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"Die darf aber auch grad alles"

Ihr Lieben,
ich zweifele gerade mal wieder an mir (und meiner Erziehung).
Hintergrund ist, dass Iara seit ein paar Monaten sehr, sehr anhänglich ist (was mich eigentlich nicht stört), was aber dazu führt, dass sie immer zurückhaltender und inaktiver wird. Und da frage ich mich inzwischen, ob ich zu nachgiebig bin und dieses Verhalten dadurch fördere.
Dazu kommt, dass zwei befreundete Mütter (die beide aktive, selbstständige Kinder haben) mir zureden, ich solle bei Iara darauf bestehen, dass sie sich auch mal von mir löst.
Tatsache ist, dass Iara mich vollständig mit Beschlag belegt, wenn ich mal zu Hause bin (ich arbeite vier Tage pro Woche voll, komme dann erst nach Hause, wenn sie im Bett ist). Wenn ich da bin, spielt sie höchstens zwei Minuten allein, ansonsten muss ich zumindest daneben sitzen. Wenn wir draußen sind, läuft sie nicht, sondern will auf den Arm, selbst auf dem Spielplatz will sie von der Schaukel zur Rutsche getragen werden. Läuft sie doch mal ein paar Meter, dann nur, indem sie mich an der Hand hinter sich herzieht.
Vor anderen Kindern hat sie Angst und flüchtet auf meinen Arm, sobald sich ihr auf der Rutsche oder im Sand jemand nähert.
In der Kita dagegen kommt sie gut zurecht und geht auch gern hin, und auch bei meinem Mann, der an den meisten Nachmittagen bei ihr ist, klammert sie nicht so extrem.
Meine Versuche, sie zum Laufen zu bewegen, sind nicht besonders erfolgreich. Bestehe ich darauf, dass sie z. B. von der Schaukel zur Rutsche läuft, wirft sie sich minutenlang kläglich weinend in den Sand ("Maaamaaaaa, Maaaamaaaaaaa"). Das halte ich dann auch nicht durch *seufz*
Was meint Ihr? Soll ich sie lassen und hoffen, dass es vorbeigeht? Oder sie animieren, auch mal etwas zu machen, ohne dass ich ihr die Hand halte?
Einziger Vorteil: Wenigstens muss ich keine Angst haben, dass sie unvorsichtig auf die Straße läuft ;-)
LG von Ulli, die langsam, aber sicher dicke Armmuskeln bekommt
Bisherige Antworten

Re: "Die darf aber auch grad alles"

Liebe Ulli
Mir geht es sehr ähnlich. Ich arbeite vier Tage in der Woche, sehe meine Kleine allerdings dann am Abend 1-2 Stunden. Sie ist auch sehr anhänglich und spielt nicht ohne mich und möchte immer getragen werden. Ich interpretiere es so, dass sie einfach die volle Aufmerksamkeit von mir möchte. Ich finde, die hat sie auch verdient. Immerhin bin ich ja vier Tage nicht für sie da.
Manchmal mache ich mir Sorgen, dass sie nicht alleine/selbständig spielen kann, aber ab und zu beobachte ich trozdem, wie sie wunderbar alleine spielt.
Ich denke, dass sie einfach meine Nähe und vorallem die Zeit mit mir noch braucht. An Tagen, wo ich lieber mal was für mich machen möchte, sie mich aber nicht lässt, denke ich an zukünftige Zeiten, wo sie vielleicht lieber mit Freundinnen spielen will und micht nicht mehr so braucht und dann geniesse ich die Zeit jetzt mit ihr doppelt.
Ich habe auch schon dicke Arme vom herumschleppen. Wenn ich nicht mehr mag, sage ich ihr, dass ich Rückenschmerzen habe. Das versteht sie sofort, will dann aber meine Hand halten.
Auf keinen Fall würde ich darauf bestehen, dass sie sich "von mir löst". Ich bin überzeugt, dass das von alleine kommen wird. Ich weiss ganz bestimmt, dass meine Kleine mich braucht.
Grüsse,
Fabienne

Re: "Die darf aber auch grad alles"

Liebe Fabienne,
es tut immer gut zu hören, dass es bei anderen auch so ist. Wenn ich manchmal mit den anderen Kita-Kindern (deren Mütter meist auch berufstätig sind) auf den Spielplatz gehe und sehe, wie die einfach losstürmen, befallen mich eben Zweifel. Und zwar meistens dann, wenn ich selbst gerade genervt bin, wie im Moment: Im Büro ist wahnsinnig viel zu tun, Iara schläft schlecht und will am liebsten die ganze Nacht meine Hand halten, und wenn ich mich dann gern mal ruhig in die Sonne setzen und mit einer Freundin reden würde, geht das auch nicht. An solchen Tagen habe ich das Gefühl, dass den ganzen Tag jemand an mir zieht und zerrt, und dann werde ich gereizt und ungeduldig - woraufhin Iara natürlich noch mehr darauf besteht, dass ich ganz für sie da bin.
Da tut es gut, wenn mir jemand bestätigt, dass sie das einfach braucht. Dann kann ich das nächste Mal wieder tief durchatmen und die Ruhe bewahren. Irgendwie bin ich hier hauptsächlich von Draufgänger-Kindern umgeben, deren Müttern jedes Verständnis fehlt.
LG von Ulli, leicht überarbeitet

Re: "Die darf aber auch grad alles"

Hallo Ulli,
Du hast ja schon mal von dem Problem, wenn es denn eins ist, berichtet.
Ich bin dann auch immer ganz hin- und hergerissen.
Ich habe auch ein eher selbständiges Kind und müsste mich ganz schön umstellen, würde sie so an mir klammern.
Zwei Dinge die ich an meiner Tochter beobachtet habe möchte ich Dir berichten: Sie ist wesentlich mutiger, wenn sie mich in der Nähe weiß. Wenn sie alleine bei einer Bekannten zum Spielen ist oder mit dem Papa dort, sit sie wesentlich zurück haltender.
Ich schliesse daraus, dass meine ständige Präsenz, die sie ja seit ihrer Geburt hat, ihr erleichtert sich von mir zu lösen.
Und diese Woche war der Papa sehr viel beruflich unterwegs, sodass sie ihn mehrere Tage nicht gesehen hat.
Er ist eigentlich derjenige, der sie noch viel trägt, ich versuche das aufgrund meiner Schwangerschaft einzuschränken.
Tja und schon heute war sie anhänglicher als sonst und fing ab nachmittags an, darauf zu bestehen getragen zu werden. Was ich dann auch getan habe.
Also könnte das Verhalten von Iara einfach nur Mama tanken bedeuten, wie du auch schon vermutest.
Dann liegt es bei Dir, wieweit Du darauf eingehen möchtest und ob es für Dich okay ist.
Aber lass Dich jetzt nicht von anderen Müttern unter Druck setzen.
Ich würde wahrscheinlich versuchen sie sanft zum Laufen von der Schaukel zur Rutsche zu animieren und zum Beispiel sagen: Komm wir nehmen uns an die Hand und gehen Beide. Oder um die Wette laufen oder "Wer kommt in meine Arme" spielen. Und natürlich sehen dass sie ihre Schmuseeinheiten bekommt.
Aber bitte mach alles nach Deinem Gefühl, alles andere spürt Iara sowieso und dann erreichst du damit auch nichts positives.
Liebe Grüsse, Kirsche

Re: "Die darf aber auch grad alles"

Liebe Kirsche,
das Problem (wenn es denn eins ist *g*) wird für mich zum Problem, wenn im Job viel los ist, wie im Moment gerade, und Iara auch noch schlecht schläft, auch wie im Moment gerade. Dann bin ich genervt und anfällig für schiefe Blicke und blöde Kommentare. Und für einen gewissen Neid auf Mütter, die lässig in der Sonne sitzen und quatschen, während ihre Kids auf dem Spielplatz herumtoben.
Deine Idee, spielerisch zu reagieren, ist gut. Wenn ich darueber nachdenke, bin ich bei dem Thema zu sehr in eingefahrenen (genervten) Verhaltensmustern festgefahren, die aber nur dazu fuehren, dass Iara dann quengelig und unzufrieden wird. Da sollte ich mal wieder die Tugend des Tief-Durchatmens und Ruhig-Bleibens ueben ;-)
Danke fuer Deine Antwort! LG Ulli

Re: "Die darf aber auch grad alles"

Liebe Ulli,
das mit dem eingefahren sein, kenn ich.
Wenn Motti nach dem Mittagschlaf schon quengelig ist und es bis zum Schlafengehen abends bleibt, mit diversen Trotz-und Bockanfälle, fällt es mir schon schwer ruhig und geduldig zu bleiben.
Ich bin dann auch genervt, rede genervt, werd ungeduldig und wir schaukeln uns gegenseitig wunderbar hoch.
Ich muss mir dann auch ein imaginäres Schild hochhalten: RUHIG bleiben, Du musst da jetzt durch, so oder so.
Liebe Grüsse, Kirsche, die Dich gut versteht

Re: "Die darf aber auch grad alles"

Hallo,
ich bin auch Mutter eines sehr sanftmütigen Jungen, der in fremder Umgebung und vor allem in Gegenwart gleichaltriger Kinder sehr "rockzipfelig" ist. Er stürmt nicht umher, ist kein aufmüpfiger Racker und Tober, sitzt lieber in meiner Nähe und schaut oder spielt mit einem Spielzeug in der Hand. Will er auf meinen Arm oder Schoß, gewähre ich ihm das. Ich weiß, dass einige Mütter in meiner Umgebung der Meinung sind, mein Sohn sei nur so anhänglich und unselbständig, weil ich dauernd für ihn da bin und ihm dauernd Schutz gebe. Gesagt hat das noch keiner, weil ich meine Sache sehr überzeugt durchziehe, aber ich kann mir gut vorstellen, dass einige so denken.
Mein Sohn ist in vertrauter Umgebung mit vertrauen Menschen (Nachbarn, Verwandte) anders, mutig, witzig, neugierig, fröhlich, verzichtet hier problemlos auf Mama. Für mich ist klar, dass er eben einen angeborenen zurückhaltenden und scheuen Charakter hat. Und warum sollte ich da gegensteuern? Damit würde ich die Sache doch nur verschlimmern. Er ist gerade mal zwei Jahre alt. In den nächsten Jahren wird er noch mal genügend Selbstsicherheit auftanken und langsam aber sicher eine stabile kleine Persönlichkeit werden. Ich wette, mit 3 oder 4 Jahren geht er schon ganz anders durch die Welt. Die Mütter der selbstbewussten Kinder sind mir egal, die haben oft andere Probleme und staunen meist, wie wenig bockig und aggressiv mein Sohn ist, wie leicht er im Alltag zu händeln ist. Sie erzählen mir von Problemen, die ich nicht haben möchte. Dann doch lieber ein bisschen Anhänglichkeit.
Dass es bei dir noch ein bisschen ausgeprägter ist, ist sicher auch auf deine Berufstätigkeit zurückzuführen. Da würde ich es für noch selbstverständlicher halten, ihr jeden Rückhalt zu geben, den sie braucht. Sie hinkt vielleicht ein bisschen in der Loslösung hinterher, weil sie dich vier Tage entbehren muss. Aber wenn du weiterhin so liebevoll und zugewandt bleibst, wird sie zunehmend selbstsicherer und mutiger. Der Tipp "auf Ablösung bestehen" ist wirklich großer Unfug und würde euer Problem (das ja eigentlich keines ist) nur verschärfen.
Marion (sorry, etwas länger, aber ich habe mich irgendwie in Rage geschrieben...)

Re: "Die darf aber auch grad alles"

Liebe Marion,
ich kann mir richtig vorstellen, wie Du in Rage geraten bist :-)
Ich habe in den Antworten oben schon beschrieben, dass es für mich nur zum Problem wird, wenn ich übermüdet, überarbeitet und entnervt bin. An solchen Tagen brechen dann auch die weniger gelungenen Seiten meiner eigenen Erziehung durch und ich fange an, mich nach anderen Leuten zu richten (Standardspruch meiner Mutter: "Was sollen denn die Leute denken?"). Sonst, wenn ich fit bin, habe ich das ganz gut im Griff.
Danke für Deine Unterstützung, das hilft mir, gelassen zu bleiben, LG Ulli

Re: "Die darf aber auch grad alles"

Ich bin ja vollzeit berufstätig und auch noch schwanger, was das Herumtragen doch deutlich erschwert bzw. unmöglich macht.
Ich sehe meinen Jungen ja jeden Tag mehrere Stunden, da ich sehr früh arbeite bzw. inzwischen wegen Mutterschutz zuhause bin. Ich lasse ihn ganz bewusst "Mama tanken", indem ich viel mit ihm kuschele (auch morgens im Bett, irgendwie kommt er derzeit jede Nacht irgendwann zu uns ins Bett), das geht prima beim Bücherlesen und Singen.
Ansonsten ist er eher der selbständige Typ, also er geht auch einfach mal los und erkundet die Gegend. Irgendwie ist er sich so sicher, das wir auf ihn aufpassen, dass er sich überhaupt nicht dran stört, völlig alleine durch die Welt zu spazieren - das ist also ein ganz anderes, nicht minder schwieriges Problem.
Wenn Iara so stark klammert, würde ich versuchen, ihr die Nähe zu geben, aber nicht unbedingt das dauernde Klammern in allen Situationen zu fördern. Für mich wäre die Grenze erreicht, wenn sie auf meinen Arm flüchten will, weil sich ein anderes Kind nähert, alles andere würde ich schon mitmachen.
Jennifer.

Re: "Die darf aber auch grad alles"

Hallo Jennifer, ich dachte ja, dass es besser wird, wenn ich nur noch vier statt fünf Tage arbeite, aber so einfach ist das Leben offenbar nicht.
Iara kommt auch jede Nacht zu uns in Bett, keine Frage, dass sie das braucht.
Dass sie in letzter Zeit Angst vor unbekannten Kindern hat, liegt daran, dass sie kurz hintereinander zwei Mal gebissen und ein Mal übel gezwickt wurde, seitdem ist sie ausgesprochen vorsichtig. Und in ihrer Kita-Gruppe (altersgemischt 1,5 bis 5 Jahre) sind auch ein paar echte Rowdys.
Ich werde versuchen, kreativer zu sein und das Laufen über kleine Strecken zum Spiel zu machen. Wenn ich entnervt bin, falle ich eher in Machtproben, das bringt natürlich gar nichts. LG Ulli

Re: "Die darf aber auch grad alles"

Liebe Ulli,
meine Kinder (*09/2000 und *09/2003) sind ganz unterschiedliche Tyxpen und haben völlig unterschiedöliche Temperamente. Die Große ist zunächst zurückhaltend bis skeptisch, wollte als Baby und Kleinkind (und auch am liebsten jetzt noch) ständig getragen werden. Ich muss und musste mir nie Sorgen machen, dass sie in unübersichtlichen Situationen von meiner Seite weicht. Die Kleine ist offen bis stürmisch, wollte zwar auch, aber nicht so viel getragen werden und braucht ihre Bewegungsfreiheit. Draußen rennt sie einfach los, verlässt auch das Haus und geht selbstständig in die Nachbarschaft (Sackgasse, Straße von der Küche aus einsehbar).
Beide Temperamente sind liebenswert und auf ihre Art und Weise teils sehr anstrengend. Wo die eine am Rockzipfel hängt, muss man die andere suchen gehen.
Was ich abschließend noch sagen möchte: Den Drang nach Unabhängigkeit von den Eltern entwickeln alle Kinder - früher oder später, schneller oder langsamer. Ich denke, es ist nur dann wichtig, sie nicht zurückzuhalten - aber jetzt wegschubsen ist auch nicht nötig und hilfreich.
LG Katja

Re: "Die darf aber auch grad alles"

Liebe Ulli,
ach, ich denke, sie braucht dich grad besonders doll und das wird sich auch wieder ändern. Zwingen würd ich sie auf keinen Fall, mach ihr einfach das Zusammensein mit den anderen schmackhaft. Irgendwann ist sie aufgetankt und kann sich mit ganz viel Mamasicherheit wieder den anderen zuwenden!
Und gegen zu dicke Armmuskeln hilft vielleicht der EBC?
LG von Suse und KuschelJonna

Re: "Die darf aber auch grad alles"

Liebe Suse,
den EBC habe ich wieder zurückgegeben, weil Iara ihn total und völlig ablehnte, wochenlang und in allen Varianten. Inzwischen fährt sie aber wieder sehr gern Kinderwagen und Fahrrad, daher ist das Problem entschärft. Muskeln bekomme ich jetzt vor allem vom dauernden Rauf und Runter auf dem Spielplatz.
Auf den Punkt, an dem sie genug aufgetankt hat, warte ich ja nun seit Monaten, deshalb befallen mich manchmal Zweifel. Und ich zweifle, weil ich im Moment leicht überarbeitet und daher tendenziell genervt bin, wie oben beschrieben. Leider sind genervte Mütter und willensstarke Kleinkinder ein sicheres Rezept für einen Riesen-Krach.
Aber es tut gut zu hören, dass Ihr meine famosen Mit-Mütter für genauso unqualifiziert haltet, wie ich es tue, wenn ich gerade nicht an mir zweifele. Der beste Ratschlag war übrigens, Iara brauche ein Geschwisterchen, damit sie lernt, dass ich nicht immer nur für sie da sein kann. Super Idee, und ich habe dann *zwei* Kinder, für die ich nicht genug Zeit habe.
Ich werde mich also an meine Atemübungen erinnern, ruhig bleiben und Geduld und Nachsicht üben, vor allem anderen Müttern gegenüber :-)
LG von Ulli, nach einem Mittagsschlaf heute frisch und erholt :-)

Re: "Die darf aber auch grad alles"

Liebe Ulli,
bei solchen Fragen denke ich am liebsten erst einmal über meine eigene Antwort nach, bringe die "zu Papier" und schmökere dann interessiert in denen der anderen - denn so kann ich unbefangener antworten.
Ich glaube, Iara holt sich zur Zeit ganz deutlich, was sie braucht. Dein intensives Arbeiten - vor allem die lange Abwesenheit pro Arbeitstag - ist bestimmt eine Belastung für sie, da muss man sich nichts vormachen, ganz unabhängig davon, dass es Euer Weg ist, der für Euch der richtige ist und der für Euch alle stimmt. Eure Kita ist top und Dein Mann sowieso, aber Du bist die Mama, Du bist einzigartig. Iara muss Wege finden, damit zurecht zu kommen, irgendein Coping.
Auch aus Deinen anderen Postings der letzten Zeit bekomme ich mit, dass Iara sich zudem im Moment ganz alterstypisch verhält, und da sind wir bei der berühmten Phase. Ich finde den Begriff der Trotzphase in diesem Zusammenhang übrigens überheblich und wertend.
Solche und ähnlihce Schilderungen wie Deine lesen wir doch von vielen Müttern zur Zeit ganz häufig: wie die kleinen Persönlichkeiten ihren Willen und ihre Einflussmöglichkeiten entdecken. Die Smart-love-Autoren sprechen von Allmachtsphantasien. Auch wir haben so einen Duver-all-mighty hier, vor allem jetzt, nach der Geburt der Kleinen. Konventionelle Pädagogen werfen hier das Thema Grenzen ziehen auf, und unsere Mütter respektive andere Vertreter jener Denkrichtung sorgen sich darum, ob wir die Kinder verwöhnen oder Dinge "einreißen" lassen, sich die Kinder an Umstände gewöhnen lassen, Marotten entstehen lassen, die wir noch bitter bereuen werden.
Pieper und Pieper raten dazu, diese Allmachtsphantasien (z.B. "Mama trägt mich immer zur Rutsche" - bei uns derzeit ganz krass "Ich werde immer die Treppe raufgetragen, und zwar vom EG bis in den 5."!) so wenig wie möglich zu brechen. Sie fundieren mit das Selbstwertgefühl der Kinder. Ich glaube immer an die Sättigungstheorie. Sie holen sich, was sie brauchen, bis sie satt sind. Dann fragen sie immer weniger danach.
Man kann das auch anders sehen.
In unserem Bild: Wir tragen Duver die Treppe rauf. Bis er sie selber laufen will. Er kann sie natürlich schon laufen. Aber an diesem kritischen Punkt, wenn er unten im EG steht und seinen Wunsch anmeldet und er für keine Verhandlungen offen ist, hören wir das kindliche Bedürfnis und dieses "Seid Ihr auch wirklich für mich da?" und gehen gerne auf genau das ein. Ich kann Iaras Bedürfnis nach der "totalen Mama" nachvollziehen und ich glaube, Du, so wie Du Dich anhörst, auch. Es ist anstrengend. Und es ist eine Phase.
Herzliche, Deine Tini

Re: "Die darf aber auch grad alles"

Liebe Tini,
die neue Familienkonstellation ist für Duver bestimmt eine große Herausforderung - ich finde, es toll, wie Ihr das annehmt.
Ich muss ja gestehen, dass mein prinzipiell vorhandenes Verständnis für mein Kind rasant abnimmt, wenn ich selbst müde und überarbeitet bin. Die Leistung als Mutter liegt in meinen Augen aber gerade darin, sich davon nicht beeinflussen zu lassen, sondern das Kind möglichst immer über die eigenen Wehwehchen (und nur solche sind es bei mir) zu stellen. Die Antworten auf mein Posting haben mir das mal wieder bewusst gemacht, ich sehe jetzt genauer, in welchen Verhaltensmustern ich derzeit festhänge.
Du hast recht, ich kann Iara eigentlich gut verstehen. Nur manchmal bricht meine Erziehung durch, die mich dazu angehalten hat, sehr stark darauf zu achten, was "die anderen Leute" denken. Dann sehe ich mich durch die Brille eben jener Grenzsetzungs-Theoretiker, was kein schönes Bild ergibt.
Aber genau dafür gibt es ja dieses Forum, um die Perspektive wieder zurecht zu rücken :-)
Und so gut ich Smart Love finde, so weltfremd finde ich immer noch ein paar Vorschläge, um dem armen, in Allmachtsphantasien gefangenen Kleinkind seine täglichen Zerreißproben zu ersparen. Etwa: Nicht auf öffentliche Spielplätze gehen, wenn das Kind nicht abgeben will. Das mache ich dann im nächsten Leben, wenn ich ein Schloss mit eigenem Park habe *g*
Danke für Deine ausführliche Antwort und alles Gute für Euch! Liebe Grüße, Ulli

schwierige Themen

Also ich kann alles ziemlich gut nachvollziehen. Jonathan hat auch montags morgens massiv seine Jammerzeit. Wenn es nach ihm ginge, dürfte ich nicht duschen, mich anziehen oder das Frühstück vorbereiten. Obwohl er jeden morgen mindestens 30 min zu uns ins Bett zum kuscheln kommt ist er da mega-anhänglich. Tragen habe ich ihm fast komplett abgewöhnen können, auch wenn es oft Tränen gab, weil er keine Lust zum vor allem Treppe laufen hatte (unsere Nachbarn haben teilweise ein 20min-Konzert ertragen müssen), aber ich bin in der 38 SSW und ich merke es an den Schmerzen, wenn ich nicht konsequent war. Umarmen in der Hocke und ihm sagen, daß ich ihn lieb habe, aber ihn einfach nicht tragen kann, hilft auch nicht immer. Oft funktioniert - auch wenn es gemein klingt - ihn zum ausjammern in sein Zimmer zu schicken oder auf seine Kuscheldecke und er ist nach 'ner knappen min ohne Tränen wieder bei uns oder fängt an zu spielen. Das schlechte Gewissen bezüglich Arbeit mußt Du auch unbedingt ablegen. Man wird dadurch erpressbarer ;-) Wenn sie in der Kita gut zurecht kommt - wie Jonathan auch und dort keine Angst vor anderen Kindern hat ist dies denke ich auch ein Zeichen dafür, daß Iara nur eine Phase durchmacht und dort intensiv mit Ihr spielen und andere Kinder dabei einzubeziehen. LG Nona
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