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Drama bei jedem Abschied - schlechtes Gewissen

Hallo,
ich fühle mich gerade ganz furchtbar und würde gerne hören, ob es bei Euch ähnliche Situationen gibt und wie ihr damit umgeht:
Da ich arbeite lässt es sich nicht vermeiden, dass ich Benni ab und zu ein paar Std. (aber eigentlich nie länger als max. 3) zur Tagesmutter oder einer Oma geben muss - und jedesmal ist es ein absolutes Drama. Jede (noch so kurze) Trennung von mir bewirkt Tränen, Geschrei, Festklammern - und mein Herz bricht jedesmal, wenn er mich so ansieht, als würde ich gerade einen großen Verrat begehen - und so fühle ich mich auch. Dabei weiß ich genau, dass nur der Abschied das schwierige ist und wenn er den überwunden hat (und das dauert meistens nichtmal lange) und ich aus dem Blickwinkel verschwunden bin, geht es ihm da, wo er ist, auch ohne mich sehr gut! Inzwischen gerät er schon in Panik, wenn nur eine Oma bei uns zu Besuch kommt (die sind beide schon beinahe beleidigt!) - wenn Benni die Auswahl hat zwischen Mama und igendeinem anderen (lieben!!!) Menschen - keine Frage, nur Mama! Ich muss zugeben, dass mich das am Anfang schon auch stolz gemacht hat - inzwischen finde ich das aber nicht nur sehr anstrengend sondern auch sehr belastend, weil ich, wie gesagt, wirklich immer ein schlechtes Gewissen habe und wahrhscheinlich selber mehr leide, als der Benni!
Wie schlecht geht es unseren Kindern wirklich bei so einer Szene? Ist das nur ein Versuch einer (kurzfristigen) Veränderung aus dem Weg zu gehen oder geht für so einen kleinen Menschen in dem Moment wirklich die Welt unter? Sollte ich solche Situationen lieber vermeiden oder kann man das üben (oder lohnt sich das gar nicht, weil diese Phase eh schnell wieder vorbei ist?). Wie benehmen sich Eure Kinder, wenn sie sich von Euch trennen sollen?
Meine Verwandtschaft (Experten für ALLE Lebenslagen und immer einen TOLLEN Rat auf den Lippen) erzählt mir nur noch, dass ich das Kind zu sehr an mich gebunden habe und er jetzt zu sehr auf mich fixiert ist und damit SPÄTER (???) mal große Schwierigkeiten haben wird - so schlecht, dass ich das glaube, ist mein Gewissen nun auch wieder nicht, aber wie gesagt, so locker weg stecken kann ich diese Szenen auch nicht.
Vielen Dank fürs Lesen und Eure Erfahrungen!
Bärbel mit (bzw. gerade ohne) Benni
Bisherige Antworten

Re: Drama bei jedem Abschied - schlechtes Gewissen

Hi Bärbel,
ich arbeite ja schon lange wieder Vollzeit und mein Kleiner geht deswegen in die Kinderkrippe. Da er es von klein auf gewöhnt ist, gibt es bei ihm keine Szenen - oder nur ganz selten. Aber ich sehe natürlich auch andere Kinder, und da ist es schon mal so, dass es heftige Szenen gibt. Ich habe lange mit den Betreuerinnen gesprochen, warum das bei manchen Kindern stärker, bei manchen schwächer ist. Klar, einiges davon ist einfach auch Charakter des Kindes, aber je mehr du dich von der Szene beeindrucken lässt, desto mehr Szene bekommst du.
Andererseits beschreibst du auch eine recht heftige Mama-Phase, in der es vermutlich heftigere Szenen gibt als sonst.
Was ich aber in der Krippe super beobachten kann, ist dieser Effekt "Mama weg - Kind lacht" - das ist echt der Hammer! Deswegen glaube ich nicht, dass für die Kleinen in der Regel die Welt untergeht, sie zeigen dir nur sehr deutlich, dass sie jetzt eigentlich lieber mit dir beisammen wären.
Üben kann man das sehr wohl, aber ich fürchte, da bist du jetzt schon etwas zu spät, weil er ja schon Angst vor der Trennung hat. In der Krippe hatten wir ein zweiwöchiges Eingewöhnungsprogramm, bis er das erste Mal seine normale Zeit dort blieb. Am ersten Tag also z.B. zehn Minuten dort sein, von Erzieherin gehalten werden, Mama sitzt daneben. Zweiter Tag: eine halbe Stunde dort, Mama ist in Sichtweite. Dritter Tag: eine halbe Stunde dort, Mama geht mal kurz weg. Vierter Tag: eine halbe Stunde dort, Mama geht nach 5 Minuten. Fünfter Tag: eine halbe Stunde alleine dort (bei uns war das am 5. Tag schon etwas mehr). In der zweiten Woche wurde das dann langsam auf längere Zeiten ausgeweitet. Bei größeren Kindern (also so wie deinem) würden in der Krippe 4 Wochen Eingewöhnung veranschlagt. Ich finde diese langsame Eingewöhnung total wichtig, weil das Kind alle Zeit bekommt, die es braucht, um sich an eine derartige Veränderung zu gewöhnen. Vielleicht kannst du versuchen, ganz systematisch so ein kleines Programm mit ihm zu durchlaufen, wobei es natürlich schwerer ist, wenn er schon Angst hat. Ich würde es auf jeden Fall versuchen.
Hoffentlich habe ich dir etwas weiterhelfen können.
Jennifer.

Re: Drama bei jedem Abschied - schlechtes Gewissen

Hi Jennifer,
danke für Deine Antwort. Benni konnte eine zeitlang sehr gut auch mit anderen Menschen bwz. alleine sein - ich habe ein halbes Jahr nach seiner Geburt wieder voll gearbeitet und da war Oma oder Tagesmutter noch gar kein Problem - erst in den letzten paar Wochen ist es so schlimm geworden. Er kann, ohne dass ich daneben sitze, zur Zeit aber auch nicht einschlafen, und auch das hat vorher monatelang ohne jedes Problem geklappt. Vielleicht ist das wirklich nur eine Mama-Phase, und Du hast schon recht: So schnell, wie die Tränen wieder verschwinden, wenn die Mama nicht mehr in Sicht ist, wird der Kummer wohl keine bleibenden Narben hinterlassen. Aber schwierig ist es trotzdem jedesmal, Dein Kind, das sich an dich klammert und weint einfach wegzugeben...
Viele Grüße,
Bärbel

Re: Drama bei jedem Abschied - schlechtes Gewissen

Hi Bärbel,
so wie du das schreibst, denke ich wirklich, dass es eine Phase ist.
Wenn es bei uns mal vorkommt, dass es eine Szene gibt, bin ich übrigens ziemlich hilflos, weil es ja so selten passiert. Vor kurzem hat er einen Mords-Trotzanfall hingelegt, weil er morgens nicht das Spielzeug von einem anderen Kinderwagen herunterpopeln durfte - ich böse Mami habe ihn also einfach (nach dem 25. Erklärungsversuch) hochgenommen und in die Krippe getragen. Er hat einen Tobsuchtsanfall hingelegt - auf der 10teiligen Tobskala mindestens eine 9. Ich versuche also, mein Kind zu trösten (zuhause wäre ich einfach in ein anderes Zimmer gegangen, da lasse ich mich auf solche Anfälle nicht ein) und war richtig hilflos. Bis dann die Leiterin der Krippe meinte: "wenn Sie gehen, hat er keinen Grund mehr zu brüllen - wem sollte er denn seine Wut dann noch zeigen?"
Ich bin dann gegangen, war aber schon etwas durcheinander - und ich war noch nicht mal draußen, hat er schon wieder gelacht.... *grrrr*
Jennifer.

Re: Drama bei jedem Abschied - schlechtes Gewissen

Hallo Bärbel!
Ich denke mir, es wird wieder besser werden....wir haben mal solche, mal solche Phasen. Zeitweise winkt Oskar mir fröhlich zu wenn ich gehe, dann wiederum läuft er zu mir, klammert sich an mich und weint.
Ich hatte kürzlich ein Gespräch mit einer befreundeten Kindergärtnerin über ihre Erfahrungen bei der Eingewöhnung. Sie hat genau das beschrieben, was Jennifer schon gesagt hat: sobald die Mama weg ist, lachen die Kinder und alles ist in Ordnung. Sie riet mir, den Trennungsmoment so kurz wie möglich zu halten...je mehr man darauf eingeht, desto mehr wird es ein "Kampf" für die Kleinen, den zu gewinnen es gilt. Ich kann mir das ganz gut vorstellen, natürlich ist es aber eben nicht leicht, als Mutter das Kind dann einfach beherzt von sich zu schieben und "Adios" zu sagen.
Ich musste mir übrigens auch schon von diversen Seiten anhören, dass ich Oskar zu sehr an mich gebunden hätte...naja, das geht bei mir rein und auch wieder raus, was solls, an wen hätte er sich denn binden sollen, wo ich doch den ganzen Tag mit ihm zusammen bin?
Ich versuche, den Abschied nicht zu zelebrieren, ich sage aber wohl "tschüß" und gehe dann aber rasch, egal wie er reagiert. Das funktioniert ganz gut. Wie du das üben könntest weiß ich leider nicht. LG Uschi

Re: Drama bei jedem Abschied - schlechtes Gewissen

Hallo Bärbel, die Situation kenne ich nur zu gut, bei uns gibt es auch phasenweise immer mal wieder Abschiedsdramen. Ich fürchte, dass Du tatsächlich mehr darunter leidest als Benni, aber schön ist es natürlich für Euch beide nicht.
Bei uns war es immer am schlimmsten nach einer längeren Phase, in der ich nicht gearbeitet habe - einmal der Sommerurlaub letztes Jahr, dieses Jahr drei Wochen, in denen Iara krank war. Danach war die Umstellung jedes Mal schrecklich, und zwar gibt es bei uns das größte Drama, wenn sie dann bei meinem Mann bleiben soll - obwohl der ja während ihres ganzen ersten Lebensjahres Vollzeit-Papa war und nicht gearbeitet hat.
Bei uns wird es schlagartig besser, wenn sich der normale Rhythmus wieder eingespielt hat: Morgens bringe ich sie in die Kita, mittags holt ihr Vater sie ab. Regelmäßigkeit scheint bei meiner Tochter sehr wichtig zu sein - vielleicht kannst Du die Fremdbetreuung für Benni ja auch etwas berechenbarer gestalten?
Das andere, was Iara gut tut, ist ein festes Abschiedsritual, das nicht lang ist: Ich ziehe Jacke und Schuhe an, nehme sie fest in den Arm, sage ihr, dass ich arbeiten gehe und heute abend wiederkomme, gebe ihr einen Kuss, setze sie Papa oder der Erzieherin auf den Arm und ziehe winkend von dannen. Inzwischen rennt sie schon zu ihrem Vater und will auf seinen Arm, wenn sie sieht, dass ich die Jacke anziehe.
Und dass Benni "auf Dich fixiert" ist (wie kann man etwas so Schönes nur so negativ ausdrücken?), ist das Normalste der Welt, und spricht für eine gute Mutter-Kind-Bindung. Würde er nie weinen, würden Dir die gleichen Leute erzählen, dass Euer Verhältnis durch Deinen Beruf geschädigt ist!
GGLG und alles Gute, Ulli

Re: Drama bei jedem Abschied - schlechtes Gewisse

Bei uns gibt es auch manchmal arge Szenen - fast nie bei der Tagesmutter (da geht er so regelmäßig hin, daß er wirklich dran gewöhnt ist), aber wenn die Babysitterin kommt (alle 1-2 Wochen einmal abends - Simon mag sie sehr gern, läßt sich von ihr auch problemlos ins Bett bringen, aber wenn ich gehe, brüllt er manchmal auch herzzerreißend. Wir bleiben dann immer mit superschlechtem Gewissen hinter der Tür stehen, bis er aufgehört hat - maximal 1-2 Minuten), und wenn er gerade ganz kuschelig und müde ist auch, wenn ich weggehe und er bei meinem Mann bleibt. Diese Woche arbeite ich, mein Mann hat Urlaub, die Tagesmutter auch, d.h. Simon hat eine Papa-Woche - da habe ich den Eindruck, daß er, in Ermangelung des üblichen geregelten Tagesablaufes, mich stärker vermißt und auch, wenn ich wieder da bin, eine längere Kuscheleinheit braucht, bevor er wieder weiterspielt. Gestern hat er, als es zum Spazierengehen losging, meinem Mann meine Stiefel angeschleppt *heul*...
Ich glaube: alles, was regelmäßig und in immer gleicher Weise geschieht, ist für die Kleinen wesentlich einfacher, als unregelmäßige Ereignisse; und ob das Kind leidet, wenn ich wegbin, das merke ich eher daran, wie es sich verhält, wenn ich wiederkomme (klammert es sehr? oder kommt es nur kurz zum Kuscheln und macht dann weiter, womit es vorher beschäftigt war? wie unruhig ist die Nacht?) als daran, wie es sich verhält, wenn ich gehe.
Aber bei einem 1,5jährigen Kind zu sagen, es sei zu sehr auf seine Hauptbezugsperson fixiert, halte ich für lachhaft. Wann soll es denn sonst lernen, feste Bindungen aufzubauen? So ein Unsinn! Ratschläge von Leuten, die erwarten, daß ein Kind immer 100% so funktioniert, wie es den Erwachsenen gerade paßt (und gaaanz lieb zu Omi ist - oder was steckt dahinter?) sollte man überhaupt nicht beachten. Oder kontern mit: Du bist ganz froh, daß er jetzt schon eine gewisse Willensstärke zeigt und um das, was er liebt, kämpft, das braucht er ja SPÄTER auch...
LG Iris

Re: Drama bei jedem Abschied - schlechtes Gewisse

Hallo Bärbel,
ich bin nun schon beim zweiten Kind abgebe-erfahren und habe bisher wenig Probleme gehabt. Als ich damals bei Niklas die TaMu kennengelernt habe, hat die mir erzählt, daß die Frage, ob die Fremdbetreuung klappt, wesentlich von mir abhängt.
Wenn ich loslassen kann und mein Vertrauen der TaMu gegenüber dem Kind vermitteln kann, kann nichts schief gehen. Und das habe ich immer beherzigt. Klar haben meine Kinder schon mal geweint beim Abgeben, aber eben nur, bis ich ausser Sichtweite war. Ich hatte immer eher den Eindruck, daß sie meine Reaktion immer mal wieder testen müssen. Der Abschied fällt aber immer gleich aus, so daß die Szenen schnell wieder nachliessen.
Heute hat Felix geweint als ich ihn abgeholt habe, da er wohl noch ein bisschen bei der TaMu bleiben wollte. So kann es auch gehen - da guckt Mama dann auch schon mal bedröppelt ;-)
vlG Susanne

Re: Drama bei jedem Abschied - schlechtes Gewissen

Hallo!
Also zuerst mal zieh Dir nicht den Schuh an, dass Du für jede
Charaktereigenschaft Deines Kindes die verantwortung hast, das wird dir ja
sonst zum Verhängnis;-)) Ich bin das beste Gegenbeispiel: Meine Große und
ich wir hatten tatsächliuch eine sehr sehr enge bindung und ich tat mir
unheimlich schwer, sie mal abzugeben (hab sie auch fast nie abgegeben).
Aber: Sie trennt sich eher leicht von mir. Mein Sohn dagegen hat auch große
Probleme schon von beginn an. ich tue mir auch nicht leicht, ihn mal
abzugeben, aber ich arbeite und studiere und es bleibt eben einfach nicht aus
- was er mit brüllen quittiert. Egal, wie mans macht. Obschon er sich nach
kurzem völlig beruhigt und ganz aufgeräumt ist, wennn ich wieder komme,
gibt es Szenen wie die von benni, wenn ich gehe. Er brüllt auch, wenn sein
Vater mit ihm zu Hause bleibt, er mag es einfach nicht, wennn ich ohne ihn
irgendwo hin gehe. Ich finde das auch nicht leicht weg zu stecken, aber ich
denke mir, ich brauche meien Freiräume so wie er und er muss das auch
lernen. Wir beide müssen das. Schaden tut es ihm glaube ich nciht, aber ich
hoffe auch, dass er sich eiens tages einmal leichter tut, sich von mir zu
trennen. LG Bea
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