Mutterpass: Was bedeuten die Abkürzungen darin?
Der Mutterpass ist ein wichtiges Dokument, das Schwangeren bei der ersten Vorsorgeuntersuchung bekommen. Hier werden die Ergebnisse aller Untersuchungen während der Schwangerschaft festgehalten. Doch was bedeuten Einträge wie "MM fidu" oder "Plazentalok."? Die wichtigsten Abkürzungen erklären wir hier!
Im Mutterpass werden der Verlauf der Schwangerschaft, die Entwicklung des Kindes und der Ablauf der Geburt dokumentiert. Auch etwaige Komplikationen und Wochenbettbefunde finden darin Platz. Der Mutterpass ist ein wichtiges Dokument und du solltest ihn immer bei dir tragen: Im Notfall kann er den behandelnden Ärzt*innen wichtige Informationen liefern.
In diesem Artikel liest du:
Ab wann bekommt man den Mutterpass?
Den Mutterpass erhalten Schwangere in der Regel von ihrer*ihrem Ärztin*Arzt oder Hebamme nach der ersten Vorsorgeuntersuchung oder Feststellung der Schwangerschaft. Du solltest ihn zu jeder Vorsorge in der ärztlichen Praxis oder bei der Hebamme mitnehmen.
Idealerweise haben werdende Mamas den Mutterpass immer dabei, damit zum Beispiel Ersthelfende im Notfall schnell erkennen können, dass sie es mit einer Schwangeren zu tun haben, auch wenn noch kein Babybauch zu sehen ist.
Mutterpass nach der Geburt nicht wegwerfen
Da der Mutterpass viele wertvolle Informationen enthält, sollte er auch nach der Geburt aufbewahrt werden. Die Daten sind für weitere Schwangerschaften von Bedeutung und der Mutterpass wird dann auch weitergenutzt. Maximal zwei Schwangerschaften finden in einem Mutterpass Platz. Bei weiteren Schwangerschaften wird dann ein neuer ausgestellt.
Für viele Frauen ist der Mutterpass auch ein wichtiges Erinnerungsstück. Er kann mit einer speziellen Hülle geschützt werden. Tipps zur Aufbewahrung von Ultraschallbildern findest du hier.
Mutterpass: Diesen Inhalt findest du auf seinen 16 Seiten
Auf insgesamt 16 Seiten werden im Mutterpass unterschiedliche Aspekte des Gesundheitszustandes von Mutter und Kind eingetragen. Der Verlauf der Schwangerschaft und mögliche Risiken können eingetragen und später nachverfolgt werden. Das sogenannte Gravidogramm in der Mitte des Heftchens ist dabei so etwas wie das Mutterpass-Herzstück.
Seite 1: Alle Termine
Auf der ersten Seite des Mutterpasses werden übersichtlich alle Vorsorge- und Untersuchungstermine notiert. So sind die nächsten Termine immer auf den ersten Blick ersichtlich. Außerdem ist hier Platz für den Stempel der*des Gynäkolog*in und/oder der Hebamme.
Seite 2: Untersuchung auf Röteln und Blutgruppenunverträglichkeit
Erkrankt die Mutter während der Schwangerschaft an Röteln, kann das schwere körperliche und geistige Beeinträchtigungen des Kindes zur Folge haben. Mithilfe einer Blutuntersuchung wird daher untersucht, ob die Mutter ausreichend gegen eine mögliche Infektion geschützt ist. In einer weiteren Untersuchung werden die Blutgruppe und der Rhesusfaktor der Mutter festgestellt und in den Mutterpass eingetragen.
Seite 3: Untersuchungen auf Infektionen
Im Mutterpass werden auf Seite drei die Ergebnisse verschiedener Tests auf Infektionskrankheiten festgehalten. Dazu gehören unter anderem Infektionen mit Chlamydien, Syphilis, Hepatitis B, HIV und Toxoplasmose.
Seite 4: Zurückliegende Schwangerschaften
Aus zurückliegenden Schwangerschaften ("Gravida") und Geburten ("Para") können Informationen zu bestehenden Risiken gezogen werden. Daher wird im Mutterpass auf der vierten Seite erfasst, ob es in der Vergangenheit bereits Fehlgeburten, Schwangerschaftsabbrüche, Kaiserschnitte, Eileiterschwangerschaften oder andere Komplikationen gegeben hat.
Seite 5: Allgemeine Befunde und Bestimmung des Entbindungstermins (ET)
Im Rahmen einer gründlichen Untersuchung und Befragung wird der allgemeine Gesundheitszustand der Schwangeren im Mutterpass festgehalten und geprüft, ob Risiken für die aktuelle Schwangerschaft bestehen. Anhand des ersten Tages der letzten Regelblutung kann der Geburtstermin errechnet werden. Oft wird dieser später bei einer Ultraschall-Untersuchung korrigiert. Der ET dient jedoch nur zur groben Orientierung: Die meisten Kinder kommen ein paar Tage bis Wochen früher oder später zur Welt.
Seite 6: Besondere Befunde und Beratung
Im Mutterpass auf der Seite sechs werden besondere Befunde wie Bluthochdruck, Blutungen, frühzeitige Wehen aber auch Drogen- oder Tabakkonsum der Schwangeren festgehalten. Ein Kriterienkatalog dient dem*der Arzt*Ärztin dazu, das Risiko der Schwangerschaft zu bewerten. Im Mutterpass wird auch dokumentiert, dass die Schwangere zu gesundheitlichen Fragen beraten wurde.
Seiten 7 und 8: Das Gravidogramm
Diese Seiten im Mutterpass geben einen Überblick über alle Ergebnisse der Vorsorgeuntersuchungen, also etwa der Ultraschall- und vaginalen Tastuntersuchung. Dokumentiert werden hier unter anderem Bewegungen des Kindes und die Lage des Babys in der Gebärmutter, die Herztöne des Ungeborenen und die Ergebnisse der regelmäßigen Urin- und Blutdruckuntersuchungen, aber auch das Gewicht der Schwangeren. Die Einträge werden laufend aktualisiert.
Seite 9: Besondere Risiken und kardiotokographische Befunde
Auf der neunten Seite im Mutterpass werden Ergänzungen zu den beiden Risikokatalogen auf der fünften und sechsten Seite hinzugefügt. Zusätzlich werden mittels eines Kardiotokographen (CTG), einem kleinen Gerät mit Ultraschall-Kopf und Wehendruckmesser, die Herztöne des Babys und die Wehenbereitschaft der Gebärmutter überprüft.
Seiten 10 bis 12 und 14: Die Ultraschall-Untersuchungen
Während der Schwangerschaft werden drei Ultraschall-Untersuchungen als Vorsorgeuntersuchungen angeboten. Die Ergebnisse werden auf den Seiten 10 bis 12 im Mutterpass festgehalten. Kommt es bei den Untersuchungen (Screenings) zu Auffälligkeiten, werden auch die Ergebnisse weiterer Untersuchungen an dieser Stelle dokumentiert.
Seite 13: Kurven für einen normalen Verlauf der Kindesentwicklung
Auf dieser Seite tragen die behandelnden Ärzte die Ergebnisse der drei Ultraschall-Untersuchungen in eine Kurve ein. Daraus lässt sich im Mutterpass ablesen, ob das Wachstum des Kindes normal verläuft.
Seiten 15 und 16: Abschließende Untersuchung und Gesamtbeurteilung
Die Seiten 15 und 16 im Mutterpass dokumentieren zunächst eine Zusammenfassung des bisherigen Schwangerschaftsverlaufs. Hinzu kommen Messdaten des Kindes wie Größe, Gewicht oder Lage vor der Geburt. Weitere Informationen zu Komplikationen im Wochenbett, einem bestehenden Dammriss oder zur Rückbildung der Gebärmutter werden eingetragen, bevor die Mutter aus der Klinik entlassen wird. Auch die Ergebnisse der Abschlussuntersuchung sechs bis acht Wochen nach der Geburt werden auf Seite 16 festgehalten.
Ab Seite 17 ist im Mutterpass Platz, um eine Folgeschwangerschaft zu dokumentieren.
Wichtige Abkürzungen im Mutterpass und ihre Bedeutung
Der Mutterpass enthält – häufig auch aus Platzgründen – zahlreiche Abkürzungen, die nicht immer auf den ersten Blick verständlich sind. Hier findest du die wichtigsten verwendeten Abkürzungen:
- Mit einem Plus- oder Minuszeichen wird grundsätzlich das Vorhandensein oder Fehlen eines Merkmals gekennzeichnet. Das betrifft etwa die Herzaktivität des Babys, Kindsbewegungen oder zum Beispiel das Vorliegen von Eiweiß oder Blut im Urin der Frau. Statt eines Minuszeichens wird manchmal auch ein durchgestrichener Kreis eingetragen.
- o.B. bedeutet im medizinischen Kontext immer "ohne (krankhaften) Befund".
- Rh pos./Rh neg.: Hiermit ist der Rhesusfaktor gemeint. Neben der Blutgruppe ist der Rhesusfaktor eines der wichtigsten Merkmale des Blutes. In Europa sind etwa 15 Prozent der Frauen rhesus-negativ. Sie erhalten während der Schwangerschaft eine Sensibilisierung mit Anti-D-Immunglobulinen, um zu verhindern, dass der mütterliche Körper Abwehrstoffe gegen das Kind bildet.
- LSR: LSR ist die Abkürzung für Lues-Such-Reaktion. Bei dieser Blutuntersuchung wird nach Lues-Bakterien (Syphillis) gesucht. In den Mutterpass wird nur eingetragen, ob der Test durchgeführt werden, nicht das Ergebnis.
- HBs-Antigen: Nach der 32. Schwangerschaftswoche, möglichst nah am Geburtstermin, wird das Blut der Schwangeren auf Hepatitis B untersucht. Bei einem positiven Ergebnis erhält das Neugeborene nach der Geburt eine Hepatitis-B-Impfung.
- Im Gravidogramm wird der Fundusstand (= Oberkante der Gebärmutter) vermerkt: Abkürzungen wie N/Na (Nabel), S (Symphyse/Schambein) oder Rb/Ribo (Rippenbogen) geben an, von wo aus die Messung erfolgte. Die Zahl sagt aus, wie viele Fingerbreiten gemessen wurden.
- Auch Daten aus den Vorsorgeuntersuchungen finden hier Platz: Hb etwa gibt den Eisenwert im mütterlichen Blut an, RR syst./diast. den oberen und unteren Blutdruckwert der Schwangeren.
- Die Ergebnisse einer vaginalen Tastuntersuchung können mit den Kürzeln P (Portio), C (Cervix), CK oder MM (Cervikalkanal, Muttermund) angegeben werden, beispielweise wenn der Muttermund fingerdurchlässig ("fidu") ist oder ein verkürzter Gebärmutterhals (zum Beispiel C1 = einen Zentimeter lang) vorliegt.
- Plazentalok./-struktur gibt an, wo sich die Plazenta innerhalb der Gebärmutter befindet (etwa Placenta praevia, Hinterwand- oder Vorderwandplazenta) und wie sie beschaffen ist, also ob zum Beispiel Verkalkungen vorliegen.
- Über die zuletzt ermittelte Kindslage geben die Abkürzungen SL (Schädellage), BEL (Beckenendlage) und QL (Querlage) Aufschluss.
- Nach der Geburt werden in den Mutterpass die Geburtslage (SL, BEL oder QL) eingetragen sowie erste Untersuchungsergebnisse des neugeborenen Babys wie der sogenannte Apgar-Score.
Zahlreiche Abkürzungen im Mutterpass betreffen auch die Messdaten der Ultraschall-Untersuchungen. Lies hier mehr mehr über die Messdaten in der Schwangerschaft.
TargetVideo