@zauseline
ich lese aus Zeitgründen nur sehr sporadisch im Forum. Ziehe aber immer wieder wertvolle Beiträge für mich raus. Ich habe eben Dein Posting und die vielen Antworten zu den Problemen mit Jolina gelesen.
Seit die Kinder nun auf der Welt sind verfolge ich Deine Postings und finde mich immer fast zu 100% wieder. Meine Tochter ist fast genauso wie Jolina. Das war schon im Babyalter so, als das grosse Thema "Schlafen" ganz akut war. Die Krankenschwestern und Ärzte im KKH sagten uns in der ersten Woche nach der Entbindung bereits mehrfach Dinge wie: "mit Lilly werden sie noch ihre helle Freude haben" und "die hat ein Temperament...". Damals dachte ich die spinnen, das Kind ist doch erst wenige Tage alt. Aber wir denken immer wieder an diese Sätze. Die Fussnägel von Lilly splittern und rollen sich auch schon so, dass Socken und Schlafanzüge kaputt gehen. Zu meiner Mutter möchte sie oft auch nicht gehen (ich arbeite 2 x die Woche), durchschlafen ist auch noch nicht drin etc.. Sie ist ein extrem ängstliches Kind vor allem nach aussen. Uns gegenüber kann sie sich dafür mehr als gut behaupten und dominiert das Geschehen. Sie reagiert in allem auch übertrieben heftig, was mich manchmal echt fertig macht, bzw. es ist mir oft sehr peinlich (z.b. wenn andere Kinder irgendetwas von ihr auch nur berühren, dann geht sie ab wie eine Sirene). Manchmal finde ich sie geradezu hysterisch. Sie ist wirklich kein gewöhnliches Kind.
Ich kann mal mehr, mal weniger gut damit umgehen. Je nach eigener Tagesform. Für ein zweites Kind hätte ich im moment nicht die Kraft, hoffe aber, dass die noch kommt. Lilly ist eben etwas ganz Besonderes. Sie ist sehr sensibel und das macht sie aber auch so liebenswert. Ausserdem bin ich davon überzeugt, dass das irgendwann wirklich besser wird und wir es eben mit ganz besonderen Menschen zu tun haben. Trotzdem sind das keine Einzelfälle, wie ich glaube. Klar, es ist natürlich viel anstrengender, aber ich glaube die Liebe, die Gelassenheit und das Eingehen auf diese Besonderen Kinder lohnt sich. Ich versuche so oft wie möglich Ihre guten Seiten zu betonen. Man kann z.B. toll essen gehen mit Ihr, da benimmt sie sich tiptop, oder sie läuft in der Stadt nicht einfach weg oder auf die Strasse (weil sie ja so ängstlich ist) usw..
Ich möchte meine Tochter als ganz normales Kleinkind betrachten. Das ist sie ja auch. Es ist doch wirlich so, wie schon eine Mutter geschrieben hat: das ist normal, die Bandbreite ist eben gross. Man hat mir auch schon gesagt, dass Kinder, die als Babys/Kleinkinder so sind, später (Pubertät) viel einfacher sind...
In diesem Sinne...
Ich wollte Dir das mal schreiben, dass Du weisst, dass es da draussen noch mehr Jolinas gibt und allein schon das zu wissen, macht die Situation doch schon wieder "normaler", oder?
Liebe Grüsse und viel Gelassenheit wünscht Dir Susanne70
Re: @zauseline
dein Posting tut mir unglaublich gut! Und ich kann mich oder Jolina darin auch zu 100% wieder finden. Auf mich wirkt Jolina auch manchmal regelrecht hysterisch und so zickig, wie sie bei uns manchmal ist, so brav ist sie bei anderen. Meine SchwieMu hat z.B. selten mal Probleme mit ihr.
Witzig finde ich, dass du das Gleiche im Bezug auf die positiven Eigenschaften schreibst. Jolina hört sehr gut, sie läuft nie weg, mit ihr Essen zu gehen, wäre überhaupt kein Problem. Auch Einkaufen klappt super! Sie nimmt meine Hand, wenn Autos kommen können und geht sofort auf die Seite, wenn ihr ein Fahrrad auf dem Feldweg entgegen kommt. Sie lässt sich ohne Theater den Kinderriegel aufteilen und sagt dabei schon von selbst "nur ein stück, das andere später essen!" Beim Kinderturnen weiss sie ganz genau, dass man sich an der Schaukel anstellen muss und dass man nicht zu lange schaukeln kann, weil die anderen Kinder auch noch schaukeln möchten.
Gestern hatten wir einen sehr schönen und angenehmen Tag mit ihr. Kein Vergleich zu dem Samstag. Und ich habe mir nochmal alle Antworten durch den Kopf gehen lassen, wobei mir sofort klar wurde, Jolina ist kein Fall für den Kinderpsychologen, sie ist einfach nur ein bisschen extremer in manchen Dingen. Und bin ich einfach nicht immer so gelassen, wie ich es sein müsste. Trotzallem haben wir ein sehr gutes und sehr inniges Verhältnis zueinander.
Danke nochmal für deine Worte! Und ich wünsche dir auch weiterhin viel Kraft für dein besonderes Kind! Ganz liebe Grüße Zauseline
Kann euch nur unterstützen
Auch ich habe eine "Jolina" zuhause, bei mir heißt sie Larissa. Das liebste Kind der Welt, höflich, geduldig, freundlich, bei anderen oder an guten Tagen auch zuhause. Allerdings kann ich mir bei ihr nie sicher sein, wann ein "Ausbruch" oder Ausraster kommt. Eben noch strahlend blauer Himmel, plötzlich ein Gewitter :-(( Kind schreit, zickt, oder ist extrem weinerlich. "Es war mein Bauch..." sagt dann ein total verzweifeltes Kind wenn es sich wieder beruhigt hat.
Gelassenheit ist es auch was mir da in der Regel oft fehlt - leider.
Wichtig bei uns ist ein geregelter Tagesablauf mit vielen gleichen Ritualen. Auch viel Körperkontakt, wobei das Larissa früher gar nicht wollte, sie kam über eine Massage zum Kuscheln.
Da Larissa schon 5 Jahre alt ist, haben wir das Programm mit Erziehungsberatung, Psychologin für mich und Intelligenztests bei einer Förderstelle hinter uns. Morgen gibt es ein Elterngespräch beim KIA und am Freitag die U9 um auch mal medizinische Ursachen abzuklären.
Ich habe für mich gelernt dass es mir nichts bringt anderen Müttern zu erklären WIE mein Kind tickt, das kann keiner wissen wenn er es nicht selber so hat. Das ist nicht böse gemeint, woher sollen sie es denn wissen?
Ich habe zum Glück im Kindergarten eine Mutter gefunden die hat die gleichen Probleme mit ihrem Sohn. Soviele Gemeinsamkeiten sind da vorhanden, das glaubt man kaum. Auch bei den Stärken.
Was ein "normaler" Trotzanfall ist bemerke ich nun bei meinem Sohn, geb. 03/04. Kein Vergleich zu Larissa und so wie ich es von anderen Eltern immer erzählt bekommen habe wie ein Kind trotzt.
Ich habe das 2. Kind gewagt und bekomme nun die Sicherheit das ich eben Larissa nicht "falsch" erziehe oder unfähig als Mutter bin. Wenn ich zu Lukas sage, "komm, hole deine Jacke wir gehen raus", dann funktioniert das bei Lukas zu 99% der Fälle sofort, bei Larissa eben nur zu einem Prozent...... ;-)
Larissa hat immer selbstverständlich ihre Hand an der Straße gegeben, Lukas sieht das nicht ganz ein. Lukas hat eine Münze verschluckt, hätte Larissa niemals gemacht so einen Blödsinn. Hat also alles seine Vor und Nachteile.
Sie ist schwierig und in vielen Dingen sehr extrem, doch ich lerne damit umzugehen und habe gelernt, nicht nur die negativen Dingen aufzuzählen sondern in erster Linie ihre Stärken - und die jetzt aufzuschreiben würde das Posting sprengen ;-)
Ich wünsche Euch alles Liebe für Eure Kinder und vor allem viel viel Geduld
Ganz liebe Grüße
Anja
Re: Kann euch nur unterstützen
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