hoffnung stirbt zuletzt...
so wurde mir heute um 21:25 per sms mitgeteilt, dass mein vater tot ist. ich habe ihn das letzte mal vor 8 jahren gesehen, wir gingen nach einem sinnlosen streit auseinander. am abend wollten wir uns zum essen treffen. er sprach mir auf den anrufbeantworter, dass wir uns nicht sehen werden. danach hatten wir keinen kontakt mehr. ich habe unter der trennung gelitten und immer wieder daran gedacht, dass ich ihn wiedersehen will. einmal hatte ich nach ihm gesucht, aber er war nirgends mit telefonnummer veröffentlicht. ich fand über verschiedene institutionen wie bundesschifffahrtsamt und berufsgenossenschaft für seefahrt (er war kapitän) seine adresse und telefonnummer heraus. leider stimmte die nummer nicht. einen brief schrieb ich ihm nicht, da ich wusste, dass seine neue frau alle post abfing. da er selbst zur see war, wäre die chance, dass er selbst meinen brief entgegen nimmt, verschwindend gering gewesen. also gab ich meine bemühungen erstmal auf.
er für seinen teil hätte mich leichter kontaktieren können, er hatte die adresse meiner mutter. von ihm kam nie was. ich sehe die neue frau als grund dafür, sie hat ihn seiner ganzen familie entrissen. ich hatte vor einigen jahren einen schweren autounfall, hätte tot sein können. ich bin aus meiner heimat gezogen, ging nach frankfurt. ich erwartete ein kind, er sollte opa werden. nichts davon
Re: hoffnung stirbt zuletzt...
immer wieder dachte ich, dass wir uns irgendwann sehen. vielleicht durch zufall in meiner heimatstadt, vielleicht käme mal ein brief von ihm, vielleicht hätte ich noch einmal versucht, ihn zu finden. nun weiß ich, dass es nie wieder ein treffen geben wird, dass er nie seinen enkel sehen wird, niemals mehr werde ich ein wort mit meinem papa reden können. wie soll man diese entgültigkeit verstehen? besonders schlimm finde ich, dass seine neue frau es nicht einmal für nötig hielt, die eltern meines vaters von seinem tod zu unterrichten. seine mutter erfuhr es heute, als sie auf dem balkon stand und eine nachbarin im vorbeigehen fragte so nach dem motto: "ach frau e., stimmt das denn, dass ihr sohn...?"
ich kann das alles nicht verstehen, mein kopf ist leer. ich fühle mich, als wenn nur der nachbar 2 häuser weiter gestorben ist. ...
kopf- und fassungslos...
nicole
Re: hoffnung stirbt zuletzt...
Re: hoffnung stirbt zuletzt...
Re: hoffnung stirbt zuletzt...
mit Tränen in den Augen lese ich deinen Beitrag und ich wünsche dir viel Kraft mit der neuen Situation und dem endgültigen Wissen das du ihn nie mehr sehen wirst, umgehen zu können, es verarbeiten zu können und leben zu können.
Es ist sicherlich nicht leicht und es werden viele Tränen fließen, bis du irgendwann einmal "darüber" stehen wirst und nicht mehr so oft dran denken wirst.
Doch dran denken wirst du wohl immer und immer wieder tauchen viele unbeantwortete Fragen auf, aber glaube mir, du wirst mit leben können und es wird mit der Zeit weniger.
Mir geht es ähnlich, nur mit demUnterschied, das mein Vater zwar noch lebt, aber ich nach 2 scheußlich geendeten Versuchen den Kontakt wieder aufzubauen, mit der Gewissheit lebe, das ich die einzige Nachricht die ich nochmal von ihm erhalten werde bwz. über ihn, sein Tod wohl sein wird.
Meine Eltern haben sich vor über 16 Jahren scheiden lassen....es gab hässliche Prozesse da mein Vater im Ausland arbeitete und es um viel Geld und Unterhalt ging.
In dieser Situation habe ich zu meiner Mutter gehalten und er hat es mir nie verziehen. Er hat scheußliche Sachen zu mir gesagt, wie ich mich verhalten soll, aber er hatte eine neue Familie!! Er war fremd gegangen, hatte eine neue Frau und ein weiteres Kind aus dieser Beziehung.
Ich war eh und jeh ein Vaterkind, warum auch immer, aber zu diesem zeitpunkt nicht mehr.
Nach der Scheidung habe ich keine Verwandten mehr...kein Patenonkel, keine Patentante, ..Teil 2 folg
Re: hoffnung stirbt zuletzt...
Mütterlicherseits lebt nur noch meine Mutter und ich habe viele viele Tränen in den letzten Jahren geweint und es 2x versucht Kontakt aufzunehmen, aber er kann nicht vergessen...ihm geht es trotz Scheidung und Unterhalt nach wie vor sehr gut, aber er wollte keinen Kontakt.
Mittlerweile gibt es Tabea und ich habe meine eigene kleine Familie und seitdem lebt es sich immer leichter mit dem Gedanken, das ich einen Vater habe, der sich 14 Jahre um mich kümmerte und mich dann abschob, als sei ich gestorben!
Ich weiß nicht, was ich täte, wenn er sich heute melden würde und mich an sein Sterbebett bitten würde, dafür ist zuviel in den Jahren gewesen und es heißt zwar, man soll verzeihen, aber es gab Situationen in denen er mich abwies und in ein tiefes Loch stürzte....von daher glaube ich nicht, das ich zu ihm gehen würde.
Indirekt rechne ich täglich mit der Nachricht, das ihm etwas zugestoßen ist....ob es mir dann besser geht oder schlechter...ich weiß es nicht und muß es erwarten....und die Kraft die es kostet, versuche ich jetzt schon zu sammeln.
Alles Liebe und Gute und eine Umarmung sendet dir
Anja
Re: hoffnung stirbt zuletzt...
tut mir sehr leid.
ich kann dir aus eigener erfahrung sagen, dass die trauer um deinen vater auch noch kommen wird. du wirst dich irgendwann an dinge errinnern, die du mit ihm gemein hattest, die du an ihm geliebt hast.
auch ich habe meinen vater verloren, ihn mit 11 das letzte mal gesehn. als ich 16 war, war er hier, doch ich durfte ihn wegen meiner mutter NICHT treffen. mir wurde weiterer kontakt untersagt und ihm fehlten die mittel zu mir zu kommen und vieleicht hatte er auch etwas angst.
als ich ihn endlich hätte treffen können (von mir finanziert war ein treffen für weihnachten 1998 angesetzt), erhielt ich am 22. november 1998 die nachricht, dass er gestorben ist, keiner hatte mir gesagt wie krank er war.
auch ich fühlte mich total leer, mich hat es komplett aus der bahn geworfen und das obwohl ich eigentlich "nichts mehr mit ihm zu tun hatte". auch heute habe ich noch probleme damit diese endgültigkeit und den sinn zu verstehn.
ich wünsche dir dass du in gedanken mit ihm und dir ins reine kommst...und wer weiss, vieleicht sieht man sich doch irgendwann..., ganz sicher...
liebe grüsse, deborah
Re: hoffnung stirbt zuletzt...
deine Geschichte berührt mich und macht mich traurig.
Was war da vor acht Jahren, dass ihr nicht mehr zusammengefunden habt. Wie kann ein Vater es zulassen, sich soweit von seinem Kind zu entfernen, dass es kein Zurück mehr gibt? Wie alt warst du denn vor 8 Jahren?
Bestimmt hättest du in dieser Zeit einen Vater etliche Male gut brauchen können und hast ihn vermisst.
Vielleicht gelingt es dir, irgendwann mal, wenn Trauer und Zorn und Fassungslosigkeit gewichen sind, eine kleine Erinnerung von deinem Papa in dir zu tragen. Vielleicht ein Erlebnis, das nur ihr beide gemeinsam hattet. Vielleicht warst du ihm mal ganz nah. Kannst du daran zurückdenken?
Gib nicht nur dieser neuen Frau die Schuld. Niemand kann einen Vater von seinem Kind wegreißen, wenn dieser es nicht zulässt. Diese Schuld wird dein Vater zu tragen haben und die neue Frau trägt ihren Teil daran.
Was in einer Familie passiert sein muss, dass man nicht einmal mehr Eltern vom Tod ihres Kindes verständigt, entzieht sich all meiner Kenntnis, die ich über Beziehungen zu wissen glaube.
Ich wünsch dir alles Gute für die nächste Zeit. Du wirst daran zu knabbern haben und es wird auch die Trauer kommen. Zu Eltern mag man den Kontakt abgebrochen haben, die Beziehung kann man niiiie abbrechen. Sie lebt solange wir leben. Drum sollten wir immer versuchen, sie auch zu gestalten oder zumindest aufzuarbeiten, damit in unserer Seele keine Leichen begraben werden..
Alles Liebe
Sabine mit zwei Söhnen aus erster Ehe, die auch bei ihrem Papa zuhause sind und
Felix, der seinen Papa jeden Tag knuddeln kann
Re: hoffnung stirbt zuletzt...
dein Posting stimmt mich sehr nachdenklich.
Auch ich habe keinen Kontakt zu meinem Vater und könnte in so eine Sitution geraten.
Auch mein Vater kennt meinen Mann und unsere Tochter nicht!
Mein Vater sagt immer, ich könne mich genauso gut melden und so bleiben wir beide stur. Vermutlich weil beide angst habe entäuscht zu werden, dass der Kontakt nicht gewünscht ist oder evtl nicht gehalten wird.
Und selbst jetzt, nachdem ich dein Posting gelesen habe, kann ich mich nicht aufraffen, ihm eine mail zu schicken.
Am liebsten würde ich ihn mal überraschend besuchen... Mal sehen... vielleicht sollte ich für nächstes Wochenende ein Hotel in WHV buchen, denn ich möchte ungerne mit deiner Situation konfrontiert werden.
Allerdigns muss ich dazu sagen, dass ich nicht mit meinem Vater aufgewachsen bin.
Liebe und nachdenkliche Grüße, mondkuss
Re: hoffnung stirbt zuletzt...
Deine Geschicht ging mir sehr nahe.
Ich wünsche Dir von Herzen, daß Du das alles bald
verarbeiten kannst.
Ganz herzliche Grüße und alles Gute von
Irina
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