7. November 2004 (10M20T)
Heute möchte ich euch etwas über mein Kunstverständnis erzählen. Ich hatte gerade Mittag gegessen, als meine Mama beschloss, mir eine neue Windel zu machen. Beim Windeln stellte sie fest, dass ich einen klitzekleinen wunden Fleck am Po habe und sagte: ?Komm Leon, wir gehen jetzt ins Bad und solange bleibt der Po mal nackig!? Nackig find ich gut, da fühl ich mich immer so frei. Der Papa saß derzeit im Wohnzimmer und schliff unsere Messer so scharf, dass die Schnitzel schon vor Angst zu Geschnetzeltem werden, wenn sie das Messer bloß sehen. Na jedenfalls sagte die Mama dann zum Papa: ?Ich geh nur schnell die Wäsche aus dem Trockner holen!? und ließ mich im Bad spielen. Nur eine Minute später kam die Mama wieder und ließ vor Schreck fast die Wäschekiste fallen, als sie in den Flur kam.
Es gibt ja so komische Kunst, wo einer einen Schuh in ne Badewanne stellt. Ich dachte mir, sowas kann ich auch. Mein Material hatte ich dabei. Also setzte ich mich auf die Fliesen an der Klotür und hab da ein bisschen hingehäufelt. Dann bin ich vor die Klotür gekrabbelt und hab noch ein bissel weitergehäufelt. Im Gegensatz zu früher mache ich ja keine Ringelnattern mehr, sondern große Haufen, obwohl ich ja jeden Tag ne Banane esse, ich krieg das nicht mehr hin. Mein ?Happening?, wie man sowas in der Kunstszene nennt, habe ich dann auf einem Quadratmeter Badezimmerfliesen und einem weiteren halben Quadratmeter Flurfliesen verteilt, auf das Verteilen auf der Schwelle und den hellen Fugen habe ich besonders großen Wert gelegt. Damit man sehen kann, wer der Künstler ist, habe ich auch meinen Body, mein Bein, meine Hände und Arme gekennzeichnet. Ein richtiges ?Happening? eben. Mama pfiff dann schnell den Papa heran, der eigentlich bei dem Happening mitmachen wollte, in dem er sein Frühstück zu meinem Kunstwerk gibt. Fand Mama nicht so gut, sie hat mich dann da entfernt und mir alle Sachen schnell ausgezogen und mich in die Dusche gesetzt. Der einzige Kunstexperte außer mir scheint der Ritchie zu sein, der kam ganz schnell um mein Werk zu begucken. Mama hat ihn aber verscheucht und Papa hat mich dann angezogen. Diese beiden Kunstbanausen! Mama hat dann das Werk mit einer ganzen Küchenrolle entfernt und hat dabei die ganze Zeit an einen Urlaub auf einer Insel mit weißem Sand und blauem Meer nachgedacht. Mit so einem orangenen Desinfektitionszeug oder so hat sie den ganzen Boden abgeschrubbelt und die Mülltonne und die Fugen sauber gemacht.
Da bin ich mal kreativ und dann unterdrücken die das wieder. Ist doch nicht fair. *schmoll*
Naja, jetzt liege ich im Bett und mache Mittagsschlaf. Wenn ich wach werde, denke ich mir noch ein paar Sachen aus, mit denen ich meine Eltern beschäftige. Vielleicht werde ich eine Demo organisieren: ?Freiheit für den Windelpo!? oder ?Kunst kommt von können und ich kann das prima!? Jawohl!
Wohlduftende Grüße von der Lausebacke (noch 41 Tage bis zum Burzeltag)