Vor etwa zwei Wochen muss ein Wunder geschehen sein: Ich hatte immer größte Probleme, Geige zu üben, denn Clemens fing schon beim Einstimmmen an zu weinen. Nur in anderen Zimmern hinter verschlossenen Türen ging es, und dazu musste immer jemand für ihn da sein. Ziemlich anstrengend, da ich meine Konzertexamensprüfungen direkt vor mir habe, und das ist ein großes Programm, was ich üben muss. Mir halfen die 2 Wochen Urlaub meines Mannes, während derer wir alle Großeltern besucht hatten, und ich dort ungehemmt im Keller in Quarantäne gehen konnte. Wahrscheinlich hat C. mich gar nicht mehr hören müssen und seine Abscheu üüberwunden. Denn seitdem ist er wie ausgewechselt: Sitzt in der Babyschale und juchzt auf, wenn ich die Geige raushole. Je nachdem, was ich spiele, guckt er groß, lacht oder rudert wild mit den Armen. Er betrachtet erfurchtsvoll die Bogenspitze und folgt ihr mit dem Kopf auf und ab. Dann habe ich ihm die Geige und den Bogen gezeigt und mit seiner Hand ein paar Saiten gezupft. Da ist er ausgerastet vor Glück. Irgendwann packte er dann fest zu und riss mir die eine Saite fast ab - da stand mir dann schon der Schweiß auf der Stirn, bis ich die Umklammerung lösen konnte. Jedenfalls kann ich so etwa eine Stunde am Stück üben, während der er aufmerksam zuhört. Es ist gut, ihm eine Rassel zu geben, damit er auch mal mitmachen kann, dann rasselt er damit mit dem rechten Arm so stark, dass sein ganzer Körper mitgeht. Das macht mich so glücklich!