Bericht (lang) von der Wochenendreise (kurz)
Vater und Tochter sind wieder zurück vom Wochenend-Trip, und Jonna ist
erholter als ich, aber daran bin ich natürlich selbst schuld. Die Ereignisse der
Reihe nach:
Nachdem Jonna an drei Nächten davor immer nachts aufgewacht war, habe
ich für die Nacht auf Sonnabend nichts anderes erwartet - folglich konnte ich
nicht gut einschlafen und war auch immer wieder wach, um zu horchen...
aber bei Jonna rührte sicht nichts. Gar nichts. Um sieben klingelte mein
Wecker, Jonna schlief immer noch und wurde erst eine Viertelstunde später
wach, als ich meinen Kram zusammenpackte.
Schnell mit Kind geduscht (Jonna munter und fröhlich), gefrühstückt (Jonna
mit gutem Appetit und fröhlich), und dann angezogen und ab zum Bahnhof.
Die Tagestasche über die Brust gehängt, Reisetasche über der Schulter, Jonna
in der kleinen Karre mit Bär, der ihr inzwischen ein wichtiger Begleiter
geworden ist.
Zum Bahnhof geächzt. So weit kann man einen Stein werfen? Ich bin
einigermaßen müde.
Die Fahrt nach Duisburg verläuft sehr angenehm. Jonna schäkert sich durch
das Abteil, sitzt im Gang, findet den dünnen Schnee (Nee) draußen und die
Müllbehälter drinnen unglaublich interessant. Vor dem Umsteigen nimmt sie
noch eine halbe Stunde Schlaf, was ziemlich gut in den Tagesplan passt.
Von Duisburg gehts mit der Regionalbahn zum Ziel. Das ist noch
Eisenbahnfahren, wie ich es von früher kenne: muffig, und drinnen ziemlich
grau. Draußen auch, das Wetter spielt Schwarzweißfilm.
In Krefeld ("Wir haben einen Hauptbahnhof - nicht aus Versehen vorher
aussteigen!"), werden wir abgeholt, und nach einem Gang über den Markt
kommen wir bei meinem Freund an. Die Wohnung ist eine (nette)
Junggesellenwohnung, nichts ist wirklich kindersicher. Jonna schaut sich
vorsichtig um. Erst schaue ich mich auch vorsichtig um, und immer Jonna
hinterher. Aber es stellt sich wieder heraus, dass Jonna wirklich sehr
vorsichtig agiert und sowieso meist in meiner Nähe bleibt. Manchmal bin ich
noch "Mama", und allein aufs Klo darf ich noch nicht.
Aber das entpannt sich im Laufe der zwei Tage sehr. Zum Schluss tappst
Jonna durch die Wohnung, als ob sie da zu Hause wär, sagt "auf" vor der
verschlossenen Küchentür und rennt eigentlich immer hin und her.
Ich greife aber dem Abend vor. Jonna lässt sich nach ihrem Abendessen sehr
leicht in unserem Gästelager zu Bett bringen, dann bereiten wir unsere Essen
zu Ende. Ich scheine mir mit Kind für bestimmte Vorrichtungen ein anderes
Tempo angewöhnt zu haben, denn beim Essenkochen kommen mir alle
Handlungen meines Freundes ewig lang und umständlich vor. Eine neue
Bedeutung von Elternzeit? Jedenfalls gehts hier langsam mit allem voran,
gemach, gemach.
Zum Essen gibt es guten Wein, danach auch, und bei guter Musik noch mehr
guten Wein - es wird halb vier, bis wir ins Bett kommen.
Jonna schläft durch bis kurz nach sieben. Ich kann mich leider nicht
angemessen freuen.
Aber mit Jonna macht auch so ein Aufstehen weniger Last als sonst. Sie ist
wirklich gut drauf, macht Faxen und bringt wirklich Licht in den Morgen.
Der Vormittag vergeht beim Frühstück, um elf wird Jonna müde und macht
einen langen Mittagsschlaf. Fast zweieinhalb Stunden, worüber ich mich dann
wirklich freue, denn ich schlafe mit :-)
Am Nachmittag fahren wir in den Krefelder Zoo - Jonna hat nur noch große
Augen, starrt alle Tiere an, versucht auch eine Zuordnung (Kamel: "Muh" -
"Wauwau" - "Iehihi"), dann staunt sie beim nächsten Tier weiter.
Hier eine Warnung, was zusammengebundene Kinderhandschuhe betrifft: nie
das Bändsel hinter dem Nacken oder hinter dem Rücken lassen! Jonna
stolpert, will sich abfangen, die Bändsel stoppen ihre Hände und sie schlägt
mit dem Gesicht auf dem Weg auf. Gottseidank hat sie nur Dreck im Gesicht
und eine kleine Schramme an der Lippe. Und die Seelöwen heitern sie gleich
wieder auf.
Vom Tropenhaus habe ich nicht viel, weil Jonna wie aufgezogen den Rundweg
entlangbrummt. Es sollen Affen in den Palmen gewesen sein.
Das Gute an Kinderbüchern ist, dass mir zu fast jedem Tier im Zoo ein
Gedicht oder Reim einfällt. Freund Jan amüsiert sich.
Dummerweise schläft Jonna auf dem Rückweg auch wieder ein, weswegen sie
an dem Abend erst um halb elf endgültig im Bett ist. Wir haben dazugelernt
und kommen um eins zur Ruhe. Jonna wacht nach durchschlafener Nacht am
Morgen pünktlich um sieben auf.
Der Vormittag verläuft ruhig beim Gespräch, die Rückfahrt ist wieder
ereignisreich (automatische Türen! in jedem Wagen! und Mülleimer!), und am
Heimbahnhof wartet Susemama, was Jonna dann doch mit Freude, naja, zur
Kenntnis nimmt.
Fazit: so was machen wir mal wieder :-)
LG,
®ainer
Na herzlich Willkommen zurück!
Werde meinem Mann heute Abend gleich mal den Vorschlag machen mit Maurice auch ein Männer-Wochenende zu verbringen ;-)
LG von Natascha, die Ende Dezember mit Mann und Kind das erste Mal mit dem Zug nach Nürnberg fährt.
Danke für die Berichterstattung :-)
von mir aus können Vater und Tochter noch öfters auf Reisen gehen, wenn dann auch zukünftig solch interessante Reiseberichterstattung erfolgt. :-)
LG, Viola
Re: Bericht (lang) von der Wochenendreise (kurz)
das war ja ein sehr süßer und anschaulicher Bericht von Euerm Vater/Kind Wochenende. Ich finde es ganz toll, wenn die Väter es als selbstverständlich ansehen, sich auch mal ganz alleine um ihr Kind zu kümmern.
Bei uns ist das auch so und ich weiß unseren Carl in den besten Händen, wenn er bei seinem Papa ist. Wenn wir dann allerdings erzählen, daß ich z.B geschäftlich auf einer Messe war oder am Wochenende alleine (!) Freunde besucht habe und Carli vielleicht sogar mehrere Nächte "nur" beim Papa war, dann herrscht richtig Unverständnis bei uns im Freundeskreis, denn da gibt es einige Väter, die ihre Kinder nicht einmal alleine ins Bett bringen können (oder wollen?).
Deshalb ein HOCH auf die neuen Väter!!
LG Isa
Re: Bericht (lang) von der Wochenendreise (kurz)
Du hast wirklich einen sehr lebendigen Bericht von eurem "Urlaub" geschrieben, ich hab ihn richtig gerne gelesen, und musste immer wieder schmunzeln über all eure Abenteuer...
Und die Situation, dass es abends etwas später wird, was man dann am nächsten Morgen doch ein wenig bereut... die kommt mir soooo bekannt vor ;-)
LG Doro
deren Rahel die Wohnung des Freundes auf den Kopf gestellt hätte, das kann ich Dir unterschreiben
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