Hallo Ihr Lieben,
ich melde mich aus dem Urlaub zurück! Selten habe ich mich so gefreut, wieder zu Hause zu sein, ach ist das schön: mein lieber, vertrauter Mann, die freundliche, helle Wohnung, Zugriff auf alle meine Versorgungssysteme (Kinderarzt, Hebamme etc.), mein Fahrrad, meine Bücher, mein Computer, mein Telefon, meine Küche...
Zum Reisen und Fliegen: Ich hatte den Aufwand des Fliegens von einer zur anderen europäischen Großstadt unterschätzt. Mit allem Pi-pa-po, eingeplanten Pufferzeiten für Zugverspätungen und andere mama- oder kindbedingte Verzögerungen war ich auf der Hinreise 8 (!) und auf der Rückreise 7 Stunden von Haustüre zu Haustüre unterwegs, das ist schon sehr viel. Der Kleine hat es eigentlich gar nicht so mitbekommen, denn er hat das ganze ja nicht managen müssen, für ihn war es mehr oder weniger ein Tag wie jeder andere. Entweder er saß in einem interessanten Verkehrsmittel oder er konnte an interessanten Orten herumspazieren oder er konnte sich im EBC ausruhen. Aber für mich in der mittlerweilen 23. SSW war es schon ein ziemlicher Akt und eine Schlepperei, alleine, was man an Essen und Getränken als Mama so mit sich führt.
In Wien haben wir uns mit meinem besten Freund getroffen, der dort eine Art Ferienwohnung direkt am Prater hat. Der hat sich superlieb um uns gekümmert, hatte sogar einen Buggy erstanden, der sich als große Hilfe erwiesen hat, und mit dem ich dann auch zurückgereist bin.
L~ hat sich mit seinem Patenonkel hervorragend verstanden, die beiden sind vormittags, während ich noch am Duschen und Zu-mir-Kommen war, alleine (!) zusammen für eine Stunden spazieren oder einkaufen gegangen, und das war null Problem. Darüber habe ich mich sehr gefreut, denn wir sind das Thema "Loslassen" ja in der Erziehung sehr langsam angegangen. Das Kind das Tempo bestimmen lassen scheint sich bei L~ sehr bewährt zu haben.
Trotzdem: Eine Woche so eng mit dem Nicht-Partner zu verbringen, war für mich psychisch höchst anstrengend. Einer, den man sich nichts fürs Leben ausgesucht hat, kann einem mit seinem Marotten auf die Dauer ganz schön auf die Nerven gehen - so lieb er sein mag und so gut er es meinen mag.
Wir haben unseren echten Papa unglaublich vermisst. L~ war teilweise richtig traurig, vor allem, wenn er in einem Café oder im Radio klassische Musik gehört hat, hieß es immer mit ganz unglücklichem Gesicht "Papa!"
An der Stadt Wien hätte ich vermutlich ohne Kinder große Freude gehabt, da hätte ich abends die weltberühmten Konzerte und Theatervorstellungen besucht etc.. So, wie es gelaufen ist, bräuchte ich wahrscheinlich einen zweiten Anlauf, um die Stadt lieben zu lernen - irgendwie bin ich nicht zu den Orten gelangt, an denen ich mich wirklich wohlgefühlt hätte. Wenn man nicht gerade der Typ ist, der sich an Monumentalbauten ergötzen kann, braucht man wahrscheinlich einen einheimischen Fremdenführer, der einem die geheimen, atmosphärereichen Ecken zeigt. Dagegen bin ich mit ganz fürchterlichen bösen alten Hexen zusammengestoßen, deren Aggressivität mich wirklich sprachlos gemacht hat. Da endeten unnötige Scharmützel um Sitzplätze in der Straßenbahn doch tatsächlich mit Gekeife à la "Halt die Gosch!", ich staune.
Was an Wien aus L~s Perspektive echt spitze ist: Es gibt eine Unzahl an Fahrzeugtypen zu erkennen. Straßenbahnen ("Tuuuuut" = Zug), Kanalreinigungsfahrzeuge ("Dab-da" = Staubsauger), Autos natürlich ("Tu-tu"), Anhänger aller Couleur, vom Flughafenfahrzeug bis zum Fiaker und Jockey im Prater, bei dem die Pferde Nebensache sind ("An-ja" = Anhänger), und so weiter fort - ein Klein-Buben-Paradies sozusagen.
Ein Anlass der Reise war der Besuch bei einem befreundeten Arzt, der sich diverser meiner Leiden, vor allem meines seit 2 Monaten jämmerlichen Hautzustandes (juckende Ekzeme) annimmt. Er arbeitet u.a. nach traditioneller chinesischer Medizin. Seine Diagnostik war beeindruckend und ich werde einen persönlichen Ernährungsplan zugeschickt bekommen, der mich laut seiner Einschätzung möglicherweise schon alleine heilen kann, ich bin gespannt.
Ach ja, und dann hat mein liebes Kind noch drei Tage abendlich bis fast 40 Grad gefiebert - das scheint im Forum ja gerade "in" zu sein - wir werden daher heute zum Kinderarzt gehen, um zu sehen, was dieses fiese Balkanvirus noch für Restauswirkungen hat.
So, das war jetzt unser langer Reisebericht - jetzt mache ich mich ans Kofferauspacken und sehe zu, dass wir pünktlich zum Kinderarzt kommen. Allen kranken Butzeles gute Besserung!
Eure Tini, 22+1