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Stolz auf die Tochter

Heute hat sich Jonna in einer Weise verhalten, die mich ziemlich verblüfft hat
und über die ich mich dann _sehr_ gefreut habe. Folgendes (gar nicht viel) ist
passiert:
Wir sind bei unserem regelmäßigen informellen Kindertreffen (gegründet als
so eine Art Privat-PEKIP; die Kinder kennen sich seit sie Babys sind). Die
Tochter des Hauses, S~ (so alt wie Jonna), steht in ihrem Kaufladen. Davor, an
der Kaufladentheke, stehen Jonna und J~, der kleine einjährige Bruder eines
der anderen Kinder.
S~ schwenkt, aus Übermut, oder weil sie ihren neuen Kaufladen für sich
haben will, eine Art Schelle wild herum. Fuchtelt damit umher, haut dann auf
die Theke. J~ kann noch nicht frei stehen und hält sich daher an der Theke
fest.
S~ macht erst ungezielt mit der Schelle klopfend Lärm. Die Elternaugen
schauen vom Kaffeetisch schon herüber. Dann schlägt S~, anscheinend mit
Absicht, in Richtung Finger der anderen beiden.
Wir Eltern wollen gerade eingreifen, da wird J~s Hand getroffen. Der brüllt
natürlich los, wir sind einen Schritt weg.
Was macht Jonna? Bevor S~ ein zweites Mal treffen kann, zieht sie die Hand
vom kleinen J~ von der Theke. Sagt kein Wort und schaut S~ nur verwundert
an.
Ich denke "Wow", und bin ziemlich stolz auf Jonna.
Liebe Grüße von
®ainer
Bisherige Antworten

Und ab in den Montessorikindergarten!

Hallo Rainer,
klasse! Ich bin immer wieder erstaunt, was die Zweijährigen schon hinbekommen, denn an sich ist entwicklungspsychologisch nachgewiesen, dass sie Gefühle und Gedanken anderer Menschen erst mit 3 bis 4 nachvollziehen können (Besitz der sogenannten "theory of mind"). Etwas desillusionierend könnte man überlegen, ob sie einfach verstanden hat, dass durch die Handlung von S~ Objekt X (die Hände von J~) kaputt gehen könnten, und sie die deswegen in Sicherheit gebracht hat (im Sinne von: hat gelernt, dass man auf Sachen und Leute nicht hauen darf), also einen Deduktionsschluss von einem Prinzip, das sie schon kennt, gezogen hat. Aber wie dem auch genau sei - und die Interpretationsränder sind bestimmt auch weich - ist das eine super Leistung für ein so kleines Kind. Sind Mädchen in solchen Dingen nicht auch stark? Ich erinnere mich an eine Sunita, die im Urlaub sehr gut in die Betreuung von unserer Kleinen integriert werden konnte (Schnuller betreuen, Bücher zeigen...).
Im Montessorikindergarten versuchen die Erzieher ja auch, nur einzugreifen, wenn die Kinder es nicht selber regulieren können. Jonna könnte dort bestimmt einen guten Beitrag leisten!
Liebe Grüße
Tini

Montessorikindergarten OT

Der einzige Grund warum ich ein bisschne wehmütig in städtische Regionen schaue, ist dann, wenn ich das Wort Montessorikiga höre....wie gerne würde ich Levin so einen Ort bieten können. Aber eben, es gibt ja noch andere Kriterien für einen Wohnort und ich versuche einfach zu Hause vieles in diese Richtung zu verwirklichen. Lg Susanne

Re: Montessorikindergarten OT

Liebe Susanne,
auch wir werden nicht die Möglichkeit haben, zwischen verschiedenen Kindergärten zu wählen.
Ich musss sagen, dass unsere Lebensbegleitung bis dato, also auch ohne Montessori, sich für uns sehr zufriedenstellend gestaltet.
Wir als Eltern und Familie sind nicht nur auf äussere Einrichtungen angewiesen, um unseren Kindern soziale und musische Kompetenzen angedeihen zu lassen.
Bei uns funktioniert's, bei euch sicher auch.
Dafür wachsen unsere Kinder mitten in der Natür, nebst Kühen, Schafen, Pferde (bei euch wohl nicht mehr in dieser Höhe?) auf, also das bleibt manch einem Stadtkind verwehrt.
Hat eben alles Vor-u.Nachteile, wie so oft im Leben.
Liebe Grüsse
Patricia, die sich vermutlich einen Hühnerstall am neuen Haus anbauen wird ;-)

Re: Montessorikindergarten OT

Liebe Susanne, _noch_ habe ich den Montessorikindergartenplatz für meine Sohn nicht! Er ist dort zwar angemeldet, aber sie werden vermutlich zum Sommer nur fünf bis sechs Plätze vergeben. Ob mein Sohn dann zu den ausgewählten Kindern gehören wird, ist dahingestellt. LG Tini

Und zur "theory of mind", wen's interessiert...

Bei Wikipedia erklärt man:
"Theory of mind (TOM) ist ein aus dem Englischen übernommener Fachbegriff der Kognitionswissenschaft, für den es bisher keine einheitliche deutsche Entsprechung gibt. Wörtlich übersetzt bedeutet der Begriff Theorie des Geistes oder Annahmen über das Verstehen, in psychologischen Nachschlagewerken wird die Umschreibung mentale (auch: mentalistische) Alltagspsychologie verwendet. Unter Theory of mind versteht man die alltagspsychologische Fähigkeit, sich eine Vorstellung davon zu machen, was ein anderes Individuum wissen kann, wie es künftig handeln wird: also die Fähigkeit, geistige Zustände (Bewusstseinszustände) anderen und uns selbst zuzuschreiben.
Häufig machen wir uns intuitiv Vorstellungen davon, welche Absichten und Gefühle, welches Wissen und welchen Glauben andere Menschen haben und bedienen uns nur ergänzend des analytischen Verstands. Das heißt, wir schreiben dem Anderen Absichten, Gefühle und Wissen zu, ohne je gänzlich sicher sein zu können, ob diese Zuschreibung korrekt ist, denn diese mentalen Zustände sind nicht direkt beobachtbar sondern müssen erschlossen werden. Direktes Befragen kann häufig keine Klärung bringen, da nie ganz sicher ist, ob der Andere wahrheitsgemäß antwortet. Gleichwohl gehen wir häufig bis zum Beweis des Gegenteils davon aus, dass unsere Vorstellung von den Meinungen, Gedanken und Absichten des Anderen dessen Denken und Handeln tatsächlich leiten, dass wir also zutreffende Vorstellungen über die geistige Beschaffenheit des anderen Menschen haben. Aufgrund dieser Vorstellungen treffen wir Voraussagen, wie sich jemand verhalten wird und warum.
Experimente mit Kleinkindern haben aufgezeigt, dass sich die Fähigkeit zur Ausformung einer Theory of mind erst im Alter von zwei bis drei Jahren entwickelt."
Meiner Erinnerung aus dem Studium nach ist das Alter von zwei sehr früh angesetzt, und in einer anderen Quelle lese ich auch: " 'Kinder entwickeln diese Fähigkeit im Alter zwischen drei und fünf Jahren', sagte die Psychologin Beate Sodian von der Universität München" (http://www.sueddeutsche.de/,tt4m3/wissen/artikel/781/48733/), was mir realistischer erscheint, wobei Kinder ja interindividuell in der Entwicklung sehr differenzieren können.
Hier ein Beispiel für diese schönen Experimente, an denen man zeigen möchte, ob ein Kind schon "theory of mind" besitzt oder nicht (aus eben zitierter Quelle):
"Untersuchen können Forscher dies beispielsweise, indem sie Kindern eine Abfolge von Comicbildern zeigen - zum Beispiel die Schokoladengeschichte:
Max und die Schokolade
Darin ist zunächst der kleine Max zu sehen, der eine Tafel Schokolade in eine Kommode legt. Im nächsten Bild hat Max das Zimmer verlassen. Seine Mutter kommt herein, nimmt die Schokolade aus der Kommode und legt sie in einen Schrank. Dann verlässt sie den Raum und Max kommt zurück.
Nun wird die entscheidende Frage gestellt: Wo wird Max nach der Schokolade suchen? "Im Schrank", antworten die meisten Kinder im Alter von unter vier Jahren und orientieren sich damit ausschließlich an der Realität.
Es ist ihnen noch nicht möglich, Max' "falsche" Überzeugung, dass sich die Schokolade in der Kommode befinden muss, in ihre Entscheidung miteinzubeziehen."
Soweit nachgereicht von
Tini mit lieben Grüßen

Re: Und zur "theory of mind", wen`s interessiert...

Hallo Tini,
danke für den informativen Nachschub :-) Gibt es nicht verschiedene Stufen,
wie man sich in die Lage eines anderen versetzen kann? Bei der
Schokoladengeschichte geht es ja schon um mehr als nur Empathie, bei der
ein Kind sich vorstellt, was ein anderes gerade fühlt. Das nämlich können
unsere Kleinen langsam schon, glaube ich. Meint also die Theory of Mind eher
schon "wenn ich das wüsste was der andere weiß, was würde ich tun", und
also mehr als "was fühlt der andere jetzt"?
Deswegen hatte ich heute auch eine längere Diskussion mit Jonna darüber,
wieviel ihre Puppe Anna zum Schlafengehen anziehen muss. Ich meinte, dass
Unterhose und Kleid reichen, Jonna dagegen hat zusätzlich auf Kleid und
Schuhe bestanden (die lagen unten und ich wollte sie nicht holen). Jonna
sagte "die friert, brrr - die zittert" (und schüttelte Anna, damit ich sehe, wie
sie zittert).
Damit hat sie mich dann überzeugt.
Liebe Grüße,
Rainer

P.S. So nah neben "frauenspezifisch"...

... musste das sein? ;-) Männer!

Re: P.S. So nah neben "frauenspezifisch"...

So wie der klassische Text in Geburtsanzeigen "die Mutter ist glücklich, der
Vater stolz"? Ich erinnere mich, dass Du mal erwähnt hast ;-)
Stolz ist ein kompliziertes Gefühl, finde ich jedenfalls. Und auch nicht etwas,
worauf ich glaube ein Recht zu haben, wenn es um Jonna geht.
Liebe Grüße,
Rainer

Re: Stolz auf die Tochter

Hi,
dann kann ich ja besonders stolz sein, dass ich diese Art von Verhalten von allen meinen Jungs kenne. Ist auch kein subjektives Empfinden, sondern wurde auch in der Krippe immer so bestätigt.
Für mich ist das ganz normal und ich kenne einige Kinder, egal ob männlich oder weiblich, die schon sehr früh so ein Verhalten an den Tag legen.
Das soll deinen Stolz aber nicht entwerten ;-)
denn offensichtlich ist es nicht selbstverständlich. Beim Entwicklungsgespräch in der Kita wurde mir über Dario (damals 16 Monate) gesagt, dass er ein außergewöhnliches soziales Verhalten habe. Er bemerke z.B sofort, wenn eines der Babys weine und versuche dann zu helfen.
Er erlebt es aber zu Hause nicht anders und vielleicht sollte ich meine großen Jungs mal öfters dafür loben, dass sie so liebevoll und verantwortlich mit ihrem kleinem Bruder und auch früher mit ihrer kleinen Schwester umgehen. Für mich ist das immer selbstverständlich gewesen.
LG Nuria

Re: Stolz auf die Tochter

Hallo Nuria,
das mit dem Stolz ist so eine Sache (die ich gar nicht so hoch hängen
möchte). Ich habe zum Beispiel erst gestern gemerkt, dass ich überhaupt
noch nicht wusste, worauf ich stolz sein würde. Das war so ein spontanes
Gefühl wie ärgern. Eigentlich war ich auch nicht stolz auf Jonna, sondern auf
ihr Verhalten. Darauf, wie sie reagiert hat.
Auf andere Dinge, die Jonna gut kann, war ich zum Beispiel noch nie stolz, da
bewundere ich sie nur heimlich. (Etwa, wenn sie Lieder ? auch noch passend ?
umtextet).
Ich glaube übrigens, dass man etwas wie Empathie und das Handeln danach
schlecht "beibringen" kann (durch so etwas wie Erziehung). Sie lernen das,
was "die Regel" ist. Und das ist das, was sie im Alltag erleben, wie sich die
Menschen in ihrer Umgebung benehmen, was die also "normalerweise" tun
(nämlich am häufigsten). Und wenn Deine Kinder so geworden sind wie sie
sind, dann wirft das ein schönes Licht auf eure Familie.
Liebe Grüße,
Rainer
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