Sehr deprimiert heute
heute in der Vorlesung habe ich ein Bild von einem rauchenden Kleinkind (maximal ein Jahr älter als unsere) gesehen, dass mich so betroffen und wütend und traurig gemacht hat und mir unheimlich unter die Haut gegangen ist. Es ging um Rauchen und die damit zusammenhängenden Krankheiten und das die Zigarettenindustrie skrupellos dafür sorgt, dass die süchtigen Käufer nicht ausgehen. Ich wusste auch vorher, dass das passiert und ich weiß nicht, warum mich dieses Bild so wahnsinnig traurig macht...
Bitte versteht mich nicht falsch, ich weine auch um Levke und Felix und bin traurig und wütend, ich bin traurig und entsetzt über die vereheerenden Folgen des Tsunamis, aber dieses Bild löst eine Traurigkeit und einen Zorn in mir aus, die mit den ganzen anderen traurigen Nachrichten nicht zu vergleichen ist. Ich weiß nicht, warum ich bei diesem Bild meinen Abstand so verliere, wie bei keinem anderem?
Nachdenkliche Grüße
Sofie
Re: Sehr deprimiert heute
Verzeihung...das Kind hat geraucht? Selbst? Wer hat ihm denn die Zigarette angemacht? Oh Gott! :o(
Warum ausgerechnet dieses Bild Dich so trifft, weiss ich natürlich nicht. Bei mir wäre es wohl so, weil ich jemanden kenne (bzw. geheiratet habe), der durch das Rauchen seiner Mutter in Schwangerschaft und sein ganzes Leben hindurch immens geschädigt wurde. Von den Schädigungen durch Alkohol mal ganz abgesehen. (Also er ist jetzt nicht schwachsinnig oder so, kein extremes Alkoholopfer, aber es ist schon nicht zu übersehen...)
Verrückte Welt, ganz ehrlich.
Einen lieben Gruß von
Steffi, ebenfalls entsetzt!
Re: Sehr deprimiert heute
Vielleicht weil meine Mama an den Folgen ihrer Nikotinsucht vor fast zehn Jahren gestorben ist...
Darf ich fragen inwiefern man Deinem Mann ansieht/anmerkt, dass er durch Zigaretten- und Alkoholkonsum der Mutter geschädigt wurde?
Ja, das Rauchen (und auch Alkohol) sind sehr gefährliche und sehr unterschätzte Süchte, für deren Behandlung und Vorbeugung viel mehr zu tun wäre...
Vielen Dank für Deine einfühlende Antwort und liebe Grüße
Sofie
Re: Sehr deprimiert heute
ja Du darfst fragen. Seine Schwester und er sind aufgrund der stark rauchenden Mutter extrem untergewichtig und klein auf die Welt gekommen. Die Beschreibung der Nachgeburt erspare ich hier mal. Es hat ewig gedauert, bis sie diesen Rückstand aufgeholt hatten, falls man das überhaupt sagen kann, meine Schwägerin kam zudem noch zu früh und sfga (small for gestation age).
Beide leiden seit frühester Kindheit unter starkem Asthma. Mein Mann hat eine Blutbildungsstörung, von der noch in Diskussion ist, ob sie mit dem Rauchen in der Schwangerschaft zusammenhängen kann...da will ich also mal nichts behaupten.
Die Schädigungen durch den Alkohol ähneln ja denen durch Nikotin, genau wird man es wohl nicht erfahren, was woran liegt bei ihm. Es war jedenfalls so, dass er sich auch geistig eher langsam und durch von der Tante organisiserte Frühförderung entwickelt hat. Einige körperliche Merkmale deuten auf Alkoholmissbrauch in der Schwangerschaft hin (platte Nasenwurzel, geringer Kopfumfang, dünne Oberlippe). Hinzu kommt noch ein angeborener Leberschaden, von dem ich jetzt aber auch nicht weiss in wie weit er mit dem Thema hier zu tun hat.
Es gibt Fotos aus Saschas Kindheit, wo er mit Zigarette in der Hand vor einem Schnapsglas sitzt. Soll witzig sein. Ha ha, ich kann darüber gar nicht lachen.
Meine Schwiegermutter trinkt und raucht auch heute noch (wenn auch nicht mehr so extrem) und geht jetzt mit deshalb in Frührente. Toll, oder?
Übelst finde ich es dann immer, wie ich dort angemacht werde, wenn ich (Beispiel Weihnachten) Wein und Sekt in der Schwangerschaft rigoros ablehne. Auch sonst trinke ich nichts (einzig bei Mon Cheri werde ich schwach *g*), einfach auch aus Solidarität zu Sascha, der absolut keinen Alkohol zu sich nehmen kann. Das verstehen die Schwiegereltern nicht...wir sind ja so übervorsichtig und packen unsere Kinder in Watte. :o/
Einen lieben Gruß von
Steffi, die froh ist, dass sie frühzeitig den Absprung vom blauen Dunst geschafft hat!
Re: Sehr deprimiert heute
ich denke wir sind wohl so sensibel, dass uns alles was Kinder angeht sehr unter die Haut geht!. Ich an Deiner Stelle wäre ganz sicher genauso betroffen gewesen!. Es tut mir immer so leit, was mit Kindern gemacht wird....dabei muss ich gerade schon wieder schlucken.
Ich schaue Fern und muss ständig weinen wenn es um Kinder geht!
Lass Dich mal drücken. Ich verstehe Dich!
LG Natascha, die das alles auch so zornig macht :-(
Re: Sehr deprimiert heute
vielen Dank für Deine Antwort. Ja, seitdem ich Mutter bin, geht mir alles, was Kindern angetan wird noch mehr unter die Haut und bringt mich zum weinen und wenn es jemand wagen würde meiner Tochter etwas anzutun auch zum morden...
Aber dieses Bild hat mich irgendwie besonders getroffen und ich versuche aufzuspüren warum... (Erinnert mich an das therapeutische Schreiben: Das was Dir Angst macht angehen, da ist Deine Energie...)
LG Sofie, die Gott-sei-Dank schon lange nicht mehr so tieftraurig war
Re: Sehr deprimiert heute
ich denk das Bild drückt sehr viel aus. Leid, Machtlosigkeit, Hilflosigkeit, Sinnlosigkeit, Ausgeliefertsein.
Vielleicht hat sich bei dem Bild alles kanalisiert, was dich die letzte Zeit betroffen gemacht hat.
Manchmal braucht man einen Anstoß um Gefühle zulassen zu können, die sonst ihren Weg nach draussen nicht finden.
Meine Gedanken kreisen seit Tagen um eine Schwedin, die ihr Kind (so alt wie unsere) ihren Mann, den sie tags zuvor am Strand geheiratet hatte und ihre Mutter verloren hat.
Sie konnte ihren Sohn nicht halten, er sei wie Öl gewesen und vor ihren Augen in den Wellen versunken. Sie wirkte so tapfer und doch so verletzlich, wie sie erzählte, dass die Augen ihres Kindes sie ihr Leben lang verfolgen werden und sie nie damit fertig werden wird, ihn nicht gehalten haben zu können.
Das hat mich so verzweifelt gemacht, dass ich geweint habe, wie lange nicht mehr und eigentlich hat das Weinen gutgetan.
Lieben Gruß von Nuria
Re: Sehr deprimiert heute
ja, diese Geschichte hat, die Du da erzählt hast, macht mich auch sehr traurig und ich darf gar nicht länger darüber nachdenken. Ich weine auch...
Und nur dass es mir mit meiner Familie momentan so unglaublich gutgeht und ich nie glücklicher war, schließt Traurigkeit ja nicht gleichzeitig aus, auch wenn man das manchmal von sich erwartet...
Vielleicht hätte es gut getan mal wieder richtig zu weinen, aber selbst das ist ein Luxus, der auf der Uni-Toilette 5 Minuten vor der nächsten Pflichtveranstaltung an wohltuender Wirkung verliert.
Liebe Grüße und vielen Dank für Deinen Gedankenanstoß
Sofie
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