ein Kind?
Der Nahrungsbedarf eines Kindes hängt ab von seiner
Körpergrösse, seiner Aktivität und vom Wachstum des Kindes.
Allerdings ist es nicht so, dass das Kind wächst, wenn es isst,
sondern umgekehrt, das Kind isst, wenn es wächst. Der
Nahrungsbedarf des Kindes lässt sich daher nicht pauschal
bestimmen. Am ehesten gelingt dies, wenn das Kind sich in einer
Wachstumsphase befindet, dann lässt sich eine Relation zwischen
Gewicht des Kindes und erforderlicher Nahrungsmenge
herstellen.
Ein Kind im Alter zwischen einem und vier Jahren benötigt etwa
1000 bis 1100 kcal pro Tag (das entspricht etwa 102 kcal pro Tag
und kg Körpergewicht). Nun gibt Dr. Gonzales an, was ein "nicht
essendes Kind" täglich nebenbei zu sich nimmt: 1/2 l Milch (335
kcal), einen Becher Joghurt mit Früchten (141 kcal), einen
Schokoriegel (275 kcal) und 150 ml Apfelsaft (85 kcal). Zusammen
ergibt das bereits eine Kalorienaufnahme von 836 kcal. Wie soll
das Kind dann noch zwei komplette weitere Mahlzeiten essen
können, wenn es seinen Kalorienbedarf bereits zu gut 80 Prozent
quasi "nebenbei" gedeckt hat? Wie lange kann ein Baby
ausschliesslich mit Muttermilch ernährt werden? Die derzeit
verbreiteste Empfehlung lautet, dass ein Baby mit sechs Monaten
zusätzliche Beikost ergänzend zur Muttermilch benötigt. Nun gibt
es aber bekanntermassen viele gestillte Kinder, die zu diesem
Zeitpunkt noch keine Beikost akzeptieren.
Dr. Gonzales hat deshalb eine Aufstellung gemacht, wie viel
Muttermilch (MM) ein Baby im Alter zwischen neun und zwölf
Monaten benötigt, um den empfohlenen Bedarf an verschiedenen
Nährstoffen zu decken:
Energie: 830 kcal = 1185 ml MM
Eiweiss: 9,6 g = 910 ml MM
Vitamin A: 350 µg = 700 ml MM
Vitamin B: 0,4 µg = 412 ml MM
Vitamin C: 25 mg = 625 ml MM
Diese Angaben zeigen, dass Muttermilch den Bedarf des Kindes
an vielen Nährstoffen lange zu decken vermag und nicht
unbedingt Eile geboten ist, das Kind zum Essen zu zwingen.
Ohnehin sind die Empfehlungen dazu, wie viel ein Baby benötigt
meist zu hoch. Die Empfehlungen beruhen beispielsweise darauf,
dass untersucht wird, welche Mengen gesunde, reif geborene
Babys im Durchschnitt essen. Daraus werden Richtwerte
berechnet, die sich immer an den Höchstmengen orientieren und
zusätzlich noch Sicherheitszuschläge enthalten. Babys benötigen
auch weniger Eisen, als meist angegeben wird. Dabei lässt sich
beobachten, dass die meisten Kinder instinktiv das essen, was bei
einem Mehrbedarf an Eisen sinnvoll ist. Babys sind Skeptiker,
wenn sie neue Lebensmittel essen sollen. Dieses Misstrauen ist
ein Schutzmechanismus, der das Kind davor bewahren soll, etwas
zu essen, was ihm nicht bekommt. Bevorzugt isst ein Baby das,
was auch seine Mutter isst, denn dieser Geschmack ist ihm durch
die Muttermilch vertraut. Es ist deshalb nicht erstaunlich, dass ein
Baby gekochte Karotten ablehnt, wenn die Mutter nie gekochte
Karotten isst. Die meisten Babys mögen kein Gemüse, aber sie
essen gerne Bananen, Nudeln und Süssigkeiten.
Ein Vergleich der Kaloriendichte ergibt, dass Babys
Nahrungsmittel mit einer grösseren Kaloriendichte bevorzugen
und Muttermilch liefert mehr Kalorien als Gemüse und die meisten
Nahrungsmittel, aus denen Mahlzeiten für Babys hergestellt
werden. Um die gleiche Menge an Kalorien, wie sie in 100 ml
Muttermilch enthalten sind, durch den Verzehr von Karotten
aufzunehmen, müsste das Kind fast 400 g gekochte Karotten
essen! Daraus lässt sich ein Zusammenhang zwischen
Unterernährung und Nicht-Stillen erklären: da der Magen des
Babys klein ist, benötigt es hochkalorische Kost. Gemüse kann
nicht in so grossen Mengen gegessen werden, wie es notwendig
wäre, um das Kind mit genügend Kalorien zu versorgen. Laut Dr.
Gonzales weiss das Kind ganz genau, was und wann es essen
muss.
Deshalb lautete sein Schlusssatz, den er den Zuhörern mit nach
Hause gab: Zwingen Sie ein Kind niemals zum Essen. NIEMALS!
LG Tina
Bisherige Antworten

Danke!

Und ich stille nun weiter :o).
Gibt es das Buch auch in Deutschland?
LG Savi mit Dauer-Stillkind Kendrick

Re: Danke!

Hi Savi,
ja, gibt es - Dr. Carlos Gonzalez "Mein Kind will nicht essen" (ich habe es nur auf Englisch, weiss aber, dass so der die dt. Uebersetzung heisst). Der Originaltitel ist auf Spanisch.
LG Henrieke

Vielen Dank! Da habe ich gleich weniger "Druck" LG

Re: @ Savi und alle Mütter von "Beikostverweigerer"

Hallo Sonty!
Lieben Dank für den Tollen Beitrag! Auch ich habe einen "Beikostverweigerer" und "Nichtdurchschlafenwoller" *gg* Zuhause. Es schlaucht ganz schön und ich habe zwischendurch echt das Gefühl "versagt" zu haben. Dank deines Beitrages geht es mir wieder ein Stück besser...Jetzt müßte er nur wieder durchschlafen *gääähn*...
Vielen Dank nochmal für das aufmunternde Posting
Eva
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