aufhören zu arbeiten?
ich habe bisher noch nie hier geschrieben, bräuchte nun aber mal Eure Meinungen und Erfahrungen. Ich habe zwei Kinder (fast 4 und 2 Jahre alt). Bisher habe ich immer direkt nach dem Mutterschutz 18 Stunden in der Woche gearbeitet (Softwareentwicklung). Im Februar bekommen wir das dritte Kind und nun bin ich am Überlegen, ob ich danach nicht 2 oder sogar 3 jahre Elternzeit nehme, ohne zu arbeiten. Der Grund dafür ist, dass ich im Beruf inzwischen sehr frustriert bin. Ich kann aufgrund meiner Arbeitszeit an fast keiner Besprechung teilnehmen, bekomme nur uninteressante Arbeit, bekomme keine informationen mit und fühle mich völlig abgehängt was das Wissen angeht. und gerade in meinem Beruf ist es wichtig "am ball zu bleiben". Ich finde, ca. 3 Jahre lang ging das gut, aber seit ca. 1 Jahr ist das so frustrierend und ich kann mir nicht vorstellen, das noch 3 Jahre so zu machen. Nun denke ich aber auch, ob ich mich nicht abhängig fühlen werde, wenn ich nicht mehr arbeite? Und ich habe ein schlechtes Gewissen, wenn ich nicht arbeite, obwohl ich mir mit 3 Kleinkindern doch mal eine Pause gönnen kann, oder? Was denkt Ihr? Gibt es hier welche, die schonmal eine Auszeit hatten und war das schlimm oder habt Ihr das eher genosssen?
Vielen Dank schonmal für Eure Hilfe und Meinungen!
Viele Grüße,
Christina
Re: aufhören zu arbeiten?
Re: aufhören zu arbeiten?
ich habe ein bißchen den Eindruck, Du weißt selbst nicht so genau, was Du willst. Einerseits willst Du im Job auf dem aktuellen Stand bleiben. In Deinem jetzigen Job geht das nur bedingt, aber: in Elternzeit geht das gar nicht, da bist Du völlig draußen. Umgekehrt willst Du Zeit für Deine Kinder haben: das geht mit Job halt nur bedingt. Bei keinem Deiner Wünsche solltest Du ein schlechtes Gewissen haben, beides ist völlig in Ordnung und es steht auch niemandem zu, eine Bewertung zu treffen. Aber: beides gleichzeitig geht nicht und die Verwirklichung eines Wunsches bringt Konsequenzen für den anderen Wunsch mit sich.
Soll heißen: wenn Du beruflich mehr auf dem laufenden bleiben willst, solltest Du im Job bleiben, entweder in der jetzigen Firma versuchen, darauf zu bestehen, dass Du Informationen und Fortbildungsmöglichkeiten bekommst oder versuchen, Dich woanders zu bewerben. Mehr Fortbildung bzw. ein beruflicher Wechsel erfordern aber wahrscheinlich eher ein höheres zeitliches Budget für den Job als Du jetzt aktuell investierst.
Wenn Du mehr Zeit mit den Kindern verbringen willst, solltest Du Elternzeit nehmen. Das heißt dann aber auch, dass Du beruflich völlig raus bist, in 3 Jahren unter noch schlechteren Bedingungen wieder einsteigst als jetzt, weil Du in der Zwischenzeit gar nicht mehr - noch nicht mal uninteressante - Arbeit geleistet hast und dass Deine Chancen auf Jobwechsel, anspruchsvollere Tätigkeiten etc. vermutlich gegen Null tendieren. Könntest Du damit leben?
Ich bin nach dem - durch Frühgeburt allerdings 18 Wochen langen - Mutterschutz direkt wieder mit 30 Wochenstunden eingestiegen und für mich war allein schon diese Mutterschutzzeit die schlimmste Zeit meines Lebens. Es hat mich total angekotzt, nur Hausfrau zu sein und den Tag mit Putzen, Kochen und Baby versorgen zu verbringen. Es gibt aber auch Frauen, die total in der Versorgung ihrer Kinder aufgehen und für die die Elternzeit die glücklichste Zeit ihres Lebens war. Horch einfach mal in Dich hinein, was Dir wichtiger ist.
Gruß
Stefanie
Re: aufhören zu arbeiten?
So eine Auszeit kann gut sein, aber du musst dir schon überlegen, was du wirklich willst. Softwareentwicklung ist ein guter Beruf, der sich eigentlich auch gut mit Kindern vereinbaren lässt, weil er in der Regel auch zumindestens gelegentliche Heimarbeit erlaubt. Die Probleme, die du beschreibst, kann man sicher lösen, wenn man entsprechend erengisch an sie herangeht - aber das ist auf jeden Fall einfacher, wenn sich der Alltag mit dem dritten Kind eingependelt hat.
Ich persönlich hätte ein massives Problem damit, vom Gehalt meines Mannes abhängig zu sein. Ich empfinde auch die Arbeit als wichtigen Bestandteil meines Lebens und sie ist mir einfach lieber als Hausarbeit. Ich versuche, Managerin und Mutter, aber nicht Hausfrau zu sein, und damit komme ich gut klar - aber da ist eben jeder verschieden.
Jennifer.
Re: aufhören zu arbeiten?
kurz zu mir: bin auch Programmiererin, habe drei Jahre Elternzeit genommen und arbeite jetzt 20 Stunden die Woche. Ich fand es auf jeden Fall wichtig und gut, die ersten ein bis zwei Jahre bei meiner Tochter zu bleiben. Danach ist mir dann doch die Decke auf den Kopf gefallen. Vorzeitigen Widereinstieg hat meine Firma aber nicht zugelassen, da sie eh nicht soo viel Arbeit haben. An deiner Stelle wuerde ich wenn, dann erstmal zwei Jahre EZ beantragen. Dann kannst du immer noch entscheiden, ob du das dritte Jahr beantragst oder nicht. Es ist schon eine lange Zeit und du hast ja keine Erfahrung, wie dir das ganze zu Hause gefaellt. Das Problem mit deinem Job wird natuerlich durch die Auszeit nicht besser, eher im Gegenteil. Ich denke, es liegt an dir, dafuer zu kaempfen, dass du als Teilzeitkraft ernstgenommen und in den Informationsfluss einbezogen wirst und Meetings moeglichst oft vormittags passieren. Ich merke das selbst auch, dass ich vieles nicht mitbekomme, ist allerdings keine schlechte Absicht, sondern die Kollegen denken oft schlicht nicht dran. Immer nachhaken, hoeflich aber verbindlich. Sprich auch mit deiner Fuehrungskraft, welche neuen Aufgaben in Frage kaemen, Fortbildungen etc. Die Entscheidung, ob Pause oder nicht, wuerde ich moeglichst nicht von diesen Problemen abhaengig machen, irgendwann musst du sie loesen, ob jetzt oder spaeter.
LG
Berit
Re: aufhören zu arbeiten?
vielen Dank für die hilfreichen Antworten. Ich habe nun vor, meinem Chef ein anderes Aufgabengebiet für mich vorzuschlagen, bei dem ich nicht so auf die neuesten Informationen und Teilnahme an Besprechungen angewiesen bin, das aber für mich trotzdem interessant ist (ich weiß da auch schon eins und denke, er wird sogar dankbar dafür sein, wenn ich das übernehmen möchte!). Wenn er einverstanden ist, werden wir das eine Zeit lang testen, ob es praktikabel ist und wenn ja, mache ich das weiter, falls nein, entscheide ich mich doch für Elternzeit. Das ist mal der jetzige Stand.
Bis dann,
Christina
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