Heute war ein seltsamer Tag. Es begann schon ganz früh damit, dass
plötzlich die halbe Familie um mein Bett stand und sang, Mueti mit einer
Kerze in der Hand. Dann haben mich alle so fest gedrückt und liebe Sachen
gesagt und ich habe so ein Stoffkleid angezogen bekommen, wo gar keine
Beine dran sind. Alle fanden das so süss! Nun setzten sie mir auch noch ein
Kränzchen auf den Kopf. Schon da begann die Fotografiererei, welche bis am
Abend nicht aufhören sollte. Auf dem Tisch stand ein Kuchen mit einer Kerze,
ich wurde an Vatis Platz gesetzt und dann sangen sie schon wieder. Ständig
sangen heute alle, und dabei schauten sie mich an und lachten und freuten
sich. Jonathan sang den halben Morgen: ?Tantiauguri aniwersäre, tantiauguri
ate?.
Nach meinem Morgenschlaf standen sie dann schon wieder um mein Bett,
diesmal war auch Grossmueti dabei. Ich merkte immer mehr, dass heute
etwas anders ist als sonst. Mueti nahm mich so oft in den Arm, drückte mich
ganz fest und weinte dabei. Aber ich glaube, es war ein glückliches Weinen.
Oma und Opa waren nun auch da, alle zusammen assen wir zu Mittag. Und
wisst ihr was? Ich durfte auch Pizza essen! Was die Geschwister wohl daran
immer so fein finden?
Am Nachmittag wurde ich dann wieder an den Tisch gesetzt. Alle waren ganz
erwartungsvoll und haben wieder gesungen. Mueti brachte eine Lokomotive
zum Essen. Sie erzählte, sie hätte die im Internet gesehen. Ich weiss nicht,
was das ist, jetzt war sie jedenfalls hier und ich sah sie auch. Oben drauf
brannte eine Kerze. Alle wollten dann irgend etwas von mir, ich wurde von
allen Seiten angeblasen. Das fand ich nicht so toll. Schliesslich wurde auch
die Kerze angeblasen und dann war die aus. Schade.
Mueti machte dann die Lokomotive mit dem Messer kaputt und ich sollte
davon essen, doch das war nun wirklich nicht möglich, lieber trank ich da
meine Milch bei Mueti.
Nun brachten sie mir so farbige Schachteln. Debora und Jonathan wollten
unbedingt, dass ich das Papier aussenrum wegmache. Mueti sagte, sie sollen
es nicht machen, aber dann wollte sie doch auch, dass es weg kommt.
Komisch! Innen drin war wieder eine Schachtel, und die wollte ich dann doch
aufmachen. Und wisst ihr, was da drin war? Ein echtes Telefon! Ich habe
sofort Vati angerufen und ihm das erzählt. Es gab dann noch mehr bunte
Papiere mit einem Hasen und einem Hahn drin, und Debora hat mir ein
eigenes Bilderbuch gemalt.
So langsam fand ich das anstrengend und ich wurde müde, Oma und Opa
fuhren nach Hause und Salome und Debora spielten mir noch ein
Puppentheater, extra für mich.
Beim Abendessen fuhr noch ein Auto vor und ein Mann brachte einen
wunderschönen Blumenstrauss. Da hat Mueti noch mal so fest geweint, dass
wir Kinder nicht wussten, was los ist. Daniel hat dann aber gesagt, wir
müssten ja nicht alles wissen, und Daniel hat glaube ich immer Recht!
Ich war froh, als ich dann endlich gewaschen wurde und ich das Pyjama
anziehen durfte. Mueti hat mich gaaanz lange gestillt und mich fast nicht ins
Bett legen wollen.
Dieser Tag muss etwas mit mir und mit Mueti zu tun gehabt haben. Eigentlich
haben das ja alle Tage, aber heute war es anders.
Es ist so gut, dass alle mich so lieb haben.
Anthea Lucia