Es war schwer, es ist schwer
Die ganze Zeit hatte ich GEdanken, wie: was hat er bloss beim Runterfahren gedacht: Kind hinten, Pistole bei sich, hat er geschwiegen, hat er mit K. geredet? Und dann wieder die Gedanken, was hat C. gedacht, als sie das letzte Mal bei der Dorfkirche vorbei fuhr? Hier werden wir in zwei Monaten eine Hochzeit feiern?....es war schrecklich. Als ich dann dort war, meinte ich sogar, die ganze Fahrt sei vergebens gewesen.
Mir wurde mitgeteilt, dass die Kirche nun geschlossen sei bis zum Trauergottesdienst. Einer der Herren erbarmte sich dann meiner und liess mich rein, mais seulement pour trois Minutes, madame....Ich versuchte in diesen drei Minuten alles in mich aufzusaugen. Der Anblick des Blumenmeers, die Särge, mich zu konzentrieren, die Fragen nach dem Warum zu verdrängen, ins Kondolenzbuch einen Eintrag zu machen, der nicht gleich fliessen wollte und sicher völlig doof nun da steht und trotz allem immer zu denken, NEIN, es kann nicht sein, es muss ein böser Traum sein.
Ich wurde dann nach einigen Minuten vom netten Herrn wieder geholt. Es war eigentlich wunderschön, dass ich die wenigen Minuten ganz alleine da drinnen nutzen durfte. Ich schätze, dass dies vorher sicher nicht möglich gewesen war. Trotzdem war es sehr kurz.
Ich fuhr dann noch hoch zum Elternhaus, um einfach auch hier, aufzusaugen, die Natur wahrzunehmen, den Vögel zu zuschauen, zwei Schlittler zu beobachten und schmerzhaft festzustellen, wie es einfach weitergeht, wie wenn nichts passiert wäre.
Ich brauchte danach auf der Heimfahrt einige Kilometer bis sich langsam ein beruhigendes GEfühl einstellte. Es klappte erst dann als ich Tal unten nochmals zu den Bergspitzen hochguckte und einen stillen Gruss hinaufschickte.
Die Heimfahrt war dann infolge Regen und Hagel so, dass ich mich auf den Verkehr konzentrieren musste und nicht grübeln konnte.
Nun sitze ich hier und mache ein bisschen Schreibtherapie, darum müsst ihr nun halt herhalten für meinen riesigen Text.
Ich denke, ich werde nun in den nächsten Tagen noch einen Brief an die Eltern verfassen und hoffe, so wieder einen Schritt mehr Richtung Normalzustand machen zu können. Ich bin sehr betroffen, wie stark mich das ganze hernimmt. Es war ja nicht so, dass ich C. jede Woche gesehen hätte.
So fertig nun muss ich ins Bett. Habe in den letzten Tagen sehr schlecht geschlafen, lag lange wach und war gestern beispielsweise erst um 2 Uhr im Bett.
Danke fürs zuhören. Danke an Katia für deine Abklärungen und dein Kaffeeangebot, welches ich einfach ausgeschlagen hatte und danke an Karin für die super Betreuung. Levin schlief auf den letzten Kilometer ein und war nachher sehr mufflig. Nun schläft er aber seit 22 Uhr.
Danke an alle, welche mich in GEdanken unterstützt haben.
Und @alle: sind wir uns bewusst, wie schnell das Leben eine Wende nehmen kann. Verschieben wir also unsere Freundschaftspflege nicht auf morgen, sondern zögern nicht, Menschen zu kontaktieren und nachzufragen, wer weiss, wann es zu spät ist.
lg susanne
Re: Es war schwer, es ist schwer
ich war in gedanken bei dir. mich beschäftigt diese grausame sache sehr, ich bin traurig als wäre sie meine schwester gewesen. ich wohne ganz in der nähe von abtwil, fahre jedentag da durch. es schmerzt zu wissen das kevin nun kein mami und papi mehr hat. der gedanke was nun mit ihm passieren wird lässt mich nicht mehr los.
ich drücke dich ganz fest....
lg
stephanie
Re: Es war schwer, es ist schwer
...ich bewundere Dich wirklich! Ich finde Dich sehr sehr "mutig" und mit einem imensen Willen, Du bist bestimmt eine ganz ganz tolle Freundin... Irgendwie kommt wieder alles hoch wenn ich Dir jetzt da schreibe und vorallem wenn ich Deinen Text lese. Ich bin froh konntest Du trotzdem rein, ich glaube genau beim Handeln dieses netten Mannes merkt man wie sehr alles betroffen sind und wie man niemanden abschlagen kann einen letzten Gruss an diese Menschen zu geben. Ich finds sehr schön wie Du das alles gemacht hast, mit dem nochmals das Dorf anschauen der Wohnort, den Ort wo Kevin wohl skifahren lernen wird, den Ort der diese Familie so verbindet... Ich hoffe wirklich ganz ganz fest dass Du nun abschliessen kannst, in eine andere Phase kommst und irgendwann die Kraft hast den Brief zu verfassen und vielleicht wiedermal hin zu fahren und auchn Kevin kennenlernen...Ich drücke Dich ganz fest und Du weisst ich / wir sind doch immer füreinander da! Liebe Grüsse Katia
@susanneundlevin
ich kann mir vorstellen wie schwer es war - es ist so schrecklich das ganze, ich kann es immer noch nicht fassen. ich muss die ganze zeit an den kleinen jungen denken - was nun mit ihm geschieht?
schön dass du noch persönlich abschied nehmen konntest von C. - wenn es auch nur sehr kurz war. das mit dem brief finde ich eine sehr schöne idee - ich denke die eltern können jeden lieben gedanken brauchen im moment.
weisst du wie es der mutter geht?
ich wünsche dir nun viel kraft dass du das ganze verarbeiten kannst.
glg angie
Re: Es war schwer, es ist schwer
Re: Es war schwer, es ist schwer
ich denke, solche ereignisse öffnen unsere augen und wir nehmen wieder viel mehr wahr, dinge, die für uns selbstverständlich sind, sind es auf einmal nicht mehr... :-(
ich wünsche dir weiterhin viel kraft und hoffe, dass du dieses ereignis bald verarbeiten kannst!!!
glg franziska
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