Hallo Line,
wenn unser Sohn alt genug ist, werde ich sehr darauf achten, dass er gute Essmanieren lernen darf - denn ich sehe darin eine Chance und mir tun alle Menschen leid, die solche Selbstverständlichkeiten zu Hause nicht lernen konnten. Man muss nur mal seine Blicke durch eine normale Uni-Mensa schweifen lassen - da kann einem schlecht werden!
Wir mögen auch keine Schmierereien in der Wohung. Zum Glück haben wir ein Kind, das eine recht manierliche Art hat - L~fühlt sich selber nicht wohl, wenn ihm was am Mund oder den Händen klebt, da bestellt er sofort Hilfe von uns oder benützt sogar von selber eine Serviette. Ich vermute, dass das zum einen Imitiationsverhalten ist, zum anderen der Art des Jungen - nicht umsonst Jungfrau ;-) - ist.
Wir haben auch den Hochstuhl zum Essen eingeführt (sonst sitzt L~ da nie drin), und L~ zieht den Stuhl sogar zum Tisch, um uns zu signalisieren, dass er Hunger hat. Manchmal allerdings, vor allem morgens, ist sein Appetit aber noch nicht so kontinuierlich. Da möchte er gerne runter vom Stuhl und Lego spielen. Ab und zu kommt er dann und möchte noch einen Löffel Müsli. Den bekommt er auch, warum nicht? Wir akzeptieren, dass das Kind morgens noch nicht so viel auf einmal reinbekommt. Mir geht es nämlich auch nicht anders; ich müsste zwei Stunden am Frühstückstisch sitzen, um ein einziges Brötchen runterbekommen zu haben.
Bei uns gibt es auch Zwischenhappen ohne Mahlzeit-Setting. So gibt bekommt L~ seine Vertröstungsapfelschnitze (bevor sein Müsli morgens fertig ist) immer aufs Küchenabsperrgitter gelegt. Die nimmt er sich dann freudestrahlend mit in seine Spielzone.
Auch finde ich, dass mein Kind noch zu klein ist, zu verstehen, warum man in der Brotabteilung eines Supermarktes nicht sofort irgendetwas von dem Riesenangebot essen darf. Er bekommt daher immer eine Scheibe aus einem gerade gekauften Brot.
In Spielgruppe- oder Partysituationen würde ich es hochflexibel halten, und wenn es überhand nimmt, würde ich versuchen, mit den anderen Eltern Regeln fürs Naschen auszuhandeln (also z.B. nur während der Pause o.ä.). Wir waren mal in einer Spielgruppe, da gab es schriftlich genaue Regeln, welche Nahrungsmittel den Kindern mitgegeben werden darf und welche nicht, z.B. nichts Schmierendes, Bröselndes).
Mit den Weihnachtsplätzchen zu Hause haben wir es so gehalten, dass er zwei oder drei bekam, und wir dann das Angebot für alle wieder weggeräumt haben - zu Hause hat man so etwas natürlich auch im Griff im Gegensatz zu den Situationen, die Du schilderst. Alles andere wäre ihm nicht vemittelbar gewesen und m.E. einen Quälerei.
Ich vermute, immer wenn man andere Erziehungsgrundsätze hat als die Mehrheit, muss man mit Befremden rechnen. Man muss dann eben vor sich selber wissen, warum man es so und nicht anders möchte. Gerade Verbote und eigene Grenzen dürfen ruhig mal selbstkritisch betrachtet werden.
Auf der anderen Seite darf man nicht vergessen, dass gutes Benehmen ein (leider sterbendes) soziales Abgrenzungskriterium ist. Meinen Schilderungen kannst Du entnehmen, dass wir einerseits flexibel, anderereseits schon stilbewusst mit dem Thema umgehen. Ich finde, Smart Love und Kniggefreundlichkeit schließen sich überhaupt nicht aus. Wenn mein Kind dafür eines Tages "parkettsicher" ist, so soll mir das durchaus den einen oder anderen Blick einer ***frau wert sein.
LG Tini

Hallo Tini,
danke schön für Deine ausführliche Antwort. Eigentlich geht es mir noch gar nicht um das Beibringen guter Manieren, sondern eher um Gewohnheiten. Gegessen wird am Tisch, genauso wie im Bad die Hände gewaschen werden und auf dem Wickeltisch der Poppes gereinigt wird.
Wir essen immer gemeinsam, so dass es nie zu der Gelegenheit kommt, dass wir Eltern schlemmen und Sören, "da gerade keine Mahlzeit für ihn ansteht" zuschauen muss. Das fände ich auch gemein! Es würde außerdem auch zu einem Theater erster Ordnung führen ;o)
Und natürlich darf Sören mal ein Stückchen bei der Essenvorbereitung abgreifen, was er auch sogleich in den Mund schiebt und somit kein Anlass zur Sorge bezüglich irgendwelcher Schmiereien steht.
Lieben Gruß
Line, die über den kleinen Seviettenfan nur schmunzeln kann

Hallo Line, wir sind ja auch noch nicht bei den Manieren, aber sind sinnvolle Gewohnheiten nicht schon eine gute Basis? Bei uns gibt es übrigens nie Essen nach Terminen, sondern nach Hunger. Frühstück I, II und III bis ungefähr 13:30, "Mittagessen" ungefähr zur Teatime und Abendessen ab 19 Uhr. Hauptmahzeit und Käsebroten werden dabei gelegentlich getauscht. LG Tini

Hallo Line!
Ich bin zwar eigentlich nur als "Spion" hier, aber hier mal meine Meinung:
Ich halte es wie Du. Leon läuft auch nicht mit Essen durch die Gegend, das ich nachher vom Sofa abschabe oder so.
Essen gibt es im Hochstuhl oder auf dem Schoß, Ausnahme ist die Banane am Vormittag, da kommt er aber zum Abbeißen zu mir, da er selber das matschige Ding nicht in der Hand halten mag *g*
Und zu dem Zwischendurchessen: Gibts bei uns auch nicht, basta. Kekse hab ich nie im Haus, wozu auch. Und wenn wir mal beim Kaffee ein Stück Kuchen essen, bekommt er was ab, aber am Tisch.
Bin wohl auch streng. :o)
GLG COnny und Leon 1J 18T

Vorschlag: Matschebanane gibt es bei uns in Scheiben geschnitten mit Gabel :-) LG Tini

Hallo Tini!
Das ist auch mal ne Idee :o)
Ich glaube, ich habe einen kleinen Pingel zu Hause.
GLG Conny

Liebe Line,
zunächst einmal denke ich, dass jede Familie ihre eigenen "Regeln" aufstellt. Es ist legitim und gut, diese Regeln immer mal wieder kritisch daraufhin zu prüfen, wie sinnvoll diese sind. Wenn man dann merkt, dass eine Regel vielleicht doch nicht so ganz der momentanen Situation angepasst ist, kann man die Regel entsprechend modifizieren. Allerdings sollte für eine Regeländerung aus meiner Sicht nie der Grund sein "Weil andere das so machen.".
Gegessen wird bei uns in der Regel auch am Tisch. Die Hauptmahlzeiten (Frühstück, Mittagessen, Abendessen) nimmt Henrik immer im Hochstühlchen ein. Bei den Zwischenmahlzeiten mache ich aber auch Ausnahmen. Beispielsweise kaufe ich Henrik vormittags beim Einkaufen schon einmal ein Brötchen, welches er dann auch unterwegs knabbern darf. Auch Sesamstangen bekommt er schon einmal so in die Hand. Bei Äpfeln sehe ich es zugegebenermaßen ganz gerne, wenn er diese im Hochstuhl isst. Das liegt aber daran, dass Henrik Äpfel immer komplett (also nicht in Stücke geschnitten) haben möchte und dann das Apfel essen mit einer ziemlichen Sabber-Schlabber-Tropferei vonstatten geht. Also gilt für Zwischenmahlzeiten eigentlich die Regel: Was Sauerei macht, wird am Tisch gegessen. :-)
Süßes (auch z.B. Joghurt) bekommt Henrik meist erst im Anschluss an die normale Mahlzeit und zwar unabhängig davon, ob er das sonstige Essen aufgegessen hat oder nicht. Wenn Henrik zu einem Essen "Nein" sagt und ein anderes möchte, dann bekommt er dies. Was auf dem Tisch steht, _darf_ gegessen werden (woraus sich für uns die Konsequenz ergibt, dass die Dinge, die Henrik nicht essen soll, auch nicht auf dem Tisch stehen). Wenn wir also alle Kuchen essen, kann ich Henrik nur schwerlich von einem Apfel überzeugen (Apfel ist zwar ganz oben in Henriks Lieblingsessen-Top-Ten, aber Kuchen steht noch drüber *g*). Also kommt notfalls erst Obst und dann der Kuchen auf den Tisch. Haben aber alle schon Kuchen auf dem Teller (z.B. Spielgruppe), dann bekäme auch Henrik in dieser (Ausnahme-)Situation den Kuchen.
Ich mache dies vor dem Hintergrund, dass ich zum einen nicht möchte, dass sich Henrik ausgeschlossen fühlt. Zum anderen soll Henrik nicht das Gefühl bekommen, dass das Essen in 2 Kategorien eingeteilt wird. Also in der einen Kategorie die gesunden Sachen, die man (bzw. er) zuerst essen _muss_ und in der anderen die begehrten leckeren. Von Natur aus gibt es eine solche Einteilung nämlich nicht und Kinder machen sie auch nicht. Wenn man Kindern die freie Wahl lässt und entsprechende Angebote macht (es gab dazu mal ein Experiment) ernähren sie sich nämlich durchaus vernünftig und ausgewogen.
Für Henrik ist übrigens wichtig, dass er die Menge des zugeteilten Essens überschauen kann. Dies bezieht sich vor allem auf Süßes. Seit der Adventszeit kennt Henrik Gummibärchen. Beim ersten Mal haben wir ihm einfach ein paar in die Hand gegeben. Er wollte dann "mehr" und als die weg waren nochmal "mehr". Wir haben seitdem die Schüsselchen-Lösung eingeführt. Henrik bekommt auf Anfrage ("Bär! Bär!") ein paar Gummibärchen in einer Schüssel. Wenn die aufgegessen sind, ist die Schüssel leer und die Gummibärchen sind weg (wird von Henrik entsprechend kommentiert "Leer. Weg."). Obwohl Henrik weiß, dass im Schrank noch die Tüte liegt, fragt er nicht nach weiteren Gummibärchen. Das erstaunt mich ehrlich gesagt immer wieder (genauso wie die Tatsache, dass er längst nicht jeden Tag und max. einmal am Tag nach "Bär" fragt. Ich wäre da vermutlich nicht so diszipliniert. *g*).
Wenn mal beim Abendessen weniger gegessen wird, weil es z.B. zuvor Kuchen gab (wie z.B. letzten Sonntag bei den Großeltern :-)), so finde ich das nicht weiter tragisch. Henrik weiß ja, dass das etwas Besonderes war. Wichtig ist halt, dass solche Ausnahmen Ausnahmen sind und nicht die Regel.
LG, Viola mit auch sehr gutem Esser Henrik, der vermutlich gleich gerne sein Mittagessen essen wird :-)

Hallo Line,
was heißt da streng, Du hast da einen Erziehungsgrundsatz, den Du vertrittst. Sprich es aus, dass Du es nicht für richtig hältst. (Dafür haben wir in unserer Krabbelgruppe sogar gelegentlich Treffen ohne Kids um solche Sachen festzulegen;-)). Nun, ich esse selbst zu oft im Stehen, gehen und auf dem Sofa um von Aimée "Essen ausschließlich am Tisch" zu verlangen, dafür habe ich andere Grundsätze.
Wenn man sich öfter sieht ist es wichtig über solche Sachen zu reden und unterschiedliche Auffassungen zu akzeptieren und bei solchen Treffen eine gemeinsame Linie zu finden. Es wird nicht leicht sein Sören auf Dauer davon zu überzeugen, wenn alle Kinder mit Keksen rumrennen. Vielleicht werden solche Feiern dann doch Ausnahmesituation. Andererseits finde ich es völlig gerechtfertigt, wenn auch für Besuch und Besuchskinder bei Dir zu Hause gilt: es wird am Tisch gegessen. (Ich sehe übrigens ganz deutlich die Vorteile, wenn ich mir mein Sofa anschaue;-))
LG Chaos-Sofie

Hallo Line,
also ich finde Dich nicht zu streng. Du hast Deine Ansichten und vertrittst die auch...das ist doch ok!
Bei uns werden die Hauptmahlzeiten (wann immer und wo immer es diese gibt, mit dem Tagesablauf ist bei uns immer so eine Sache!..naja, anderes Thema ;-)) hauptsächlich im Hochstuhl (welchen wir evtl. umfunktionieren möchten und Maurice dann auf einem normalen Stuhl sitzen kann...vielleich!) gegessen. Bei den Zwischenmahlzeiten (mal ein Keks, Banane, Apfel usw)muss er nicht zwingend im Hochstuhl sitzen...machen wir Eltern ja auch nicht.
Ich denke für mich selber ist es wichtig den "Mittelweg" zu finden. Und wenn man in manchen Dingen "anders" denkt, ist es wohl nie einfach anderen Menschen gegenüber!. Und schräg Blicke muss man ertragen(können). Aber es lohnt sich....
Im Gegenzug dazu versuche ich mit Müttern mit denen ich so in Kontakt trete tollerant zu sein....jeder hat irgendwie auf seine weise Recht oder auch wieder nicht Recht!
LG Natasch, die viel schlimmer als schmierende Kinder, vogelzeigende Kinder findet!

Aus meiner sicht schon ein bisschen :o)....ich bin auch für regeln, aber alles sollte in einem flexiblen rahmen passieren. Solche festchen zb. sind ja nicht immer und sind eine ausnahme, das lenkt ja nicht von deinen regeln ab.
Meine kinder essen auch frühstück, mittag, z'vieri (ausser wir sind unterwegs) und das abendessen am tisch.
Dazwischen, zb. wenn ich gemüse rüste, bekommen sie auch immer mal was ab. Auch wenn ich einen apfel esse, essen sie davon immer mit. Das sind aber keine mahlzeiten, das ist was zwischendurch...ich hab auch oft nüsse und gedörte früchte rumstehen und davon nehmen sie auch immer mal wieder was.
GLG Ariane

Huhu, ich habe mir ähnliches auch geschworen,
mittlerweile sieht es so aus, dass K~ die Hauptmahlzeiten im Stuhl einnimmt und es ansonsten ziemlich locker zu geht.
Natürlich lasse ich sie auch nicht mit einem Scholokeks rumlaufen, mit nicht schmierenden Keksen schon.
Insgesamt kann man sagen, dass ich an vielem was ich mir vorgenommen habé, nicht mehr festhalte.
Und ich sage mir immer, und wenn K~ einen Tag mal nur von Keksen lebt, ist das auch kein Beinbruch, es sollte halt nur nicht zur Gewohnheit werden.
LG, Kirsche deren Tochter auch mal in der Badewanne ihre Milchflasche trinkt

In dem Buch "Mein Kind will nicht essen" stand, man könne sein Kind ruhig unmittelbar nachdem Essen baden...
natürlich nicht zu warm und nur auf das Baden in der Wanne bezogen,
da hab ich gedacht, dann kommts darauf auch nicht mehr an ;-)
Denn wenn K~ ihre Abendflasche gesehen hat, die sie fast immer im Bad trinkt, gibts kein halten mehr *lach*
Das Leben kann herrlich einfach sein, wenn man Fünfe grade sein lässt, hoch trotzdem ein nicht übermässig chaotisches Kind groß zu ziehen.
LG, Kirsche

All zu caotisch sollte es wirklich nicht sein. Nur sollte man von Zeit zu Zeit seine Regeln und Verbote mal wieder aus der Ferne betrachten und sich nicht scheuen auch wieder mal "neu" zu ordnen.. Vieles verändert sich ja auch mit der Zeit und ist fast unmöglich, von vornherein festzulegen...
Hach schon ein weites Thema diese Erziehung :-)
LG Natascha, die die "Flasche in der Badewanne" zu schön findet *ggg*

Hallo Line,
auch ein Gutes Neues von uns!
Ja, ich finde das gut, wie Du das handhabst. Bei uns laeuft es genauso, und ich ernte auch manches Mal einen komischen Blick von der Seite. Kekse/gezuckertes Gebaeck gibt es bei uns zuhause ueberhaupt nicht, und wenn wir wo sind, wo es welche gibt (z.B. Krabbelgruppe) dann kriegt er einen und das wars. Mark isst super und sehr gesund...auf ein quengeliges, unzufriedenes Kind nach "Zucker-High" kann ich gern verzichten...
und ich finde geregelte Essenszeiten wichtig-dieses staendige "Snacken" finde ich nicht gut. Vor allem, wenn es sich um Kekse oder so handelt.
Also ich finde nicht, dass Du zu streng bist. Ich bin fuer die Amerikaner hier das reinste Monster, weil ich neben geregelten Essenszeiten auch die Regel aufgestellt habe, dass hier niemand mit Strassenschuhen durchs Haus laeuft (ich wurde gefragt, ob wir einer besonderen Religion angehoeren *loool*).
Liebe Gruesse,
Susanne