Hallo Laiki,
tja, auf solche Meinungen trifft man bei älteren Leuten leider öfter. Ich glaube, da hat (speziell bei den Männern) auch der Krieg einiges dazu beigetragen. Mein Vater (war als Soldat im 2.Weltkrieg) hat mich ständig mit dem Spruch genervt, dass im Krieg die Soldaten neben ihm wie die Fliegen gestorben sind und dass ihm deshalb ein Menschenleben nicht mehr viel bedeutet, schon gar nicht ein krankes, schwaches...
Meiner schon recht gebrechlichen Oma (seiner Schwiegermutter) hat er immer wieder gesagt, dass sie zu Hitlers Zeiten schon lange nicht mehr leben würde. Sie hat sich schrecklich darüber gekränkt, aber er hat das gar nicht mitbekommen. Außerdem hat er immer gemeint, falls er jemals gebrechlich oder behindert wäre und jemandem zur Last fallen würde, würde er sich umbringen - eben damit er niemandem zur Last fällt.
Und heute? Er hatte einen Schlaganfall, ist seither sowohl körperlich als auch geistig so stark eingeschränkt, dass er meiner Stiefmutter sehr stark zur Last fällt, aber jetzt ist keine Rede mehr davon.
Natürlich war früher vieles anders und natürlich ist die ältere Generation von den früheren Zeiten stark geprägt und wahrscheinlich so stark geprägt, dass man mit vielen von ihnen gar nicht vernünftig reden kann. Ich versuche mich bei so etwas eher herauszuhalten.
Meistens ist es aber wohl so, dass sie nur über Fremde so reden. Wenn es um sein eigenes Enkelkind ginge, wäre dieser alte Mann wohl auch kaum dagegen gewesen, dass es

am Leben erhalten bzw. medizinisch versorgt wird. Und bei sich selbst sowieso: Wieso würde er denn sonst beim Arzt sitzen?
Ohne die Errungenschaften der modernen Medizin wären wohl die wenigsten von uns noch am Leben oder doch zumindest stark eingeschränkt oder behindert. Aber das halten sich scheinbar die Wenigsten vor Augen.
LG
Sabine

Ich kenne aber auch alte Leute, die ganz anders mit ihren schlimmen Kriegserfahrungen umgegangen sind. Meinen Opa haben die Erlebnisse so erschüttert, dass er ohne seine liebe Ehefrau nie wieder ins Leben zurückgefunden hätte. Als sie dann an Krebs starb, hat er sich schließlich auch das Leben genommen (wahrscheinlich ein "Schwächling"). Ich denke, diese Leute überspielen das Trauma, das sie aus dem Krieg davon getragen haben mit diesen provokanten Aussagen, damit ja keiner an ihre Gefühlswelt herankommt!
LG,
Clara

Hm, also ehrlich gesagt habe ich das noch nie so gesehen mit dem Trauma und den provokanten Aussagen. Aber du hast sicher Recht, bei meinem Vater stimmt das sicher. Für ihn war es z. B. immer total wichtig, dass man seine Gefühle (egal ob Zorn, Trauer, Freude... was auch imemr) beherrscht und nur ja nicht zeigt. Ich wurde auch so erzogen und es fällt mir jetzt noch oft schwer, Gefühle zu zeigen, weil ich ja jahrelang gelernt habe, dass man das nicht tun darf.
Ich dachte eigentlich immer, dass er selbst schon so erzogen wurde (habe seine Eltern aber nie gekannt), aber vielleicht stimmt das gar nicht und es hat wirklich etwas mit dem Krieg zu tun. Kommt mir jedenfalls plausibel vor.
LG
Sabine
PS: Aber natürlich kann man nicht verallgemeinern. Die Kriegserfahrungen hat sicher jeder für sich - ob bewusst oder unbewusst - anders verarbeitet.

Hab ja auch ein Frühchen... (29+4 SSW)
LG Katrin