Pneumokokkenimpfung ja oder nein?
in unserer Krabbelgruppe ging es vorgestern um Pneumokokkenimpfungen. Einige lassen ihre Kinder dagegen impfen. Was ist das eigentlich genau? Lasst ihr eure Kleinen impfen? Gruss Nadine
Re: Pneumokokkenimpfung ja oder nein?
also, soviel ich weiß, sind Pneumokokken Erreger (Viren?), die Lungenentzündung verursachen, und zwar ein ziemlich schlimme Form davon. Eine Bekannte ließ ihren Sohn impfen. Der leidet allerdings an Asthma und hat oft Bronchitis. auch Frühhchen oder Kinder , die nach der Geburt beatmet wurden, sollten vielleicht geimpft werden. Ich lasse Alexander nicht dagegen impfen.
LG Susanne
Re: Pneumokokkenimpfung ja oder nein?
da der 4ährige sohn meiner Freundin an einer Pneumokokkenmeningitis gestorben ist, habe ich mit der Impfun auseinandergesetzt.
Nach einem ausführlichem Gespräch mit meinem Kia werde ich Dario nicht impfen lassen. Er gehört keiner Risikogruppe an.
Ich habe folgende Info von ihm bekommen:
Von den über 90 verschiedenen Serotypen der Pneumokokken enthält der neue Impfstoff 7, die in den USA für über 80% der invasiven Erkrankungen bei Kindern bis zum Alter von 3 Jahren verantwortlich sind. In einer großangelegten kalifornischen Studie lassen sich 89% der Erkrankungen durch diese Serotypen mit der Impfung verhindern.
Aufgrund der anderen Verteilung der Subtypen in Europa (4 der 10 hier häufigsten Serotypen fehlen dem Impfstoff) ist hier mit einer deutlich geringeren Wirksamkeit zu rechnen. Entsprechende Untersuchungen zu invasiven Pneumokokken-Erkrankungen insgesamt in Europa fehlen.
In einer finnischen Studie zur Mittelohrentzündung konnte zwar das Risiko einer durch Pneumokokken hervorgerufenen Otitis um ein Drittel gesenkt werden, die Gesamthäufigkeit der Mittelohrentzündungen blieb jedoch gleich. Auch eine aktuelle amerikanische Untersuchung konnte nach Pneumokokkenimpfung lediglich eine Reduktion der akuten Mittelohrentzündung um knapp 8% verglichen mit einer ungeimpften Kontrollgruppe nachweisen, die Autoren attestieren dem Impfstoff einen ?moderaten? Schutz vor dieser Erkrankung (Fireman 2003)
Als Nebeneffekt zeigte sich, dass im Impfstoff nicht enthaltene Serotypen als ursächliche Erreger zunahmen (Eskola 2001, s. hierzu auch Lipsitch 1999, Spratt 2000), ein Effekt, der auch von der HiB-Impfung mittlerweile bekannt ist.
LG Nuria
Re: Pneumokokkenimpfung ja oder nein?
ich sollte mal zum Hüftultraschall in eine Kinderarztpraxis gehen - Marcel wird eigentlich von unserem Hausarzt versorgt, der hat aber kein US-Gerät. Also sind wir zum Kia und der hat uns zur Sau gemacht, warum der Kleine nicht gegen Pneumokokken geimpft wäre.
Andererseits hatte er sich aufgeregt, dass Marcel gegen die anderen Sachen bereits geimpft war ... naja, komischer Typ halt.
Er hat uns einen Merkzettel in die Hand gedrückt und gesagt, wir sollen unser Kind gefälligst impfen lassen.
Ich hab gemeint, ich überlege mir das noch und habe dann mit meinem Hausarzt darüber geredet. Er meinte, diese Impfung wäre bei immungeschwächten Personen zu empfehlen (häufig kranke Kinder mit Bronchitis etc. oder alte Menschen mit herrabgesetzter Immunfunktion). Frühchen hatte der Kia auch genannt, aber unser Hausarzt hatte davon abgeraten, weil die Impfkomplikationen wohl doch noch recht hoch wären und die mögliche Infektion mit diesen Pneumokokken wohl eher gering.
Marcel wurde nicht gegen Pneumokokken geimpft.
Ich hab das Merkblatt noch hier, wenn du möchtest, schicke ich es dir per Mail ?
Liebe Grüße
Katrin
Infos zur Pneumokokkenimpfung
Das Krankheitsbild
Pneumokokken sind Bakterien, die schwere Infektionen verursachen. Bei Säuglingen, Kleinkindern, älteren Menschen und Personen mit chronischen Grundleiden können sie besonders gefährlich werden. Weltweit sterben jährlich etwa zwei Millionen Menschen an einer durch Pneumokokken verursachten Infektion, darunter mehr als eine Million Kinder unter fünf Jahren mit einer Lungenentzündung.
In Deutschland fallen jedes Jahr rund 12.000 Menschen einer Pneumokokken- Infektion zum Opfer. Trotz Antibiotika tritt die Hälfte dieser Todesfälle bereits innerhalb der ersten 48 Stunden ein.
Pneumokokken können eine Vielzahl von Krankheiten hervorrufen.
Menschen über 50 Jahren erkranken meist an Lungenentzündung. Diese ist auch deshalb besonders gefährlich, weil sie leicht übersehen wird. Typische Krankheitssymptome, wie plötzliches hohes Fieber, Schüttelfrost, Husten, eitriger Auswurf, sind im Alter seltener. Typischerweise beginnt die Lungenentzündung nach vorausgegangenem Infekt der oberen Atmewege.
Säuglinge zeigen neben Husten oftmals untypische Symptome wie Trinkschwäche oder Schnupfen. Kleinkinder leiden unter Husten, schnellem Puls, sind blass und haben Fieber.
Der Hirnhautentzündung geht meist eine Infektion der oberen Atemwege voraus. Im Säuglingsalter haben Kinder hohes Fieber, erbrechen, sind apathisch oder unruhig, verweigern die Nahrung oder erleiden Krampfanfälle. Sind die Kinder älter als ein Jahr, tritt die typische Nackensteifheit auf, darüber hinaus Kopfschmerzen und Bewusstseinsstörungen. Auch wenn das Kind die Infektion überlebt, kann es Hirnschäden zurückbehalten, taub sein oder schlechter sehen.
Bei Kindern unter fünf Jahren sind Pneumokokken die zweithäufigste Ursache bei akuten bakteriellen Hirnhautentzündungen.
Eine Mittelohrentzündung verursacht bei den betroffenen Kindern starke Ohrenschmerzen und Fieber. Manche Kinder leiden unter häufig wiederkehrenden Mittelohrentzündungen. In Deutschland erkranken nach Schätzungen jährlich 300.000 bis 600.000 Kinder unter fünf Jahren an akuter Mittelohrentzündung.
Bei der Nasennebenhöhlenentzündung treten Fieber und Kopfschmerzen auf, die Nebenhöhlen sind vereitert. Säuglinge erkranken nur selten an einer Entzündung der Kieferhöhlen, weil diese noch nicht vollständig ausgebildet sind. Das so genannte Siebbeinzellensystem kann aber bei ihnen auch betroffen sein.
Infektionsweg
Pneumokokken-Bakterien lauern überall. Sie werden wie Erkältungen durch Tröpfcheninfektion weitergegeben. Die Bakterien werden von Mensch zu Mensch übertragen, etwa durch Anhusten. Es wird jedoch längst nicht jeder krank, bei dem Pneumokokken die Rachenschleimhäute besiedeln. Die Keime werden meist erst dann zur Gefahr, wenn körpereigene Abwehrmechanismen wegen einer Virusinfektion oder chronischen Krankheiten geschwächt sind.
In hohem Maße gefährdet sind Kinder in den ersten beiden Lebensjahren: Ihr Immunsystem ist noch nicht in der Lage, eine Pneumokokken-Infektion ohne Hilfe abzuwehren. Lungen-, Mittelohr-, Nasennebenhöhlen- oder Hirnhautentzündung können die Folge sein. Wenn der Erreger in die Blutbahn gelangt, kommt es auch zur gefürchteten Blutvergiftung.
Impfung
Schutz vor Pneumokokken bieten zwei Impfstoffe. Ein so genannter Polysaccharid- Impfstoff steht seit vielen Jahren zur Verfügung und ist vor allem für ältere Kinder und Erwachsene bestimmt. Ein so genannter Konjugat-Impfstoff wurde im Februar 2001 neu zugelassen und ist für Kleinkinder bestimmt. Der neue Impfstoff ist gegen die sieben für Kinder gefährlichen Typen der Pneumokokken gerichtet.
Bevor der Konjugatimpfstoff eingeführt wurde, gab es die Schutzimpfung gegen Pneumokokken nur für Kinder ab dem dritten Lebensjahr sowie Jugendliche und Erwachsene. Der für sie geeignete Polysaccharid-Impfstoff ist aber, weil er aus den unveränderten Zuckermolekülen der Kapsel besteht, bei Säuglingen und Kleinkindern nicht ausreichend wirksam. Daher konnten Kinder unter zwei Jahren bisher nicht gegen Pneumokokken-Infektionen geimpft werden.
Bei der Herstellung des Konjugatimpfstoffes hat man sich eines Kunstgriffs bedient. An die Kapsel-Zuckermoleküle wurde ein Eiweißmolekül gebunden, das es den weißen Blutkörperchen erleichtert, den Erreger zu erkennen.
Seit März 2001 steht auch in Deutschland ein Konjugatimpfstoff zur Verfügung, der bei Säuglingen und Kleinkindern erfolgreich eingesetzt werden kann. In klinischen Studien wurden in den USA und in Finnland mehr als 37.000 Kleinkinder geimpft. Dabei ist die Wirksamkeit des neuen Impfstoffes bewiesen worden.
Eine Pneumokokken-Schutzimpfung kann gleichzeitig mit anderen Impfungen erfolgen.
Obwohl die Impfung gut verträglich ist, ist nur ein kleiner Teil der Menschen, für die sie empfohlen wird, geimpft. Die Impfung senkt nicht nur das Risiko einer schweren Pneumokokken-Infektion, sondern kann außerdem das Entstehen von Antibiotika- Resistenzen eindämmen, die in unseren Nachbarländern bereits das Behandeln von Pneumokokken-Infektionen erschweren. Daher sollte die Impfung in größerem Umfang genutzt werden als bisher.
Empfehlungen für die Pneumokokken-Impfung (Quelle: STIKO 2004)
Frühgeborene (vor der vollendeten 37. Woche)
Säuglinge und Kleinkinder mit Gedeihstörungen oder neurologischen Krankheiten
Kinder (ab vollendetem zweiten Lebensmonat), Jugendliche und Erwachsene mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge einer Grundkrankheit wie zum Beispiel:
- chronische Erkrankungen der Lunge (incl. Asthma und COPD) und des Herz-Kreislauf-Systems
- chronische Leber- oder Nierenerkrankungen
- Diabetes mellitus und andere Stoffwechselerkrankungen
- Krankheiten der blutbildenden Organe
- angeborene oder erworbene Defekte des Immunsystems
- Patienten mit funktionsuntüchtiger oder fehlender Milz
- vor Beginn einer immunsuppressiven Therapie oder vor einer Organtransplantation
- Patienten mit neoplastischen Erkrankungen
- bei Krebserkrankungen
- bei HIV-Infektionen
- nach Knochenmarkstransplantation
Personen über 60 Jahre
DER TEXT IST NICHT VON MIR !!!
Re: Pneumokokkenimpfung ja oder nein?
Nuria und Katrin haben dir ja schon alles wesentliche geschrieben.
Sollte Nele keiner Risikogruppe angehören (siehe Katrins Info), dann ist eine Pneumokokkenimpfung gemäß STIKO nicht erforderlich.
LG, Viola
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