Experiment gescheitert
ich muss mal jammern (habe ich ja schon ein paar Tage nicht mehr *fg*).
Mein Mann und ich praktizieren ja Rollentausch, ich arbeite (fast) voll, er Teilzeit und betreut Iara nachmittags. Und das, seit sie 9 wochen alt ist.
Nun sollte man ja meinen, dass sich so etwas einschleift, aber es läuft immer schlechter. Ich würde sogar sagen, der Versuch ist gescheitert. Iara will jeden Tag, dass ich zu Hause bleibe (war schon mal besser, ist jetzt wieder schlechter, weil mein Mann gerade eine Depri-Phase hat), wenn ich wie heute zum Sonntagsdienst aufbreche, schreit sie schrecklich, und eben rief mein Mann an, dass er keine Lust mehr hat und total genervt ist und alles hinschmeißen will. Nun muss ich sagen, dass Iara seit etwa einer Woche eine Bock-Phase hat und mindestens zwei wirklich schwere Wutanfälle (nicht unter 15 Minuten Dauergebrüll auf höchster Lautstärke) hinlegt.
Ich bin total genervt, würde am liebsten meinen Job aufgeben und alles anders machen, aber von irgendwas müssen wir ja leben. Mein Mann verdient kaum was, was auch der Hauptgrund für seinen Frust ist.
Aber mich macht es total fertig, im Büro zu sitzen, während Iara und mein Mann sich zu Hause gegenseitig aufschaukeln in ihrer schlechten Laune. Das Ganze schlägt mir sowas von auf den Magen, mir ist schon richtig schlecht. Die einzige Lösung, die mir einfällt, wäre, den Job zu wechseln, auf Geld zu verzichten und auf Teilzeit zu gehen. Keine leichte Entscheidung.
Kann mich mal jemand trösten, dass das auch wieder besser wird? LG Ulli
Re: Experiment gescheitert
fühl Dich mal ganz doll gedrückt!! Das wird ganz bestimmt wieder besser! Wir hatten auch schon solche Phasen und ich hätte am liebsten meinen Job hingeschmissen. Aber das bringt in Eurer Lebenssituation bestimmt gar nichts, sondern würde alles nur verschlimmern. Man muß echt froh sein, wenn zumindest einer einen guten Job hat, setzt das bloß nicht aufs Spiel! Davon hat Iara dann auch nichts. Es klingt, als ob bei Euch gerade einiges zusammenkommt. Der Monat November verbessert die Stimmung ja auch nicht gerade... Vielleicht könnt Ihr die schwierige Phase irgendwie anders überbrücken. Kann Iara evtl. länger in der Krippe bleiben? Können Euch Eltern, Freunde, Babysitter mal entlasten? Braucht Dein Mann vielleicht "Coaching" o.ä., um sich besser zu fühlen und Perspektiven zu finden? Das wären jetzt so Sachen, die mir spontan einfallen. Bei uns ist diese Phase nach ein paar Wochen wieder besser geworden und momentan bleibt Vivien total gerne bei meinem Mann bzw. meiner Mutter, wenn ich arbeiten gehe! Also Kopf hoch!
GLG Katja
Re: Experiment gescheitert
Mein Mann ruft im Moment jeden Nachmittag total genervt an, weil Iara wieder ein Riesen-Bock-Drama aufgeführt hat. Er ist dummerweise total schnell genervt, wenn sie brüllt, er erträgt es einfach nicht - das war schon so, als sie ein Baby war.
Ich kann da eher schon mal eine Viertelstunde daneben sitzen und was lesen.
Mit seinen beruflichen Aussichten ist es schwierig, raten lässt er sich nichts, von niemandem und von mir schon gar nicht. Einer der Gründe, warum ein Job als Angestellter nicht in Frage kommt. Naja, wenn der Druck groß genug ist, hat er bisher noch immer eine Lösung gefunden.
Danke für Deine aufmunternden Worte! LG Ulli
Re: Experiment gescheitert
ich kenne ja kaum (genau gesagt: 2) Fälle, in denen der Rollentausch richtig gut funktioniert; bei uns klappt immerhin das Job-und-Kind-Sharing ziemlich gut. Würde Simon schrecklich nach mir weinen, wenn ich gehe, dann hätte ich auch ein entsetzlich schlechtes Gewissen - passiert manchmal, aber es gibt auch Phasen, in denen er, wenn ich mit Kindbetreuung dran bin, nur nach Papa fragt. Aber: vorhin habe ich mir durch den Kopf gehen lassen, was meine Reaktion gewesen wäre, wenn ein Mann so ein Posting geschrieben hätte: Frau frustriert mit Kind zu Hause, Kind will mich nicht gehen lassen, Frau und Kind stecken sich zu Hause mit ihrer schlechten Laune gegenseitig an... ganz klar: Frau braucht, während das Kind im Kiga oder bei der Tamu oder mit dem Babysitter unterwegs ist, eine Beschäftigung, die - sei es durch brauchbare Bezahlung, sei es durch die Tätigkeit selbst - ihr Selbstbewusstsein aufmöbelt und ihr ein Dasein jenseits von Kind und eigenen 4 Wänden verschafft. Ich würde spontan erst mal nicht auf die Idee kommen, dass es ein Fehler (oder zumindest ein änderbarer Faktor) ist, dass der Mann (Vollzeit) arbeitet. Dem entspricht meine Erfahrung mit Rollenwechsel-Konstellationen: Frauen tun sich (klar, entspricht ja dem herkömmlichen und üblichen Modell) generell eher leichter, eine Kindbetreuungsphase mit wenig oder ohne Erwerbsarbeit zu akzeptieren als Männer, selbst wenn diese anfangs gut gewilllt sind. Und sei es nur, weil sie auf dem Spielplatz dutzenden von anderen Frauen in der gleichen Lage begegnen, während Männer in der Regel das bestaunte Ausnahmeexemplar sind. Dennoch fände ich es näher liegend, dass Ihr erstmal versucht, an der Papa-Iara-Front etwas zu ändern, bevor Du Deinen Job aufgibst. Gibt es nicht vielleicht eine Möglichkeit, Deinem Mann zu einem (Teilzeit? selbständigen?) Job zu verhelfen, mit dem er glücklicher ist als jetzt, und der ihm die Basis geben würde, die Zeit mit Iara (auch) zu genießen? Mal abgesehen davon, dass jeder, der ein zweijähriges Kind betreut, ab und zu an den Rand eines Nervenzusammenbruchs gerät...
LG Iris
Re: Experiment gescheitert
Und meinst Du dein Mann würde dann sagen "ok, ich schmeiß meinen Job hin und gehen nach Hause- das geld ist egal..."????
Doch nicht wirklich, oder?
Alle hier, die die Haupterziehungsarbeit leisten, sind zwischendurch frustriert und die Bockphasen zerren an den Nerven...
Da müssen wir halt durch...
Also Kopf hoch und rede mal mit Deinem Man über dein schlechtes Gewissen, das ist nämlich typisch weiblich alles perfekt machen zu wollen. Aber es geht halt nicht immer!
LG Nicki
Re: Experiment gescheitert
Ich denke, dein Mann braucht eine Auszeit, um mit sich selbst klar zu kommen - eventuell kann Iara eine Zeitlang etwas länger in die Betreuung gehen?
Job hinschmeissen führt nach einiger Zeit nur dazu, dass du als Hausfrau frustriert bist und das Ganze andersherum eskaliert - abgesehen von den Finanzen.
Jennifer.
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