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Plötzliche Brustverweigerung

Stillstreik: Was tun, wenn das Baby die Brust anschreit?

Das Stillen hat gut geklappt und plötzlich verweigert dein Baby die Brust und schreit sie an, statt zu trinken? Hierbei könnte es sich um einen Stillstreik handeln. Was es damit auf sich hat und wie du deinen Nachwuchs jetzt zum Trinken animieren kannst, steht hier.

Stillstreik: Was tun bei Brustverweigerung?
© Getty Images/Peter Dazeley

Kurzübersicht: Stillstreik

Was ist das? Bei einem Stillstreik weigert sich das Baby plötzlich, die Brust zu nehmen. Der Stillstreik macht sich zum Beispiel dadurch bemerkbar, dass das Baby die Brust anschreit und sich von ihr wegdrückt.

Warum? Die Gründe für einen Stillstreik können vielfältig sein und sind meist gar nicht eindeutig zu erkennen. Eine mögliche Rolle können Faktoren wie ein zu starker oder zu schwacher Milchspendereflex oder eine Saugverwirrung spielen.

Wann und wie lange? Während der gesamten Stillzeit kann ein Stillstreik auftreten. Die Dauer beträgt nur wenige Stunden bis hin zu einigen Wochen.

Was hilft? Ein Stillstreik ist in der Regel kein Anzeichen dafür, dass vom Baby ein Abstillwunsch ausgeht. Wenn du als Mutter weiterhin stillen möchtest, bitte deine Hebamme oder in einer Stillberatung um Rat. Je nach persönlicher Situation können verschiedene Tipps ausprobiert werden, zum Beispiel das Anlegen des Babys in seiner Halbschlafphase.

Artikelinhalte im Überblick:

Muttermilch und Stillen: 17 Fakten zum Staunen und Weitererzählen

Stillstreik und Brustschreiphase: Was ist das?

Der Stillstreik tritt plötzlich auf: Obwohl das Stillen zuvor schon geklappt hat, verweigert das Baby auf einmal die Brust. Statt zu trinken, schreit es die Brust an – es „streikt“ also.

Der Stillstreik wird auch als Brustverweigerung, Brustschimpfphase oder Brustschreiphase bezeichnet.

Anzeichen: Wie äußert sich ein Stillstreik?

Ein Stillstreik kann sich durch unterschiedliche Verhaltensweisen des Babys bemerkbar machen. In der Regel äußert er sich vor allem dadurch, dass das Baby plötzlich nicht mehr an der Brust trinken möchte und stattdessen schreit. Dazu können außerdem folgende Anzeichen auftreten:

  • Das Baby wendet den Kopf ab.
  • Es drückt sich von der Brust weg.
  • Statt in der Stillposition zu bleiben, windet es sich aus seiner Lage heraus.
  • Es kommt zwar kurz zum Andocken, aber das Baby dockt dann immer sofort wieder ab.

Ursachen: Warum schreien Babys beim Stillen?

Als Ursachen für den plötzlichen Stillstreik werden verschiedene Möglichkeiten diskutiert. Oftmals lässt sich kein klarer Grund erkennen und die Suche danach gestaltet sich schwierig. In der Literatur werden folgende mögliche Ursachen für die Brustverweigerung aufgeführt:

  • Milchspendereflex: Dieser Reflex sorgt dafür, dass die Muttermilch beim Saugen deines Babys aus deiner Brust fließt. Ist er zu stark oder zu schwach, könnte das deinem Baby Probleme beim Stillen bereiten. Denn: Fließt die Milch zu schnell, muss es hastig trinken und verschluckt sich. Wenn die Milch zu langsam fließt, muss es lange saugen – das ist anstrengend und führt möglicherweise zur Frustration.

  • Umfeld: Wie wohl sich dein Baby in der Stillsituation fühlt, könnte Einfluss auf sein Verhalten haben. Ist es in deiner Umgebung zum Beispiel sehr unruhig, ist dein Kind vielen Reizen oder Ablenkungen ausgesetzt? All das könnte dazu führen, dass es deine Brust gerade ablehnt.

  • Befindlichkeit: Dass dein Baby nicht an der Brust trinken möchte, könnte auch mit seinem Gesundheitszustand zusammenhängen. Ist es zum Beispiel erkältet und hat eine verstopfte Nase? Leidet es an Soor und hat deshalb Schmerzen im Mund? Zwickt der Bauch aufgrund von Blähungen oder Stuhlgang? Bekommt es gerade einen Zahn? Oder hat es sehr schlecht geschlafen und ist einfach müde?

  • Saugverwirrung: Auch eine Saugverwirrung könnte dem Stillstreik zugrundeliegen. In der Regel sagt man, dass Babys in der Anfangsphase des Stillens anfälliger dafür sind, sich durch verschiedene Hilfsmittel wie Schnuller, Stillhütchen oder Fläschchen verwirren zu lassen. Beim Füttern mit dem Fläschchen muss das Baby viel weniger saugen als beim Trinken aus der Brust, daher könnte es durch den Wechsel plötzlich frustriert auf die Brust reagieren.

  • Geschmacks- und Geruchssache: Eine mögliche Ursache könnten auch auch Geschmacksveränderungen der Muttermilch sein – zum Beispiel durch veränderte Essgewohnheiten oder Medikamente. Auch ein neues Duschgel oder Parfüm kann zu einer Brustverweigerung führen.

  • Körperliche Ursachen bei der Mutter: Ein Stillstreik könnte zudem auftreten, wenn die Mutter an einer Brustentzündung leidet. Auch das Einsetzen der Menstruation oder eine erneute Schwangerschaft sind mögliche Ursachen.

Brustschreiphase: Wann tritt der Stillstreik auf und wie lange dauert er?

Theoretisch ist es möglich, dass während der gesamten Stillzeit irgendwann einmal ein Stillstreik auftritt. Häufig geschieht dies um den dritten Lebensmonat herum. Als Ursache dafür werden die Veränderungen an der weiblichen Brust diskutiert, denn ungefähr zu diesem Zeitpunkt wird sie weicher. Diese neuen Gegebenheiten könnten die kurzzeitige Brustschreiphase womöglich begünstigen.

Wie lange der Stillstreik dauert, ist im individuellen Fall ebenfalls unterschiedlich. Die Dauer kann lediglich ein paar Stunden betragen oder sich einige Tage bis Wochen hinziehen.

Baby schreit Brust an: Abstillen bei Stillstreik?

Ist der Stillstreik ein Grund dafür, das Baby abzustillen und damit die Stillbeziehung zu beenden? Diese Frage stellen sich viele Mütter, denen so etwas passiert.

Expert*innen sind sich hier jedoch einig: Es ist äußerst unwahrscheinlich, dass ein Baby im ersten Lebensjahr selbst einen Abstillwunsch hat. Vor allem wenn es in seinen ersten Lebensmonaten ausschließlich gestillt wird.

Entwöhnt sich das Baby selbst vom Stillen, geschieht dies eher langsam und das Kind ist dabei zufrieden, während es bei einem Stillstreik quengelt und schreit.

Bei einer vorübergehenden Brustverweigerung besteht per se also keine Notwendigkeit zum Abstillen. Wenn du eigentlich weiterhin stillen möchtest, dir aber ein Stillstreik in die Quere kommt, solltest du daher deine Hebamme um Rat bitten. Möchtest du das Stillen an dieser Stelle auf eigenen Wunsch lieber beenden, kannst du dich natürlich auch zu den Methoden des Abstillens beraten lassen.

Stillstreik: Was hilft in der Brustschreiphase?

So individuell die Gründe für den Stillstreik sind, so unterschiedlich können auch die Maßnahmen ausfallen, die in eurem Fall helfen. Daher gilt:

  • Hebamme: Frage bei einem Stillstreik deine Hebamme um Rat. Sie kann dich am besten rund um Stillpositionen und das richtige Anlegen beraten.

  • Stillberatung: Wenn du in der Brustschreiphase umfassendere Hilfe brauchst, kannst du auch einen Termin zur Stillberatung vereinbaren.

  • Kinderärzt*innen: Hält der Stillstreik länger an, solltest du in deiner kinderärztlichen Praxis um Rat fragen. Hier können medizinische Ursachen für die Brustschreiphase ausgeschlossen werden. Auch wenn du das Gefühl hast, dein Kind würde aufgrund des Stillstreiks nicht ausreichend Milch bekommen oder in seinem Wohlbefinden beeinträchtigt sein, sind dies Fälle für die kinderärztliche Praxis.

  • Gruppen und Foren: Tausche dich mit anderen stillenden Müttern aus. Viele haben eigene Erfahrungen und Tipps parat, die es sich vielleicht auszuprobieren lohnt. Lass dich von den Ratschlägen aber nicht verunsichern: Jedes Kind entwickelt sich individuell und in seinem eigenen Tempo.

Folgende Tipps kannst du ausprobieren, wenn dein Baby beim Stillen schreit – gegebenenfalls in Absprache mit deiner Hebamme:

  • Geduld: Es ist der wichtigste und gleichzeitig der am schwierigsten umsetzbare Ratschlag: Versuche bei einem Stillstreik ruhig und gelassen zu bleiben. Du kannst nicht erzwingen, dass dein Baby die Brust nimmt. Auch Hektik und Stress wirken sich in einer Brustschreiphase eher kontraproduktiv aus. In der Regel ist ein Stillstreik nur von kurzer Dauer und bald wird sich wieder alles einpendeln. Vorwürfe musst du dir definitiv nicht machen, falls es zu einem Stillstreik kommt.

  • Milch füttern: In der akuten Situation kann es helfen, wenn du deine Muttermilch abpumpst und sie deinem Baby löffelweise oder aus einem kleinen Becher gibst. Auf diese Weise musst du nicht sofort zum Fläschchen greifen und behältst den Takt der Stillmahlzeiten für den reibungslosen Milchfluss bei. Wenn du deinem Baby nun das Fläschchen gibst, könnte es dadurch sonst zu einer Saugverwirrung kommen. Es gibt aber Situationen, in denen auch das Fläschchen eine Option darstellt, zum Beispiel weil dein Baby nun tatsächlich nicht mehr genügend Milch bekommt. Am besten besprichst du das Vorgehen mit deiner Hebamme.

  • Ruhige Umgebung: Suche dir zum Stillen einen Platz, an dem du dich wohlfühlst und entspannt bist. Das wird sich auch auf dein Baby übertragen. Wenn zu viele Reize da sind, ist dein Baby vielleicht überfordert. Oft tritt es dann gar nicht in einen „echten“ Stillstreik, sondern äußert einfach nur seine Reizüberflutung. Auch das Stillen im Dunkeln oder mit einem Tuch als Abdeckung kann in solchen Situationen hilfreich sein.

  • Situationen ausnutzen: Das Anlegen könnte womöglich am besten klappen, wenn sich dein Baby gerade im Halbschlaf befindet – es also entweder kurz vor dem Einschlafen oder Aufwachen ist. Auch im Gehen oder in der Badewanne kann so manch ein Stillstreik beendet werden.

  • Kuscheln: Intensiver Körperkontakt fördert die Stillbeziehung. Insbesondere beim Haut-zu-Haut-Kontakt schüttet der Körper das Hormon Oxytocin aus, das Mutter und Kind in einen Wohlfühlzustand versetzt. Genieße daher möglichst oft Körperkontakt, ohne dass es dabei nur um das Stillen geht.

  • Milchspendereflex austricksen: Sollte ein zu schwacher oder zu starker Milchspendereflex die Ursache für den Stillstreik darstellen, gibt es verschiedene Methoden. Auch hier ist eine fachkundige Beratung äußerst hilfreich und kann das Stillerlebnis deutlich verbessern.
    Fließt die Milch zu stark, kann das Baby zum Beispiel „bergauf“ gestillt werden. Hierbei liegt sein Kopf höher als die Brustwarze. Oder du lehnst dich beim Stillen weiter nach hinten. Auch häufige Stillmahlzeiten können dafür sorgen, dass der Milchfluss nicht zu stark ist.
    Ein weiterer Tipp: Das Baby kurz saugen lassen und wenn die Milch kommt, erst wieder abdocken und nach ein bis zwei Minuten erneut anlegen.
    Fließt die Milch nur langsam, kann der Milchfluss durch vorheriges Massieren stimuliert werden.

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