Fontanelle beim Baby: Das bedeutet es, wenn sie pulsiert, eingefallen oder vorgewölbt ist
Die Fontalle ist Babys "Knautschzone" für die Geburt: Der Schädel ist noch nicht richtig zusammengewachsen, damit sich die Schädelknochen bei der Geburt verschieben können. Kurz nach der Geburt fangen die Fontanellen an, sich zu schließen. Doch was ist eigentlich, wenn die Fontanelle eingefallen beziehungsweise vorgewölbt ist oder pulsiert?
Kurzübersicht
Die Fontanelle ist Babys "Knautschzone" für die Geburt: Der noch nicht zusammengewachsene Schädel ermöglicht das Passieren des Geburtskanals. Zudem wächst das Gehirn von Babys anfangs sehr schnell, sodass es genügend Platz braucht, um sich zu entwickeln. Eigentlich haben Babys bei der Geburt sechs Fontanellen. Wahrgenommen wird aber in der Regel vor allem die große, vordere. Sie schließt sich im Laufe des zweiten Lebensjahres.
Erblickt ein Baby das Licht der Welt, sieht das kleine Köpfchen meist noch ziemlich verformt aus. Schließlich musste es den Weg durch den engen Geburtskanal bestreiten. Wie praktisch, dass die Natur daran gedacht und dafür extra eine "Knautschzone" eingerichtet hat – die Fontanelle.
Artikel-Inhalte auf einen Blick:
- Was ist das?
- eingefallene Fontanelle
- vorgewölbte Fontanelle
- pulsierende Fontanelle
- Tipps zum Umgang mit Babys Köpfchen
- Aufgaben der Fontanelle
- Wann schließt sie sich?
Was und wo ist die Fontanelle?
Tastest du über den Kopf deines Babys, wirst du gleich zwei Fontanellen spüren: die größere und die kleinere. Diese beiden Hauptfontanellen sind die Bereiche, an denen die knöchernen Schädelplatten noch nicht zusammengewachsen sind. Die kleinere Fontanelle befindet sich am Hinterkopf, etwa eine Handbreit über dem Nacken. Sie ist ein knöcherner, dreieckiger Winkel. Die größere Fontanelle ist rautenförmig, etwa zwei mal zwei Zentimeter groß und liegt zwischen Stirn- und Scheitelbein auf dem Vorderhaupt.
Insgesamt gibt es bei Neugeborenen sechs Fontanellen
An diesem weichen Bereich des Kopfes kannst du den Pulsschlag des Babys deutlich spüren und manchmal – zum Beispiel, wenn dein Kind weint – sogar sehen. Ist dein Baby aufgerichtet, fällt die Fontanelle meist leicht ein. Liegt das Kind, ist die Fontanelle etwas gewölbt.
An den Kopfseiten gibt es noch vier weitere Fontanellen, die oft gar nicht bemerkt werden: zwei an den vorderen sowie zwei an den hinteren Seiten.
Was eine eingefallene Fontanelle zu bedeuten hat
Bei einem gesunden Säugling pulsiert die Fontanelle leicht und ist nicht stark eingefallen oder ausgewölbt. Eine stark eingefallene Fontanelle kann ein Zeichen für einen Flüssigkeitsmangel sein. Das gilt vor allem, wenn sich die eingefallene Fontanelle im Liegen zeigt. Schon innerhalb weniger Stunden kann sich beim Baby zum Beispiel aufgrund von Durchfall ein so großer Flüssigkeitsverlust einstellen, dass es zur Dehydrierung kommt.
Die eingefallene Fontanelle ist neben trockener Haut und Schleimhäuten, Augenringen und stehenden Hautfalten nur ein Symptom von vielen. In diesem Fall solltest du, sofern sich der Flüssigkeitsverlust nicht ausgleichen lässt, so bald wie möglich mit deinem Baby eure Kinderarztpraxis aufsuchen.
Ist die Fontanelle nur ganz leicht eingefallen, geht es dem Baby ansonsten gut und es fühlt sich offensichtlich wohl und zeigen sich keine Hinweise darauf, dass etwas nicht stimmt, kannst du dein Baby zunächst nur beobachten.
Was steckt hinter einer vorgewölbten Fontanelle?
Wölbt sie sich sehr nach außen, vor allem, wenn das Baby aufrecht sitzt, könnte dies auf einen erhöhten Druck im Hirnschädel hinweisen. Wenn du Unregelmäßigkeiten feststellst, solltest du eine ärztliche Praxis aufsuchen. Auch deine Nachsorgehebamme kannst du in diesem Fall jederzeit um Rat bitten. Während der Vorsorgeuntersuchungen wird euer*eure Kinderarzt*Kinderärztin den Zustand der Fontanelle begutachten. Schon bei der ersten Untersuchung (U1) direkt nach der Geburt schaut sich das medizinische Fachpersonal die Fontanelle genau an.
Woran liegt es, dass die Fontanelle pulsiert?
Es ist völlig normal, dass die Fontanelle ganz leicht pulsiert. Das Pulsieren ist ganz normal, schließlich fehlt an der Stelle der Schädelknochen und so kann man die darunter liegenden Blutgefäße fühlen und manchmal auch sehen. Die Fontanelle ist einem ständigen Wandel unterzogen und verändert sich, wenn dein Baby zum Beispiel stark schreit oder angespannt ist. Dann kann es etwa sein, dass die Fontanelle etwas stärker pulsiert. Wenn du allerdings das Gefühl hast, dass das Pulsieren zu heftig ist oder etwas mit deinem Baby nicht stimmt, dann suche umgehend eine ärztliche Sprechstunde auf. Das gilt auch für den Fall, dass die Fontanelle sich sehr gestrafft und gespannt anfühlt. Vertraue auf deinen Instinkt: Du kennst dein Baby am besten.
Tipps zum Umgang mit der Fontanelle
Dass es am Köpfchen des Babys einen Bereich gibt, der nicht von Knochen geschützt wird, macht vielen Eltern Angst. Generell gilt: Geh mit dem Kopf eines Babys behutsam und vorsichtig um. Schütze ihn, drücke nicht stark und vermeide Stöße. Du brauchst ihn aber auch nicht in Watte zu packen und wie ein rohes Ei zu behandeln. Denn der Kopf deines Babys wird an diesen verletzlichen Stellen von einer Schicht dickem Bindegewebe bedeckt. Die widerstandsfähige Membran schützt das kleine Köpfchen sehr gut.
Funktionen der Fontanelle
Die Fontanelle ist eine wirklich kluge Erfindung der Natur, denn sie erfüllt gleich mehrere Funktionen. Damit der Kopf des Babys durch den Geburtskanal passt, sind die Schädelknochen im Mutterleib noch nicht zusammengewachsen. So bleiben sie anpassungsfähig, können sich bei der Geburt verschieben und sogar übereinanderlappen. Praktischer Nebeneffekt: Die Geburtshelfer haben die Möglichkeit sich bei der Geburt anhand der Fontanellen zu orientieren und die Lage, Stellung und Haltung des Kindes im Geburtskanal festzustellen. Dass sich die Fontanellen nach der Geburt nicht sofort schließen, hat ebenfalls einen Sinn: Das Gehirn und der Kopf deines Kindes werden in den ersten Lebensmonaten rasant wachsen. Die beweglichen Knochenplatten machen dieses schnelle Wachstum möglich. Zum Zeitpunkt der Geburt bestehen die Fontanellen aus Bingewebe und Kollagenfasern.
Wann schließt sich die Fontanelle?
Die kleinere, hintere Fontanelle schließt sich meist schon nach etwa drei Monaten, während die vier Seitenfontanellen erst später, im Laufe der ersten 18 Lebensmonate, zusammenwachsen. Die größere, vordere Fontanelle öffnet sich nach der Geburt häufig noch weiter und bleibt erst einmal für einige Zeit unverändert. Nach und nach wird sie sich verkleinern und sich im Laufe des zweiten Lebensjahres schließen. Bei den kinderärztlichen Vorsorgeuntersuchungen werden die Fontanellen regelmäßig überprüft.
Fontanelle zu früh geschlossen?
Wenn sich die Fontanelle zu früh geschlossen hat, wird der Kinderarzt die Entwicklung des Kopfes bei den Vorsorgeuntersuchungen regelmäßig kontrollieren und eventuell Ultraschall-Untersuchungen des Kopfes durchführen. Der vorzeitige Nahtverschluss, medizinisch prämature Nahtsynostose, ist eine etwas häufigere Fehlentwicklung des Kindes – ungleichmäßiges Schädelwachstum ist die Folge. Die Ursachen für den vorzeitigen Nahtverschluss sind vermutlich multifaktoriell, oft tritt er auch familiär gehäuft auf.
Bei Verdacht auf einen vorzeitigen Nahtverschluss sollte sobald wie möglich ein Krankenhaus mit einer (Kinder-)Neurochirurgie zur weiteren Klärung aufgesucht werden. Je nachdem, welche Fontanellen sich zu früh geschlossen haben und je nach Zeitpunkt erfolgt die Behandlung interdisziplinär. Beteiligt können Kinderärzt*innen, Kieferorthopäd*innenen, Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurg*innen, Neurochirurg*innen sowie Hals-, Nasen-, Ohrenärzt*innen sein. Eine Operation gilt als sicherste Therapie.