forumsfremd und OT, aber sehr ratlos (lang)
Verzeiht mir, wenn ich mich bei euch einzuschleichen
wage. Ich lese hier seit Forumseröffnung vor bald zwei
Jahren immer wieder mit und schätze eure offene Art,
mit zum Teil heiklenThemen umzugehen.
Mich quält nun seit Wochen eine Frage, ein Problem,
über das ich so schlecht mit Bekannten sprechen
kann.
Es geht um unseren ältesten Sohn Daniel(bald 10) und
dessen Patenonkel, ich nenne ihn hier der Einfachheit
halber Tom. Wir haben ihn damals als Paten gefragt,
weil wir durch die Paten unser Vor-Familien-Leben an
das neue Leben binden wollten. Er gehörte mit seiner
Frau zu unserem Berufs-Freundeskreis, ein
kinderliebender, gemütlicher Spassmacher-Typ. Die
ersten Jahre hat sich diese Wahl auch als durchaus
glücklich erwiesen. Wir trafen uns oft mit den beiden,
feierten Silvester gemeinsam, er schenkte Daniel viele
selber gewerkte, sinnvolle Dinge, wir standen in einem
lockeren Dialog, in welchem aber selten bis nie tiefe
Fragen oder Grundsatzdiskussionen Platz fanden.
Seit ein paar Jahren ist vieles anders geworden. Die
beiden haben sich getrennt. In der ersten Zeit hat sich
Tom öfters bei uns ?ausgeweint?, unser Kontakt zu
seiner Ex-Frau ist damit versandet. Tom hatte einige
Beziehungen, immer nur recht kurz, immer zu Frauen
mit Kindern, immer war der Trennungsgrund etwas
seltsam: Verschiedene Erziehungsansichten, plötzliche
unbegründete Abreise der Partnerin ...
Das Paten-Kind-Verhältnis hat darunter auch gelitten.
Geburtstag und Weihnachten hört Daniel nie mehr von
seinem Paten, zweimal hat Tom ihn sehr kurzfristig und
spontan ins Schwimmbad eingeladen. Und da, beim 2.
Mal, hat meine Sorge ihren Anfang genommen.
Wir hatten eine Zeit ausgemacht, zu der Daniel zurück
sein sollte. Als nach einer Stunde noch keiner da war,
begann mich eine bleierne diffuse Angst zu
beschleichen: Daniel allein mit einem Mann im
Hallenbad, Thermalbad zudem, wo sonst nur alte
Muttis ihre Längen schwimmen...!?!?&%ç!!! Sie kamen
dann zurück, und ich wachte wie eine Besessene auf
Äusserungen, Veränderungen, Bemerkungen von
Daniel. Mir schien nichts passiert zu sein, was Daniel
traumatisch beschäftigte.
Nun haben wir Tom vor kurzem an einem Fest
getroffen, und er eröffnete mir ? grosszügiger Onkel ?
dass er nächstes Jahr im Sommer Daniel einladen
würde für eine Woche nach Mallorca. Ich bin bestimmt
blass geworden, erzählte von Daniels riesigen
Heimwehattacken diesen Sommer, worauf er meinte,
er könne ja vorher schon mal ein Wochenende mit ihm
hier in der Nähe zu Freunden zm "üben", das könnte
man bei Bedarf auch abbrechen.
Und heute rief er an, er hätte eine Karte über für eine
Vorstellung im Kleintheater. Die Vorstellung ist aber um
20 Uhr, sodass Daniel ncht mehr nach Hause käme,
Tom aber würde ihn zu sich nehmen zum Übernachten
? zu meiner Entlastung, wie er sagte ? und vielleicht ja
auch meinte.
Ich wage Tom schon gar nicht mehr zu uns einzuladen
aus Angst vor der nächsten Einladung, der ich dann
wieder mit Ausreden begegnen muss.
Ich habe eine Freundin, die als Kind während vieler
Jahre in der eigenen Familie schwer missbraucht
worden ist, und sie rät mir zu aller überhaupt nur
möglichen Vorsicht, aber sie ist gebrannt, entsetzlich
gebrannt.
Ich kann diese Geschichte auf zwei Arten anschauen:
Entweder die Geschichte vom lieben Patenonkel, der
seinem Patenkind Dinge ermöglichen will, welche es
in der Grossfamilie vielleicht entbehren muss. Dann ist
alles Freude und Friede.
Ich kann aber durch den Filter des Misstrauens und der
Angst gucken, und dann wird alles zu einer
bedrohlichen Geschichte, vor der ich meinen Sohn um
alles in der Welt schützen möchte. Bloss: Ich habe
keinen konkreten Anhaltspunkt, keinen Beweiss. Ich
habe eigentlich nur meinen super unruhigen
Mutterinstinkt, und der ist so unendlich schwer zu
kommunizieren, sogar meinem eigenen Mann, welcher
mit Tom beruflich ?verknüpft? ist.
Und nun meine Frage an euch, die ihr bis hierher
gelesen habt (danke!): Wie wirke ich auf euch? Bin ich
völlig übergeschnappt, überängstlich, oder sind meine
Ängste nachvollziehbar, und wenn ja, WIE würdet ihr
reagieren?
Ich bin um jede Stellungnahme froh.
Uff, es tut gut, das zu schreiben. Wenigstens mal was
tun, statt nur die Sorge rum zu schleppen.
Liebe Grüsse aus einem Nachbarforum
Gabi
Re: forumsfremd und OT, aber sehr ratlos (lang)
das ist von Ferne sehr schwer zu beurteilen. Bei mir ist der Eindruck entstanden, dass Onkel Tom auf einmal wieder mehr Zeit hat. Vielleicht ist er einsam, hat sich seiner Patenrolle besonnen und merkt, dass er damit auch ein Vakuum stopfen kann, daher die zeitintensiven Angebote. Würde er auch mit Daniel nach Mallorca fahren wollen, wenn er eine neue Frau kennengelernt hätte? Ich finde es immer schwierig, wenn Erwachsene mit Kindern was machen, weil _sie_ es brauchen. Und das muss gar nicht sexueller Natur sein.
Wie findet Daniel denn das Zusammensein mit Tom, tut es ihm gut? Was erzählt er? Ist das anders als früher? Und ist Tom auch an Aktivitäten mit Daniel _und_ Euch interessiert? Welche Aktivitäten fändest Du denn für Deinen 10-jährigen mit dem Onkel angemessen? Ich würde ihm derartige Vorschläge machen und sehen, ob Tom dann immer noch so interessiert ist. Denn zur temporären Vertreibung von Einsamkeit ist Dein Kind zu schade. Stell Dir vor, er findet wieder eine Frau und lässt Daniel fallen.
Ich würde das ungute Gefühl ernst nehmen. Wir hatten etwas Ähnliches mit einem Spielgruppenbetreuer und haben uns - möglicherweise überzogen - gegen die Termine mit diesem Mann entschieden.
Liebe Grüße
Tini
Re: forumsfremd und OT, aber sehr ratlos (lang)
natürlich kann jede hier Deine Sorge nachvollziehen. Mir sind aber dabei mehrere Punkte eingefallen.
1. Ich lese irgendwie bei Dir heraus, daß es bei einer PatenTANTE nicht das Problem wäre. Aber auch Frauen können Kindern üble Dinge antun. Ich habe zunehmend in der Gesellschaft das Gefühl, daß Männer im Umgang mit Kindern strenger beobachtet werden. Aber die Fälle von Kindesmißbrauch sind verschwindend gering zu den vielen lieben, fürsorglichen und wohlmeinenden männlichen Bezugspersonen. Wir sollten Vorsicht üben, aber auch nicht gleich alle Männer unseres Freundeskreises kritischer beäugen.
2. Du schreibst, Du habest in den letzten JAhren eher lockeren Kontakt mit dem Mann und das kann ich nun ganz und gar nicht verstehen. Er ist der Patenonkel Deines Kindes und von seiner Seite aus gibt es doch eindeutige Bestrebungen, sich auch um das Kind zu kümmern (mal abgesehen von den Zeiten, wo es ihm vielleicht selbst nicht so gut ging).
PAten hin oder her. Ich würde NIEMALS mein Kind in die Obhut eines Menschen geben, zu dem ich nur lockeren Kontakt habe. Sei es Mann oder Frau. Entweder Du intensivierst den Kontakt so, daß Du sicher sein kannst, diesen Mann wirklich gut zu kennen oder Du läßt es bleiben. Und das würde ich ihm auch genauso sagen. Warum nicht offen sein? Das ist oft die beste Art damit umzugehen.
LG
Susan
Re: forumsfremd und OT, aber sehr ratlos (lang)
In Punkt 2 stimme ich Dir zu.Zu Punkt 2 möchte ich sagen,dass meines Wissens die Zahl der Frauen,die sexuell motivierte Taten an Kindern verüben, verschwindend gering ist.(bitte berichtigen,wenn ihr andere Infos habt).
LG Steffi
Re: forumsfremd und OT, aber sehr ratlos (lang)
Ich denke auch, dass wir heute sehr schnell solche bilder vor augen haben, da die medien fast täglich über einen neuen, schrecklichen missbrausfall berichten. Da können wir garnichts dafür, die bilder sind in unserem kopf und dann geht schneller mal der alarm los....was vielleicht auch sehr gut ist.
Frag doch einfach mal deinen sohn, ob er wieder mal lust hätte was mit seinem paten zu unternehmen....auch wenn er eingeschüchtert ist, mit einem nein würde er ja nichts "sagen".
GLG und alles gute! *liebdrück* Ariane
Re: forumsfremd und OT, aber sehr ratlos (lang)
ich selbst mache mir auch lieber einmal mehr Gedanken, als etwas zu versäumen.
Was ich nicht nachvollziehen kann ist der Punkt, dass du nur lockeren Kontakt mit dem besagten Patenonkel hast.
Ja, wie willst du dich dann auf dein Gefühl und Beobachten verlassen können?
Wie wäre es, wenn du den Kontakt zu dem Onkel etwas intensivieren würdest, in deinem Beisein?
Bei uns ist es so, dass die Kinder nur intensieveren Kontakt mit Freunden haben, die wir gemeinsam öfters sehen und dann kann ich sie auch guten Gewissens mitgehen lassen.
LG
Patricia, die es immer besser findet einmal mehr hinterfragt zu haben ;-)
Re: forumsfremd und OT, aber sehr ratlos (lang)
Deine Gefühlswelt kann ich sehr gut nachvollziehen.
Genauso ging es mir bei der Tagesmutter, die wir ursprünglich zur Betreuung von Maurice eingeplant hatten....und das ist eine Frau. Auch ich hatte keine Anhaltspunkte und möchte der Frau auch nichts böses unterstellen...trotzdem war das "ungute" Gefühl da!
Ich denke auch wie Susan, man sollte den Männern nicht "grundsätzlich" schlechtes unterstellen.
Ich bin auch der Ansicht, dass ich mein Kind niemandem für einen langen Zeitraum (und eine ganze Nacht ist für mich schon lange) überlasse, den ich nur oberflächlich kenne.
Ich würde mit Tom ganz offen darüber reden, dass Du es nicht möchtest. So etwas sollte man mit dem Paten des Kindes besprechen können!
Ich wünsche Dir ein gutes Gespräch
LG Natascha
Re: forumsfremd und OT, aber sehr ratlos (lang)
erstmal:
ich finde es nicht übertrieben, dass Du Dir solche Gedanken machst, es geht ja schließlich um das Wohl Eures Sohnes!
Ein Pate sollte meiner Ansicht nach immer eine Person sein, zu der man höchstes Vertrauen hat und den man sehr gut kennt. Wenn es bei Euch so ist, dass ihr weniger Vertrauen in Tom habt, dann würde ich auch erstmal darauf setzen den Kontakt zu Tom zu intensivieren und vorerst viel gemeinsame Unternehmungen zu machen. Übernachten oder Urlaub mit ihm und Deinem Sohn alleine muss ja auch erstmal nicht sein, vor allem nicht solange Du so ein dummes Gefühl hast dabei...
Lernt Tom doch erst (wieder) besser kennen und entscheidet dann wieviel Kontakt zu Daniel ihr zulassen möchtet.
Ich wünsche Dir alles Gute!
Liebe Grüße,
Geli
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