Wassergeburt: Diese Vorteile solltest du kennen
Bei der Wassergeburt findet die Wehenarbeit und die eigentliche Geburt in einer speziellen Wanne oder einem Geburtspool statt. Das hat eine Reihe von Vorteilen: Das warme Wasser kurbelt die Wehen an und kann den Geburtsprozess beschleunigen, während es zugleich als natürliches Schmerzmittel wirkt. Die Gebärende profitiert von der "Schwerelosigkeit" im Wasser, ihr Baby von einem sanften Übergang. Welche Vorteile es sonst noch gibt, für wen eine Wassergeburt infrage kommt und ob sie auch Risiken birgt, verraten wir dir hier.
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Kurzübersicht: Wassergeburt
Was ist das? Bei einer Wassergeburt findet nicht nur die Eröffnungsphase, sondern auch die eigentliche Geburt des Babys unter Wasser statt. Eine Wassergeburt ist zu Hause sowie in vielen Kliniken und Geburtshäusern möglich.
Wie läuft sie ab? Für die Wassergeburt wird eine spezielle Geburtswanne mit warmem Wasser gefüllt. Meist begleitet eine Hebamme die Gebärende durch den Geburtsprozess, der*die Partner*in kann als Stütze mit in die Wanne. Auf eine PDA oder Lachgas zur Schmerzlinderung musst du bei der Wassergeburt allerdings verzichten.
Welche Vorteile bietet sie? Laut einer großen Studie kann die Wassergeburt das Risiko von Geburtsverletzungen senken, die Geburt verkürzen und Wehenschmerzen lindern. Das Wasser wirkt entspannend und bietet dem Baby einen sanften Übergang auf die Welt. Auch sind Mütter nach einer Wassergeburt oft zufriedener als nach einer Geburt "an Land".
Gibt es Risiken? Nennenswerte Risiken im Zusammenhang mit einer Wassergeburt sind nicht bekannt. Durch den sogenannten Tauchreflex atmen Neugeborene erst ein, wenn sie die Wasseroberfläche erreicht haben.
Die Wassergeburt fristet in Deutschland nach wie vor ein Nischendasein: Nur wenige Prozent aller Geburten entfallen darauf. Zwar entschied sich von rund 15.000 Frauen, die 2021 in einem Geburtshaus oder zu Hause ihr Baby bekamen, knapp jede Dritte für eine Geburt im Wasser. In Kliniken ist diese Quote aber deutlich niedriger, unter anderem weil nicht alle Kreißsäle über eine Geburtswanne verfügen.
Artikel-Inhalt:
Ablauf: Das erwartet dich bei einer Wassergeburt
Bei einer Wassergeburt verbringt die Gebärende die Eröffnungs- und Pressphase der Geburt in einer Wanne, sie kann auch bis zur Geburt der Plazenta (Nachgeburt) im Wasser bleiben. In den meisten Fällen betreut eine Hebamme den Geburtsablauf, manchmal wird ärztliche Unterstützung hinzugezogen. Mittels CTG überwacht das Fachpersonal während der Wassergeburt die Herztöne des Ungeborenen und die Wehentätigkeit der werdenden Mutter.
Wassergeburt: Mit Partner*in in die Wanne oder ohne?
Im Prinzip kannst du in der Wanne alle Gebärhaltungen einnehmen, die auch "an Land" möglich sind. Unterschiedlich große und geformte Gebärwannen bieten viel Bewegungsfreiheit und erleichtern die Wahl einer angenehmen Position. Falls die Entbindung im Wasser doch nicht möglich ist oder die Gebärende dort nicht mehr bleiben möchte, kann die Geburt natürlich auch außerhalb der Gebärwanne fortgesetzt werden.
Meist wird der*die Partner*in von der Hebamme angeleitet, für die richtige Wassertemperatur (etwa 32 bis 36 Grad) zu sorgen oder die Gebärende auf andere Art zu unterstützen. Wenn sich alle damit wohlfühlen, kannst du deine Begleitperson auch in der Wanne die ganze Zeit über an deiner Seite haben.
Keine Angst vor Stuhlgang und Ertrinken
Übrigens: Dass im Laufe der (Wasser-)Geburt durch das Pressen etwas Stuhl abgeht, ist völlig normal und für das Baby in aller Regel unproblematisch. Am Ende der Wassergeburt ist der Inhalt der Geburtswanne ohnehin ein Mix aus Wasser, Fruchtwasser, Blut und Ausscheidungen. Dafür ist das Baby nach einer Wassergeburt automatisch sauberer!
Nach der Geburt wird das Kind innerhalb weniger Sekunden aus dem Wasser zur Oberfläche gehoben, wo es zum ersten Mal eigenständig Luft einatmet. Das kann die Gebärende oft selbst übernehmen, bei Bedarf helfen Partner*in oder Hebamme.
Neugeborene haben einen Tauchreflex. Das bedeutet, dass sie erst zu atmen beginnen, wenn sie die kühlere Luft an der Wasseroberfläche erreichen. Solange das Baby noch nicht abgenabelt ist, wird es über die Nabelschnur von der Mutter unter Wasser mit Sauerstoff versorgt. Sobald das Kind aus dem Wasser gehoben wurde, wird es für das erste Bonding auf den Bauch der Mutter gelegt.
Nachdem auch die Plazenta geboren ist, verlässt die frischgebackene Mama mit ihrem Baby in aller Regel die Wanne. Etwaige Geburtsverletzungen werden im Nachgang von der Hebamme oder ärztlich versorgt, danach gehen viele Frauen erst einmal duschen.
Welche Vorteile bietet die Wassergeburt?
In einer großen Übersichtsstudie aus dem Jahr 2022 zeigte sich, dass Mütter nach einer Wassergeburt im Schnitt zufriedener mit ihrem Geburtserlebnis waren. Auch der Einsatz von Medikamenten (Schmerzmittel und Oxytocin) fiel geringer aus.
Darüber hinaus konnten die Autorinnen weitere Vorteile zeigen, die mit einer Entbindung im Wasser einhergehen:
- weniger Schmerzen und oft auch kürzere, effektivere Wehen
- geringeres Risiko für Geburtsverletzungen wie Dammrisse und Dammschnitte
"Safe Space" im Wasser gegen unnötige Interventionen
Zudem zeigen Erfahrungsberichte, dass viele Frauen die Geburt im Wasser als selbstbestimmter wahrnehmen: Das Wasser schafft eine Art "Safe Space" um sie herum, der unerwünschten Interventionen vorbeugen kann.
Je nachdem, wie weit die Geburt schon vorangeschritten ist, kann Wasser die Vorgänge unter der Geburt auf verschiedene Weisen unterstützen. In der Eröffnungsphase wirkt warmes Wasser beispielsweise entspannend, während etwas kälteres Wasser die Nachgeburtsphase beschleunigen kann.
Auch hat das Wasser eine stützende Funktion, sodass Positionswechsel vielen Gebärenden leichter fallen. Der Vorteil fürs Neugeborene ist neben der beschleunigten Geburt ein sanfterer Übergang: Von der warmen "Unterwasserwelt" in Mamas Bauch kommt es zunächst ins lauwarme Wasser und erst dann an die Luft.
Wer darf eine Wassergeburt haben?
Eine Wassergeburt solltest du nur dann in Erwägung ziehen, wenn deine Schwangerschaft bislang komplikationsfrei verlaufen ist und auch bei der Geburt keine Komplikationen zu erwarten sind.
Kontraindikationen für eine Wassergeburt sind deshalb:
- vorangegangene Blutungen in der Schwangerschaft
- Gestose, Fieber, Infekte, Herz- oder Nierenerkrankungen
- Frühgeburt
- Querlage des Babys
- Drillingsgeburt
Dagegen ist eine Wassergeburt unter bestimmten Umständen auch dann möglich, wenn die Frau gesunde Zwillinge erwartet, bereits einen oder mehrere Kaiserschnitte hatte oder sich das Kind in der Steißlage (Beckenendlage) befindet. Dazu sind dann allerdings erfahrene Geburtshelfer*innen notwendig.
Nachteile: Birgt eine Geburt im Wasser Risiken?
Laut einer großen Studie, für die knapp 160.000 Wassergeburten ausgewertet wurden, birgt dieser Geburtsmodus kaum Gefahren: Das Infektionsrisiko für das Kind ist im Wasser vergleichbar mit dem an Land. Auch der Apgar-Wert, das Ergebnis von Babys erstem Gesundheits-Check, fällt bei beiden Methoden ähnlich aus.
Die Studienautorinnen fanden im Wasser lediglich eine höhere Rate an Nabelschnurrissen, die jedoch auch durch Zug an der Nabelschnur durch Geburtshelfer*innen entstanden sein könnten. Zudem bleiben solche Risse meist ohne gesundheitliche Folgen für Mutter und Kind.
PDA und Wassergeburt schließen sich aus
Du kannst dich also ohne gesundheitliche Sorgen für eine Wassergeburt entscheiden. Voraussetzung ist immer, dass du eine komplikationslose Schwangerschaft erlebt hast und die genannten medizinischen Voraussetzungen erfüllst.
Schwangere, die im Wasser gebären möchten, sollten sich vorab darauf einstellen, dass bei einer Wassergeburt keine Spinal- oder Periduralanästhesie (PDA) erlaubt ist. Auch Lachgas darf aus Sicherheitsgründen nicht gegen den Wehenschmerz zum Einsatz kommen. Sanftere Optionen zur Schmerzlinderung wie etwa Akupunktur sind aber möglich.
Vorbereitung ist alles: So planst du eine Wassergeburt
Wassergeburten werden von Hebammen in Geburtshäusern, zu Hause oder in Entbindungskliniken begleitet. Wenn du dich für diese Geburtsmethode interessierst, brauchst du rechtzeitig vor dem Geburtstermin eine Hebamme und/oder eine Klinik, die dich in deinem Wunsch unterstützen.
Wenn die Wassergeburt im Rahmen einer Hausgeburt stattfinden soll, können die werdenden Eltern den mobilen Geburtspool etwa einen Monat vor dem errechneten Geburtstermin zu Hause aufstellen und testen. Lass dich am besten von deiner Hebamme beraten, welche Vorkehrungen in eurem Zuhause zu treffen sind.
Accessoires und Kleidung: Was zur Wassergeburt mitbringen und anziehen?
Findet die Wassergeburt in einer Klinik oder einem Geburtshaus statt, können die werdenden Eltern zum Beispiel Meersalz, Düfte, Musik, Haargummis, eine Kamera und gegebenenfalls Badebekleidung für den*die Partner*in zur Geburt mitbringen.
Was die Gebärende selbst zur Entbindung anzieht, ist ihr überlassen: Viele fühlen sich nackt am wohlsten, da das Wasser bereits viel bedeckt. Wenn es dir lieber ist, kannst du auch einen Bikini, ein Shirt oder anderes Oberteil zur Wassergeburt tragen. Ein Badeanzug empfiehlt sich weniger, da er unter Wehen schwieriger auszuziehen ist als etwa ein Bikini-Slip.