Heute morgen auf dem Weg zum Kindergarten hatte ich eine Art Erscheinung.
Aber der Reihe nach: Als Iara aufs Fahrrad steigen sollte, bekam sie einen schrecklichen Wutanfall, an dem ich nicht ganz unschuldig war, weil ich - übermüdet und überarbeitet - sie ungeduldig angeranzt hatte. Sie schrie sich richtig rein, und das im Innenhof, wo alle Nachbarn etwas davon haben. Zweimal trug ich sie raus, zweimal lief sie zurück, weil um diese Uhrzeit dauernd jemand die Tür aufmacht. Nach zehn Minuten hingen meherere Nachbarn im Fenster, die ich wegen Iaras Gebrüll nicht verstehen konnte. Aber sie sahen nicht freundlich aus.
Also schleppte ich das um sich schlagende Kind raus auf den Bürgersteig, motzte neugierig glotzende Passanten an, schrie das Kind an (aber sie war lauter) und brach nach 15 Minuten Dauergebrüll schließlich selbst in Tränen aus. Da kommt eine Frau mittleren Alters, etwas abgerissen gekleidet, aber mit vielen Lachfalten um die Augen, lächelt Iara breit an, nimmt sie in den Arm (und sie lässt sich überraschenderweise hochnehmen), zeigt ihr die Müllabfuhr, den Hubschrauber, lenkt sie also nach allen Regeln der Kunst ab, minutenlang, bis sie nur noch leise schluchzt, nimmt zu guter Letzt auch noch mich in den Arm, weil ich inzwischen vor lauter Erleichterung noch mehr heule, wünscht uns einen schönen Tag und geht.
Als sie weg war und Iara wieder fröhlich lachte, dachte ich wirklich, ich sei einer guten Fee begegnet. Die zeichnen sich ja dadurch aus, dass sie sich mit alten Jogginghosen und verblichenen Sweatshirts verkleiden, um ihre guten Taten zu tun :-)
LG von Ulli, offenbar überfordert