Liebe Ildiko,
ich hatte auch über 5 Jahre lang keinen Kontakt mehr zu meinen Eltern, weil ich mich mit meiner Mutter und meinem Stiefvater wg. meinem Stiefbruder total verkracht hatte. Ich hatte es mir in meinem Leben ohne Familie total gemütlich gemacht, sie haben mir nicht sonderlich gefehlt, ich hatte kein schlechtes Gewissen, mir ging es sehr gut dabei. Es war für mich die richtige Entscheidung. Obwohl wir alle in derselben Stadt wohnen, ging es doch überraschend gut sich aus dem Weg zu gehen. Traf man sich zufällig doch mal (ist 2-3 mal passiert), dann gabs ein kurzes Hallo wie gehts und fertig. Viele haben zu mir gesagt "Aber es ist doch Deine MUTTER", mich hat das nicht beeindruckt. Ich war sogar eine Weile so gemein zu sagen, ich bekomme ein Kind, nur um es ihr vorzuenthalten (das würde sie sehr verletzen).
War dann natürlich nicht so. Merlin kam, weil es für ihn die richtige Zeit war. Die Geburtsnachricht kam von meinem Mann per Mail auch an meine Eltern und es kam sogleich eine Antwort: wir kommen morgens in Krankenhaus. Puh, da ging mir echt die Muffe. Und tatsächlich morgens um 9 Uhr waren sie schon da. Und ich hab ganz angestrengt in mich hineingehört, fast schon verzweifelt auf der Suche nach Zorn, Ablehnung und Wut und zu meiner Überraschung war nichts davon da.
Meine Mutter blieb 3 Stunden, wir haben über alles mögliche geredet nur nicht über das eigentliche Problem. Und im Laufe der Zeit hat sich wieder eine Annährung ergeben. Merlin liebt seine Oma über alles und verbringt jeden Samstag dort, manchmal auch über Nacht, meine Mutter ist eine tolle Oma und kann auch super mit Kindern, respektiert mich als Mutter und so geht es uns allen gut.
Was ich damit sagen will:
mittlerweile finde ich es wichtig, verzeihen zu können, egal welche Wunden vorhanden sind. Allerdings nur, wenn man das Bedürfnis danach hat. Bei mir hat es 5 Jahre gedauert, dann war die Zeit reif und mit Merlin ging es ein Stück leichter.
Geholfen hat mir dabei, auch wenn es sich merkwürdig anhört, dass meine Eltern älter geworden sind in diesser Zeit. Beide ergraut, mehr Falten, hier und da ein Wehwechen. Das machte es mir echt schwer, weiterhin Groll zu empfinden. Und das machte es mir leicht, an ihre guten Seiten zu denken. Und die hatten sie zweifelsohne.
Wenn Du auch nur einen klitzenkleinen Impuls hast, ihn vielleicht sehen zu wollen, könntest Du diese Chance wahrnehmen. Und sei es nur, um zu überprüfen, ob Du weiterhin Funkstille haben willst oder ob sich was positiv verändert hat.
Auch wenn man mit so einer Situation abgeschlossen hat, öffnen sich doch immer wieder neue Türchen und ich finde es mittlerweile schon wichtig, meinen Frieden mit bestimmten "Problemfeldern" in meinem Leben zu machen. Vor ein paar Jahren wäre das undenkbar gewesen.
Hör einfach in Dich hinein, was Dein Gefühl Dir rät. Einen Versuch wäre es sicher wert.
Ich drück Dich ganz lieb
Alles Liebe
Aline

liebe aline,
danke für deine antwort... :-)
leider ist zuviel zeit vergangen (immerhin 14 lange jahre ohne gespräche) und er erscheint mir mehr als ein fremder als ein verwandter. geschweige denn wie ein vater!
was kommt, weiß ich garnicht und ich mag' mir so attock auch keine gedanken machen, da ich es eigentlich auch garnicht möchte! wir haben bisher viel zeit ohne einander verbracht, auf ein paar weitere tage kommt es wohl nicht mehr an. :-(
danke nochmal und glg von ildiko

Hallo Ildiko,
Ich umarme dich erst mal, wenn du magst und reiche dir ein Taschentuch!
Uff, das ist ja echt ein Ding!
Puhh, da kommt sicher viel wieder hoch, explosives wie sehnsuchtsvolles,... und alles schön konfus :-(
Ich frage mich, was um alles in der Welt er denn gesagt hat?
*Eigentlich* muss man ja ganz schön viel Mut aufbringen, um nach so langer Zeit, den ersten Schritt zu machen. Insofern erst mal ein sachliches "Hut ab".
Vielleicht erfährst du ja etwas von seiner Motivation und der Ernsthaftigkeit seiner Absichten. Unud ich hoffe, dass du schnell in dir drin spürst, ob dir dieser Kontakt gut tut und du ihn möchtest oder lieber nicht.
Liebe Grüße,
Melanie

liebe melanie,
es waren nicht viele worte. es war wohl mit mehr die tatsache, eben dass er ein gespräch mit mir suchte! und das wo er jahrelang nicht ein wort mit mir wechseln wollte. die bitterkeit und die verzweiflung die seine stimme mit sich brachten waren anlass genug lange über die wenigen worte nachzudenken. er ist einsam, sehr einsam und das wird im scheinbar bewußt!
er ist verzweifelt und steht mit dem rücken zur wand und merkt, dass es so nicht weitergeht! doch welche reaktion erwartet er nach so langer zeit? er ist wie ein fremder für mich! zumal er forderungen stellte, dass "ich mich nun in bewegung setzen MUSS!" warum sollte ich? mein leben ist so schön ohne ihn!
danke für dein antwort! :-) ich hoffe auch, dass ich schnell weiß, was das richtige für mich und meine familie ist!
glg von ildiko

Liebe Ildiko,
eines wollte ich dir noch sagen:
Sei dir bewußt bei all dem, dass *DU* Zeit hast!!
Soviel Zeit, wie du möchtest (bzw. der liebe Gott dir gibt, wenn du so willst).
Und Forderungen seinerseits sind völlig fehl am Platze und kein netter Anfang; die könntest höchstens du stellen.
GLG, Melanie

Hallo Ildiko,
hm, schwierig. Ich kann gut verstehen, dass du ganz aufgewühlt bist und nicht weißt, was du tun sollst. Vielleicht unverbindlich einmal treffen und danach entscheiden, ob du weiter Kontakt zu ihm haben willst oder nicht?
Ich war in einer ähnlichen Situation, hatte zu meinem Vater und meiner Stiefmutter auch ca. 10 Jahre lang so gut wie keinen Kontakt (hatte mehrere Gründe, warum der Kontakt abriss, aber das würde hier den Rahmen sprengen). Kurz vor Rebeccas Geburt bekamn ich plötzlich einen Brief von meiner Stiefmutter, in dem sie sinngemäß schrieb, dass sie ihr inneres Gleichgewicht dringend braucht (sie muss nämlich meinen Vater pflegen, der nach einem Schlaganfall körperlich und vor allem geistig nicht mehr ganz auf der Höhe ist) und deshalb mit mir Frieden schließen will. Ich habe damals tagelang überlegt, ob bzw. was ich antworten soll (war damals SS-bedingt auch nicht so gut drauf), habe mir dann aber ein Herz genommen und versucht, möglichst freundlich zu antworten, ist mir nicht leicht gefallen, aber im Nachhinein bin ich froh drüber.
Inzwischen sehen wir uns ab und zu und können auch gut miteinander reden. Die Vergangenheit habe weder ich noch meine Stiefmutter bzw. mein Vater angesprochen, darüber bin ich auch froh, ich muss nicht unbedingt alte Wunden wieder aufreißen, aber ansonsten ist das Verhältnis zwar nicht besonders herzlich, aber für mich ganz okay. Aber als ich sie das erstemal (nach 10 Jahren) wieder besucht habe, hatte ich vorher ganz schön Herzklopfen und hätte das Ganze am liebsten wieder abgesagt...
LG
Sabine

liebe sabine,
ich denke in so einer situation ist es auch das beste nicht über die vergangenheit zu reden, aber gerade das ist das einzige was mein vater noch hat - seine vergangenheit. eine glückliche gegenwart oder eine freudige zukunft gibt es nicht für ihn - daher bewegen sich seine gedanken immer nur in der vergangenheit ---- mit der ICH bereits abgeschlossen habe und dies auch gebraucht habe!
selbst das herzklopfen gab' es nicht als ich seine stimme hörte! aber wahrscheinlich eher aus eigenschutz! ich brauche keine aufregung - ich bin schwanger, habe zwei kleine kinder und eine intakte familie die mich gern hat! meinen vater brauche ich nicht - nie mehr! oder braucht er mich?
ich weiß es nicht... :-(
glg und nochmals danke von ildiko