Baby Blues: Hilfe gegen das Stimmungstief
Endlich ist das Baby da und eigentlich sollte jetzt alles perfekt sein. Doch statt Freudensprüngen gibt es Heulattacken. Das ist typisch für den Baby Blues. Was jetzt hilft!
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Dass nach der Geburt depressive Verstimmungen statt Mutterglück auf der Tagesordnung stehen, ist ganz normal. Frauen mit Baby Blues sind keine Rabenmütter und müssen kein schlechtes Gewissen haben. Für das kurzzeitige Stimmungstief können verschiedene Faktoren verantwortlich sein.
Artikelinhalte auf einen Blick:
- Was ist der Baby Blues?
- Symptome
- Ursachen
- Wie lange dauert der Baby Blues?
- Was hilft gegen Baby Blues?
Was ist der Baby Blues?
Fast jede zweite Frau leidet kurz nach der Geburt unter den Symptomen des Baby Blues. Die Anzeichen treten meist zwischen dem dritten und fünften Tag nach der Entbindung auf. Die Zeit wird auch "Heultage" genannt. Der Baby Blues unterscheidet sich von einer Wochenbettdepression: Es handelt sich um ein vorübergehendes Stimmungstief, das nach kurzer Zeit wieder von selbst verschwindet. Wie lange der Baby Blues andauert, ist unterschiedlich – von wenigen Stunden bis einige Tage oder selten ein bis zwei Wochen.
Symptome für Baby Blues: Was sind die Anzeichen?
Sie weinen ständig und haben Angst etwas falsch zu machen? Das klingt ganz nach Baby Blues. Typische Symptome sind außerdem:
- Stimmungsschwankungen
- Erschöpfung
- Energielosigkeit
- Konzentrationsschwäche
- Reizbarkeit
- Aggressivität
- Traurigkeit
- Ängstlichkeit
Ursachen für Baby Blues: Warum leiden Mütter nach der Geburt?
Für das Stimmungstief im Wochenbett kommen mehrere Faktoren als Ursachen infrage:
Hormonhaushalt: Nach der Geburt fallen der Östrogen- und Progesteronspiegel ab, während die Prolaktin-Produktion steigt. Mit den Baby Blues-Symptomen reagiert der Körper auf diese enorme Hormonumstellung.
Neue Lebensumstände: Untersuchungen zufolge spielen aber nicht nur Hormone eine Rolle. Auch der Schlafmangel, das überwältigende Erlebnis der gerade erfolgten Geburt, das Gefühl der neuen Verantwortung und die radikale Umstellung der Lebenssituation können für das Wechselbad der Gefühle mitverantwortlich sein.
Enzymanstieg: Einige Wissenschaftler führen den Baby Blues auf den Anstieg des Enzyms Monoaminoxidase A (MAO-A) zurück. Es baut die "Stimmungsmacher" – die beiden Neurotransmitter Serotonin und Dopamin – im Gehirn ab. Ob die Gabe von bestimmten Nahrungsergänzungsmitteln das Auftreten eines Baby Blues verhindern kann, wurde bereits in Studien untersucht. Ein hinreichender Beweis konnte bisher allerdings nicht erbracht werden.
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Wie lange dauert der Baby Blues?
Himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt – diese schwankenden Gefühle halten zum Glück nicht lange an. Der Baby Blues kann von wenigen Stunden bis zu einigen Tagen oder maximal bis zu zwei Wochen dauern. Die harmlose vorübergehende Verstimmung ist also noch kein Grund zur Sorge.
Aber Achtung: Hält dieser emotionale Zustand länger an oder machen sich Symptome einer Depression, Zwangs-, und Angststörungen oder Panikattacken bemerkbar, könnte es sich womöglich um eine behandlungsbedürftige postnatale Depression (Wochenbettdepression) handeln.
Diese dauerhafte Traurigkeit und fehlende Bindung zum Kind tritt etwa bei fünf bis zehn Prozent aller Mütter auf. Wenn Sie den Verdacht haben, dass Sie an einer Wochenbettdepression leiden, sprechen Sie darüber: Vertrauen Sie sich Ihrem Partner, Ihrer Familie, Ihrer Hebamme oder Ärztin an.
Sechs hilfreiche Tipps gegen Baby Blues
Auch wenn der Baby Blues keine spezielle Behandlung erfordert, helfen einige Tipps und Tricks dabei, das Stimmungstief zu überwinden. Vor allem das soziale Umfeld spielt dabei eine große Rolle. Verständnis, Unterstützung und Geduld von Partner*in, Familie und Freunden sind sehr wichtig.
Annehmen: Die Erwartungen der Außenwelt an eine Mutter sind hoch. Schließlich hat der Sprössling gerade das Licht der Welt erblickt und es gibt allen Grund zur Freude. Neben Stillen, Windeln wechseln und Wäsche waschen sollen Sie am besten auch noch um die Wette strahlen. Das mag im Kinofilm vielleicht so sein, in der Realität sieht es meist anders aus. Sie sind gestresst, müde und der Baby Blues bringt sie ständig zum Weinen – das ist vollkommen in Ordnung. Sie müssen deshalb keinerlei Schuldgefühle haben.
Ausweinen: Sprechen Sie offen und ehrlich über Ihre Baby Blues-Gefühle und lassen Sie sich trösten. Umgeben Sie sich mit Menschen, bei denen Sie sich wohlfühlen und die Ihnen zuhören. Besserwisser dürfen Sie in den Tagen des Baby-Blues ruhig meiden.
Arbeitsteilung: Ob Partner, Familie oder Freunde – geben Sie während des Baby Blues ruhig ein paar Aufgaben ab. Sie müssen nicht alles selbst erledigen. Holen Sie sich Hilfe und Unterstützung bei Ihren Liebsten. Vielleicht haben Sie vor der Geburt auch schon Vorbereitungen für das Wochenbett getroffen und wissen jetzt genau, auf welche Hilfe Sie bauen können. Und ganz wichtig: Verabschieden Sie sich vom Perfektionismus.
Ablenkung: Schnappen Sie sich Kind und Kinderwagen und dann nichts wie ab nach draußen. Gehen Sie spazieren und machen Sie einen Abstecher zum Kaffeeklatsch mit der besten Freundin. Das vertreibt die typischen, schlechten Baby Blues-Gedanken. Positiver Nebeneffekt: Bei Ihrer Freundin können Sie sich bestimmt ein kleines Kompliment für Ihr Mama-Dasein abholen – eine Wohltat für die Seele.
Ausschlafen: Besprechen Sie mit Ihrem Partner, wie Sie am besten zu einer Verschnaufpause kommen. Sie können Ihre Hebamme bei Baby Blues um Rat bitten. Sie erarbeitet mit Ihnen einen Lösungsvorschlag, damit Sie Ihre Kapazitäten besser verteilen und Sie selbst auch eine Mütze Schlaf bekommen.
Ausgiebige Kuscheleinheiten: Einige Experten empfehlen, gerade in den Tagen des Baby Blues besonders viel Zeit mit dem Neugeborenen zu verbringen. Die vielen schönen Erfahrungen, die Sie in dieser gemeinsamen Zeit erleben, werden die negativen Gedanken – zum Beispiel an die Geburt – verdrängen und für eine intensive Mutter-Kind-Bindung sorgen.