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Berichterstattung von der Impfdiskussion (laaang)

Hallo Ihr Lieben,
vor einiger Zeit hatte ich euch ja um Rat gefragt, ob ich zu einer Diskussionsveranstaltung zum Thema Impfen gehen soll oder nicht (http://kind.qualimedic.de/Q-6297105.html). Nun, ich habe diese Veranstaltung am vergangenen Montag besucht. Hier nun der (natürlich vollkommen unvollständige und subjektiv gefärbte) Bericht.
Die Diskussion fand in verhältnismäßig kleiner (etwa 12 Personen) und gemütlicher Runde statt. Es gab Tee, zwei Mütter hatten ihre wenige Wochen alten Babys mit und insgesamt stimmte mich die Atmosphäre sehr zuversichtlich, dass der Austausch angenehm und fruchtbar verlaufen könnten. Der Arzt stieg in das Gespräch ein, indem er die Anwesenden aufforderte, Fragen zu stellen. Eine Mutter fragte, wie denn der Impfkalender generell aussähe. Darauf hat sie jedoch leider keine Antwort erhalten. Stattdessen machte Dr. G. den Anwesenden klar, dass der Impfplan eine rein von der Pharmaindustrie finanzierte Farce sei. Da viele Menschen heutzutage (zu Recht) von den Schulmedizinern enttäuscht sind und die Pharmabranche mit ihren Millionenumsätzen und immer wieder vorkommenden Skandalen auch nicht gerade die Gunst der Bevölkerung genießt, rannte Dr. G. mit seinem Wettern gegen die alle korrumpierende Pharmaindustrie natürlich offene Türen ein. Während der gesamten Veranstaltung kam Dr. G. immer wieder darauf zu sprechen. Wenn Eltern bei den einzelnen Impfungen fragten, warum andere Mediziner diese trotz der von Dr. G. geschilderten Gefahren verabreichen, so war die Antwort entweder weil alle von der Pharmaindustrie finanziert werden oder weil die Mediziner nicht rational denken können und sich von der Angst vor den Krankheiten einschüchtern lassen.
Ein weiterer Leitgedanke von Dr. G. wurde ebenfalls in den ersten 5 Minuten deutlich. Nachdem das Thema ?Impfplan? erfolgreich vom Tisch war, stellte Dr. G. die Frage in den Raum, woran man denn eine Immunschwäche bei einem Kind erkennen könnte (vor dem Hintergrund, dass Kinder mit Immunschwäche keinesfalls im ersten Lebensjahr geimpft werden sollten). Nach längerem Schweigen antwortete eine Mutter, dass häufige Infekte ein Zeichen seien. Dies bejahte Dr. G., aber er wollte noch auf etwas anderes hinaus. Als keine entsprechende Antwort kam, gab er diese selbst: Allergien bzw. die Prädisposition für Allergien! Ich weiß, dass das Thema Allergien Angstmacher Nummer 1 bei Eltern, die eine Impfung ablehnen, ist. Ich hatte gehofft, Dr. G. würde den Zusammenhang zwischen Allergien und Impfung erläutern. Er brachte dieses Argument auch immer wieder in Spiel. Aber er erläuterte dazu lediglich, dass Allergien genau wie Autoimmunkrankheiten eine Immunschwäche seien und dass man einen derartig vorbelasteten kindlichen Organismus (und _jeder_ sei heutzutage im Hinblick auf Allergien vorbelastet!) keinesfalls im ersten Lebensjahr zusätzlich belasten darf. Nach meinem Kenntnisstand sind sowohl Allergien als auch Autoimmunkrankheiten _keine_ Immunschwäche sondern überschießende, fehlgeleitete Reaktionen des Immunsystems. Ich habe daher an dieser Stelle nachgefragt. Leider war Dr. G. meiner Frage gegenüber wenig aufgeschlossen und hat mich lediglich darauf hingewiesen, dass Allergien eben doch Immunschwächen seien.
Nachdem Dr. G. seine beiden Hauptargumente (?Pharmaindustrie? und ?Allergien?) gegen die Durchführung von Impfungen gemäß Impfkalender eingebracht hatte, kam er auf die einzelnen Impfungen (Tetanus, Diphtherie, Polio, Hib, Pertussis, Hepatitis B) zu sprechen. Die Details erspare ich euch. Ich hatte eigentlich erwartet, dass Dr. G. als öffentlich auftretender Referent auf diesem Gebiet zumindest fachlich informiert sei. Ich war dann doch ein wenig entsetzt, wie viel Falsches er erzählte. Um nur ein paar Beispiele zu nennen: Er sprach mehrfach von dem sporenbildenden Diphtherieerreger. Der Erreger sei dem Tetanuserreger ähnlich. Dabei bildet C. diphtheriae definitiv keine Sporen. Er behauptete, Diphtherie könne man genau wie Scharlach beliebig oft im Leben bekommen. Dabei bekommt man Scharlach max. 3 mal, da es 3 verschiedene Toxine gibt, gegen die man Antikörper bildet. Er behauptete, es gäbe keine symptomlosen Diphtherieüberträger. Dies ist wieder nicht richtig (in diesem Fall eine Gemeinsamkeit zwischen Diphtherie und Scharlach, wo es ebenfalls symptomlose Überträger gibt). So setzte sich die Reihe der aus naturwissenschaftlicher Sicht gesehenen Fehlinformationen fort. Ich selbst hielt mich mit Fragen und Anmerkungen sehr zurück, da ich ja nicht mit der Absicht dort war, ihn zu bekehren (wäre eh nicht möglich) oder bloßzustellen.
Die Quintessenz seiner Ausführungen war letztlich, dass folgende Impfungen zu empfehlen seien: Tetanus nach dem 1. LJ, Diphtherie im 2. LJ und Polio bis zum 3./4. LJ. Früher solle man in keinem Fall mit Impfungen beginnen, da man die Intaktheit des kindlichen Körpers im ersten Lebensjahr unbedingt schützen müsse und deshalb Spritzen d.h. Impfungen zu vermeiden seien.
Dr. G. vertrat ein Grundverständnis vom kindlichen bzw. menschlichen Körper, welches anthroposophischen Ursprungs ist. Dieses Grundverständnis weicht vielleicht in einigen Punkten von meinem eher naturwissenschaftlichen ab, aber ich kann es als eine andere Sicht der Welt, die es nicht als richtig oder falsch zu beurteilen gilt, stehen lassen. Insofern würde ich da auch keine Einwände erheben, wenn er den Körper im ersten Lebensjahr nicht ?durchstechen? will. Was sich allerdings meinem Verständnis entzog, war die Tatsache, warum danach dann die Impfungen einzeln erfolgen sollen. Immerhin benötigt Dr. G. insgesamt 10-12 Impfungen (mit Formaldehyd-haltigen Impfstoffen!), um gegen 3 Krankheiten (Tetanus, Diphtherie, Polio) zu schützen. Mit der 6fach Impfung (ohne Formaldehyd) hingegen schützt man mit 4 Spritzen gegen 6 Krankheiten. Auf eine entsprechende Nachfrage erhielt ich eine Antwort, die ich in fast demselben Wortlaut zuvor schon einmal auf eine Frage bekam und die ich dann anschließend noch mehrmals erhielt: "Sie rechnen wie ein Milchmädchen! Biologische Systeme sind komplexer als sie denken. Aber da fehlt Ihnen halt meine klinische Erfahrung.". Damit war das Thema jeweils erledigt.
Ich empfand diese Antwort verständlicherweise als sehr überheblich. Natürlich wusste Dr. G. nicht, dass ich promovierte Biologin bin. Aber ich persönlich würde mich nie erdreisten, in einem Gespräch (auch wenn es unter 4 Augen wäre) dem Gesprächspartner so herablassend mangelnde Kompetenz zu unterstellen.
Im weiteren Verlauf habe ich mich im Wesentlichen auf Rainers Ratschlag besonnen, lediglich den einen oder anderen Widerspruch in seinen Ausführungen anzusprechen. Ich denke, zumindest bei dem einen oder anderen Elter kamen Zweifel an der Schlüssigkeit von Dr. G.?s Argumentation auf. Deutlich wurde das in meinen Augen an einem jungen Vater, der direkt neben Dr. G. saß. Anfangs stimmte er Dr. G. immer begeistert zu. Dann wurde er zunehmend stiller. Schließlich ging er dazu über, Fragen zu stellen. Beispielsweise merkte der Vater an: ?Aber es gibt doch auch Krankheiten, die durch Impfungen ausgerottet wurden??. Antwort von Dr. G.: ?Nein, gibt es nicht.?. Vater: ?Aber die Pocken...?. Dr. G.: ?Der Pockenvirus ist vermutlich aufgrund einer Mutation von selbst verschwunden.?. Der Vater schaute daraufhin zweifelnd - und ich kann es ihm nicht verdenken. Es wiederspricht schließlich jeder evolutionären Logik, wenn es ein Organismus schafft, sich durch Mutation auszurotten (um eine Mutation erfolgreich weiterzugeben, muss man sich schließlich vermehren und nicht ausrotten.).
Nun ja, alles in allem bin ich wieder um eine Erfahrung reicher (und um 5 ? ärmer ;-)). Bis auf die Pockenausrottungstheorie waren mir alle von Dr. G. vorgebrachten Argumente schon bekannt. Sollte ich weiterhin von Eltern auf Dr. G.?s Impfpolitik angesprochen werden, so habe ich mir zumindest ein eigenes Bild von seiner fachlichen Kompetenz gemacht.
LG, Viola
Bisherige Antworten

Re: Berichterstattung von der Impfdiskussion (laaang)

Hallo Viola,
danke für die lebendige Beschreibung des Ereignisses. Das klingt ja, als
hättest Du relativ besonnen bleiben können, gratuliere. Mir wäre das
schwergefallen - ich kriege schon beim Lesen einen Adrenalinstoß. Besonders
die unsachliche, an die Person gerichtete Hochnäsigkeit: hätte er sich das bei
einem Mann erlaubt?
LG, ®ainer

Re: Berichterstattung von der Impfdiskussion (laaang)

Lieber Rainer,
darüber habe ich auch schon nachgedacht und ich bin zu dem Schluss gekommen: Nein, einem Mann hätte er wohl nicht diesen Milchmädchenspruch an den Kopf geworfen!
In dieser Hinsicht unterscheidet den Homöopathen wohl wenig von seinen Schulmediziner-Kollegen. Hier wie dort wird das Attribut "fachliche Kompetenz" scheinbar u.a. geschlechtsabhängig vergeben. Da ich diesen "Mangel" nur schwerlich ausgleichen kann, bin ich von meinem Chef stets angehalten, in weißem Kittel (natürlich mit der "richtigen" Kragenform) und mit angeheftetem Dienstausweis vor die Medizinstudenten zu treten. ;-)
Besonders schwierig ist es übrigens, wenn ich mich als "Mutter" oute (wie auch am Montag abend). Das disqualifiziert ungemein!
LG, Viola, sehr zufrieden mit ihrer derzeitigen Mutterrolle und dennoch bemüht, auch weiterhin die Komplexizität biologischer Systeme zu ergründen :-)

Re: Berichterstattung von der Impfdiskussion (laaang)

Hallo Viola!
Na da hattest Du ja einen Spass, oder auch nicht ;-). Nicht impfen ist eben IN, war es dir wirklich möglich um ihn nicht zu korrigieren? Hätte ich dein Wissen, dann liesse ich mir die überhebliche Bemerkung sicher nicht bieten!
LG, Falant

Re: Berichterstattung von der Impfdiskussion (laaa

Liebe Falant, liebe Tini,
natürlich habe ich mir spätestens beim zweiten Mal, als ich mir den Spruch anhören konnte, überlegt, ob ich nicht die Zurechtweisung mit einem Hinweis auf mein langjähriges naturwissenschaftliches Studium und meine eigene Berufserfahrung von mir weisen soll. Ich habe mir schon überlegt, wer denn bitte die komplexen Vorgänge in biologischen Systemen erfassen soll, wenn nicht Biologen.
Aber was hätte es genützt? Ich wollte mir in erster Linie ein Bild von Dr. G. machen. Ich bin mir außerdem sicher, dass Dr. G. gemerkt haben muss, dass ich mich schon ein wenig mehr mit der Thematik auseinandergesetzt habe. Den Teilnehmern ist dies schließlich auch aufgefallen (am Ausgang haben mich noch zwei Frauen sehr nett angesprochen).
Ich habe mir zudem vorgestellt, ich säße als unbedarfter Laie in der Diskussion. Laien können doch gar nicht beurteilen, wer denn nun Recht hat, wenn der eine A und der andere B sagt. Wenn aber der eine etwas sachlich fragt und der andere darauf immer nur mit einem solchen Milchmädchenspruch antwortet, so würde mir dies zu denken geben.
LG, Viola

Re: Berichterstattung von der Impfdiskussion (laaang)

hallo viola
danke für deine berichterstattung! bin ja nicht wirklich überrascht, dass dieser dr. g wie alle impfkritiker ins gleiche horn bläst, dies mit einer überheblichkeit, die schwer an aegis-artikel erinnern.
wo die logik sein sollte, dass einem kind einzelimpfungen mit einem mehrfach an möglicherweise problematischen zusatzstoffen (meintest du nicht eher thiomersal resp. timerfonat als formaldehyd? meines wissens sind spuren von formaldehyd auch in den mehrfach-impfstoffen durch den reinigungsprozess bei der herstellung enthalten) zugemutet werden sollte habe ich leider auch noch nicht begriffen! in jeder impfkritischen lektüre wird in langem und breiten von impfschäden durch thiomersal berichtet. tatsache ist doch, dass thiomersal momentan nur noch in den einzelimpfstoffen gegen tetanus/diphtherie und keuchhusten enthalten ist. genau diese werden dann aber empfohlen - hääääääää!?
traurig, dass sich sowas dr. nennen darf! noch trauriger, dass wohl 90% der zuhörer nicht über dein fachwissen verfügen und den schrott womöglich noch glauben:-(!
liebe grüsse
liv mit thiomersalfreien, frisch geimpften jona;-)

Re: Berichterstattung von der Impfdiskussion (laaang)

Liebe Liv,
eine Mutter hatte nach den Inhaltsstoffen der von ihm verwendeten Impfstoffe gefragt. Als problematisch werden, wenn man nach bestimmten Quellen geht, organische Quecksilberverbindungen (wie Thiomersal), Formaldehyd-, Antibiotika- und Hühnereiweißreste angesehen (obwohl diese Reste nach dem aktuellen Stand der Forschung vermutlich vernachlässigbar sind).
Dr. G. versicherte, die von ihm verwendeten Impfstoffe gegen Tetanus, Diphtherie und Polio seien frei von Quecksilberverbindungen (was mich ein klein wenig verwunderte, da mir keine quecksilberfreien Einzelimpfstoffe einfallen, mit denen man gegen Diphtherie impfen kann und die für die Grundimmunisierung von Säuglingen und Kleinkindern zugelassen sind).
Formaldehyd müsse laut Dr. G. in Tetanus- und Diphtherieimpfstoffen drin sein, da die Impfstoffe sonst nicht wirken. Dies stimmt allerdings nicht. Das Formaldehyd dient der Konservierung und ist in Hexavac und Infanrix Hexa nicht mehr drin (einen guten Überblick gibt die impfkritische Seite impf-info, http://www.impf-info.de/Media/Impfinhalt.pdf). Was hingegen für die Wirksamkeit dieser Aktivimpfstoffe notwendig ist, sind bestimmte Aluminiumverbindungen (z.B. Aluminiumhydroxid). Ohne die Bindung an diese wird der Impfstoff zu schnell vom Körper abgebaut und eine vernünftige Immunantwort kommt nicht zustande. Vielleicht hatte Dr. G. dies verwechselt. Auf die Antibiotikareste ist er gar nicht mehr eingegangen (und diese gibt es vorwiegend in den Polio-Einzelimpfstoffen, in denen sich im übrigen ebenfalls Formaldehyd befindet).
Mit dem Thiomersal im Keuchhustenimpfstoff hat Dr. G. übrigens überhaupt keine Probleme, da die Keuchhustenimpfung "eine der schwachsinnigsten Impfungen überhaupt" sei.
LG, Viola

Re: Berichterstattung von der Impfdiskussion (laaang)

Hallo Viola,
Meine Kinder sind geimpft,wenn auch etwas widerwillig,weil ich Korruptionsversuche seitens der Pharmaindustrie kenne und ihr somit nicht so recht über den Weg traue....
Was,aus deiner Sicht,bewegt einen solchen Herrn derartigen Unsinn zu erzählen,gegen Impfungen zu wettern.Der geringe Unkostenbeitrag kann es ja nicht sein.Ich habe mich das schon häufig gefragt.
LG Steffi

Re: Berichterstattung von der Impfdiskussion (laaang)

Liebe Steffi,
ich habe mich auch schon desöfteren gefragt, was die Beweggründe sein mögen.
Dr. G. wurde ja interessanterweise gefragt, was denn die Beweggründe der Schulmediziner und Wissenschaftler seien. Seine Antwort darauf war, dass diese alle nur auf das "Geschäft mit der Angst" aus seien. Es wäre nun einfach, den Spieß umzudrehen. Natürlich kann man sich überlegen, wer letztlich mehr verdient: der Schulmediziner, der 4 Sechsfachimpfungen durchführt oder der Homöopath, der 10-12 Einzelimpfungen verabreicht, die auftretenden "Kinderkrankheiten" wie Masern 4-6 Wochen therapiert usw. (In der Zeitschrift "Monatsschrift Kinderheilkunde" vom Juli 2004 gibt es einen interessanten Artikel über das Impfverhalten homöopathischer Ärzte. Homöopathen mit Privatpraxen impfen demnach sehr viel seltener als Homöopathen mit Kassenpraxen.). Die von Dr. G. lebhaft geschilderten Impfschäden waren auch durchaus angsteinflößend.
Aber: Diese Erklärung wäre zu einfach (genauso wie die, dass alle Wissenschaftler und Schulmediziner von der Pharmaindustrie gekauft sind). Ich glaube, dass Dr. G. wirklich an das glaubt, was er sagt, und dass er auch sehr von sich und seiner Weltsicht überzeugt ist. Man darf nicht vergessen, dass er mit seiner Einstellung zum Thema Impfen auch ein bestimmtes (anthroposophisches) Menschen- und Weltbild vertritt.
Ich persönlich käme übrigens sehr gut mit einer rein anthroposophisch begründeten Ablehnung von Impfungen in bestimmten Lebensabschnitten (z.B. 1. LJ) klar. Was mich stört ist aber die Vermengung mit naturwissenschaftlichem Halbwissen und das Anführen biologisch/medizinisch falscher Aussagen.
LG, Viola

Re: Berichterstattung von der Impfdiskussion (laaang)

Liebe Viola,
trotz der Widrigkeiten die Du in dieser Diskussion erfahren musstest, finde ich es toll dass Du da hingegangen bist.
Das herablassende Verhalten dieses Menschen zeit doch nur, dass er in seiner Meinung "festgefahren" und kein Stück dazu bereit ist, die andere Seite anzuhören.
Ich denke mal, in Zukunft brauchst Du Dir das nicht mehr anzutun. Du hast Dir Dein Bild gemacht, dass Dir niemand mehr ausreden kann!
LG Natascha, die Deine Ruhe echt bewundert!

Re: Berichterstattung von der Impfdiskussion (laaang)

Liebe Natascha,
eigentlich war es wirklich schade, dass dieser Arzt so festgefahren in seiner Meinung und so sehr von sich überzeugt war. Ich hätte mich viel mehr darüber gefreut, wenn er mir ein paar ernsthafte Gedankenanstöße geliefert hätte.
LG, Viola

Re: Berichterstattung von der Impfdiskussion (laaang)

liebe viola,
uff,was für ein riesentext.ich freu mich,daß du hingegangen bist und der
abend doch richtig gut verlaufen ist.du weißt jetzt genau,was du von dr.g. zu
halten hast,kannst dich auf deine eigenen erfahrungen mit ihm berufen und
somit brauchst du keine angst vor spekulationen oder ungerechtfertigten
vorwürfen deinerseits haben.seeehr froh bin ich,daß du mit deinen fragen ein
paar zweifel bei den eltern gestreut hast,die sich nun hoffentlich weiter
informieren.
außerdem weiß ich nun,warum wir 3 großen geschwister damals alle 3
dreimal hintereinander scharlach hatten (meine arme mutter...;-))
ein dickes ,dickes lob dafür,daß du so ruhig geblieben bist.oder stehen die
die haare noch zu berge?
lg,sylvi

Re: Berichterstattung von der Impfdiskussion (laaang)

Liebe Sylvi,
keine Sorge, meine Haare stehen mir nicht zu Berge. ;-)
Ich habe das auch als positiven Aspekt mit nach Hause genommen, dass die anwesenden Eltern den Eindruck erweckten, sich noch eingehender informieren zu wollen.
Was ich recht unbefriedigend finde ist die Tatsache, dass Eltern sich heutzutage bei einem Arzt wie Dr. G. besser beraten fühlen als bei anderen Ärzten. Irgendetwas läuft doch da falsch, wenn sich die Schulmedizin so wenig Zeit für die Sorgen und Fragen der Eltern nimmt. *grübel*
Mensch, insgesamt 9 mal Scharlach - da habt ihr eurer Mutter ja echt was angetan! Da gehört aber eigentlich schon viel Können dazu, wirklich alle drei toxinbildenden Streptokokkenstämme zu erwischen. ;-)
LG, Viola

Re: Berichterstattung von der Impfdiskussion (laaang)

Hallo Viola, *einschleich*
erstmal beglückwünsche ich dich für deine souveräne Zurückhaltung ;o).
Ich hätte da eine Frage wegen des Scharlachs. Bei meinem Großen war seinerzeit über Wochen im KiGa eine Scharlach"epidemie", es gab Kinder, die kaum waren sie wieder "gesund" (dh. mit dem Antibiotikum fertig) schon das nächste mal krank waren. Mein Sohn hatte eine so leichte Form, dass unser KiA kein Medikament verschrieb, sondern wir halt 3 Wochen Quarantäne hatten (mit regelmäßigen Kontrollen versteht sich), als er wieder in den KiGa ging, gingen die Scharlacherkrankungen noch munter weiter, er bekam nichts mehr. Meinst du denn, dass das dann nur 1 Stamm war, und einfach durch die Antib. keine Immunität aufgebaut wurde? Ich dachte immer, dass die verschiedenen Scharlachstämme quasi "zusammen" auftreten, bis jetzt war das immer so, dass wenn S. mal auftrat, das sich wirklich lang zog und immer wieder die gleichen Kinder fehlten.
Liebe Grüße
Annette *wissensdurstig* oder einfach nur neugierig

Da hast du jetzt aber was gefragt! *g*

Hallo Annette,
mit der Frage hast du genau einen wissenschaftlichen Nerv von mir getroffen. *g* Bevor Henrik geboren wurde, habe ich als Immunologin das Schwerpunktthema Superantigene bearbeitet und die letzte betreute Doktorarbeit (die auch immer noch läuft) beschäftigt sich genau mit dem von dir geschilderten Problem.
Was wir bisher wissen ist folgendes:
Der Erreger von Scharlach ist Streptococcus pyogenes, ein Bakterium, welches eine Vielzahl von Krankheiten verursachen kann. Scharlach wird nicht durch das Bakterium selbst ausgelöst, sondern durch ein Gift (= Toxin, auch Superantigen genannt), welches nur von bestimmten Stämmen produziert wird. Man kennt bisher 3 verschiedene Scharlach-auslösende Toxine: SPE-A, SPE-B, SPE-C. Daneben besitzen einige Stämme weitere Toxine (SPE-D, SPE-F, SPE-G usw.), die aber für andere Erkrankungen verantwortlich sind.
Wenn man an Scharlach erkrankt, bildet der Körper Antikörper gegen das jeweilige Toxin, nicht aber gegen das Bakterium selbst! Hat man also z.B. einen SPE-A-Stamm erwischt, so ist man danach gegen das SPE-A-Toxin geschützt, nicht aber gegen SPE-B, SPE-C und auch nicht gegen den Erreger selbst. Deshalb kann man Scharlach insgesamt 3mal bekommen. Danach hat man SPE-A-, SPE-B- und SPE-C-Antikörper und kann sich auf eine scharlachfreie Zeit freuen. Da man aber weiterhin Überträger des Bakterium sein kann, kann man jemand anderen anstecken, ohne selbst krank zu sein.
Damit ein bestimmter Stamm ein bestimmtes Toxin produzieren kann, benötigt er dafür die genetische Veranlagung. Aus Untersuchungen wissen wir, dass es Stämme gibt, die z.B. nur die Veranlagung für SPE-A, -B oder -C tragen. Daneben gibt es noch Stämme, die die Veranlagung für zwei oder gar alle drei dieser Toxine besitzen. Das ganze ist also ziemlich kompliziert.
Bekannt ist auch, dass etwa 20% der Menschen nie Scharlach bekommen, obwohl sie die toxinproduzierenden Stämme tragen. Andere hingegen erwischt es immer wieder bzw. die geschilderten 3mal. Warum das so ist, wird noch erforscht. Vermutlich liegt dies im Aufbau des Immunsystems begründet, welches bei jedem Menschen individuell ist. Manche haben vermutlich ein besonders gut Streptokokkentoxine-abwehrendes Immunsystem (wie vermutlich auch dein Sohn).
Was wir noch nicht wissen ist z.B. ob die Stämme diese Toxine zeitgleich produzieren.
Für die von dir geschilderte Situation im KiGa sind also verschiedene Möglichkeiten denkbar:
1. Es ist nur ein Stamm, der hartnäckig kursiert und der gemeinerweise verschiedene Toxine produzieren kann. Die Kinder, die an Scharlach erkranken, werden zwar durch die Antibiotikagabe von dem Erreger befreit und bilden auch gegen das von dem Bakterium zu dem Zeitpunkt produzierte Toxin Antikörper (Der Stamm könnte z.B. zu dem Zeitpunkt nur Toxin SPE-A produzieren). Beim Kontakt mit symptomlosen Überträgern (andere Kinder oder KiGa-Mitarbeiter (was wohl recht häufig vorkommt!), die kein Scharlach bekamen, deshalb nicht mit Antibiotika behandelt wurden, trotzdem aber das Bakterium mit sich rumtragen) stecken sich diese Kinder erneut an. Wenn sich nun der Stamm entschlossen hat, auf die SPE-B- oder -C-Produktion umzusteigen, bekommen die gerade genesenen Kinder wieder Scharlach, müssen wieder mit Antibiotika behandelt werden usw. In einem solchen Fall hat man nur zwei Möglichkeiten: entweder man behandelt prophylaktisch den ganzen KiGa und die Kontaktpersonen mit Antibiotika (was in der Realität nicht machbar und auch nicht wünschenswert ist, da man mit der Gabe von Antibiotika zurückhaltend sein sollte) oder die armen Kinder müssen halt da durch und im Prinzip alle drei Scharlachformen "abarbeiten".
2. usw.: Die weiteren Möglichkeiten beziehen sich darauf, dass verschiedene Stämme mit verschiedenen Toxinbildungsmöglichkeiten kursieren. Im Prinzip gilt dann aber das Gleiche wie unter 1. beschrieben.
Die oben von mir angesprochene Doktorarbeit untersucht übrigens, in welchen Kombinationen welche Toxine wie häufig produziert werden und warum der eine Mensch dafür empfänglich ist, der andere nicht. Die Arbeit ist allerdings nicht nur auf Scharlach beschränkt, sondern umfasst auch andere, z.T. tödlich verlaufende Streptokokkenerkrankungen.
So, nun hoffe ich, dass du in all dem, was ich geschrieben habe, auch eine Antwort auf deine Frage findest. *g* Hoffentlich habe ich mich nicht zu kompliziert ausgedrückt. Da du aber dazugeschrieben hast *wissensdurstig* und dann auch noch eines meiner Lieblingsthemen erwischt hast, konnte ich einfach nicht widerstehen, ein bischen ausholender zu antworten. :-)
LG, Viola

Re: Da hast du jetzt aber was gefragt! *g*

wow, vielen Dank Viola für die Auskunft. Ich werde mir das mal in Ruhe zu Gemüte führen.
Liebe Grüße
Annette

Re: Berichterstattung von der Impfdiskussion (laaang)

liebe viola,
ich habe auch das gefühl,daß viele im dschungel der möglichkeiten eine
autorität suchen.weil sie sich selbst nicht entscheiden können,nicht
wissen,wem sie glauben sollen suchen sie jemanden,der sagt,wo es
langgeht.muß eben für dein laien nur überzeugend genug rübergebracht
werden.ich bin sehr traurig darüber,weil meine schwester sich leider auch
davon hat einwickeln lassen.mein neffe ist nicht geimpft und zum
allgemeinmediziner geht sie (selbst und auch mit ihm) fast nie.
was mich stört und ängstigt ist das fanatische daran.und ich warte jeden tag
auf die große katastrophe...
lg,sylvi-die froh ist,dich hier zu lesen.

Re: Berichterstattung von der Impfdiskussion (laaang)

Hallo Viola,
ich muss mich den anderen anschließen und Deine Ruhe bewundern,ich hätte das nicht gekonnt. Zumal letztes Jahr hier in Frankfurt wohl wirklich ein Kind an einer durch Haemophilus influenzae b verursachten Sepsis gestorben ist und in unserem wirklich friedlichen harmlosen Vorort mit sauberen Spielplätzen ohne Spritzen im Sandkasten im letzten Jahr 3(!!!!) Hepatitis B Infektionen bei kleinen Kindern diagnostiziert wurden.
LG, Sofie, der schon beim Lesen der Argumente von Dr.G. der Kamm schwillt

Re: Berichterstattung von der Impfdiskussion (laaang)

Hallo Viola,
Hut ab vor deiner Ruhe und deiner Gelassenheit :-) Ich glaube ich wäre irgendwann doch recht agressiv auf die hochnäsige Art des Herrn Doktor eingegangen und hätte ihm klar gemacht, wen er vor sich hat. Unglaublich, dass solche Menschen Vorträge halten dürfen. Hört sich eigentlich niemand vorher mal seinen Vortrag an und macht sich ein Bild über den Herrn? Anscheinend nicht! Unsere Kinder sind übrigens voll durchgeimpft. Ich stehe auf dem Standpunkt, würde jeder gar nicht impfen gäbe es all die furchtbaren Krankheiten noch in vollem Ausmaß, die durch die Impfungen zumindest eingedämmt werden konnten. Und da muss eben jeder seinen Teil (sprich sich und die Kinder impfen lassen) dazu beitragen. LG Sally, grad selbst frisch geimpft ;-)

Re: Berichterstattung von der Impfdiskussion (laaang)

Hallo Viola, da stehen einem ja wirklich die Haar zu Berge.
Aber gut. Bin ich eigentlich, wenn ich 6mal Scharlach bekommen habe sehr aussergewöhnlich, oder kann man das auch erklären?
Lieben Gruß Mennie

Re: Berichterstattung von der Impfdiskussion (laaang)

Hallo Mennie,
also 6mal Scharlach bekommen ist wirklich außergewöhnlich. Aber Erklärungsmöglichkeiten gibt es da schon. Das fängt an mit der evtl. falschen Diagnose (wurde der Erreger wirklich kulturell bestimmt?) und geht dann weiter mit unzureichender Antikörperbildung etc.. Hat sich dein Arzt nicht über die häufigen Scharlacherkrankungen gewundert?
Ich hoffe jedenfalls, dass du zukünftig von Scharlach verschont bleibst.
LG, Viola
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