Erziehen in der Öffentlichkeit + Thema Konsequenz
Erziehen ist eine recht öffentliche Angelegenheit, wird mir immer wieder bewusst. Man tut etwas hoch Komplexes und steht in vielen Situationen zur Beobachtung zur Verfügung. Was macht das mit unserem Erziehungsverhalten?
Ich freue mich über Eure Gedanken und Beiträge und das gemeinsame Überlegen zum Thema
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Situation1 im Kinderturnen: Das Kind einer Mutter war jetzt an zwei Terminen recht "auffällig", meiner Meinung nach allerdings im völlig normalen, altersgemäßen Rahmen. Der etwa 3-jährige Junge fing das Heulen an, als er ein Spielzeug wieder an die Gruppe abgegen musst, und die Mutter hatte für den Rest der Stunde immer wieder Schwierigkeiten mit dem brüllenden Kind, so dass sie entschieden hat, diese beiden Male dann früher zu gehen, und gestern war sie mit ihrem Jugen gar nicht erst da. Ich vermute, ihr war das einfach hochgradig unangenehm und peinlich.
Situation 2, heute auf dem Spielplatz. Außer uns war nur eine Mutter mit zwei Jungs, etwa 1 und 3 Jahre alt, da. Sie erzählte mir, dass sie heute einen schlimmen Tag mit dem Großen hinter sich hätte, da ging es auch schon los: Der Junge knallt mir mit einer großen Schaufel frontal eine riesen Ladung Sand ins Gesicht und auf die Kleidung. Ich habe den ganz spontan mit "Sag mal, spinnst du?" angefahren - mir lief der Sand über den weiten Rollkragen wirklich bis in die Unterwäsche und ich war stinksauer, natürlich nur für einen Moment. Fünf Minuten später sah ich gerade noch rechtzeitig, wie er mit einem dicken Spanngummi mit Metallhaken an den Enden vor Duvers Gesicht Lasso spielte. Das war wirklich gefährlich, ich habe mich gerade noch dazwischen geworfen. Da hat es der Mutter auch gereicht, und sie zog den Jungen auf eine Bank, schimpfte ihn und sagte ihm, er soll da fünf Minuten sitzen bleiben, bis sie ihn hole, ansonsten müssten sie nach Hause. Der Junge blieb natürlich nicht sitzen, die Mutter gab ihm noch zwei Versuche mit der Bank, dann packte sie die Sachen ein und die Kinder mussten gehen.
Und Situation 3: Ein bald 3-jähriges Mädchen, das sonst immer gut gelaunt und offen ist, hat gestern bei jeder Gelegenheit nur rumgeschrien. Ich habe die Mutter gefragt, was denn los sei, da meinte sie, Sonja hätte keinen Mittagsschlaf gehabt, und nun wolle sie dauernd schon während des Kinderturnen was essen, und das soll sie nicht, sie hätte ja gar nicht das Bedürfnis danach. Und so gab es eben ein Geschrei nach dem anderen.
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Ich finde es immer interessant zu sehen, wie andere Eltern schwierige Situationen mit ihren Kinder lösen. Es gibt einfach viele Wege, und in jede Familie passt vermutlich was anderes besser. Was mir nur auffällt, ist dass diejenigen Eltern, bei denen "Konsequenz" einen hohen Stellenwert in der Erziehung spielt oder spielen soll, in öffentlichen Situationen besonders auffällig, laut und durchsetzungsstark ihre Situationen zu Ende führen. Und manchmal habe ich den Eindruck, dass eher sanfte oder unsicher wirkende Mütter sich in solchen öffentlichen Situationen sehr unflexibel "konsequent" verhalten, als meinten sie, ihre Umwelt würde das mit "kann gut erziehen" gleichsetzen.
Mich würde interessieren, wie Ihr die Situationen seht und ob Ihr meinen Eindruck teilt, dass dieses Sich-als-konsequent-Darstellen auch durch das Gefühl, in seiner Erziehungskompetenz beobachtet zu sein, verstärkt wird.
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Meine Gedanken zu den Situationen:
Für mich ist Situation 1 (Heimgehen mit Stresskind beim Kinderturnen) gut nachvollziehbar als Kapitulation vor einer unangenehmen Situation, auf die die Mutter keine Lust mehr hatte. Ich selber würde, vermutlich, wenn _ich_ was nicht mehr aushalte, auch erlauben abzuhauen. Allerdings würde ich auch bei mir persönlich immer auch am Aushalten-Können dieser Situationen arbeiten.
Situation 2 (Abgang vom Spielplatz nach "Aus-Bank") folgt irgend so einer "Jedes-Kind-kann"-Methode (Super-Nanny?), verbuche ich unter "anderer Erziehungsstil". Die Mutter machte dabei einen sehr sicheren Eindruck. Erscheint mir aber recht programmatisch, erzeugt mit hoher Wahrscheinlichkeit Verlierer und Frust. Klappt vermutlich auch sehr oft nicht (siehe beobachetes Beispiel). Ist mir persönlich im Umgang zu lieblos und zu starr, denn alternative Lösungen wie z.B. erst einmal woanders spielen o.ä. werden nicht in Betracht gezogen - stattdessen werden schlechte Gefühle erzeugt und mehreren Menschen der Nachmittag versaut.
Situation 3 finde ich einfach dumm. Einem Kind, das eh in schlechtem Zustand ist, wird eine Coping-Strategie ("erst mal einen Keks esssen"), und wenn es eine Übersprungshandlung ist, verwehrt. Ziel ("sie soll nicht zwischendurch essen") ist mir in seiner Sinnhaftigkeit nicht nachvollziehbar. Die Mutter, die in Nicht-Stresssituationen immer sehr liebevoll zu ihren Kindern ist, scheint mir gerade im öffentlichen Kontext die Taste "Erziehungs-Modus" zu drücken ("Rüdiger, hinten anstellen" schallt es immer im typischen Mutter-Tonfall durch die ganze Turnhalle...) und fühlt sich dann ganz offenbar in ihrem Handeln und in ihrer Rolle sehr sicher.
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Wichtiger Hinweis: Mir geht es in keinster Weise darum, die o.g. Beispielseltern schlecht zu machen oder als Versager hinzustellen. (Alle Namen habe ich selbstverständlich geändert.) Ich stelle mich und mein Erziehungsverhalten in den beschriebenen Situation ja ebenso der Betrachtung anheim. Ich sehe das so: Wir arbeiten alle an einer recht schwierigen Aufgabe, und mich interessieren einfach die möglichen Wege und was Ihr für Gedanken dazu habt. Und die geschilderte Situationen haben mich nachdenklich gemacht.
Liebe Grüße
Tini
Re: Erziehen in der Öffentlichkeit + Thema Konsequ
dann gehöre ich auch zu den eher _konsequent-erziehenden-Müttern.
Ein Beispiel ist das Zusammenspielen zwischen Maurice und seiner 6 monaten älteren Cousine. Dieses Zusammentreffen endet grundsätzlich in einem Drama. Die Beiden sind so unterschiedliche Kinder, unterschiedlicher geht es wirklich kaum. Sie brüllt für alles, Maurice ärgert sie oft eben weil sie immer brüllt. Jedes Ablenken, Umleiten der Situationen hilft nur bedingt. Das Ende vom Lied ist meist, dass ich Maurice einpacke und nachhause gehe. Und ja, das geschieht oft ganz eigennützig weil ich es einfach nicht mehr _hören_ kann.
Ich bin zwar konsequent, aber trotzdem gibt es hier wenig öffentliche Heulszenen oder Dramen. Auch die berühmten Einkäufe mit Brüllausbrüche wg. irgendwelcher Süßigkeiten/Spielsachen gibt es hier nicht (mit Ausnahmen). Aber ich glaube das ist auch _Typ-Sache_.
Ich beobachte andere Mütter auch in verschiedenen Situationen und hab es schon sehr oft erlebt, dass viele Mütter/Väter viel souveräner mit Situationen umgegangen sind, als ich es wohl von mir erwartet hätte. Das finde ich spannend und oft hoffe ich daraus für die Zukunft zu lernen..
Ansonsten denke ich, kein Tag ist wie der Andere. Man ist auch nur ein Mensch. Von der Grundeinstellung sollte es für unsere Erziehung stimmen und von anderen Menschen die mich beobachte lasse ich mich nicht lenken...oder auch beeinflußen.
Auch möchte ich keinen _Dauerkampf_ mit meinem Kind führen.
Soweit meinen, ganz unspektakulären Gedanken
LG von Natascha
Re: Erziehen in der ?ffentlichkeit + Thema Konsequ
ja, dieses Thema interessiert mich auch und es ist schwer zu entscheiden, was richtig und was falsch ist. Richtig konsequent bin ich auch nicht. H ängt auch davon ab, wie der Tag so war und wie es mir geht. Grad bin ich nicht so stressresistent.
Wir haben auch so eine interessante Situation. Ein M ädchen aus unserer privaten Krabbelgruppe ist ein bisschen "gewaltt ätig" und hat es offenbar auf Jonna abgesehen. Beim letzten Treffen waren wir dort und sie hat mal wieder bei jeder Gelegenheit Jonna an den Haaren gezogen (z.B. weil sie mit ihrem kleinen Bruder spielte), geschubst etc. Rennt dann aber immer wieder zu ihr und will mit ihr spielen, nimmt sie in den Arm und dotzt ihren Kopf gegen Jonnas.
J. weint danach und l ässt sich tr östen, beobachtet S. und spielt dann normal weiter.
Meine Reaktion: ich kuschel mit J. und erkl äre S. auch noch mal, dass sie Jonna in Ruhe lassen soll, die w ürde sonst gar nicht gern herkommen und ihr tut das weh.
Die Mutter von ihr war aber m.E. etwas inkonsequent: hat zwar gesagt, sie solle J. in Ruhe lassen und sie dann "zur Strafe" auf ihrem Scho ? gesetzt und mit ihr gekuschelt. Ach ja, sie sollte sich dann immer entschuldigen, was sie mit einem biestigen Grinsen gemacht hat. Ich glaub, verstanden hat sie das nicht wirklich.
Eine der M ütter rief mich am n ächsten Tag an und fragte, wie J. den Nachmittag überstanden habe, sie w äre ja schon viel eher gegangen. Hmm. Ich hatte nicht das Gef ühl, dass ich meine Tochter bestrafen m üsste, denn sie war gern dort. Aber wir haben nat ürlich st ändig die Kinder beobachtet, das war etwas anstrengend f ür alle Beteiligten.
Jedenfalls m öchte die Mutter von S. nicht mehr mit ihrer Tochter zu den Treffen kommen, weil sie glaubt, es sei zu viel f ür die Kleine, die immer bis um halb 4 aus der Kindergruppe kommt und wir uns direkt danach treffen. Sie ist allerdings auch sehr gestresst von dem Verhalten ihrer Tochter.
Manchmal denke ich, vielleicht ist die Kleine auch überfordert von der Krabbelgruppe, wo sie bestimmt schon seit einem Jahr ist. Aber das ist nur so ein Gef ühl.
Und: ich handle oft spontan, ich kann Dein Verhalten auf dem Spielplatz sehr gut nachvollziehen, w äre anstelle der Mutter (Sit. 1) vermutlich auch bald gegangen...
Ich bin so froh, dass Jonna ein ganz friedliches M ädchen ist.
Im Spielkreis hat sie einen Freund, mit dem sie sich wohl auch gern mal rauft und streitet, aber Minuten sp äter sitzen die beiden wieder gl ücklich nebeneinander und spielen (Info von der Erzieherin). Das finde ich ganz beruhigend.
LG (etwas unsortiert, weil das Thema zu mailen eigentlich zu komplex ist...)
Suse
Nachtrag
LG,
Suse
Re: Erziehen in der Öffentlichkeit + Thema Konsequenz
die zeit freischaufele und mit einem meiner Kinder da hingehe sollte es dem
Kind zumindest Spaß machen, sonst bringts das keinem was.
Situation 2: Würde ich exakt auch so halten. Schlagen, hauen und treten geht
bei mir gar nicht da bin ich total starr und stehe auch dazu, das hat aber nix
mit Geltungsbedürfnis zu tun sondern schlicht damit, dass da meine
persönliche Grenze ist. Ein 3-Jähriger kann das meiner Ansicht nach sehr
wohl reflektieren und lernt etwas daraus, nämlich, dass man sich
eineigermaßen krankenhausvermeidend verhalten muss, sonst kann man
eben nicht mit anderen Kindern in Kontakt sein.
Situation 3: Keine Ahnung, ich würde dem Kind wohl einen Komproomiss
vorschlagen: wir machen jetzte eine Stärkungspause und dann trägst Du
Deinen Teil dazu bei oder so. Oder ich würde versuchen, sie anderweitig zu
motivieren - kurz. Wenns nicht geht - heimgehen. Kinderturnen ist doch nur
Kinderturnen:-))Insgesamt finde ich aber das Zwischendurchgeesse auch
nicht so dolle, da bin ich aber nicht ganz so festgefahren. Wenns einen
Hänger gibt kann man da drüber reden.
Konsequenz: Ich glaube nicht, dass das mit Supernanny oder sonstwas zu tun
hat, ich glaube, es sichert mein tägliches Überleben. Ich glaube, dass es unter
Umständen sogar schwieriger für die Kinder wird, wenn ständig alles
ausdiskutiert und "übererklärt" wird und ich glaube weiterhin, dass die Kinder
die Grenze mitunter feststecken WOLLEN. Konsequenz bedeutet für mich aber
nicht, dass ich nicht mit den Kindern über die Dinge rede oder dass wir keine
Dinge aushandeln. Es bedeutet für mich, dass es einige wenige Regeln gibt,
die einzuhalten sind. Alles übrige kann improvisiert werden und kann auch
von tagesform o.ä. abhängig gemacht werden. Ich halte demnach
Konsequenz/Rituale/Grenzen in Maßen für förderlich und nicht für etwas
Verwerfliches, genauso wie ich es meinen Kindern gönne, dass sie mich hin
und wieder um den Finger wickeln und die Konsequenz zwischen
bambiaugen verschwindet;-))
LG Bea
Re: Erziehen in der Öffentlichkeit + Thema Konsequ
hm, Konsequenz und verwerflich - wie kommst Du darauf? Für mich ist der Begriff "ein stabiles Gegenüber" sein auch etwas sehr Wichtiges, Zentrales, und Konsequenz per se würde ich nicht kritisieren wollen, es ist vermutlich eher eine Frage, wie sie vermittelt wird.
Was micht interessiert: Du würdest Situation 2 exakt auch so halten, sagst Du. Meinst Du damit genau diese Technik mit dieser Auszeit? Dass ein Kind, das heute so drauf ist, dass es nur andere gefährdet, nicht einfach unverändert auf dem Spielplatz bleiben kann, würde ich sofort auch unterschreiben.
Liebe Grüße
Tini
Re: Erziehen in der Öffentlichkeit + Thema Konsequ
ich unterstelle Dir nicht, das Du Konsequenz verwerflich findest;-))
Ich würde wohl das Kind zu mir auf die Bank holen /aus der Situation nehmen
und dann sitzen lassen, noch mal erklärten /fragen warum das Kind sich so
verhält etc. 5 Minuten wäre wohl für meine Kinder zu abstrakt, ich würde eben
sagen eine Weile oder wenn der zeiger der Uhr ... ist. Danach würde ich das Kind
wieder lossausen lassen und nochmals auf unsere Abmachungen, die wir bis
dahin besprochen haben werden ;-)) hinweisen. Wenns nicht klappt - gehen. Ist
das eine Auszeit? Ich glaube schon, oder? LG Bea, die Supernanny nur einmal
gesehn hat und deshalb nicht so firm ist mit dem korrekten terminus "Auszeit"
darf ich hier mal einschleichen ;o)
Gruß Annette
PS: ob ich meinem 3j. allerdings überhaupt ein Gummiding mit Metallende in die Hände geben würde, wenn der gerade so drauf ist, denk ich eher nicht ;o)
Re: darf ich hier mal einschleichen ;o)
soso, du reagierst also auch häufiger mal paradox! Das finde ich sehr sympathisch :-)
LG Katja
Re: darf ich hier mal einschleichen ;o)
helfen;-)) Ich glaube, das Kind war agggressiv und ich finde, ablenken ist nicht
immer die beste Lösuing, so sehr ich auch den weicheren Weg besser finde LG
bea
Re: darf ich hier mal einschleichen ;o)
ich hab mir gerade Tinis Schilderung noch mal durchgelesen. Ich würde dieses Lassofuchteln nicht unbedingt als Aggressivität einordnen - für einen 3jährigen ist die Gefahr mMn nicht ohne weiteres zu erkennen. Und von dem "aufdieBanksetzen" und das noch auf dem Spielplatz halt ich überhaupt nichts - mich erinnert das an Dressur (wie lange hälts der Hund mit der Wurst vor der Schnauze aus?)
Ich dachte eigentlich nicht an Ablenken, sondern ans Beenden der Kampfsituation, die Mutter und Kind ja wohl schon den ganzen Tag über hatten.
Wie würdest du denn mit der Situation umgehen?
Gruß Annette
ähmmm
Gruß Annette
Re: Erziehen in der Öffentlichkeit + Thema Konsequenz
Grundsätzlich, denke ich, weísst du, wie man sich zu verhalte hat, aber man steckt einfach nicht in der Situation.
Ich kenn es natürlich, wie ich mich von der Aussenwelt beeinflussen lasse, wie ich gerade mit der Situation umgehen soll. ( dissoziative und assoziative Wahrnehmung faellt mir dazu ein)
Ich glaube dass deine Frage einen riesengrossen philosophischen Ansatz hat, der letzendlich, egal was man schreibt, sich nur ansatzweise umsetzen laesst ( Indivdualität)
Schönen Abend noch!
LG Sandra
Was ist Konsequenz?
anfänglich passendes Ziel strikt bis zum Ende durchzuhalten, muss doch
scheitern, wenn die Bedingungen nicht passen oder sich ändern (Kind müde,
selbst nicht gut drauf, etc.). Das muss konsequent schiefgehen. Vielleicht
merkt man das weniger, wenn man sich beobachtet fühlt.
Konsequenz heisst doch: wenn so, dann so. Und das kann ja leicht mit
Starrheit verwechselt werden.
Ich sehe das eher so, dass Tun Konsequenzen hat, und man nicht verhindern
sollte, dass ein Kind Folgen seines Tuns mitbekommt. Wobei der schwer zu
erkennende Unterschied darin besteht, was _wirkliche_ Folgen sind (z.B.
andere Kinder hauen > Kinder weinen, Eltern sauer), und was nur Strafe ist
(z.B. andere Kinder hauen > Hausarrest). Strafe bringt meiner Überzeugung
nach nichts. Und man kann Situationen auch anders entschärfen.
Alle Theorie ist grau, hier die Praxis, heute beim Kinderturnen: Jonna rutscht
auf einer Weichbodenmatte, ein anderes Kind kommt dazu, die Mutter ist
dabei. Jonna will die Rutsche für sich haben und meckert "Alleine!", und "Die
soll nicht!". Sie drängelt das andere Kind von der Matte weg. Mein erster
Gedanke: Was stellt Jonna sich an, es ist doch Platz für beide. Mein zweiter:
auweia, mein Kind ist aggressiv. Der dritte: Sollen sie das doch unter sich
ausmachen, wahrscheinlich regelt sich das schadlos von selbst. Gedanke
Nummer drei wird gleich gezügelt von Nummer vier: das arme andere Kind,
und was soll die Mutter denken.
Nachdem ein "Lass sie doch mitmachen, Jonna" nicht hilft, befreie ich mich
von allen Gedanken, indem ich meiner Tochter einen leichten Anschwung
gebe. Sie rutscht runter, und unten findet sich (mit meiner unauffälligen Hilfe)
gleich ein anderes Spielgerät.
Konsequent?
Liebe Grüße,
Rainer
Noch ein Nachtrag:
habe, dass Jonna die Konsequenz ihres Tuns mitbekommt. Für ihre soziale
Kompetenz wäre das letzendlich vielleicht sogar besser gewesen.
Ich hatte nur grad keine Lust drauf. Sie wird das schon nicht verpassen.
Grüße,
Rainer
Re: Noch ein Nachtrag:
Finde genau dein Handel richtig. Genau so läuft es bei uns auch meistens.
Das mit der Konsequenz, welche das Kind durch sein Handeln erfahren soll, ist ja auch ok, aber mir scheint, dass Kinder in dem Altern noch nicht die Verbindung so machen wie wir das gerne hätten. Es gibt ja einige Eltern, welche von sich behaupten, dank meiner Konsequenz verhält sich mein Kind nicht mehr so (Bsp. Kind besteigt die Balkonbrüstung, dank deftiger Ohrfeige passiert das nun nicht mehr). Ich glaube, dass dies weniger der Verknüpfung zw. Ohrfeige und Balkonbrüstung und gefährlich zu verdanken ist, als vielmehr, dass sich das Kind vor dieser Reaktion fürchtet (egal wann und wie).
Wenn ich solche kritischen Situationen habe, versuche ich sie auch meistens wie du beschrieben hast zu entlasten.
Dabei bleibt auch die gute Stimmung auf beiden Seiten.
Also, ich bin zwar kein Erziehungsexperte (nur vielleicht ansatzweise ein Lernexperte) aber ich finde: weiter so! ;-)
Grüsse Susanne
Re: Noch ein Nachtrag:
ich greife mal einen Punkt heraus:
Die behauptete Konsequenz dieser Eltern (Ohrfeige nach Balkonbrüstung) ist
ja eben keine Konsequenz der Handlung - das wäre das Runterfallen. Wenn
Folgen gefährlich sind, dann wird die Gefahr am besten gar nicht geschaffen.
Und wenns doch kritisch wird, würde ich das Kind runterholen (mit der
nötigen Eile) und ihm klarmachen, wie sehr _ich_ mich gefürchtet habe (und
mich zur Verantwortung ziehen, nicht das Kind).
Wenn das Kind Gefahren nicht einschätzen kann, muss man die Gefahr
vermeiden. Wenn es sie einschätzen kann und sich trotzdem in Gefahr begibt
- dann ist dem mit Strafe auch nicht beizukommen, davon bin ich überzeugt.
Grüße,
Rainer
Re: Erziehen in der Öffentlichkeit + Thema Konsequenz
offenbar verhalte ich mich paradox. Zu Hause reagiere ich in Konfliktsituationen _tendenziell_ strikter als in der Öffentlichkeit.
Das hat folgende Gründe:
Meistens habe ich zu Hause noch zehntausend andere Dinge um die Ohren, bin im Termindruck, weil ich noch X erledigt haben muss, bis Y ansteht. Unterwegs muss ich mich nur um die Kinder und mich kümmern.
Meine Kinder verhalten sich in der Tendenz draußen so, dass Konflikte gar nicht erst entstehen. Wenn, dann sind sie oft von außen induziert, etwa indem eine wohlmeinende Verkäuferin den Kindern unterschiedliche Kleinigkeiten schenkt. (Helene konnte gestern noch knapp überzeugt werden, dass sie den roten Luftballon behält, weil sie ihn sich ausgesucht hatte, _obwohl_ Charlotte einen violetten hatte.)
Draußen kann ich mich den Kindern also mehr zuwenden, weil ich in der Regel keine Verpflichtung im Nacken und mir die Zeit feigeschaufelt habe, während die Kinder mehr Abwechslung haben.
Das Beobachtetwerden führt bei mir eher zu einem Trotzeffekt und ich benehme mich gerade nicht so, wie ich annehme, dass es die Mehrheit der Zuschauer erwarten würde. Ich gehe erst recht auf meine Kinder ein und ignoriere wohlmeinende oder besserwisserische Kommentare weitgehend. Beispielsweise diskutiere ich sehr wohl den Inhalt unseres Einkaufswagens mit den Kindern. Das geht dann soweit, dass Helene inzwischen die Wartenden an der Kasse damit unterhält, was wir alles nicht kaufen, weil "... das mit Alkohol ist. Das ist nicht für Kinder!" oder "Das brauchen wir nicht, ne?" oder "Das hatten wir schon lange nicht mehr!" oder "Das ist lecker!"
Wie bei anderen auch hängen meine Reaktionen prinzipiell von meiner Verfassung ab. Je müder und beanspruchter ich bin, desto mehr bin ich geneigt, meine Kinder mit "Das machen wir jetzt so, basta!" abzuspeisen. Meinen persönlichen Höhepunkt hatte ich letzte Woche Freitag am Ende der zweiten Windpockenwoche (erst Helene, dann Charlotte). Als ich immer wieder kurz mit Helene einnickze, weckte mich Charlotte unsanft und ich war sehr ungehalten, dass sie mich nicht ein paar Minuten schlafen ließ. Sie weinte herzzerreißend und war völlig verzweifelt (ich auch ;-). Später erklärte ich ihr dann, dass Schlafentzug eine Foltermethode war und wir ergingen uns in Vermutungen darüber, was die Ritter alles mit unliebsamen Gästen auf ihrer Burg angestellt haben mochten.
Zu alternativen Wegen der von dir beschriebenen Situationen fällt mir ein:
1. Warum _musste_ der Junge denn ein Spielzeug wieder abgeben? Ich fände eine Spielgruppe doof, in der ich nicht genug Zeit habe, mich mit Spielsachen zu beschäftigen.
2. Ehrlich gesagt kann ich mir nicht vorstellen, dass man diese Situation isoliert betrachten kann. Meiner Erfahrung nach ist es selten nur schlechte Tagesstimmung, wenn ein Kind _permanent_ Grenzen so aggressiv überschreitet. Das muss kein Erziehungsproblem sein.
3. Die Mutter hatte doch sicher Kekse dabei ;-) Der Hinwies, dass Kekse in der Turnhalle essen wegen des Krümelns keine gute Idee ist, hätte vielleicht sogar das Mädchen überzeugt. Sonst muss man sie (die Kekse) eben zu Hause lassen.
Doch wir haben aus der Distanz gut reden! Ich finde meine Reaktionen unter der Lupe betrachtet auch nicht immer sonderlich attraktiv... ;-)
Liebe Grüße,
Kkatja
Re: Erziehen in der Öffentlichkeit + Thema Konsequenz
Ich habe jetzt nix anderes gelesen. nur mal meine gedanken dazu.
ich selbst bin für konsequenz .wenn ich was sage muß ich dies auch halten bzw. durchziehen. es gibt natürlich immer mal gewisse situationen wo ich denke selbst wenn man konsequent sein möchte ,dies nicht immer 100% durchziehen kann.
Situation 1:Ich finde diese reaktion völlig in ordnung und würde genauso handeln. Fabian war bisher zwar noch nie so und ich kam noch nicht in diese situation aber meine Freundin deren sohn ist manchmal so und leider zog sie ihr sagen nicht immer 100% durch und somit machte der kleine was er wollte ,und sie ärgerte sich nur und war genervt .erst jetzt gab es situationen wo sie eher gegangen ist. Sie sagte es oft *nur* aber durchgezogen hat sie dies nicht und somit hatte der kleine ja keine richtige *linie* fazit war ,sie hatte selbst keine lust auf Mutter/kind turnen ,weil sie dachte es wird wieder so .Ansonsten bin der meinung wenn sowas vorkommt ,und ich sage mein *tun* bzw. eine Handlungalso eine Konsequent ziehe dies aber nicht durch na auf was soll der kleine dann hören .
Situation 2.Würde ich auch nicht durchgehen lassen. Ich würde den Jungen aus der Situation nehmen dh. entweder orts wechsel ,also wo anders spielen oder hätte ich auf einer bank gesehen ,ihn erstmal mit zu mir genommen und es ihm nochmal eindringlich erklärt das man dies nicht tun sol/darf und wäre es soweit gekommen das er deinen süßen weh getan hätte ,hätte ich ihn als mama aufgefordert sich zu entschultigen in folges es streicheln oder sowas.
und wenns wirklich garnix hilft- gehen nach hause.
Fabian war auch letzten sommer mal auf dem spielplatz sehr aufgedreht(zuvor gabs schon einige situationen wo was sagen mußte) und hat seinen kumpel eine plaste schaufel auf dem kopf gehauen ohne vorher je sowas gemacht zu haben. habe ihn sofort aus dem geschehen genommen,wir saßen auf einer bank ,hatten den baggy mit und habe ihn erstmal in den buggy gesetzt,nahcdem ihm vorher schon mal gesagt hatte wenns nicht funktioniert das ihn erstmal rausnehmen .natürlich gabs tränen aber sowas geht einfach nicht.damals verstand das mit *tschultigung* ja noch nicht so, also bin ich zu seinem kumpel und habe ihn erstmal gestreichelt udn gefragt ob weh tut.es war nicht so shclimm ,zumal sein kumpel auch ein kleiner strolch ist und solch dinge auf lager hat die fabians sich shcnell abschaut. naja und nach paar minuten als fabian ruhiger wurde habe ihn wieder zum spielen gelassen und als merkten die beiden schaukeln sich gegenseitig hoch ,haben wir den spielplatz verlassen und sind halt spazieren gegangen.
situation 3. egal ob mittagschlaf oder nicht. beim turnen finde ich hat essen auch nicht den stellen wert.dh. essen gibt bei uns auch erst nachdem es vorbei ist. Trinken darf fabian auch mal zwischendurch.aber nicht ständig. ich erkläre es ihm auch und fabian akzeptiert dies .wir haben beim turnen auch einen jungen ,ähnliches alter wie unsere ,der dauert mit der Nuckelfalsche rumrennt.nein das finde ich nicht okay und würde ich auch nicht durchgehen lassen. mal was trinken zwischen durch ist okay ,aber ich bin der meinung man kann zuvor daheim genügend essen bzw. danach auch wieder .sport ist sport und man ist dort ja nicht zum verzehr von dingen sondern um sich auszutoben ect. ich tue fabian dies sagen zb. wenn er fragt darf was trinken, das er dies gern tun kann, gehe mit ihm zur tasche gebe ihm seine trinkflasche und sage aber auch gleich er solle paar schluck trinen aber dann machen wir wieder sport zb. was halt gerade anliegt .und wenn mal nahc apfel fragt den ja oft mithaben ,sage ihm auch das er diesen sofrt anch dem sport essen kann.er hat bisher kein theater gemacht ,daher wäre der fall es würde andauern fragen und mein angebot nach dem sport essen mit tränen und protest besiegeln dann würde ich wohl auch ihm sagen wenn er lieber essen möchte das sport /spiel zumachen das wir dann gehen müßen.denn wir sind nicht zum essen dort.
Klar sieht jeder es anders und würde anders handeln. wie gesagt,ich selbst versuche schon sehr konsequent zu sein.Bisher bin damit aber sehr gut gefahren ,denn fabian weiß das mama nicht nur was sagt sondern auch handelt.Im gegenzug sehe meine Freundin ,die halt immer nur redet redet redet aber oft nicht gehandelt hat vielleicht wäre vieles für sie einfacher gewesen wenn sie gewisse grenzen eingehalten hätte denn vieles spiegelte sich im verhalten des kleinen wieder.
allerdings passiert es mir auch selbst das es situationen gab wo nicht 100% konsequent war obwohl es besser gewesen wäre.Es gab auch schon situationen wo ich mich danach über mich ziemlich geärgert habe weil ich einfach der meinung war ,hätte ich es durchgezogen wäre es besser für alle parteien gewesen aber das umfeld spielt manchmal auch ne rolle.
es ist nicht einfach und ich denke wir lernen jeden tag neu und sehen oft auch später dinge anders wie wir sie jetzt sehen.
Liebe grüße wurmel mit fabian
Re: Erziehen in der Öffentlichkeit + Thema Konsequenz
also ich gehöre wohl eher zu der Konsequenzabteilung, was aber nicht heißt, daß ich nicht mit meinen Kindern rede. Aber wo reden auf unfruchtbaren Boden trifft, neige ich doch eher zu einer Entscheidung.
In der Situation 1 hätte ich noch mal versucht mit meinem Kind zu reden. Wenn aber eben reden zu nichts führt, wäre ich auch gegangen. Wem ist damit gedient das Leiden aller zu verlängern ;-)
In Situation 2 habe ich wenig Übung, weil meine Kinder bisher noch keine sozialuntauglichen Verhaltensweisen an den Tag gelegt haben und insofern auch auf dem Spielplatz weder Auszeiten noch Gehen bisher nötig war.
Wenn aber eines meiner Kinder andere Leute absichtlich mit Sand vollschleudern, hätte ich zuerst einmal dafür gesorgt, daß sie sich dafür entschuldigen und ihnen erläutert, warum man so etwas nicht macht.
Felix hatte mal ganz kurz, so mit 1,5 Jahren, eine Hau-Drauf-Phase, die wir hier eben überhaupt nicht geduldet haben und auch sofort immer eingegriffen haben, so daß die erst gar nicht kultiviert wurde.
In Situation 3 wäre ich auch eher die dumme Mutter gewesen, denn auch bei unserem Turnen wird zwischendurch nicht gegessen. Dafür müßte man die Halle verlassen und dazu habe ich keine Lust, denn in der Umkleide ist es kalt. Ich nehme aber auch ohnehin kein Essen mit zum Turnen, denn eine Stunde wird mein Sohn schon nicht verhungern. Bei dem Kind war aber meiner Meinung nach nicht Essen das Problem, sondern einfach müde sein und eben quengeln. Ich wäre dann halt gegangen, denn mit müdem Kind turnen ist nicht sinnvoll.
Aber gerade in Situation 3 die Raktion der Mutter als dumm zu bezeichnen, finde ich sehr intolerant. Ich schrieb es gestern schon mal in anderem Zusammenhang in einem anderen Forum, daß die negative Seite der Elternschaft ist, daß man ständig beäugt wird und ständig kritisiert wird, wenn man etwas tut oder etwas läßt.
Natürlich ist es einfacher als emotional nicht beteiligter Beobachter in bestimmten Situationen Erziehung zu praktizieren. Aber ich gebe zu bedenken, daß auch alle Kinder unterschiedlich sind und was bei dem einen Kind funktioniert, funktioniert bei dem anderen Kind gar nicht.
Aber ich denke, daß jede Mutter es wohl mal für ihr Ego braucht, andere Erziehungsmethoden zu verteufeln. Das zeigt, daß wir Mütter wohl in unserem Mütterjob zu wenig Bestätigung bekommen.
vlG Susanne
Re: Erziehen in der Öffentlichkeit + Thema Konsequenz
nicht die Mutter wurde als dumm bezeichnet, sondern die Situation.
Ich habe leider keine Zeit so viel mehr zu schreiben darüber, aber ich finde in all diesen Situationen Härte/diese Art von Konsequenz (?) nicht angebracht.
In Fall a.) hätte man, finde ich, dem Kleinen konstruktiver über seinen Frust hinweghelfen können. Wenn er geblockt hätte, wäre ich auch evtl. gegangen, aber nicht aus Scham, sondern einfach um den Krümel aus der für ihn unangenehmen Situation zu bringen. Das ist auch eine Form der Konsequenz, nämlich konsequente Liebe und der Wunsch, das Kind vor Schaden zu bewahren.
Fall b.) finde ich total beknackt, ehrlich. Wie kann man erwarten, dass so ein "Du bleibst jetzt da sitzen, bis ich Dich hole!" bei einem so kleinen Kind klappt!? Der Arme erlebt doch dadurch immer wieder nur, dass er den Aufforderungen der Mutter einfach nicht Folge leisten kann und wird sich irgendwann selbst als problematisch empfinden. Traurig. Wie kommt der Kleine an so ein Spielzeug (Gummispanner mit Haken)? Nee, ich finde, da geht die Verantwortung für's Fehlverhalten eindeutig an die elterliche Adresse.
In Fall c.) finde ich es komisch, dass daraus ein Kampf entsteht. Mit übermüdetem Kind turnen zu gehen ist schon nicht gar so clever, wenn es dann aber noch hungrig dazu ist schon mal gar nicht. Wäre es nicht möglich gewesen, der Kleinen einfach VOR dem Turnen einen Kaba oder ein paar Kekse zu geben? Komisch, solche Prinzipienreiterei (Jetzt ist aber keine Essenszeit!)...
Merkwürdig, wie viele ihren Willen gegen den eines kleinen Kindes setzen...ich finde das ehrlich erstaunlich! Sorry, mehr ist zeitlich (und nervlich) im Moment nicht drin hier. Meine Kröten sind krank, ich hab' Besuch und bin leicht geschafft...*g*
LG Steffi
Re: Erziehen in der Öffentlichkeit + Thema Konsequ
bei der Vielfalt von Erziehungsverhaltensweisen, die man unfreiwillig mitbekommt als Mutter bleibt es m.E. geht es einem denkenden Menschen wahrscheinlich ganz unfreiwillig gar nicht ab, sich über das Miterlebte Gedanken zu machen. Ich habe ja das welchselseitig Beobachtetsein gerade als Thema für mein Posting gewählt. Ich gehe davon aus, dass man sich über mich und mein Verhalten genauso Gedanken macht und bestimmt einige, z.B. beim Kinderturnen, denken mögen, warum diese Softy-Mama ihr Kind nicht mehr in die Gruppenaktivitäten einbinden kann o.ä.
Ich bin bei der Betrachtung wirklich vorsichtig, auch vorsichtig geworden. Denn je mehr man sich mit dem Thema beschäftigt, desto mehr lernt man die vielen möglichen Varianten kennen. Mir geht es übrigens bei der Beobachtung der eher "konsequent" wirkenden Mütter eher so, dass ich immer wieder darüber nachdenke, ob mein Verhalten möglicherweise nicht mehr altersgerecht und zu nachgiebig ist, ich also anstehende Erziehungsthemen nicht ernst genug nehme. Wir alle erziehen ja gerade beim ältesten Kind zum ersten Mal in dieser Altersgruppe und jede von uns hat ihre spezifischen Tendenzen und Fallen.
Wenn ich schreibe, dass ich das Verhalten der Mutter in Situation 3 dumm fand, dann meine ich das nicht abwertend, sondern sehe eher mit Mitgefühl von außen, dass sich da eine sehr liebe, wohlmeinende und eben gut erziehen wollende Mutter verrannt hat, und dadurch nichts besser wurde. Und da enstand für mich eben die Frage, ob gezeigte Konsequenz zu sozial erwünschtem Erziehungsverhalten gehört, und eine solche Situation auch aufgrund ihrer Öffentlichkeit eine Eigendynamik entwickelt.
Ich habe mich gefreut, dass Du auf mein Posting geantwortet hast, denn ich schätze Deine Ansichten, die in der pointierten Dialogform des Forums oft etwas wie aus einer anderen Perspektive als meiner erscheinen, sehr. Gerade in der Reflektion von Kontrasten kann man viel lernen, ich hoffe, es geht Dir ebenso.
Ich bin übrigens davon überzeugt, auf meine Weise auch sehr konsequent zu erziehen. Ich zeige konsequent eine Grundhaltung, versuche immer, ein klares Gegenüber zu sein, und selbstverständlich gibt es bei uns Regeln - wie soll das Leben mit Kleinkind und Baby oder der Umgang mit den wertvollen Instrumenten hier im Haus sonst funktionieren? Auch bin ich kein chaotischer Typ oder jemand, der Improvisieren über alles stellt.
"Aber ich denke, daß jede Mutter es wohl mal für ihr Ego braucht, andere Erziehungsmethoden zu verteufeln." - Brauchst Du ("jede Mutter") es, andere Erziehungsmethoden zu verteufeln? Ich brauche es trotz intensiver Auseinandersetzung mit Methoden - ich kann als Psychologin daran einfach nicht vorbei - nicht. Ich finde einfach, dass das soziale Leben unglaublich spannende Beispielsituationen bietet, für die ich dankbar bin, dass ich über sie reflektieren und an ihnen lernen darf.
"Das zeigt, daß wir Mütter wohl in unserem Mütterjob zu wenig Bestätigung bekommen." - Das ist eine Erklärungshypothese. Ich stimme dir wohl zu, dass man sich als Erziehender des Wertes seines Tuns immer wieder bewusst werden sollte. Ich bekomme z.B. Bestätigung von meinem Mann und unseren Freunden. Die Art und Weise, wie sich meinen Kinder entwickeln, freut mich sehr und zeigt mir die Sinnhaftigkeit meines Tuns. Und wenn ich mal wieder meine, eine Sisyphusarbeit zu tun, schreibe ich einfach mal einen Tag lang Protokoll mit, um mir wieder klarzumachen, _dass_ ich hier etwas leiste. Außerdem habe ich für mich ein Signal gesetzt, indem ich mir zusätzlich zu meiner beruflichen Visitenkarte eine private habe herstellen lassen, auf der ich meinem Mutter-Beruf bewusst Wertschätzung zubillige.
Ich bin übrigens - neben meinem Muttersein - auch berufstätig.
Danke für den Dialog sagt
Tini mit lieben Grüßen
Re: Erziehen in der Öffentlichkeit + Thema Konsequ
natürlich schätze ich Deine Meinung sehr hoch ein, denn so wenig wie ich hier bin, sind es doch gerade Deine Postings auf die ich antworte und die ich sehr mag, weil sie eben Dinge aus einer anderen Sicht darstellen als man sie sonst gewöhnt ist.
Ja, ich glaube schon, daß es ein Unterschied ist, ob man hier mit dem ältesten Kind oder mit Geschwisterkindern ist, denn vielfach nimmt man Dinge gelassener als beim ersten Kind oder löst sie anders. Manchmal habe ich sogar die Befürchtung, daß dem Felix hier weniger "Erziehung" zuteil wird. Und man reagiert auch genervter auf Erziehungskritik. Gerade unter Kindergartenmütter scheint dies ein ausgesprochenes Hobby zu sein, andere zu beobachten und zu kritisieren.
Man sieht bei anderen Müttern eben auch immer nur Momente und da müsste man schon viel mehr sehen, um sich ein objektiveres Urteil bilden zu können.
Ich würde mir in mancher Situation auch gerne eine Wiederholung wünschen, um die Dinge eben besser zu lösen. Also müssen "Fehler" keine Grundeinstellung sein, sondern eben manchmal einfach nur blöde Situationen.
"Nobody ist perfect" und wenn ich mich blöd gegenüber meinen KIndern verhalten habe, dann sprechen wir darüber und versuchen es besser zu machen.
Aber so ganz schlecht kann es gar nicht laufen, weil alle drei Situationen bei uns so gut wie nicht vorkommen.
"Brauchst Du ("jede Mutter") es, andere Erziehungsmethoden zu verteufeln?"
Nein, das brauche ich nicht. Ich tue es aber bei Eltern, die ihre Kinder schlagen, aber das ist ein ganz anderes Thema.
vlG Susanne, die sich jetzt schön macht und gleich ganz nah zu Dir kommt, da ich dort heute abend mit meiner Freundin schick dort ausgehe
Re: Erziehen in der Öffentlichkeit + Thema Konsequ
- erzieht man "unter Beobachtung" anders? Ich glaube, das ist höchst unterschiedlich. Ich habe schon viele Spielplatzszenen erlebt, wo ich mir eigentlich gewünscht hätte, dass die Mutter sich des Beobachtetseins bewusst wäre (sehr lustig war es einmal, als eine völlig übermüdete Mutter mit heuligem verschnupftem Dreijährigen in einen "Nein, das Sandförmchen habe ich jetzt, das bekommst du nicht"-Konflikt landete und Simon sich ganz dicht dranstellte und den Streit aufmerksam betrachtete). Ich habe den Eindruck, die Eltern, bei denen Konsequenz "wenn du nicht sofort ..., dann ..." heisst, agieren zu Hause genauso. Und ich glaube, je beobachteter eine Situation ist, desto weniger Aufsehen/Peinlichkeit möchten Eltern und das versuchen sie halt mit unterschiedlichen Mitteln zu erreichen. Bei mir führt das dazu, dass ich für lange S-Bahn-Fahrten immer ein paar Notfall-Überbrückungs-Kekse und mindesten ein Spielzeugauto dabei habe. Es ist für mich schon ein Unterschied, ob nur meine Nerven strapaziert werden oder auch die von anderen Leuten; Ausnahme: Situationen, die ein dauerhaftes Thema sind - da würde ich mein Standardverhalten nicht ändern, nur um Ruhe zu erzeugen. Wäre z.B. das Zwischendurchessen aus irgendwelchen Gründen gerade ein Thema (Kind jammert im 5-min-Takt nach einem Keks - das hatten wir z.B. in den ersten Tagen nachdem Simon den ersten Keks seines Lebens gegessen hatte, bis er halbwegs akzeptiert hatte, dass es Süßkram in der Regel nur einmal am Tag gibt), dann würde ich auch bei unausgeschlafenem Kind bei meiner Linie bleiben; sonst würde ich das auch nicht so eng sehen. Sit. 1) - da würde ich wohl mit weinerlichem Kind auf dem Schoß sitzen bleiben und zugucken im Vertrauen darauf, dass er in ein paar Monaten sicher fröhlich mitmacht. Sit. 2) - da würde ich es mit Ablenken versuchen, wenn das nicht helfen würde, würde ich einen Ort aufsuchen, wo keine anderen Leute sind, die beschädigt werden können. Meine übliche Simon-macht-sehr-komische-Dinge-Strategie (komische Dinge ignorieren, normales Spielen freudig begrüßen) funktioniert nämlich nur, wenn alle weiteren Anwesenden das Ignorieren mitmachen.
Und jetzt bräuchte ich noch einen Tipp, wie man einen brüllenden 2,5jährigen, der bei anhaltendem Schneeregen um 21 Uhr noch nicht nach Hause möchte, mit weniger als 30 min Zeitaufwand von der Haustür in den dritten Stock bekommt. Da versagen nämlich zur Zeit unsere gesammelten Erziehungskünste...
LG Iris
Re: Erziehen in der Öffentlichkeit + Thema Konsequ
hier ein Tip: einfach unter den Arm klemmen und hochtragen ;-) vorher vielleich noch ein paar Sachen anbieten, die man oben alles machen kann (warmen Kakao, mit xyz spielen,...) und dann dem Kind die Wahl lassen, ob er selber laufen möchte, oder ob man es tragen soll...denn 30 min Geheule vor der Haustür unter den gegebenen Umständen (auch ohne Schneeregen oder 21 Uhr) - darauf hätte ich einfach keine Lust und da packe ich dann lasse ich dann auch eben mal durchblicken, dass Marlin da jetzt einfach mal durch muß.
Und bei anderen Konflikten gebe ich dann eben nach ;-)
LG, Cel
Re: Erziehen in der Öffentlichkeit + Thema Konsequ
LG Iris
Re: Erziehen in der Öffentlichkeit + Thema Konsequenz
sehr interessantes Thema, zu dem ich gern meine Gedanken einfließen lasse.
Auf die von Dir beschriebenen Situationen möchte ich dabei gar nicht groß eingehen, da ich sie wohl je nach Tagesform unterschiedlich bewerten würde.
Und genau da setz ich mal an.
Was passiert denn, wenn ich Kind X mit Mutter Y auf dem Spielplatz oder in einer Eltern-Kind-Gruppe treffe und erlebe?
Ich sehe bestimmte Abläufe und irgendwann, wenn ich genug Zeit und Reserven habe, fange _ich_ an, die Situation zu _bewerten_/_beurteilen_. Mein Urteil hängt dann ganz entscheiden von meiner persönlichen Einstellung, meinen eigenen Werten und Grenzen ab.
Aber auch von meiner Toleranzgrenze und eben diese doch variabel.
Um jetzt doch mal auf eines Deiner Beispiele einzugehen:
"Der Junge knallt mir mit einer großen Schaufel frontal eine riesen Ladung Sand ins Gesicht und auf die Kleidung..."
Mit ganz "normaler" Alltagskleidung wäre mir sicher auch der Kragen geplatzt und der Bengel hätte einen ordentlichen, spontanen Anranzer bekommen.
Selbe Szene, ich jedoch im Neoprenanzug, mit Helm und Tauchermaske bekleidet ( sicher absolut weit hergeholt *g* ), hätte einen ganz anderen Ausgang genommen, da ich persönlich keinen Schaden genommen hätte. Denkbar wäre sogar, ich hatte ein Sandschlacht mit ihm ausgetragen.
Was ich damit sagen will ist, die Toleranzgrenze, was annehmbares oder unannehmbares Verhalten ist, liegt bei jedem Menschen woanders und ist auch bei ein und der selben Person noch recht variabel ( siehe Beispiel ).
Da ich aber weiß, dass ich andere Mütter/Väter in ihrem Tun beobachte und eben auch für mich bewerte, denke ich, dass diese das auch bei mir machen. Und genau da fängt /fing oftmals meine Unsicherheit an.
Ich mache mir in "brenzlichen" Situationen manchmal mehr Gedanken, was andere von mir jetzt wohl denken, als dass ich mich auf mich und mein Kind konzentriere.
Mittlerweile passiert mir das Gott sei Dank immer seltener.
Und ich denke mal das Gefühl beobachtet zu werden ist auch bei der Mutter vom Rüdiger der Motivator ihren Sohnemann durch die Turnhalle zu kommandieren.
Mir war es oft peinlich, wenn sich ausgerechnet mein Kind unangemessen ( sei es nun in meinen Augen oder denen der Beobachter ) verhielt. Ich konnte diese Situationen nur in den seltensten Fälle dauerhaft aushalten und habe meist die Umgebung gewechselt. Bereits nach der Ausbildung zur Babymassagekursleiterin hat sich da schon deutlich was geändert. Den entscheidenden Dreh hat mir aber der Gordon-Kurs gebracht.
Heute kann ich Situationen deutlich besser einschätzen und konzentriere mich in allererste Linie mal auf mich und mein Kind. Wenn mir heute doch noch mal was peinlich sein sollte, dann sage ich das auch ( spreche Leo an ), meist ganz zum Erstaunen der Zuschauer.
Die Überwiegenden Reaktionen sind dann, dass sie sagen,dass ihnen solchen Situationen auch oft peinlich sind, sie es sich aber nicht trauen zu sagen. Es könnte ja der Eindruck entstehen, man wäre mit der Erziehung des Kindes überfordert.
Und ich glaube dass ist ein ganz entscheidender Faktor.
Wir leben in einer Leistungsgesellschaft, in der bereits Minuten nach der Geburt dem Gewicht, der Größe und den Apgarwerten mehr Bedeutung beigemessen wird als der Augenfarbe oder der erstaunlichen Ähnlichkeit zur Mutter. der Kinderarzt will zuerst wissen, ob das Kind denn auch genug zugenommen hat, bevor er, wenn denn überhaupt, danach fragt, ob es sich wohl fühlt in dieser Welt.
Wer im Kindergarten noch eine Windel trägt, in der Grundschule noch im Elternbett schläft, lieber Musikunterricht hat als Weit-und Hochsprungbestnoten zu erzielen, mit 18 und als Mädchen noch immer nicht in Kleidergröße 32 passt und kein eigenes Handy hat, wird schnell zu Aussenseiter.
Weiter, höher, schneller ....
Ich glaube keiner gehört gern zum Mittelmaß und schon gar nicht, wenns ums eigene Kind geht.
In meine Kursen versuche ich den Eltern den Vergleichdruck zu nehmen. Auch aus diesem Grund liegt der Altersunterschied in den Gruppen bei bis zu einem Jahr.
Bei den größeren Gruppen sogar bis zu 2 Jahren.
Ich wünsche mir, dass Leo mal ganz frei von solchen Zwängen ist und auf sein _eigenes_ Gefühl vertraut und dabei die Gratwanderung schafft die Gefühle anderer nicht zu verletzen.
Liebe Grüße
Antje
Re: Erziehen in der Öffentlichkeit + Thema Konsequ
finde ich sehr interessant deine Situationen und Beobachtungen, daher meine Meinung bevor ich deine Einschätzung lese. ;-)
Erstmal meine Einschätzungen zu den Situationen:
1. Ich finde es ok, das die Mama früher gegangen ist, wenn mit dem Kind nicht zu reden war. Wenn es dermassen verbockt war die ganze Zeit, hätte ich wohl gesagt: wenn du weiterhin solch Theater machst, dann können wir keinen Spaß am Spielen haben und dann können wir auch gehen. Das sie gar nciht mehr wieder kam...mmh.. das finde ich komisch. Man muss doch dem Jungen die Gelegenheit geben, aus den Situationen zu lernen. also: ich wäre wieder hingegangen, auch wenn ich sicher einige Kommentare "fürchten" würde.
2. Ich finde es richtig wie die Mutter reagiert hat, Schimpfen, warnen, Auszeit. Darauf bestehen, das die Auszeit eingehalten wird. 3 x der Versuch, das ist ok. Dann gehen als Konsequenz finde ich auch richtig.
3. Die Rekt. finde ich übertrieben. Ich hätte wohl erklärt das es nichts zu Essen bekommt wenn rumgeturnt/rumgetobt wird. Wenn es UNBEDINGT etwas Essen möchte, dann halt auf der Wartebank. Ich berücksichtige bei solchen Quengeleien auf jeden Fall, das das Kind anders schlief als sonst und die Quengeleien daher kamen. Mein "urteil" ist dann milder. ;-)
Alles in allem gilt für mich deine Beobachtung. Manches Mal hab ich tatsächlich das Gefühl das ich "strenger" bin wenn andere dabei sind. Oder ich denke: ob das Gegenüber mit mir einer Meinung ist?!
Jetzt wo du es sagst, fällt es mir auf und eigentlich finde ich es QUATSCH!!! *michselbstmein*
Ich habe von der Erziehung z.T. recht konkrete Vorstellungen und meistens bin ich zufrieden wie ich mit den Kindern umgehe und wie sie auf mich und meine Erziehung reagieren. Manchmal bin ich über (öffentlich) sichtbare Erfolge sogar Stolz. WOBEI: Was mich stolz macht, muss ja in Augen anderer nicht wichtig sein. *g*
Also an mich der Appell: Anja, bleib bei deinen Vorstellungen und Überzeugungen!
Was mich stört ist wenn "fremde " Menschen, die uns nicht so gut kennen solch Spruch lassen wie: "lass ihn doch" oder sowas in der Art. In Ordnung finde ich, wenn Personen die mich und mein Kind und meine Vorstellungen kennnen, MEIN Kind auch mal zurechtweisen.
Wo ich mich lieber zurückhalte bzw. wo ich noch nciht so drauf geachtet habe: Einzuschätzen, ob andere ihre Kinder beeinflusst von der Öffentlichkeit erziehen. Kann ich so nicht sagen.
lg anja, nun wieder mal genauer auf andere schaut...
NUN lese ich deine Antworten. :-)
Re: Erziehen in der Öffentlichkeit + Thema Konsequenz
ich denke nicht,daß man die Gesamtsituation einer Familie durch das Beobachten dreier kurzer Episoden beurteilen und danach eine Bewertung der Erziehungsmethoden im Vergleich zur eigenen durchführen kann.
In Deinem Postings sind mir einfach zu viele negative Wertungen dieser Episoden (Konsequenz = "auffällig, laut und durchsetzungsstark", "erzeugt mit hoher Wahscheinlichkeit Frust", "lieblos und starr", "typischer Mutter und Kind Tonfall").
Kennst Du diese Mütter und Ihre Kinder denn so gut, daß Du das beurteilen kannst???
In den vergangenen Monaten hat hier fast jede Mutter (u.a. auch Du einige Male) Situationen geschildert, in denen man von Reaktionen der eigenen Kinder überrascht und manchmal auch überfordert war.
Oftmals waren Müdigkeit, Entwicklungsphasen oder Veränderungen in der Familienkonstellation ein Teil der Ursache.
Jede Mutter hat eine andere Lösung für sich gefunden, mit solchen Situationen umzugehen und ich möchte mir einfach nicht herausnehmen aufgrund Deiner kurz geschilderten Eindrücke eine Beurteilung dieser oder Deiner eigenen Versuche der Erziehungsmethode durchzuführen.
LG Isabel
Re: Erziehen in der Öffentlichkeit + Thema Konsequ
mir ist zu den Episoden einfach einiges durch den Kopf gegangen und ich achte schon sehr darauf, wie ich was formuliere. Die zitierten Formulierungen empfinde ich nicht alle als Zeugnis von "negativer Wertung", an anderer Stelle habe ich ja extra geschrieben, dass es mir eben nicht um eine Aburteilung dieser - exakt wie Du sagst - aus dem Zusammenhang gerissenen - Verhaltensweisen geht.
Ich bin wie wir alle auch ständig in sehr beanspruchenden Erziehungssituationen, und mit großer Wahrscheinlichkeit kann man alle diese anders (besser?) lösen. Mich hat einfach interessiert, wie solche Verhaltensweisen auf Euch andere wirken, ob Ihr Euch vorstellen könnte, auch so zu handeln, und eben ob Ihr Euch in der Öffentlichekeit zu mehr Konsequenz (was immer das sein mag) angetrieben fühlt.
Meine Reaktionen auf die Situationen 1 bis 3 möchte ich schon gerne in subjektiver, lebhafter Sprache schreiben - denn genau um diese persönlichen Reaktionen ging es mir ja. Was die von mir zitierte Wertung der Episode betrifft: Wie soll ich denn meine persönliche Meinung zu der Situation sonst beschreiben? Unser Forum ist doch dazu da, dass wir möglichst echt von uns schreiben können. Noch mehr in Watte-Verpackung fände ich da nicht gut. Bedenke auch, dass ich als Schreibende eine bin, die ebenfalls Erziehung erlebt hat, und meine Erziehung war sehr, sehr konsequent: Wenn ich etwas beschreibe, dann immer als ich selbst - subjektiv wie wir alle. Dazu kommt eben noch eine gewisse, berufsbedingte psychologische Beurrteilsfähigkeit, die ich auch nicht ganz abschalten kann. Wie gesagt bin ich allen drei Müttern gegenüber, die ich gerne mag, positiv eingestellt und ich fragte mich eben, ob sie mit einem anderen Verhalten für alle Beteiligten mehr Glück gehabt hätten.
Und letzte Frage, wir hatten sie hier im Forum schon oft: Hand aufs Herz, denkst Du immer ohne gleichzeitige Bewertung? Ich glaube, man kann gar nicht denken/erleben, ohne zu bewerten, denn sonst müssten wir unsere Erfahrungen wegisolieren können aus unseren kognitiven Prozessen.
Liebe Grüße
Tini
Re: Erziehen in der Öffentlichkeit + Thema Konsequ
darum geht es mir ja, ich kann selbstverständlich nicht rein objektiv denken (bin ja kein Neutrum), aber ich fühle mich durch Deine Beschreibung der 3 Situationen schon in eine "Bewerungsecke" gedrängt und habe somit das Gefühl, Du möchtest keine objektive Meinung, sondern eigentlich die Unterstützung Deiner Einschätzung und somit Deines Erziehnungsstiles.
Die kann ich jedoch aufgrund Deiner subjektiv gefärbten Schilderung nicht geben.
Ich bemerke auch, daß Du Dich bei etwas kritischeren Postings relativ schnell in die "Expertensituation" bringst. Sicher läßt Dich Deine Ausbildung manches etwas anders bewerten, aber ich glaube, bei einer Schippe Sand im Gesicht reagiert man wahrscheinlich diem eisten von uns ähnlich.
Übrigens wurde ich auch sehr konsequent, ja sogar streng erzogen. Für mich ist Erziehung sozusagen ein "Rüstzeug fürs Leben", ein Raum innerhalb dessen Grenzen sich ein Kind wohl und sicher fühlt, weil es weiß, daß es "richtig" ist, was es macht. Natürlich bestimme ich die Grenzen dieses Raumes, dafür bin ich die "Erziehungsberechtigte". Aber ich bestimme es zusammen mit meinen Kindern, bin manchmal strenger und manchmal nachgiebiger, je nach Situation, Befinden, Umfeld usw.
So werden es mit Sicherheit die meisten Mütter machen und ob sie dazu das Kind einmal auf eine Bank setzen, oder ihm den Keks bis zum Heimweg vorenthalten, das sollte einfach jeder selbst bestimmen.
Schön finde ich jedoch, daß Du Dir so viele Gedanken dazu machst, denn es zeigt, daß Dir nicht nur das Wohlbefinden und Lebensglück des kleinen Duvers, sondern auch anderer Kinder sehr am Herzen leigen.
LG Isabel
Re: Erziehen in der Öffentlichkeit + Thema Konsequ
mh, bei der Schippe mit dem Sand habe ich selbst doch völlig stinknormal-spontan reagiert, so wie ich und fast jede andere auch reagieren würde. In dieser Situation war ich außerdem ja gar nicht in der Erziehungsrolle sondern in der des "Opfers".
Nicht unbedingt ähnlich muss man aber als Erziehender in dieser Situation reagieren, und es sind ja zu dem Thema auch höchst unterschiedliche Antworten gekommen. Die Auszeit auf der Bank ist ja keine intuitive Lösung, sondern etwas, das die Mutter irgendwo als Konzept kennengelernt hat oder aus Erfahrung für ihre Familie selber entwickelt hat. Es gibt klar Alternativen.
Isabell, was mir aber wichtiger ist: Dass ich "Unterstützung meiner Einschätzung und somit meines Erziehnungsstiles" suche in meinem Posting ist wirklich nicht der Fall - dann müsste ich meine Frage woanders posten. Ich weiß doch, dass wir alle sehr unterschiedlich erziehen, ich sehe das zudem in meinem Alltagsleben ständig. Und in jeder dieser Situationen könnte ich sagen "ja, mache ich ähnlich" oder "würde ich anders machen". Dass mein Mann und ich prinzipiell den eher verhaltenstherapeutisch orientierten Stil in der Regel vermeiden, ist ja nur eine der vielen Möglichkeiten. Ich weiß, dass andere Erziehungsgewohnheiten durchaus Usus, sogar in der Mehrheit, sind, und es gibt Gründe, warum wir es so machen, wie wir es machen, dafür brauche ich wirklich keine Claqueure, im Gegenteil: Mir ist kritische Rückversicherung und Infragestellung wichtig, denn mit jedem Tag Entwicklung der Kinder muss doch vieles neu durchdacht werden. Ich empfinde mich als Erziehende als Lernende und würde diese Haltung jedem ans Herz legen.
Kann sein, dass eines Tages ein Kurswechsel notwendig werden wird - ich hoffe eigentlich nicht, denn so wie ich Gordon & Co. verstanden habe, haben niederlagelose Methoden auch in der Pubertät und weit darüber hinaus ihren Sinn. Und zum wiederholten Male: Und es gibt auch andere Möglichkeiten. Und ich verteufele sie nicht, denn jeder Mensch hat doch seine eigenen Handlungslogik.
Geht Dir aus meinem Posting wirklich nicht hervor, dass mich einfach interessiert, wie die verschiedenen Frauen hier solche durchaus möglichen Verhaltensweisen sehen? Wie kann es eigentlich kommen, dass Du Dich - ich kann mich irren - irgendwie angegriffen fühst? Das war bestimmt nicht meine Absicht.
Liebe Grüße,
Tini
Re: Erziehen in der Öffentlichkeit + Thema Konsequ
Es gibt Themen, bei denen ich empfindlich bin und das Gefühl habe, mich verteidigen zu müssen. Dazu gehört meine Berufstätigkeit, die ich trotz und mit meinen 2 Kindern ausübe.
ABer in den beschriebenen Szenen habe ich mich tatsächlich gar nicht wiedergefunden und generell halte ich nicht viel davon, Erwachsene oder Kinder in der Öffentlichkeit großartig zu erziehen und damit vorzuführen, sondern bin eher vor anderen Menschen entspannter und bespreche Probleme dann zu Hause.
LG Isabel
Re: Erziehen in der Öffentlichkeit + Thema Konsequ
Liebe Grüße
Tini
Re: Erziehen in der Öffentlichkeit + Thema Konsequ
ich finde es auch immer recht interessant andere Erziehungsmethoden zu beobachten, merke aber auch an mir selber, dass ich manchmal in der Öffentlichkeit anders reagiere als zu Hause.
Die dritte Situation finde ich auch dämlich, denn was hat denn die Mutter davon, wenn sie ihrer Tochter das Essen verwehrt ? Konsequenz bei Essenszeiten gibt es bei uns nicht und ich stelle auch oftmals erstaunt fest, dass Marlin Tage hat an denen er nur essen könnte (und da dachte ich auch schon einmal "Nie im Leben isst er das auf, aber was solls, dann bekommt er eben noch ein Brötchen/Apfel/...").
Hm - die zweite Situation finde ich schwierig...irgendwie hat das auf-der-Bank-sitzen ja nichts gebracht. Marlin wirft auch gerne mal mit Sand um sich und dann erkläre ich, dass er das bitte lassen soll, anders mit dem Sand spielen kann, lieber rutschen soll - und wenn er weiter mit dem Sand schmeisst, dann müssen wir eben leider gehen. Bisher kam es noch nicht dazu, aber ich kann inzwischen auf das Beispiel zurückgreifen, wo ein Mädchen ihm eine Ladung Sand verpasst hat und er es ganz schrecklich fand. So gemein das auch war, ich glaube Marlin kann noch gar nicht absehen, wie unangenehm so etwas ist, so dass ich im nachhinein schon etwas dankbar für diese Lektion war ;-)
Situation 1 finde ich absolut nachvollziehbar. Vielleicht überfordert es ja den Jungen im Moment das SPielzeug abzugeben und er hat dadurch auch keinen Spaß mehr an der Gruppe. Dann ist ja eigentlich keinem geholfen einfach weiterzumachen, wenn es immer wieder zu solch einem Drama kommt.
Mir ist aber wie schon gesagt auch schon aufgefallen, dass ich in der Öffentlichkeit manchmal etwas strenger mit Marlin bin. Vielleicht auch einfach deshalb, weil es dort auch die Bedürfnisse anderer Leute gibt auf die man dann doch etwas Rücksicht nehmen muß. Und an dieser Stelle kann ich auch gleich mal sagen, dass ich den Frauen unserer Kinderturngruppe sehr dankbar bin - denn da fällt eher Marlin auf, indem er sich weigert etwas mitzumachen/reinzugehen/rauszugehen und gelegentlich auch einfach mal so ein Kind haut. Und ich musste mir dort noch nie einen blöden Spruch gefallen lassen, auch wenn ich oftmals kurz davor bin nie wieder hinzugehen ;-)
GLG,
Cel
Re: Erziehen in der Öffentlichkeit + Thema Konsequenz
interessantes Thema.
Ich versuche schon, Dinge und besser gesagt "Taten", die zu Hause nicht ok sind auch unterwegs oder wo anders so zu handhaben. Konkret: Ich möchte nicht, dass zu Hause mein Bücherregal oder die CD-Lade ausgeräumt wird oder an den HiFi-Geräten herumgedreht wird, folglich erlaube ich das weder Hannah noch Helena (die ja jetzt gerade sehr in diesem Alter ist) auch anderswo nicht. Wenn ich sage beim Einkaufen "nein, heute gibts nichts zum Naschen, denn Du hast schon daheim genascht", dann kauf ich ihr auch nichts, wenn sie dann einen ziemlich hysterischen Anfall kriegt (auch wenn mir diese in der Öffentlichkeit unangenehm sind). Also, ich überlege mir ziemlich gut - auch zu Hause - wozu ich nein sage, denn ich finde, das muss auch überall anders gelten. Ich denke, sonst würden sie ziemlich schnell merken - "Aha, Mama sagt nein, aber wenn ich dann laut genug brülle, krieg ich doch das was ich will."
Von der Auszeit bezüglich auf der Bank sitzen bis ich Dich wiederhole, halte ich nichts, weil ich nicht glaube, dass eine meiner beiden (Helena schon gar nicht), den Zusammenhang verstehen würde und mir das so distanziert vorkommt. Ich will ja, dass meine zwei wissen, dass ich sie lieb hab, auch wenn etwas, das sie gemacht haben nicht ok war.
Ich hoffe, das war einigermaßen verständlich.
lG, Lisa
Re: Erziehen in der Öffentlichkeit + Thema Konsequ
interessantes Thema und interessante Antworten ;-)
"Konsequenz" - ich habe den Eindruck, dass unter den Antworten ganz unterschiedliche Auffassungen vertreten sind, was "konsequent sein" bedeutet.
Laut Brockhaus wird Konsequenz u.a. mit "folgerichtiges Verhalten, Beharrlichkeit" übersetzt, und das halte ich eigentlich schon für erstrebenswert.
Was assoziierst Du mit diesem Begriff?
"Erziehungsverhalten im öffentlichen Raum" - ja, es streßt mich, wenn ich mich z.B. mit meinem Kind in der Öffentlichkeit auseinandersetzen muß.
_Tendenziell_ würde ich sagen, bin ich in der Öffentlichkeit eher ruhiger und nachgiebiger als daheim.
Aber die "Spielregeln" für die Auseinandersetzung bleiben normalerweise diesselben wie die "Spielregeln" für eine Auseinandersetzung zuhause.
Grundsätzlich denke ich, ich habe es nicht nötig, anderen meinen Erziehungsstil zu demonstrieren, sondern ich muss dieses Problem in jener Situation lösen, da zählen in erster Linie nur mein Kind und ich.
Klassisches Beispiel: Süßigkeiten/Supermarkt.
Wenn ich aus bestimmten Gründen nicht möchte, dass Rahel im Supermarkt Süßigkeiten bekommt, bekommt sie diese auch nicht.
Selbst wenn sie wütend weint. Aber ich versuche trotzdem, sie zu trösten und abzulenken.
"in öffentlichen Situationen besonders auffällig, laut und durchsetzungsstark ihre Situationen zu Ende führen"
Tini, daran bin ich hängen geblieben. Ich habe die Beobachtung gemacht, dass es einfach Familien gibt, in denen es eher "laut" zugeht, und andere, in denen die Geräuschkulisse leiser ist. Und dass muss aber nicht unbedingt mit dem Erziehungsstil oder dem Familienklima zusammenhängen. Sondern hat auch sehr viel mit Charakter und Temperament der einzelnen Familienmitglieder zu tun.
Wie Du bestimmt schon vermutest - ich komme aus solch einer Familie. Und ich kann Dir versichern, meine Eltern sind/waren meilenweit davon entfernt, sich, wie Du es beschreibst, in der Öffentlichkeit darzustellen.
Zu den Beispielen selbst möchte ich gerade gar nicht so viel sagen, meine eigene Reaktion würde stark von den äußeren Umständen und meiner Tagesform bzw. Tagesform der Kinder abhängen.
Ein Gedanke kam mir dann auch noch - ist es gut, sich selbst (oder andere) immer wieder so sehr zu hinterfragen?
Ich bin mir nicht klar darüber.
Eigentlich finde ich es wichtig, das eigene Verhalten zu hinterfragen, Feedback und ggf. andere Lösungsansätze zu suchen.
Aber - ich möchte auch unbeschwert sein im Umgang mit meinen Kindern. Ich möchte mir selbst auch Fehler zugestehen, und auch schlechte Tage sollen ihren Raum haben.
Und ich bin mir sicher, meine Kinder wissen sich von mir geliebt, auch wenn ich in dieser oder jenen Situation vielleicht völlig verkehrt reagiere.
Herzliche Grüße
Doro
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