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So bleiben Sie ein Liebespaar

Beziehungsprobleme: Wie Eltern eine glückliche Partnerschaft führen

Baby und Beziehungsprobleme? Keine Sorge: Wer seine Liebe zum Partner jetzt hegt und pflegt, verhindert, dass ständiger Streit zur Trennung führt. Mit den Expertentipps der Paartherapeutin meistern frisch gebackene Eltern die Herausforderungen im ersten Babyjahr.

Junge Eltern mit Baby im Bett
© iStock.com/vlada_maestro

Nach neun Monaten ist es endlich so weit: Sie sind zu dritt! Doch statt Ihr Babyglück gemeinsam zu genießen, schweben Sie in Ihrer Beziehung nicht auf Wolke sieben? Nichts Ungewöhnliches: "Dass sich eine Partnerschaft nach der Geburt verändert, ist ganz normal", weiß Diplompädagogin Rose Griffel, Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Systemische Familientherapie und Paar- und Familientherapeutin mit eigener Praxis für Beratung und Coaching in Stuttgart. Sie empfiehlt, miteinander das Gespräch zu pflegen und bei Bedarf frühzeitig Hilfe von außen zu suchen.

Artikelinhalte auf einen Blick:

Partnerschaft mit Baby – plötzlich ist alles anders

Ein Neugeborenes bringt Glück und Freude in den Haushalt frisch gebackener Eltern, doch für Paare ist das Leben mit Baby auch eine echte Herausforderung. So sehr Sie sich auf Ihren Nachwuchs gefreut haben, kaum ist er da, macht Ihr Leben eine 180-Grad-Wendung. Alles dreht sich nur noch um das neue Familienmitglied. Jetzt bestimmt Ihr Baby, wo es langgeht, wann geschlafen und gegessen wird. Statt Ausgehen am Samstag und Ausschlafen am Sonntag stehen Windelnwechseln, Wäschewaschen, Stillen und Trösten auf dem Programm. "Plötzlich gibt es eine gemeinsame Aufgabe, die von beiden Partnern vollen Einsatz erfordert. Für die eigenen Bedürfnisse bleibt erst einmal weder Zeit noch Energie", so Griffel.

Dass es in dieser neuen Situation untereinander zu gereizter Stimmung kommt, verwundert nicht. Doch wie sehr sich eine Partnerschaft mit Baby verändert, können sich Neueltern vor der Geburt kaum vorstellen. Paarpflege und Liebesleben kommen nun eine Zeit lang zu kurz – diese Erkenntnis trifft Frauen und Männer oft ziemlich unvorbereitet. "Die meisten Paare malen sich nur die schönen und nicht die schwierigen Szenarien aus", erklärt die systemische Therapeutin. Doch die Realität ist: Das Leben mit Kind verläuft nicht ausschließlich harmonisch.

Beziehungsstress: Wie es zu Eheproblemen nach Baby kommt

Wer zu hohe Erwartungen an sein Eltern-Dasein hat, wird schnell enttäuscht. "Paare haben dann das Gefühl, etwas falsch zu machen. Es entstehen Unsicherheiten und die führen untereinander zu Beziehungsstress", erklärt die Paartherapeutin. Außerdem ergibt sich durch das Baby eine ganz neue Rollenverteilung – schlagartig ändert sich die Identität der Personen. Aus Frauen werden Mütter, aus Männern werden Väter. "Mit seiner neuen Rolle muss man sich selbst erst einmal anfreunden und natürlich müssen sich auch die Partner an ihr verändertes Gegenüber gewöhnen", sagt Griffel.

Darüber hinaus gibt es eine Reihe von typischen Gefühlen, die aufgrund der neuen Situation mit Baby plötzlich entstehen und Beziehungsprobleme auslösen können:

  • Unzufriedenheit durch Vernachlässigung der eigenen Bedürfnisse: Zeit alleine, mit seinen Hobbys oder Freunden zu verbringen – das dient normalerweise als Ventil, damit Beziehungsstress nicht überschäumt und man selbst zufrieden und ausgeglichen ist. Doch im hektischen Alltag mit Neugeborenem bleibt dafür keine Zeit. Die Folge: Eltern sind gestresst, genervt und fühlen sich ausgelaugt.
  • Gefühl der Ungerechtigkeit: Wer erledigt welche Aufgaben? Wer verdient wie viel Geld? Und wer kümmert sich wann um das Baby? Leicht kommt es in diesen Punkten zu Streit. Immer wieder hat einer das Gefühl, mehr zu machen als der andere.
  • Emotionale Empfindlichkeit: "Gerade Mütter sind in der Zeit nach der Geburt sehr dünnhäutig", sagt Griffel. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Die Hormone spielen verrückt, in ihrer neuen Rolle fühlen sie sich oft unsicher und dazu kommt noch der erhebliche Schlafmangel.
  • Konkurrenzdenken: Kann der Partner etwas besser als ich? Diese Frage stellen sich viele Mütter oder Väter und werden dadurch in ihrer eigenen Rolle noch unsicherer. Meist vergessen Paare, dass sie beide sowohl Schwächen als auch Stärken haben. Und, dass etwas nicht schlechter oder besser ist, nur weil der Partner es anders macht.
  • Eifersucht: "Durch die natürliche Symbiose zwischen Mutter und Kind im ersten Jahr fühlt sich die Frau oft überbeansprucht und der Mann leicht ausgeschlossen. Es ist wichtig, sich als Elternteam zu verstehen, das sich ergänzt, bei Bedarf Arbeitsteilung macht, aber auch die Rollen wechselt", sagt die Expertin.

Unglücklich in der Beziehung: Durchbrechen Sie den Teufelskreis!

All diese neuen Gefühle, mit denen das Paar nun zu kämpfen hat, können zu unterschiedlichen Reaktionen führen: Es kommt vermehrt zu Streit, es werden Vorwürfe geäußert oder dem Partner wird durch Rückzug die kalte Schulter gezeigt. Für besonders schwierig hält Griffel ein ganz typisches Szenario: Mütter neigen dazu, alles selbst machen zu wollen – im Glauben daran, es sei so einfacher für sie. Das führt jedoch zu einem Teufelskreis: Der Vater fühlt sich überflüssig, wird eifersüchtig und zieht sich zurück. Dies wiederum löst bei der Mutter Enttäuschung aus. Besser: "Lernen Sie von Anfang an, mit Unterschiedlichkeiten umzugehen und verteilen Sie die Aufgaben gerecht. Und bringen Sie sich gegenseitigen Respekt entgegen", sagt Griffel. "Vor allem Mütter müssen lernen, loszulassen."

Baby-Erstausstattung: Diese Dinge brauchen Sie wirklich

Beziehung mit Kind retten: So lösen Sie Beziehungsprobleme mit Baby

Beziehungsprobleme lassen sich meist nicht von heute auf morgen beheben. "Vielmehr ist es ein Prozess, der es erfordert, sich miteinander über die eigenen Bedürfnisse und Ängste auszutauschen", bestätigt die Paartherapeutin. Schließlich ist eine Beziehung wie ein Garten: Sie muss gehegt und gepflegt werden, damit sie blüht. Doch was bedeutet das ganz konkret für den Alltag?

Experten-Tipps bei Beziehungsproblemen mit Baby:

  • Zeit für sich alleine nutzen: Wenn das Baby schläft, sollten Sie selbst Energie tanken. Verschwenden Sie diese Momente daher nicht für Haushalt oder Job. Einige Stunden pro Woche sollten sogar ganz Ihnen gehören. Spannen Sie Familie und Freunde als Babysitter ein.
  • Perfektionismus ablegen: Verabschieden Sie sich von dem unrealistischen Gedanken, perfekt sein zu müssen. Seien Sie verständnisvoll mit sich selbst.
  • Kleine Inseln für gemeinsame Momente gestalten: Steigen Sie bei Kinobesuchen, Abendessen oder Wellnesstagen regelmäßig aus dem chaotischen Kinderalltag aus. Auch kleine Pausen sind sinnvoll, um mehr als nur die elterlichen Pflichten zusammen zu erleben. Ob ein kleiner Spaziergang oder eine Tasse Tee auf dem Balkon – Hauptsache, Sie sprechen in dieser Zeit nicht ausschließlich über Kinderkram und Erziehungsfragen, sondern über sich selbst.
  • Einander täglich würdigen, auch wenn nicht immer Gleichstand herrscht, was beide Partner in die Beziehung einbringen: Erkennen Sie das beiderseitige Bemühen für die Familie an. Unterstellen Sie dem Partner immer eine gute Absicht und sehen Sie Unterschiedlichkeiten als Bereicherung.
  • Miteinander sprechen: Kommunikation ist das A und O und der Schlüssel zum Beziehungserfolg: Hören Sie Ihrem Partner zu und vermeiden Sie Vorwürfe. Formulieren Sie stattdessen Ihre Wünsche.
  • Nach außen offen und ehrlich mit Schwierigkeiten umgehen: Sie müssen für andere nicht die Fassade einer perfekten Familie aufrechterhalten. Tauschen Sie sich mit Eltern – zum Beispiel in Elternkursen – über Ihre Erfahrungen aus.
  • Sich Zeit für Intimität nehmen: Zärtlichkeit ist wichtig für die Beziehungspflege, auch wenn Sex einige Wochen nach der Geburt noch heikel ist. Die Expertin rät, körperliche Nähe und Intimität nicht lange zu vernachlässigen, bis Sie wieder zu mehr bereit sind – sonst wird die Hemmschwelle immer größer.
  • Das Sexualleben wiederbeleben: Bei Frauen dauert es nach der Geburt oft länger, bis sie wieder Lust auf Sex verspüren. Schuld sind neben dem Stress der ersten Wochen auch die Hormone: Prolaktin hemmt während der Stillzeit nicht nur den Eisprung, sondern auch die Libido. Männer sollten nach einiger Zeit ihre Frauen sanft umwerben – ohne Druck und Vorwürfe. Frauen empfiehlt Griffel, ihre Männer nicht zu oft abblitzen zu lassen, sondern sich  der Erotik wieder zu öffnen, nach dem Motto: "Der Appetit kommt mit dem Essen." Die Paartherapeutin erklärt: "Das Liebesleben als Eltern sieht oft anders aus. Vielleicht weniger aufregend und spontan, vielleicht auch mal einseitiger, aber deshalb noch lange nicht schlechter, sondern liebevoll, innig und wohltuend." Hilfreich können zum Beispiel regelmäßige Dates im Hotel oder anderen, kinderfreien Räumen sein.

Trennung im ersten Babyjahr – mehr als nur Streit in der Partnerschaft

Doch was ist, wenn die Beziehung trotz allem nicht standhält? Gerade von Trennungen im ersten Babyjahr hört und liest man immer wieder. Laut Statistischem Bundesamt hatten im Jahr 2017 die Hälfte der geschiedenen Ehepaare minderjährige Kinder – insgesamt waren 124.000 Minderjährige von Trennungen der Eltern betroffen. 52,5 Prozent der Eltern hatten ein Kind, 37,5 Prozent zwei und 9,9 Prozent drei oder mehr Kinder.

Griffel erlebt in ihrer Praxis öfter, dass sich Eltern erst dann tatsächlich trennen, wenn die Kinder bereits drei oder vier Jahre alt sind. "Häufig stimmte in der Beziehung aber schon vorher etwas nicht und die Paare haben nur noch so lange durchgehalten", sagt sie. Das erste Babyjahr scheint für Beziehungsprobleme trotzdem eine ausgesprochen sensible Phase zu sein: "In dieser Zeit, sind Frauen emotional viel empfindlicher. Seelische Verletzungen, wie zum Beispiel durch einen Seitensprung des Partners oder das Gefühl, allein gelassen zu sein, gehen besonders tief und heilen kaum", warnt die Therapeutin.

Beziehungscoach: Professionelle Hilfe für Paare mit Beziehungsproblemen

Bevor es zu einer Trennung oder einer Scheidung kommt, sollten Paare frühzeitig nach Unterstützung suchen. Helfen diese Tipps und Tricks nicht weiter, droht die Liebe ganz zu zerbrechen oder bestehen folgende Probleme, ist es ratsam, die professionelle Hilfe einer Paartherapie in Anspruch zu nehmen:

  • Das Kind bereitet große Sorgen.
  • Die Positionen der Partner sind so verhärtet, dass ein Machtkampf entsteht.
  • Gespräche enden stets im Streit.
  • Es ist zu schweren emotionalen Verletzungen wie Seitensprüngen gekommen.
  • Das Paar hatte zwei Jahre lang keinen Sex mehr, dies ist für sie ein belastendes Streitthema und sie selbst finden hier keine Annäherung mehr.

"In der Beratung reichen oft schon wenige Termine, um als Eltern und Paar wieder zueinander zu finden", beruhigt die Expertin. Wer sich nach der Geburt um seine Beziehung sorgt, sollte außerdem nicht vergessen, dass dieses besonders harte erste Jahr auch vorbei geht: So schwierig die Anfangszeit sein mag, schon bald wird Ihr Baby durchschlafen oder in die Krippe gehen und Sie bekommen ein Stück Ihrer Unabhängigkeit zurück. Spätestens dann existieren Sie wieder nicht mehr nur als Mutter und Vater, sondern trotz Baby immer noch als Paar. Auch Griffel kann das bestätigen: "Kinder sind zwar eine Herausforderung – aber eine, bei der man selbst Jahre lang Zeit hat, mitzuwachsen und sich weiterzuentwickeln."

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