Plötzlich Probleme mit Fremdbetreuung? (lang)
mein Sohn (2,5 Jahre) geht seit ca. 16 Monaten zu einer Tagesmutter, wenn ich arbeiten muss. Es werden dort insgesamt 10 Kinder im Alter von z. Zt. 6 Monaten bis 4 Jahren betreut. Wir hatten anfangs eine super Eingewöhnungszeit, danach ist er auch immer gerne gegangen (bis auf einzelne Tage, was aber wohl normal ist), manchmal war er sogar enttäuscht, wenn er zuhause bleiben "musste".
Seit ca. 3-4 Wochen allerdings möchte er morgens unbedingt zuhause bleiben und wird schon ganz still, wenn Schuhe und Jacke angezogen werden. Spätestens bei der Übergabe fängt er an zu weinen - er hat dann keine Wutanfälle und trotzt auch nicht, sondern er fängt wirklich ganz schrecklich an zu schluchzen und zu weinen. Die Tagesmutter berichtet, dass er dort seit dieser Zeit auch nicht mehr mit den anderen Kindern spielt, sondern nur noch auf einem Stuhl sitzt und zuguckt und durch nichts aus der Reserve zu locken ist, bei Ansprache fängt er dann wieder an zu weinen.
Nun ist es so, dass ich seit vorletzter Woche im Mutterschutz, also wieder zuhause bin, und gerade eine Diskussion hinter mir habe, ob das Kind zuhause bleibt, wenn ich auch zuhause bin. (Ich bin dafür, dass mein Sohn seinen gewohnten Rhythmus beibehält, da ich spätestens im Herbst auch wieder arbeiten gehen werde, der Papa ist der Meinung, dass ich ihn "abschiebe".) Eigentlich bilde ich mir ein, dass mein Sohn von diesem Thema nur wenig mitbekommen hat, aber könnte es eventuell sein, dass er versucht, unsere Uneinigkeiten zu seinen Gunsten auszunutzen? Seine Tagesmutter meint, dass er nur "schauspielert", ich bin allerdings etwas unsicher, weil er wirklich UNGÜCKLICH wirkt. Oder spürt er, dass eine Veränderung naht (das zweite Kind), und kommt sich in dieser Situation vielleicht wirklich abgeschoben vor? Was könnte noch hinter so einem Verhalten stecken?
Ratlose Grüße,
Eva
Re: Plötzlich Probleme mit Fremdbetreuung? (lang)
Bei Simon gab es eine ausgeprägte "Baby"- und Verunsicherungsphase eine ganze Weile, bevor das Baby da war. In den Wochen vor der Geburt war er angespannt und als das Baby endlich angekommen war, war er ganz euphorisch - man merkte richtig, was für ein Stein ihm vom Herzen gefallen war. Dann war er eine Woche heftig krank und danach war er plötzlich wesentlich selbständiger als vorher - also ein echter Entwicklungsschub. Er geht auch weiterhin zur Tagesmutter (ich arbeite ab Juni wieder), wenn er sich aber so verhalten hätte, wie Dein Sohn (insbesondere das Verhalten während der Betreuungszeit - Weinen beim Abgeben gibt es ja immer wieder, aber er fühlt sich ja offensichtlich dort nicht wohl), und dann noch ein so uneinfühlsamer Kommentar der Tagesmutter kommt (sorry, aber ein Kind, das jeden Tag beim Abgeben weint UND dann unglücklich rumsitzt, schauspielert doch nicht! Schon gar nicht in dem Alter! Und wenn es "schauspielern" würde, dann wäre der Anlass zu Sorge eben, warum ein so kleines Kind ein solches "Schauspiel" notwendig zu haben scheint - bin echt entsetzt, wie man so etwas behaupten kann) - dann würde ich zumindest die Betreuungszeit für einige Zeit verkürzen, besser noch ihn morgens entscheiden lassen, ob er hingehen möchte oder nicht (nicht so einfach in der Endphase der Schwangerschaft, wenn man kaum noch watscheln kann ;-). Und mit der Tagesmutter besprechen, ob sich dort vielleicht irgendetwas verändert hat. Und die Situation um die Geburt herum ganz, ganz ausführlich mit ihm durchsprechen, damit er weiß, was da auf ihn zukommt. Das hat bei uns super geklappt, obwohl Simon noch sehr wenig spricht - wir haben das Thema per Bilderbuch, aber auch durch seine eigenen Babyfotos, die er in der Phase häufig ansehen wollte, fast täglich besprochen (also das, was für ihn wichtig war - dass das Baby dann aus Mamas Bauch rauskommt, dass Mama dann vielleicht im Krankenhaus schlafen muss, der Papa aber gleich, wenn das Baby da ist, wiederkommt, wo das Baby dann schläft, wenn es zu Hause ist, dass das Baby erst einmal viel schläft und weint und Milch trinkt, dass man erstmal nur "ei" und "guten Tag" mit ihm machen, aber mit ihm spielen kann, wenn es größer ist; dass es dann "unser" Baby ist (guck, der xy hat auch ein Baby, und dann haben wir auch ein eigenes Baby), dass wir es behalten - etcetc). Ich hatte mir schon Sorgen gemacht, wie es erst wird, wenn der Kleine da ist - wo der Große ja schon vorher so verunsichert war; aber seit der Kleine da ist, ist alles ganz unproblematisch - die schwierige Phase war wirklich die davor.
LG Iris
Re: Plötzlich Probleme mit Fremdbetreuung? (lang)
danke für Deine Antwort!
Das mit der "Schauspielerei" hab ich gar nicht sooo eng gesehen. Üblicherweise macht sich die TaMu schon Gedanken, ob und was mit dem betreffenden Kind nicht stimmt, daher bin ich davon ausgegangen, dass sie ihn beobachtet und eventuell Anhaltspunkte dafür hat, dass er "nur" eine Show abzieht. Aber Du hast recht, was mich auch stutzig macht, ist, dass er seit Wochen anscheinend nur noch herumsitzt und nicht mehr mitspielen möchte. ALLERDINGS: Ich kann die Betreuungszeiten nicht weiter verkürzen, weil er momentan eh nur an 3 Tagen/Woche vormittags geht. Jetzt haben wir es mal so versucht, dass ich ihn einfach später bringe und dafür später abhole - und eigenartigerweise macht er nachmittags wieder mit und verhält sich ganz normal (-->???), was aber nichts daran ändert, dass er morgens nach wie vor bittere Tränen vergießt.
Ich denke auch fast, dass ihn die bevorstehende Ankunft des Geschwisterchens aus dem Tritt bringt (und hoffe, dass es dann nach der Geburt so ähnlich läuft wie bei Euch, das wäre schön!). Ich hab natürlich auch schon viel mit ihm besprochen, ihm viel zum Thema Baby erklärt und Bücher mit ihm angeschaut. Nun ist es ja so, dass seine TaMu auch ein Baby betreut (das ist zwar inzwischen schon 6 Monate alt, war aber vorher auch schon da). Und Constantin erzählt mir oft, dass das Baby weint und dann von seiner TaMu getröstet wird oder dass das Baby nur rumliegt und noch nicht mitspielen kann. In letzter Zeit kam es dann zuhause häufiger vor, dass er sich auf meine Arme gelegt hat (so, wie man halt einen Säugling trägt) und gemeint hat: "Ich bin auch ein Baby!" Hältst Du es für möglich, dass er weint, weil er gesehen hat, dass ein Baby damit alles erreichen kann? Ist natürlich dann ein Fehlschluss seinerseits, schließlich kann er ja viel mehr erreichen, aber vielleicht meint er ja irgendwie, so ein Verhalten sei jetzt notwendig, damit man sich um ihn kümmert? Aber wir befinden uns ja noch in der Phase vor der Geburt des Geschwisterchens - denken Kinder in dem Alter wirklich schon SO?
Och, ich werd noch ganz verrückt über diesem Problem...
GLG Eva
Re: Plötzlich Probleme mit Fremdbetreuung? (lang)
Was das Babyspielen angeht (hatten wir vor der Geburt sehr viel, dauernd habe ich mit einem in eine Decke gewickelten Riesenbaby im Arm irgendwo rumgesessen) - das würde ich einfach mitmachen. Bei uns hat es sich stark reduziert, dafür will er jetzt immer häufiger den Kleinen in den Arm nehmen (sehr ärgerlich, wenn der gerade Hunger hat ;-). Ich glaube immer nicht so recht an die "das Kind will nur manipulieren"-Theorien. Was ich mir vorstellen kann, ist, dass ein Zweijähriger sich manchmal auch ganz klein und babylich fühlt und wenn er dann ein Baby vor Augen hat, übernimmt er dessen Verhaltensweisen - und möchte dann auch wie ein Baby getröstet werden. Finde ich auch legitim; es ist anstrengend, der Große zu sein, da braucht man mal Pausen.
Bei mir waren übrigens alle oh-je-wenn-das-jetzt-schon-so-ist-wie-wird-das-wenn-das-Baby-da-ist-Gedanken für die Katz. Was habe ich überlegt, wie ich unser treppensteigverweigerndes Kind samt Baby, Puppenbuggy und Einkauf in den dritten Stock bekomme... tja, wir kamen samt Baby aus dem Krankenhaus und Simon lief die Treppen rauf. Mit mir läuft er anstandslos, Papa muss weiter tragen ;-) Da würde ich einfach abwarten, wie es läuft, wenn das Baby da ist (und dann halt betonen, was er alles schon kann und darf und ihn so weit wie möglich einbeziehen. Bei uns wird mit dem Baby manchmal ordentlich Quatsch gemacht, damit er auch was davon hat (siehe Motorradfoto im Profil) - Probleme gibt es bei uns höchstens zwischen den Kindern und der übermüdeten und deswegen ungewöhnlich ungeduldigen Mama ;-)
LG Iris
Re: Plötzlich Probleme mit Fremdbetreuung? (lang)
GRuß
Dr. Elfrath
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