Hallo Ihr Lieben,
schon mal vorab: uns gehts gut und hier steht auch noch alles!
Und so langsam kann ich kehrt auch der Alltag zurück.
Was war los?
Rückblick:
Montag Abend ( mein freier Abend )gegen 18:30 Uhr rufe ich bei meiner Freundin an und erreiche lediglich ihren Sohn.
Eigentlich wollte ich zu ihr nach Wilhelmsburg, wie fast jeden Montagabend. ( Meistens rufe ich da vorher auch nicht an, da ich schon zur Familie gehöre und einfach unangemeldet dort erscheine. )
Thorsten fragt mich, ob ich doch noch eine Kleinigkeit mit essen möchte, bevor ich losfahre.
Ich beschließe vorerst zu Hause zu bleiben und mich später nochmal bei meiner Freundin zu melden.
Parallel dazu betritt meine Mutter mit einer Ladung Trocknerwäsche einen Waschsalon in der Nähe von Harburgs Bahnhof & Shoppingcenter.
Bei uns zu Hause läuft der Rechner und ich poste gerade auf Kirsches Geburtsanzeige. Draußen tobt mittlerweile ein heftiges Gewitter. Thorsten legt mir, aus purer Sorge, ans Herz, doch bitte den Rechner auszumachen. Hm....
Bevor ich ernsthaft darüber nachdenken kann, fällt im ganzen Haus der Strom aus.
Wenige Minuten zuvor hatte ich, wegen des plötzlich starken Windes die Terassentür geschlossen und draußen hat's fürchterlich gekracht.
Wegen des Knalls meinte ich zu Thorsten: "Ich glaub, der Strom kommt nicht vor Mitternacht zurück."
Bereits jetzt sind alle Telefone, auch die Handys ausgefallen.
Wir suchen nach Kerzen und machen es uns gemütlich.
Gegen 19:30 Uhr essen wir den von Thorsten bereits vorbereiteten Salat und erklären Leo, was Stromausfall bedeutet. Der findet das zunehmend immer besser und marschiert "Laterne, Laterne" singend durchs kkerzenbeleuchtete Untergeschoss.
Waschsalon:
Meine Mutter hört ebenfalls diesen Knall und nachdem auch der Waschsalon im Dunkeln liegt, möchte sie mal auf der Straße nach dem rechten schauen. (Sie ist während dieser Zeit die einzige Kundin im Laden.)
Geht leider nicht. Elektr. Tür und diese ist jetzt fest verschlossen. Draußen ist es mächtig finster.
Irgendwann wird meine Mutter dann auch von Passanten bemerkt, die ihr mit Handzeichen zu verstehen geben, dass Hilfe geholt wird und nach einer Weile taucht ein Feuerwehrmann vor dem Schaufenster auf. Auch dieser bekommt auf "normalem" Wege die Tür nicht auf, möchte aber auch nicht einfach so schwere Geschütze auffahren. Meine Mutter findet im Laden die Tel.-Nr. des Besitzers und dieser wird über den Feuerwehrfunk und was-weiß-ich für Funkstrecken benachrichtigt. Leider kann der frühestens in einer Stunde vor Ort sein und meine Mutter wird zum Durchhalten motiviert und über den Lüftungsschacht, welche zwischenzeitlich geöffnet wurde, mit Wasser versorgt.
Wir sitzen bis 22:00 Uhr immer noch völlig unwissend mit Gitarren und halbncktem Kind im Wohnzimmer und improvisieren den Sandmann.
Als Leo im Bett ist, kommt Thorsten auf die Idee, den MP3_Player mal als RAdio zu benutzen.
Und dann hören wir, was wir bis heute noch nicht richtig begreifen können:
Der Strom kommt frühestens gegen morgens zurück, evtl. sogar erst gegen Mittag. Ganz Harburg ist ohne Strom, teilweise ist auch die Wasserversorgung ausgefallen ( das bemerken wir selbst erst kurz bevor wir ins Bett gehen... ). Ein ganzer Stadtteil steht still.
Grund: Ein Tronado ist über Harburgs HAfen hinweggefegt und hat da ein ziemliches Chaos und leider auch 2 Tote hinterlassen.
Zwar werden die am schlimmsten betroffenen Straßen genannt, aber wir können uns noch nicht vorstellen, was dort wirklich passiert ist.
Ganz viele Fragen tauchen auf: Was ist mit Thorstens Firma?, Was ist mit dem "Schnuckenhof"? ; Wie geht's Oma?
Wo ist das Ding danach hingezogen?
Die Firmen sind beide in unmittelbarer Nachbarschaft, keine 500m Luftlinie weg. Und meine Mutter wohnt auch relativ dicht dran.
Antworten auf all die Fragen gabs erst gestern, als wir an unsere Arbeitsplätze kamen und sich auch meine Mutter, noch völlig aufgelöst bei mir meldete.
(Meine Mutter hat im Anschluss an ihre Befreiung auch noch die Evakuierung des Shoppingcenters mitbekommen und die langen Menschenkarawanen, die durch die dunkle Harburger Innenstadt von einem S-Banhhof zum anderen zogen.)
Beide Firman und alle Mitarbeiter sind unversehrt.
Nur der Weg vom meinem " Ersatzparkplatz" zur hebammenpraxis fäkllt mir schwer. Ich muss an der Baustelle mit den umgestürzten Kränen vorbei.
Ich habe die Baustelle und die Bauarbeiter von Anfang an erlebt. Denn mein alter Stammparkplatz war genau gegenüber.
Dort stand seit einiger Zeit ein Baustellen-Parkverbotsschild und heute liegen dort Überreste eines Krahns.........
....... der Weg zu meiner Freundin führt mich durch den Harburger Hafen. Zwar nicht an den Kränen vorbei aber über die Brücke, auf der ein Wohnmobil vom Strum umgerissen wurde. Von uns aus bis zum Hafen, fahr ich knapp 20 min.
Ich war zur rechten Zeit am rechten Ort.
Dieses Glück hatten die beiden Krahnfahrer leider nicht.
Nachdenkliche und auch traurige Grüße
Eure
Antje
PS: Wer mag, kann hier noch mehr lesen & auch sehen
http://www.faz.net/s/RubB08CD9E6B08746679EDCF370F87A4512/Doc~EBD26BAADF6D7423EBF5338EF53682B6D~ATpl~Ecommon~Sspezial.html
Ein Foto ist auch in meinem Profil. Ich hatte die Kamera mit wegen meines Kurses und auch lange überlegt, ob ich fotografieren soll, oder nicht. Ist auch das einzige Foto,welches ich gemacht habe.