Hallo Doro!
eine schulfeundin von mir erkrankte mit 16 Jahren an einer Depression. sie wollte nicht mehr in die Schule gehen, brach sie schließlich ab und kam schließlich in eine Klinik. Bekam schwere Medikamente, kam in eine andere Klinik. Heute ist sie 36 und hat eine "Bilderbuchkarriere" einer psycisch Kranken hinter sich. Verhältnis zu den Eltern total zerüttet, keine ausbildung, kein Job, lebt von sozialhilfe, immer wieder Klinikaufenthalte.
Ich habe auch lange gebraucht, zu verstehen, daß Depressionen eine richtige Krankheit sind, für die der Betroffene überhaupt nichts kann! die Krankheit ist ja genau das , daß man sich nämlich nicht mehr zusammenreißen kann. Auch die Unzuverlässigkeit und die Stimmungsschwankungen gehören dazu, das nennt man auch manisch. Richtige Depressionnen gehören unbedingt in ärztliche bzw. therapeutische Behandling. Du kannst ihr dabei nicht helfen, gesund zu werden! Sei ihr eine Freundin, indem du Verständnis für sie aufbringst, daß sie im Moment nicht so kann wie sie normalerweise möchte. Ich hoffe, daß sie wieder gesund wird und du deine alte Freundin wieder bekommst!
Liebe Grüße
Susanne

Hallo Susanne,
danke für Deine antwort. Ich weiß, daß Depressionen eine Krankheit ist und ich habe auch geglaubt, damit umgehen zu können, aber irgendwann ist auch bei mir der Punkt erreicht, wo ich es nicht mehr kann..vor allem meine Freundin redet sich ständig ein, daß sie ja damit zurechtkommt..wie gesagt, bei der stationären Kur hat sie schon von vornherein gesagt, daß sie keine 8 wochen dorthin geht, so wie es die Ärzte empfohlen haben, und sie hat dann auch tatsächlich nach 4 Wochen die Klinik auf eigenen Wunsch verlassen, da sie da drin nicht mehr zurechtkam mit ihren Zimmergenossinnen.
Sie muß doch irgendwann mal wachgerüttelt werden, das kann doch nicht ihr Leben sein, wenn sie sich nicht mal mehr im Alltag normal bewegen kann sondern immer Angst haben muß, daß das nochmal passiert..wie gesagt, sie geht ja nicht mal mehr aus dem Haus! Soll ich ihr mal meine Meinung sagen oder was soll ich tun?
Lg Doro

Hallo Doro!
das ist natürlich blöd, daß sie sich im moment noch nichtmal von Ärzten helfen lassen will :-(. Natürlich kannst du ihr die Meinung sagen, du brauchst sie nicht wie ein rohes Ei behandeln. Ob's was nützt, kann ich dir auch nicht sagen. vielleicht hilft es, die Krankheitseinsicht etwas zu beschleunigen, aber das muß vor allem von ihr selbst kommen. Ich denke, das ist wie bei einem Alkoholiker, solche kann man ja auch nicht gegen ihren Willen zur Therapie zwingen. Wichtig ist vor allem wohl, daß ihr Partner ihr klar macht, daß sie sich helfen lassen muß. So traurig es klingt, es geht ihr wohl noch nicht schlecht genug :-(.
LG Susanne

Hallo Doro,
ja, du solltest ihr auf jeden Fall deine Meinung sagen.
Je mehr Menschen dies tun und versuchen, sie *wachzurütteln*, umso größer ist die Chance, dass es ihr wieder besser gehen wird.
Sie wird wahrscheinlich niemals ganz davon loskommen, denn wer einmal so tief drin steckt, an dem bleibt irgendwas haften.
Es gibt eben Menschen, die dafür anfällig sind, andere sind es weniger.
Übernimm aber auf keinen Fall irgendeine Verantwortung für sie, damit schadest Du Dir selbst.
Helfen kann sich nur deine Freundin selber. Nur leider, solange sie das nicht WILL, wird sie es auch nicht tun.
Aber kein noch so guter Psychologe oder Arzt kann ihr helfen, solange sie nicht den Schalter findet, es wieder aufwärts gehen zu lassen.
Ich weiß sehr genau, wovon ich rede, denn ich habe bereits seit einigen Jahren mit dieser Situation zu kämpfen.
Zum Glück komme ich immer wieder an die Oberfläche, aber das Absinken in die Hölle geht so wahnsinnig schnell.
Aber: wenn ich MUSS, dann KANN ich auch.
Deine Freundin versteckt sich nicht hinter ihrer Krankheit, sondern sie ist GEFANGEN. Es ist sehr schlimm für sie, natürlich auch für ihre gesamte Umwelt. Du kannst nicht mehr für sie tun, als sie in ihrem Gefängnis hin und wieder zu *besuchen*, rauskommen muss sie selber, durch gute Führung... und eben durch das aufrappeln...
Ich kann Dir gerne über PN noch weiteres zu diesem Thema schreiben, wenn Du möchtest.
LG anabel

Liebe Doro,
ich kann dir nur raten, dich ausführlich mit dem Krankheitsbild Depression auseinander zu setzen,
evtl. auch spezielle Lektüre für Angehörige von Depressiven.
Denn die fühlen sich häufig hilflos und überfordert,
dass ist auch ein Gefühl, das von dem Depressiven gerne auf andere projeziert wird.
Der Umgang mit depressiven Menschen ist schwierig und ksotet sehr viel Energie, bei einer sehr geringen Erwartungshaltung, die man für sich anzunehmen, häufig erst lernen muß.
Sicherlich kannst du ihr deine Meinung sagen, Vorwürfe solltest du jedoch vermeiden, das treibt sie evtl. weiter rein in die Spirale und bestätigt sie in dem Gefühl nicht verstanden zu werden.
Nimmt deine Freundin ihre Medikamente regelmäßig?
Habe da so meine Zweifel, da sie auch die stationäre Behandlung abgebrochen hat.
Auch so und es gibt Menschen die ihr Leben lang depressiv sind und bei nicht wenigen endet diese Krankheit im Freitod.
Solltest du den Eindruck haben, deine Freundin ist akut Suizid gefährdet, gibt es Notbremsen wie die Psycho-Sozialen Dienst (Gesundheitsamt).
GlgGrüsse, Kirsche
P.S.: versuche dich nicht so stark rein zu knien und dir nicht allzu große Hoffnungen zu machen, es raubt dir sonst deine Energie