Trinkmenge beim Baby: Wie viel und wie oft?
In den ersten Lebensmonaten benötigen Babys ausschließlich Muttermilch oder Pre-Nahrung. Erst mit Einführung der dritten Beikostmahlzeit sollen sie zusätzlich Wasser trinken. Doch wann und wie viel genau?
- © Getty Images/Photodjo
Artikelinhalte auf einen Blick:
- Trinkmenge beim Baby
- Menge und Häufigkeit
- Flaschenernährte Babys
- Ab wann zusätzlich trinken?
- Zuviel Flüssigkeit schadet
- Kuhmilch nur in kleinen Mengen
- Und was ist mit Babytee?
Trinkmenge beim Baby
Babys in den ersten Lebensmonaten erhalten ausschließlich Milch in Form von Muttermilch oder Flaschennahrung (Pre- oder 1-er-Nahrung). Sie trinken instinktiv soviel, wie sie benötigen. Das Füttern nach Belieben ist also empfehlenswert. Die Höhe der Trinkmenge ist dabei individuell und von Gewicht und Energiebedarf des Babys abhängig. Sehr schläfrige Babys sollten anfangs spätestens alle vier Stunden geweckt und dann gefüttert werden.
Beim Stillen kann die Trinkmenge nur geschätzt werden, während sie sich bei Pre-Nahrung aufgrund der Zubereitung natürlich genauer messen lässt. Dein Baby meldet sich in aller Regel, wenn es hungrig ist. Mögliche Anzeichen dafür, dass dein Baby gefüttert werden möchte:
- Es bewegt Zunge und Mund wie beim Saugen.
- Es wird unruhig und macht den Eindruck, als "suche" es.
- Es wippt mit dem Kopf vor und zurück (wie beim Saugen).
- Es schmatzt.
- Es saugt vermehrt an Gegenständen oder seinen Fingern.
- Es schaut unruhig mit den Augen herum.
Auch durch Schreien kann ein Baby auf seinen Hunger aufmerksam machen. Dann steht es allerdings bereits unter großem Stress. Achte deshalb lieber auf die frühen Hungersignale deines Babys.
Ist dein Baby satt, merkst du das daran, dass es zunächst langsamer und dann ganz aufhört zu trinken. Insgesamt macht es dann einen zufriedenen und entspannten Eindruck. Manche Babys schlafen auch beim Stillen an der Brust ein. Das ist ganz normal.
Trinkmenge und -häufigkeit sind beim Baby individuell
Wohl kaum eine Frage treibt frisch gebackene Eltern so sehr um wie die nach der optimalen Trinkmenge ihres Babys. Dabei lohnt es nicht, nach Schema F vorzugehen, denn jedes Kind hat seinen eigenen Trinkrhythmus. Lediglich zur Orientierung und zur Einschätzung des "normalen" Rahmens können deshalb Tabellen dienen.
Trinkmenge beim Baby: Tabelle für den groben Überblick
Die Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin empfiehlt in der ersten Lebenswoche einen Stillabstand von maximal vier Stunden. Wenn nötig, wecke dein Baby dafür sanft auf und biete ihm dann die Brust an.
Die Trinkhäufigkeit nimmt in den ersten Lebenstagen stark zu. Ab etwa dem dritten Lebenstag stillen Neugeborene durchschnittlich acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden.
- 1. Lebenstag: etwa 4 Mahlzeiten (inklusive erster Mahlzeit)
- 2. Lebenstag: 4 bis 6 Mahlzeiten
- ab dem 3. Lebenstag: 8 bis 12 Mahlzeiten (alle 2 bis 3 Stunden).
Anfangs ist die Trinkmenge pro Mahlzeit nicht besonders hoch, denn Babys Magen ist noch sehr klein. Die Vormilch enthält aber genügend Nährstoffe und Kalorien. Sie ist zudem etwas leichter als die spätere Muttermilch, um das anfangs noch sehr sensible kindliche Verdauungssystem nicht zu überlasten. Die Trinkmenge steigert sich in der ersten Lebenswoche täglich.
Etwa vier Wochen nach der Geburt reduzieren sich die Stillmahlzeiten in der Regel auf etwa sechs bis acht Mahlzeiten täglich. Entscheidend ist hier nicht, wie viel ein Baby bei einer Mahlzeit trinkt, sondern welche Trinkmenge es über einen ganzen Tag (24 Stunden) zu sich nimmt. Babys, die häufiger stillen möchten, trinken pro Mahlzeit einfach etwas weniger.
Eine Faustregel zur Berechnung der Trinkmenge für Babys gilt etwa ab dem zehnten Lebenstag: Die Trinkmenge innerhalb von 24 Stunden entspricht etwa einem Sechstel von Babys Körpergewicht. Ein 4.200 Gramm schweres Baby sollte also etwa 700 Milliliter Flüssigkeit pro Tag aufnehmen. Auch hier gilt: Höre auf dein Gefühl.
Manchmal hat ein Baby mehr Hunger, weil es vielleicht gerade einen Entwicklungsschub durchmacht oder viel erlebt, manchmal etwas weniger. Vertraue also auch auf dein Gefühl. Wenn dein Baby wohlauf ist, eine rosige Gesichtsfarbe hat und du keinen Grund zur Besorgnis hast, ist alles in Ordnung und dein Kind trinkt ausreichend.
Trinkmenge beim flaschenernährten Baby
Auch die Trinkmenge von mit Pre-Nahrung ernährten Babys richtet sich nach dem individuellen Bedarf. Bitte beachte dafür auch die Hinweise auf der Packung deiner Säuglingsnahrung. In den ersten Lebenstagen trinkt ein Baby noch wenig, die Trinkmenge steigert sich aber recht schnell: Von etwa zehn bis 30 Milliliter pro Mahlzeit am ersten Tag bis zu 60 Milliliter pro Mahlzeit am vierten Lebenstag.
Ab dem zehnten Lebenstag bis zum Ende des dritten Lebensmonats steigert sich die Trinkmenge weiter bis zu etwa einem Sechstel von Babys Körpergewicht, verteilt auf fünf bis acht Mahlzeiten. Im Anschluss reduziert sich die tägliche Trinkmenge wieder etwas auf etwa ein Siebtel des Körpergewichts.
Auch hier gilt: Trinkt dein Baby mehr oder weniger als diese Durchschnittsmengen, ist das kein Grund zur Sorge, sofern es gesund ist und sich auch sichtlich wohlfühlt. Größere Abweichungen über einen längeren Zeitraum solltest du zur Sicherheit abklären lassen. Trinkt dein Baby dauerhaft sehr viel, kann es sein, dass es nicht richtig satt wird. Sprich im Zweifelsfall deine Hebamme oder deine*n Kinderärztin*Kinderarzt an. Möglicherweise empfiehlt sich dann der Umstieg auf die stärkehaltigere 1-er-Nahrung.
Ab wann müssen Babys zusätzlich trinken?
Der Flüssigkeitsbedarf von Neugeborenen wird über Muttermilch oder Säuglingsersatznahrung in den ersten Lebensmonaten komplett gedeckt. Das heißt: Eine zusätzliche Flüssigkeitsgabe ist bei gesunden Babys nicht erforderlich. Wird mit der Einführung von Beikost begonnen, empfiehlt sich folgendes Vorgehen:
- Erster und zweiter Brei: Werden ein oder zwei Milchmahlzeiten durch Brei aus dem empfohlenen Beikostplan ersetzt, muss keine weitere Flüssigkeit zugeführt werden.
- Dritter Brei: Mit der Einführung des dritten Breis deckt ein zusätzliches Getränk in Form von Wasser den Flüssigkeitsbedarf. Bei drei Breien am Tag und zwei verbleibenden Milchmahlzeiten genügen im Alter zwischen vier und zwölf Monaten zusätzlich 200 Milliliter am Tag, wenn durch die anderen Mahlzeiten 800 bis 900 Milliliter Flüssigkeit zugeführt wird.
- Familienkost: Nimmt das Kind komplett an der Familienkost teil, beträgt die tägliche Trinkmenge 600 bis 700 Milliliter. Zu jeder Mahlzeit wird ein Glas Wasser getrunken, außerdem regelmäßig zwischendurch. Der Flüssigkeitsbedarf steigt auch, weil der Wasseranteil der festen Nahrung geringer ist als der des Babybreis.
Selbst wenn sie nur mit Wasser gefüllt ist – das dauerhafte Nuckeln an der Babyflasche kann den Zähnen schaden. Auch zum Einschlafen und Beruhigen wird es daher nicht empfohlen. Besser: Möglichst früh lernen, aus einem Becher, einer Tasse oder einem Glas zu trinken. Das kann durchaus bereits geübt werden, wenn du den ersten Brei einführst. Jetzt geht es noch nicht um die Flüssigkeitsaufnahme, sondern rein um das Training mit der Tasse. Reiche deinem Kind dafür den Becher im Sitzen und befülle ihn bis zum Rand, damit das Wasser die Oberlippe beim Ansetzen benetzt.
Besonderheiten für Säuglinge:
- Verwende Trinkwasser direkt aus der Leitung. Lasse das Wasser erst kurz laufen, bis es kalt ist, bevor du den Becher damit befüllst. Auf diese Weise verwendest du das frische Fließwasser und kein Standwasser.
- Im Ausland muss Leitungswasser gegebenenfalls abgekocht werden.
- Nimm kein Wasser aus Bleileitungen. In Deutschland sind Bleileitungen in Häusern äußerst selten. Wenn du dir nicht sicher bist, kannst du das Wasser aus euren Leitungen auch in einem Labor überprüfen lassen.
- Trinkwasser aus Hausbrunnen nur verwenden, wenn die Wasserqualität geprüft wurde.
- Wer sichergehen möchte, dass im Wasser keine verunreinigten Rückstände aus dem Wasserhahn enthalten sind, kann das Wasser in den ersten Lebenswochen oder -monaten zur Zubereitung von Säuglingsnahrung abkochen und dann auf 30 bis 40 Grad abkühlen lassen.
Alternativ zum Leitungswasser stilles Mineralwasser verwenden, wenn es laut Kennzeichnung für die Zubereitung von Säuglingsnahrung geeignet ist.
TargetVideo
Zu viel Flüssigkeit in den ersten Lebensmonaten schadet Babys
In den ersten sechs Monaten arbeiten die Nieren von Kindern noch nicht wie die von Erwachsenen, sodass sie zu große Mengen Wasser noch nicht verarbeiten und ausscheiden können. Dadurch kann Wasser in die Körperzellen gelangen, was besonders gefährlich ist, denn auch die Gehirnzellen können Wasser aufnehmen. Dies kann sogar lebensgefährlich sein oder es bleiben Schäden, deshalb keinesfalls die Muttermilch oder Milchflasche mit Wasser strecken.
Erst im Alter von ungefähr einem Jahr sind die Nieren des Babys vollständig ausgebildet. Durch das mit der Beikost aufgenommene Natrium (Salz) können sie zudem Wasser besser verarbeiten.
Dein Baby hat seinen eigenen Trinkrhythmus und wird diesen bei höheren Temperaturen automatisch anpassen, also mehr trinken wollen, wenn sein Flüssigkeitsbedarf steigt. Wenn du gerade bei hohen Temperaturen unsicher bist, kannst du auch einfach öfter die Brust oder Flasche anbieten.
Kuhmilch nur in kleinen Mengen
Kuhmilch oder andere Tiermilch (zum Beispiel Ziegenmilch) ist für Säuglinge in den ersten sechs Lebensmonaten grundsätzlich nicht geeignet. Der Eiweißgehalt von Tiermilch ist im Vergleich zu Muttermilch oder Pre-Nahrung sehr hoch und kann Babys noch nicht voll arbeitende Nieren belasten. Zudem besteht bei zu früher Gabe von Kuhmilch ein erhöhtes Allergierisiko.
Mit Einführung des Milchbreis dürfen maximal 200 Milliliter Tiermilch täglich zum Anrühren des Breis gefüttert werden. Zum puren Trinken eignet sich Tiermilch erst frühestens ab Ende des ersten Lebensjahres. Verwende grundsätzlich pasteurisierte Frischmilch oder H-Milch. Roh- oder Vorzugsmilch muss aufgrund einer potentiellen bakteriellen Belastung vorher abgekocht werden.
Vegane Milchalternativen sind ebenfalls für Babys geeignet, sofern sie frei von Zucker, Salz und anderen Zusatzstoffen sind. Behandle Pflanzenmilch genau wie Tiermilch und gebe sie anfangs nur in den Brei. Achte darauf, dass dein Baby genügend Calcium und Eiweiß erhält. Sojamilch ist aufgrund der enthaltenen Phytoöstrogene nicht für Babys und kleine Kinder geeignet.
Und was ist mit Babytee?
Wenn du für etwas geschmackliche Abwechslung sorgen möchtest, ist Babytee grundsätzlich geeignet. Bitte beachte dabei jedoch:
- Auch Babytee erhöht die Trinkmenge beim Baby. Er sollte deshalb allerfrühestens mit Beginn der dritten Breimahlzeit und dann bitte auch nur ab und zu gegeben werden.
- Nicht alle Teesorten sind für Babys geeignet. Kamille, Fenchel, Kümmel und Anis oder auch Früchtetee sind erst einmal unbedenklich.
- Achte unbedingt darauf, dass der Babytee keinen Zucker oder andere Zusatzstoffe enthält. Süße ihn in den ersten beiden Lebensjahren nicht mit Ahornsirup oder rohem Honig, da diese Süßungsmittel Bakterien enthalten können, gegen die Babys Verdauungssystem noch keine Abwehrkräfte hat.